Mera (IV) - über steile Treppen und Baumstammbrücken ins Nirgendwo - Chhetra Khola (3100 m)


Publiziert von Kris , 7. Januar 2023 um 23:12.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum:29 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 580 m

So langsam, auch durch die Einnahme diverser Medikamente, werden meine Grippe(?)-Beschwerden besser. Wie sich aber heute wieder auf dieser - zumindest gemessen an den Höhenmetern - kleineren Etappe zeigen soll, ist die Fitness aber nicht on point. Die Anstiege quäle ich mich meistens eher nach oben und bin bezüglich der Geschwindigkeit regelmäßig am Ende der Gruppe angesiedelt. Sind dies schlechte Vorboten für die weiteren Touren? - es stimmt mich zumindest bedenklich.

Unser Schlafort Ramailo Danda liegt auf knapp 3300m und bietet schon schöne Ausblicke in Richtung Mera Peak. Diese genießen wir zur morgendlichen Stunde, während des Frühstücks und dem Packen sowie Verschnüren unserer Taschen durch die Träger. Die umliegenden Berge sind aber immer noch über 3000 Höhenmeter über uns. Zumindest hat - bisher - niemand höhenseitige Beschwerden und wir können frohen Mutes das heutige Auf und Ab genießen. 

Zuerst steigen wir von einem waldigen Bergrücken über - natürlich - Treppenstufen hinab bis zu einem kleinen Wasserfall und Bachlauf. Hier machen wir unsere erste Pause. Ich werfe mir vorsichtshalber immer noch Ibus während dem Laufen ein und die zunehmend trockene Luft fordert ihren Tribut - der Husten wird eher stärker als weniger. Der berüchtigte "Khumbu" Husten oder doch noch Grippe, oder beides? Ersterer erwischt fast alle unvorsichtigen Geher. Einziges Gegenmittel: Tag und Nacht Tücher vor Mund & Nase - was auch nur eingeschränkt angenehm ist. So sind unsere Wege zwar technisch einfach, aber sind deswegen in der physischen Anforderung dennoch nicht zu unterschätzen.

So schleppe ich mich bis zur Mittagspause durch das ständige Hoch und Runter und bin wie immer in den letzten Tagen froh über die Pause. Kredenzt wird eine Tüten-Nudelsuppe, die zumindest mit frischem Gemüse aufgepimpt wird. Am Ende genau das richtige gegen die Erkältungssymptome. Der Appetit ist dennoch erst eingeschränkt wieder da. Da wir einige Zeit auf unser Essen warten, genießen wir länger den Blick über das Hinku-Tal und die Sonne. Die ansässigen Hunde tun es uns gleich. 

Nach einigen üblichen Ginger-Lemon-Tees geht es an die zweite Hälfte des Tages - der Weg von der Gurase Dada Lodge bis nach Chhetra Khola, wahrlich ein Ort im Nirgendwo. Sicherlich der "most remote" Ort der Tour. Höhenmeter sind zwar weiter durch das Auf und Ab zu gehen, die Höhe bleibt allerdings am Ende ziemlich gleich - bei 3100m, also etwas niedriger als am Vortag. Nach dem Passieren einer weiteren Lodge, der "letzten 4G Lodge" (was auch immer das heißen mag - der Handyempfang war es nicht..) geht es nun an die technische Schlüsselstelle des Trekking-Parts. Wie soll es auch anders sein: es handelt sich dabei um Treppen (geträumt habe ich von denen!) Diesmal aber deutlich exponierter und sogar durch eine Kette gesichert nehmen wir die sehr steilen Treppen und kriechen eher nach oben. 

In der Rückschau von der anderen Seite des Hangs sieht diese Konstruktion gerade zu abenteuerlich aus (vgl. Bildergalerie). Genauso abenteuerlich sind die letzten Meter nach Chhetra Khola, die über einen halben Baumstamm samt "Baumstamm-Leiter" zu gehen sind. Hier wird ein größerer Bach, die Wasserzufuhr von Chhetra Khola, gequert. Ich bin froh angekommen zu sein und nehme mein Einzelzimmer in Beschau. Es ist so klein, das kaum Rucksack und Tasche hineinpassen - zumindest wenn man die Tür noch schließen mag.. Strom gibt es hier nicht und daher auch kein elektrisches Licht. Der Weg hinunter zum Toilettenhäuschen (eigenes Toilettenpapier nicht vergessen, das wird richtig teuer weiter oben!) ist steil und rutschig. Wer nicht die Bergschuhe anziehen mag, muss hier arg aufpassen, sonst ist die Tour früher vorbei als einem lieb ist.

Trotz der Einfachheit der Unterkunft fühlen wir uns wieder sehr willkommen aufgenommen und es ist ein Fest, was die Nepali aus den einfachen Mitteln an Speisen zaubern und wie sie ihr Leben hier meistern. Zwar sind sie nur saisonal hier oben in den eigens gebauten Lodges (gibt es auch erst seit ca. 10 Jahren..), allerdings müssen trotzdem oft Kleinkinder über Monate "bespaßt" werden. Wir sitzen noch bis ca. 20 Uhr in der Lodge, dann geht so langsam das Kaminfeuer zum Wärmen und Kleidung trocknen aus. Ich kuschele mich in den Schlafsack und bin froh über meinen E-Book-Reader, den ich im Schlafsack umklammere um keine kalten Finger zu bekommen .. morgen geht es ab nach Khote und damit auf ca. 3600m ÜNN.


KONDITION 2-5/5
ORIENTIERUNG 1.5/5
TECHNIK 2/5
EXPONIERTHEIT 2/5

Tourengänger: Kris


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