Rocca Busambra (1613 m) - auf den höchsten Berg der Monti Sicani


Publiziert von 83_Stefan , 16. Juni 2022 um 16:16.

Region: Welt » Italien » Sizilien
Tour Datum:22 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Sicily   Western Highlands 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die SS118 (Marineo/Corleone) südlich des Lago dello Scanzano verlassen und auf asphaltierte Straße via Ficuzza hinauf in den Bosco della Ficuzza. Wo die Asphaltdecke endet, verzweigt sich die Straße; dort scharf links weiter und auf einigermaßen brauchbarer Schotterstraße nach Osten zur Alpe Cucco am Nordfuß der Rocca Busambra. Nicht nach links in die Einfahrt zur Alpe abbiegen, sondern auf der Schotterstraße weiter, bis nach rechts der Steig zur Rocca Busambra abzweigt (Wanderschild). Einige Parkgelegenheiten am Rand der Schotterstraße.
Kartennummer:OpenTopoMap

Die Rocca Busambra erhebt sich im Inneren Westsiziliens und ist mit ihren 1613 Metern der mit Abstand höchste Berg der Monti Sicani. Mit ihrer beeindruckenden Nordwand ist sie keine einfache 08/15-Erhebung, sondern erinnert sogar etwas an die schneidigen Berge der Dolomiten. Obwohl der Normalweg zu ihrem Gipfel nicht sonderlich schwierig ist, wird sie nicht allzu oft besucht. Dies liegt vermutlich daran, dass die Orientierung nicht immer ganz einfach ist, außerdem dürfte die südliche Sonne bei dem einen oder anderen nicht unbedingt groß die Wanderlust befeuern. Trotzdem sollte man sich aufraffen, denn wenn man den Normalweg mit einem Abstieg über den zackigen Ostgrat kombiniert, erhält man eine absolute Traumtour.

Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich an der Schotterstraße südöstlich der Alpe Cucco am Nordfuß der Rocca Busambra, wo der Anstieg zum Gipfel abzweigt. Hier ist das Ziel ausgeschildert. Man folgt der schwachen Fahrspur durch eine licht mit Bäumen bestandenen Wiese. Bald geht die Spur in einen gelegentlich markierten Steig über, der im Wald eine kurze Steilstufe in einer felsigen Rinne überwindet. Anschließend wird der Wald wieder verlassen und man quert in südlicher Richtung hinüber in flaches Weidegelände. Hier trifft man auf einen Wegweiser mit dem Ziel "Cima Rocca Busandra", der vom Steig nach rechts in Richtung des Gipfels weist. Das Schild ignoriert man am besten und folgt dem Steig zu einem umzäunten Weideareal. Hier hält man sich rechts und durchquert die Weide auf dürftigen Spuren. Nachdem man das Gelände an einem Durchschlupf wieder verlassen hat, wird die Spur wieder deutlicher und führt durch freies Gelände auf einen breiten Rücken hinauf. Dort verläuft sie sich.

Ziel ist der Kamm, der sich weiter oben am Rücken ausprägt. Man darf sich nicht von deutlichen Viehspuren nach links in die Flanke verleiten lassen, sie führen lediglich zu einer Rinderweide. Stattdessen steigt man am Rücken bergauf. Wo dieser in den Kamm übergeht, prägt sich wieder eine deutliche Trittspur aus, die bald darauf eine wenig ausgeprägte Scharte erreicht. Hier erblickt man rechter Hand den eindrucksvollen Nordabsturz des Ostgrats der Rocca Busambra. Kurz nach der Scharte wird ein Viehzaun durchschritten, danach heißt es aufpassen: Der Steig folgt nicht dem deutlich aufsteilenden Kamm nach oben, sondern quert nun undeutlich in der Flanke unterhalb des Grats eine flache Wanne zu einzelnen Baumgruppen (vereinzelt Steinmänner). Ab hier finden sich hin und wieder Markierungen und der Steig ist recht gut ausgeprägt: Er führt ein gutes Stück fast ohne Höhengewinn unter dem Grat nach Westen, bis er in Serpentinen steil auf diesen hinauf leitet.

Durch eine mit Gräsern bewachsene Senke im hier breiten Grat gelangt man hinüber zum Vorgipfel mit einer großen, eingezäunten Tafel. Hier hat man einen formidablen Blick die schaurig-steile Nordwand hinunter auf den Wald von Ficuzza sowie bis zum Meer. Zum nahen Hauptgipfel folgt man dem hier unschwierigen Grat westwärts, in wenigen Minuten ist man drüben. Am höchsten Punkt finden sich eine umgekippte Gipfelsäule sowie eine Madonna, der Ausblick ist enorm. Die Rocca Busambra ist in weitem Umkreis der mit Abstand höchste Berg, insofern gestaltet sich der Rundumblick fast grenzenlos und umfasst weite Teile Innersiziliens sowie einen Teil der Küste. Tief drunten am Fuß des Berges spannt der Wald von Ficuzza sein artenreiches Blätterdach auf, aus dem sich die fahlgraue Nordwand der Rocca Busambra erhebt.

Wer nicht am Aufstiegsweg absteigen möchte, dem empfiehlt sich der lange Ostgrat der Rocca Busambra. Man kehrt dorthin zurück, wo der Normalweg der Grat erreicht hat. Anstelle dem Steig hinunter in die Flanke zu folgen, steigt man hinauf zu einer Zwischenerhebung mit kleinem Metallkreuz. Ab hier schnürt sich der Grat deutlich zusammen. Ohne größere Schwierigkeiten folgt man dem aussichtsreichen Grat abwärts, stellenweise weicht man etwas in die Südflanke aus. Es folgt ein steiler und felsiger Gegenanstieg (T4, I) zum östlich gelegenen Nebengipfel, bei dem man ein Hindernis links (nordseitig) umgeht. Vom Nebengipfel hat man nochmals einen schönen Rückblick über den bewältigten Gratabschnitt bis zum Vorgipfel mit der großen Tafel.

Vom Nebengipfel folgt man dem Grat nur noch ein Stück abwärts bis zu einem ausgesetzten Abschnitt, der von Süden her mit Gestrüpp überwuchert ist und nach Norden sehr steil abbricht. Hier verlässt man den Grat und steigt durch plattiges Gelände zwischen Gestrüpp steil nach Süden hinunter in die flache Wanne mit dem Aufstiegsweg (Schlüsselstelle bis T5, II). Auf ihm geht es anschließend zurück zum Ausgangspunkt.

Schwierigkeiten:
Rocca Busambra via Normalweg: T3 (beim Anstieg zum Grat, sonst T2; Spürsinn erforderlich).
Abstieg am Ostgrat: T5, II (Schlüsselstelle beim Abstieg vom Grat nach Süden kurz nach dem Nebengipfel, sonst bis T4, I; wem die Schlüsselstelle zu schwierig ist, der kann vom Nebengipfel am Grat ein Stück zurück und dort nach Süden hinunter steigen).

Fazit:
Eine herausragende 5*-Unternehmung mit technisch relativ einfachem, nicht immer ganz leicht zu findendem Aufstieg und kurzweiligem Abstieg am Ostgrat. Aufgrund der isolierten Stellung des Berges sind großartige Ausblicke bei gutem Wetter garantiert, man wird sich kaum sattsehen können. An der Rocca Busambra ist angenehm wenig los, der lohnende Ostgrat dürfte kaum begangen werden.

Mit auf Tour: Francesca.

Kategorien: Monti Sicani, Gruppenhöchste, 5*-Tour, 1600er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (2)


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dulac hat gesagt:
Gesendet am 4. Juli 2022 um 18:41
Hallo Stefan,

schön, daß Ihr auf dem Monte Pellegrino die Rocca Busambra nicht nur ins Visier genommen habt, sondern auch tatsächlich hinaufgestiegen seid.

Und Danke für den ausführlichen Bericht und die exzellenten Fotos, die mir sehr geholfen haben, die Erinnerungen an diese schöne Tour vor langer Zeit wieder etwas aufzufrischen!

Als ich zunächst nur die Bewertung T5 II gelesen hatte, habe ich zunächst allerdings doch ein wenig gestutzt, so schwierig hatte ich die Besteigung nicht in Erinnerung gehabt.

Und das sollte ich damals in den Siebzigern tatsächlich geschafft haben? Doch bald war mir klar, das hatte mit dem Ostgrat zu tun, den ich wohl nicht einmal in Erwägung gezogen hätte. Also eher T2 und maximal T3 auf meiner damaligen Route, denn als besonders anspruchsvoll hatte ich die Besteigung eigentlich nicht empfunden.

Doch so oder so, ein Gipfel, dessen Besteigung überaus lohnt und der Deine 5* in jedem Fall verdient.


LG Wolfgang

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Juli 2022 um 21:32
Hallo Wolfgang, danke für deinen Kommentar. Die Rocca Busambra war für mich das absolute Highlight der zahlreichen Unternehmungen auf Sizilien, aber nicht die einzige 5*-Tour. Der Berg bleibt mir besonders in Erinnerung.

Genau wie du würde ich den Normalweg als T2 mit wenigen Stellen T3 einschätzen, aber man muss etwas Spürsinn mitbringen. Der Grat ist eigentlich meist Gehgelände und auch nicht besonders schwierig, aber wo wir ihn verlassen haben war es durchaus anspruchsvoll. Ich schätze, da gibt es deutlich günstigere Stellen. Viele Grüße!


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