Mit gutgekühltem Rucksackbier über die Fränkische Linie


Publiziert von Schubi , 1. Februar 2023 um 20:35.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge
Tour Datum:28 Januar 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 373 m
Abstieg: 373 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Weggabelung bei den Hartsteinwerken Schicker, nördlich Rugendorfs.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Kürzlich weilte ich mal wieder in der alten Heimat. In meinem Landkreis Kulmbach interessant sowohl im Sinne einer Landschaftsstufe als auch erdgeschichtlich ist der dortige Abschnitt der sog. Fränkischen Linie: sie ist eine der bedeutendsten Verwerfungslinlien Europas und führt von Südthüringen im Nordwesten quer durch Oberfranken bis weit in die Oberpfalz südöstlich. Dabei durchsetzt sie die gesamte Erdkruste bis in eine Tiefe von über 30 km. Entlang der Linie wurde das nordostfränkische Grundgebirge vor 100-50 Mio. Jahren auf die westlich vorgelagerten Gesteine aufgeschoben und damit kräftig hochgehebelt. Einer ihrer markantesten Stellen ist die Stufe, die zwischen Seibelsdorf und Kupferberg weithin sichtbar den Frankenwald über das Obermain-Hügelland heraushebt. Für ein Wiedersehen mit den alten Freunden Jörch und Matze legte ich nun eine Route entlang dieser Stufe an, die uns auch zu zwei Erhebungen darin führen sollte: zur Markgräflichen Höhe und zur Radspitz. Während ich für die Planung zuständig war, sorgten die Jungs *wie schon bei der letzten gemeinsamen Runde für Speis und Trank.

Den Soundtrack zur Tour wiederum steuern Rush bei, denn die hörten wir früher wie heut recht gern.

Schon seit einigen Tagen liegt Schnee und bei den vorherrschenden frischen Temperaturen müssen wir uns keine Sorgen machen, dass das Bier in unseren Rucksäcken warm wird. Start südlich unterhalb der Stufe in der Nähe von Rugendorf. Auf Hikr haben die Gegend übrigens bereits die Kollegen *georgb und *Curi vorgestellt, mit Touren von anderen Startpunkten aus. Zunächst bergan entlang des Hohlmühlbachs durch den Höllgrund, vorbei auch an einem Diabas-Steinbruch. Bei der Querung des Bachs im oberen Drittel des Grunds schickt mich der Jörch noch ein paar Meter den Bach entlang herauf, denn dort gibt es eine kleine Fallstufe zu entdecken. Von da kurz unterholzig direkt hoch zum Weg. Der bald erreichten Asphaltstraße folgen wir links herauf und durchstiefeln den Weiler Oberehesberg. Direkt danach tut sich eine offene Hochfläche auf, wo der Blick nun weit nach Westen schweifen kann: wir haben sozusagen die Oberkante der Fränkischen Linie erreicht. Bäume und Sträucher sind von Schnee und Frost verzaubert. Im leichten Auf und Ab nun durch diese stimmungsvolle Winterlandschaft nordwestlich weiter. Leider reicht der Fernblick heute nicht ganz fern, aber an den meisten Tagen kann man hier weit ins Obermainische Hügelland sowie südostwärts zum Fichtelgebirge schaun. Zur Regenerierung der im Aufstieg verbrannten Kalorien wird am Aussichtspunkt Staffelberg-Blick eine erste Hopfenkaltschorle genossen. Noch ein Stück dem "Frankenweg 1" gefolgt, dann rechts ab und über diverse Forstwege auf der Nordostseite des "Stufen-Rückens" (vorbei auch an der netten Kirchbühlkapelle) erstmal hoch zur Markgräflichen Höhe (635 m). Wie erwartet/befürchtet ist sie natürlich komplett baumbestanden und den schönen Talblick kann man gerade so zwischen den Stämmen erahnen ... wurscht, einen Grund, um mit einem nächsten frischen Bier auf den Gipfelerfolg anzustossen, bietet der Ort allemal. Forstwirt Jörch schlägt vor, nochmal mit der Säge heraufzukommen, um eine baumfreie Aussichtsschneise anzulegen. Wir halten das für eine diskussionswürdige Idee.

Den Hinweg zurück bis zur Kapelle und dort rechts dem beschilderten Weg zur Radspitz gefolgt. Kurz vor ihrem Erreichen gibt's rechts unterhalb noch einen sehr herrlichen Aussichtspunkt mit Tiefblick auf Seibelsdorf zu entdecken. Er entschädigt etwas die Enttäuschung darüber, dass der Aussichtsturm auf der Radspitze (678 m) geschlossen ist. Offenbar hat der Frankenwaldverein Erfahrungen gemacht mit anstrengenden Mitbürgern, die auf der Turmtreppe ausrutschten und in ihrer depperten Arroganz den Verein als Turmeigner verklagt haben. Aber dass Leut die Verantwortung für ihre eigene Deppertheit zunehmend auf das Allgemeinwesen abschieben, ist ja der Trend der Zeit. Wieauchimmer – wir widmen uns jetzt eh erstmal dem eigentlichen Highlight der Tour: es gibt Bohneneintopf mit Speck, zubereitet auf Matzes praktisch-faltbarer Universal-Feuerstelle und serviert mit röstmalzigem Schwarzbier. Speis und Trank munden hervorragendst und bewegen uns, mit Matzes Falt-Kamin anschliessend noch aweng a Lagerfeuerla zu schürn. Trockenes Brennholz im verschneiten Winterwald aufzustöbern ist grad eine unserer leichtesten Übungen und mithilfe behutsamer Anschür-Technik können wir uns bald am Feuer erfreuen und erwärmen.

Der letzte Teil unserer Rundwanderung ruft, es geht die Stufe der Fränkischen Linie wieder herab: zunächst südöstlich und oberhalb der Häuser von Mittelberg (hier auch gute Einkehrmöglichkeit) aus dem Wald heraus wieder auf eine offene Hochfläche, dort rechts dem markierten "Frankenwaldsteigla" etwas gefolgt. Eindrucksvoll, welch schöne Schneeverwehungen der Wind da oben geschaffen hat. Durchs Gewann Kaltholz runter in den Grund des Mühlgrabens (Weg KU54), wo uns wieder ein murmelnder Bach begleitet. Dann ostwärts oberhalb von Losau vorbei sowie unterhalb von P. 519 herum zurück zum Ausgangspunkt.

Mit auf Tour: Jörch und Matze

Fazit: sichtbare Erdgeschichte hin, geschlossene Aussichtstürme her – wichtig war, dass das Bier nicht warm wurde, der Bohneneintopf jedoch schon. Unabhängig davon: in der alten Heimat ist's halt immer schön :-)

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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