Rustikal um den Rotenkopf, Teil 1: links und rechts des Ofersbächles


Publiziert von Schubi , 24. Mai 2022 um 17:12.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:29 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 412 m
Abstieg: 412 m
Strecke:6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lierbachtal, und zwar da wo die Hirzigstraße den Lierbach kreuzt (Altes Lierbach-Schulhaus, Parkmöglichkeit). Das wäre auch der Ausgangspunkt für die sich anbietende, im Intro erwähnte große Runde in Kombi mit *dieser Fortsetzungstour.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Das Lierbachtal im Nordschwarzwald ist bekannt-beliebt durch die Allerheiligen-Wasserfälle (für die Touristen) und die Wände des Eckenfelsens (für die Sportkletterer). Genau dazwischen liegt der eher unbekannte Rotenkopf (629 m). Er ist einer der vielen westlichen Ausläufer-Bergrücken des Nordschwarzwald-Hauptkamms, begrenzt vom Ofersbächle (nördlich) und dem Rotenbach (südlich). Auf und neben ihm sind einige (womöglich kraxelbare) felsige Stellen zu finden, so jedenfalls sagt es mir die topografische Karte. Da keine Namen dafür verzeichnet sind, ging ich von eher unbedeutenden/kleinen Felsen aus. Ein Irrtum, wie sich vor Ort zeigen sollte.

Hier nun der Bericht zur ersten, nördlichen Hälfte einer als geschlossene Rundtour gedachten Kraxelwanderung (von dann insg. 8,3 km und 544 hm mit einigem Weglos-Anteil). Der zweite Teil ist *dieser Bericht hier. In GPX-Form sind anbei Gesamt- und nördliche Teil-Runde hinterlegt.

Als Soundtrack zu Touren wie dieser haben Vetiver übrigens I Must Be In A Good Place Now geschrieben.


Start im Lierbachtal, und zwar da wo die Hirzigstraße den Lierbach kreuzt (Altes Lierbach-Schulhaus, Parkmöglichkeit). Ich folge dem hier von Norden dazukommenden Ofersbächle bachaufwärts bis kurz vor der Stelle, wo das Asphaltsträßchen den Bach ein zweites Mal quert, denn da zeigt die Topokarte eine steil zum Bach abfallende Nase auf. Ich steige weglos unterholzig in den Uferhang, dann die Fallinie der Nase hoch, entdecke einen kleinen weggerutschten Aufschluss von Rothliegendem, aber sonst erstmal kein felsiges Terrain. Hoch bis zum nächsten Forstweg und über weitere Wirtschaftswege herauf an die Westnase des Rotenkopfs. Hier zeigt die Karte Felsiges an und tatsächlich winkt dieses schon oben hinter den Bäumen hervor. Eine schöne Granitrippe finde ich hier, gut gestuft und eingebettet in urige Vegetation. Nah an der Kante dieses kleine Grats geht es rasch herauf. Etwas vor seinem Abflachen oben quere ich bereits links/nordöstlich rüber und stiefle über blockiges Geröll horizontal und wieder etwas tiefer. Eine weitere, kürzere Rippe wird durchstiegen, dann weiter nordöstlich. Die Hangneigung nimmt stark zu und es schimmert nun massiveres Felsiges durchs Gehülz. Etwas herab, um bessere Sicht zu haben: das scheint ein größeres Trumm zu sein. Tatsächlich steht hier ein markant-schöner Felsturm im Wald, ein Name ist auf der Karte für ihn nicht zu finden. Ich bin beeindruckt.

Nun weiter den Nordhang des Rotenkopfs gequert: nach einer Senke noch einen kraxelbaren Felsen entdeckt, den ich an seiner Westseite über ein schmales Band und wenige, erdige Tritte erklimme. Dahinter weiter im bewaldeten Steilhang: ich entdecke eine versteckte Felskanzel und östlich nahebei einen besonders schön verwitterten Fels, der tatsächlich die Form einer Treppe hat, und das auch noch zur Bergseite hin ;-) So eine Einladung lasse ich mir nicht zweimal geben und steige rasch die moosigen Stufen herauf. Oben ein netter Blick ins Tal des Ofersbächles. Aus unten zitiertem Link schliessend besteht das Teil wohl aus Plattenporphyr. Danach den nordöstlich benachbarten namenlosen Tobel herabgestiegen (hier teils auch Reste eines aufgelasssenen Forstwegs), wieder runter zum Talgrund.

Auf dem Sträßchen kurz talaufwärts und dann links über Wirtschaftswege in den Hang des hier steil ins Tal abfallenden namenlosen Bergs (P. 675) nebenan, das Gewann hat den Namen Eichwald. Und tatsächlich stehen hier jeden Menge Eichen, ungewöhnlich für diesen Teil des Schwarzwalds. Eine auf der Karte sichtbare nahmenlose Felsgruppe finde ich rasch oberhalb des Wegs, es ist ein wuchtiges Granit-Trumm, gegliedert durch einige Verwitterungs-Rinnen. Vielleicht kraxelbar erscheint mir davon nur die rechteste, also mal hereingestiegen,für's geschmeidige Klemmen aber ohne Rucksack. In circa der Mitte wird mir es zu heikel, immer mehr wichtige Stellen sind locker bis brüchig, also leider wieder abgestiegen. An der rechten Seite des Trumms dann durch Blöcke auf seine Oberseite gekraxelt und mal die versuchte Aufstiegsroute begutachtet: schwer zu sagen, ob das Sinn gemacht hätte ... aber wurscht, weiter oben im Hang locken weitere Felsgruppen. Sie sind zergliederter und ziehen sich oft länger horizontal durch den Berghang. Ein rechter Spaß, hier auf Bändern und durch kurze Rinnen herumzukraxeln, Einige Felspartien haben netterweise mehrere "Etagen". Eingebettet sind sie in das Leuchten von frisch ergrünten Eichen und Buchen. Ein lichter Wald sozusagen, und mal das genaue Gegenteil von Schwarzwald ;-) Von einer der Kanzeln aus entdecke ich am vorhin besuchten Hang des gegenüberliegenden Rotenkopfs, nur etwas nordöstlicher, sogar eine weitere, wandige Felspartie: noch ein Grund für einen erneuten Besuch ... Durch vier, fünf Felsgruppen geht es nun noch, bevor ich aus Zeitgründen beschliesse, es für heut gut sein zu lassen. Der Abstieg führt über das hier reichlich vorhandene, leider sehr fliessende Porphyr-Granit-Grus-Geröll, es ist mehr ein Rutschen und Surfen als Steigen. Dann runter in den Talgrund, diesmal wegen geplanter Touren-Fortsetzung und damit verbundener Gangbarkeit in östlicher Schleife: erst Forstweg, dann weglos GPS-geführt herab, und zwar um die Straßenbrücke unten noch vor der Bach-Querung zu treffen, schliesslich am Ofersbächle entlang zurück zum Wagen.

Fazit: Erkundungstour in einer sehr ruhigen Ecke mit so einigen schönen Entdeckungen und Kraxelpartien zwischen genussreich, astreich und vergeblich. Unterm Strich mal wieder ein Seitental mit Potential (um mir unbeabsichtigt noch einen Reim drauf zu machen ;o) Die Forsetzungstour gibt's *hier.

Folgendes Antiquarisches habe ich zur hiesigen Geologie gefunden:

"Es bleibt nun noch die Schilderung der im nordöstlichen Theil der Section vorkommenden Plattenporphyre übrig. Die größte Ausdehnung erlangen dieselben auf beiden Seiten des mittleren Lierbachthals in den gegenüberliegenden Stöcken des Hauskopfs, der Eckefelsen und des Rothenbacher Kopfes ..."
Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Baden, 1863, 16. Heft, S. 14

"... während seine Fortsetzung, der Rothenbacher Kopf, oben durch eine Reihe spitzer Zacken gekrönt, weit malerischere Formen darbietet."
Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Baden, 1863, 16. Heft, S. 15


"Von der Steinkohlenbildung sind auf der Section Oppenau nur zwei abgerissene Lappen vorhanden ... Der nördliche liegt ... zum größeren Theile auf der linken Seite des Lierbaches, wo er sich von dem Eckefelser Hofe über den Holzplatz nach dem Hirzighofe herüberzieht. Der Rothenbach, ein kleiner, tief eingeschnittener Zufluß des Lierbachs, entblößt am Holzplatze das beste, über 80“ hoch aufgeschlossene Profil der Schichtenreihe ..."
Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Baden, 1863, 16. Heft, S. 17


Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen


Tourengänger: Schubi


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