Mera (III) - Klosterbesuche & der falsche Peak - nach Ramailo Danda (3276m)


Publiziert von Kris , 31. Dezember 2022 um 16:31.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum:28 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 800 m

Immer noch geschwächt wache ich in Pangom auf. Die Sperrholzbretter-Bude hält keine Kälte und keinen Wind ab. Ich friere und das in meinem Schlafsack mit -10° Komforttemperatur. Es kostet Überwindung, aus dem Schlafsack zu steigen und die Sachen für die Träger zusammenzupacken. Aber es hilft ja nichts. Ich klammere mich zumindest an den Gedanken, dass die heutige Etappe lt. Beschreibung deutlich kürzer ausfallen sollte als gestern - aber weit gefehlt.. 

Nach einem eher dürftigen, da kalten, Frühstück in der lieblos geführten Lodge sind wir froh, das Weite zu suchen. In anderen Lodges erleben wir dies ganz anders. Wieder werfe ich mir vor Abfahrt eine Ibu rein und genieße noch kurz den Ausblick über das Tal, bevor wir Pangom verlassen und direkt nach "dem Ortsausgangsschild" nach links abzweigen. Dort erwarten uns schlanke einhundert Höhenmeter steilster Treppen, die zu einem kleinen Kloster führen, welches wir noch besichtigen wollen. Nach einigem Schnaufen, kommen wir oben an und werden erst einmal eingeräuchert, was für meinen Husten mittelmäßig förderlich ist.

Ansonsten ist das Szenario wie ein Filmausschnitt aus Sieben Jahre in Tibet. Wir werden freundlich empfangen und dürfen auch - ohne Schuhe und Mütze - den quietschbunten Gebetssaal betreten. Nima erklärt uns einige Hintergründe, u.a. dass die Mönche lebenslang im selben Kloster verweilen, wenn sie sich nicht freiwillig für ein weltlicheres Leben entscheiden. Früher mussten umliegende Familien sogar zwingenderweise den dritten Sohn an das Kloster abtreten, falls vorhanden. Geprägt ist das einfache Leben von gleichen Abläufen und Mantras. Letzteren dürfen wir nach dem Schlagen des Gongs auch beiwohnen. Alle Mönche nehmen ihre Plätze ein, darunter die Vorsteher in der Mitte und stimmen gewöhnungsbedürftige Gesänge und Perkussion an. Auch wenn es fremdartig erscheint, dennoch faszinierend und ungemein offenherzig. Zwar dürfen wir - freiwillig - am Ende dem Kloster etwas spenden, dennoch findet hier nichts hinter verschlossener Tür statt. Ein Umstand den sich westliche Welten gerne öfter abschauen können..


Nachdem wir insgesamt sicherlich anderthalb Stunden im Kloster verbracht haben, schreiten wir die nur ca. 200hm durch Himalaya-Dschungel hinauf zum Pangom La-Pass. Teile der Gruppe sind sehr schnell unterwegs - nicht mein Tempo allgemein, nun - unfit - noch weniger. So wandele ich eher am Ende der Gruppe und bin froh über jede Pause. Die erste längere nehmen wir uns dann an besagtem Pass und schießen Gruppenfotos vorm vermeintlichen ersten Nahblick auf den Mera Peak. Im Nachhinein weit gefehlt, da es sich hierbei nicht um den Mera Peak, vermutlich eher um den benachbarten Naulekh handelt.

Nach dem Durchschreiten zweier Täler sind wir nun in "unserem" Tal angekommen, in welchem wir nun bis ans Ende schreiten werden - dem Hinku-Tal. Nun geht es auf und ab und auf und ab, an vereinzelten Häusern vorbei eher abwärts bis in eine etwas größere Siedlung, die allerdings noch nicht unsere Mittagsstation darstellt. Nach dem Durchqueren einer Senke über - wieder mal: Treppenstufen - und etwa weiteren 45min und einem steileren Bergauf kommen wir dann aber doch noch bei unserer Jausenhütte an. Der Blick wandert nach oben und wir erspähen unser Tagesziel - Ramailo Danda auf knapp 3300m. Es sieht allerdings ziemlich steil aus und ich schlucke etwas, da ich nicht viele Reserven mit mir rumschleppe. Das schreit nach der nächsten Ibu.

Viel Appetit bringe ich nicht mit beim Mittagessen, aber es gibt zumindest etwas Kräftigung. Das Ende der Pause sehne ich nicht hierbei, aber auch die letzte Etappe für heute will in Angriff genommen werden. Spoiler: die versprochenen 900hm in der Tourenbeschreibung überschreiten wir deutlich, ebenso die die Abstiegsmeter. Nicht das einzige Mal, dass die Tourenbeschreibungen die Entfernungen und/oder die Gegenanstiege vernachlässigen. Wir passieren kleine Wasserfälle, in den Fels gehauene Felsstufen und wieder viele, viele Treppen. Weiter oben am Hang wird es dann nochmal richtig steil und erdig und ich muss mehrmals stoppen, um durchzupusten. Bald kommt eine Lodge zum Vorschein, die wir aber nicht nehmen - zu früh gefreut. Es geht nochmal 30hm weiter nach oben in unser Nachtlager. 

Die Lodge liegt exponiert auf einem Bergrücken und bietet schöne Aussichten über das Hinku-Tal. Wir richten unsere Sachen ein und genießen den Nachmittag und Abend am Kamin. Da mein Fieberthermometer leider kaputt gegangen ist, leihe ich eins aus der Gruppe aus und bekomme dankenswerterweise noch Aspirin Complex dazu, was mir durch die nächsten beiden Tage hilft. Das erste Mal bietet die Lodge auch Everest-WLAN an, welches überall im Solokhumbu über Parabolspiegel(?) zum Laufen gebracht wird. Wir löhnen etwa 8 EUR (1000 nep. Rupien) für 15h Wlan respektive 1 GB und es passiert: nichts. Wir sind hier einfach zu remote, und setzen das Geld in den Sand. Das klappt in den späteren Lodges besser. Ich genieße trotzdem Momos zum Abend auch ohne großen Appetit und langsam wird auch das Wohlbefinden besser.. die nächste Etappe wartet schon..


KONDITION 3/5
ORIENTIERUNG 2/5
TECHNIK 1.5/5
EXPONIERTHEIT 1.5/5

Tourengänger: Kris


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