Pulver gut am Wiriehorn 2304m

"Pulver gut, Unterlage schlecht", so müsste der Titel korrekterweise lauten. Aber das ist auf der Alpennordseite zurzeit kaum zu vermeiden. Das letzte Wochenende vor Saisonstart der Wiriehorn-Bahnen wollte ich unbedingt für diese Tour genutzt haben. Wobei, auch nachher kommen Skifahrer und -türeler einigermassen gut aneinander vorbei. Und man kann sich bei Bedarf erst noch den Aufstieg verkürzen. Wem Ruhe und Einsamkeit wichtiger sind, kann dann immer noch auf den alternativen Zustieg ab Tiermatten ausweichen.

Ein früher Start ist um diese Jahreszeit unnötig, schon gar nicht bei diesen Temperaturen. Und das Risiko, den ganzen Berg anspuren zu müssen, wollte ich ebenfalls klein halten. Das sollte sich als weiser Entscheid herausstellen. Der Erstaufstieg nach Nüegg (1415m) erfolgt auf beliebiger Linie im Pistenbereich, welche zurzeit erst am Entstehen ist. Da muss noch einiges geschehen. Alternativ kann man die Mittelstation auch auslassen, indem man direkt über den Enetchirelallmi-Hang aufsteigt.

Als Hors d'Oeuvre vor dem Wiriehorn sozusagen genehmige ich mir den Abstecher zum Homad (1879m), sonst wäre mir die Tour etwas mager ausgefallen für den prächtigen Wintertag. Das empfiehlt sich besonders, vor oder nach Saisonschluss - oder am läuft dann halt am Pistenrand. Glücklicherweise ist bereits angespurt, so stehe ich bald oben bei der Bergstation und geniesse einen schönen Blick auf den Hauptanstieg und generell allerhand Diemtigtaler Gipfelpreziosen. Wer mag, könnte sich nun höheneffizient über die SE-Flanke zum Sattel P. 1737 runterbescheissen (s. SAC-Tourenkarte). Aber dadurch entginge mir die erste Pulverabfahrt und ohnehin sieht der Hang wenig anmächelig aus.

Bei ca. 1560m felle ich wieder an und folge nun der angespurten Route Richtung Wiriehorn, vorbei am erwähnten Sattel. Die NNW-Flanke markiert die Schlüsselstelle der Tour: einerseits wegen dem Bewuchs, andererseits weist sie eine gewisse Steilheit auf. "Welche arme Sau musste bloss diesen Hang mit dem bodenlosen Pulverschnee anspuren?", frage ich mich. Bald werde ich es wissen. Trotz Spur muss ich im ruppigen Gelände vereinzelt würgen. Fast oben laufe ich zu einer Vierergruppe Gleitschirmflieger auf, welche die harte Büez für mich erledigt haben. Danke. Ski & fly, genial, im nächsten Leben dann. 

Auch die Fortsetzung über den Gipfelhang wurde vor etwa einer halben Stunde angespurt. Uff, da hat man mein Timing aber gestimmt. Oben auf dem Wiriehorn (2304m) ist bereits einiges los, überraschend viele Türeler sind von Tiermatten zugestiegen. Das wäre mir heute nicht in den Sinn gekommen, schon gar nicht für die Abfahrt. Ich studiere die nahen Gipfel, vor allem am Niesengrat, und versuche Spuren zu erkennen. Da wurde doch schon einiges gemacht heute: Ochse, Hohniese und sogar das (oft verschmähte) Schmelihorn. Und natürlich auch der benachbarte Gurbsgrat, den ich kurzerhand als Ziel für den morgigen Tag wähle.

Die Abfahrt verläuft pulvrig. Wobei es immer mal wieder unangenehm kratzt. In den flacheren Bereichen liegt gar zu viel Neuschnee für rassiges Cruisen. Zuletzt in willkürlicher Routenwahl über den Pistenbereich, wo die Kanonen auf Hochtouren laufen, zurück zum Ausgangspunkt. Talaufwärts läuft der Verkehr, den "richtigen" Winterauftakt wollte sich heute offenbar kein Schneesportler entgehen lassen.


Zeiten (kum)
1:35  Homad
3:10  Wiriehorn
3:40  Riedli