Leichtes "Wenig schwierig"


Publiziert von ralfzurich , 24. März 2022 um 18:42.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Hinterrhein
Tour Datum:12 September 2021
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-TI   Gruppo Rheinwaldhorn   Gruppo Zapporthorn   Gruppo Cima Rossa 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:öV bis Hinterrhein, Tunnel Nordportal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:öV bis Hinterrhein, Tunnel Nordportal
Unterkunftmöglichkeiten:Zapporthütte

Am Gipfel staunten wir nicht schlecht: Der einzelne Bergsteiger schien schon länger oben zu sein und machte keine Anstalten, wieder absteigen zu wollen. Einzeln am Rheinwaldhorn unterwegs und bei wolkendurchzogener, kühler Ungemütlichkeit Ewigkeiten auf dem Gipfel bleiben? Der Rest der Gruppe habe nicht die gleiche Route (Südgrat) nehmen wollen wie er. Er warte jetzt auf seine Kollegen. Die müssten gleich ab dem Adulajoch ankommen ... Seltsame Haltung, fanden wir: Gerade als Erfahrener orientiert man sich doch an den Schwächeren der Gruppe und unterstützt sie, statt sie allein zu lassen?

Der Rest seiner Gruppe war immer noch nicht auf dem Gipfel angekommen, als wir uns wieder an den Abstieg machten. 50m unterhalb vom Gipfel kamen sie uns dann doch entgegen. Einer der Bergsteiger schien recht am Ende seiner Kräfte. Und sie wollten noch absteigen bis zur Zapporthütte! Na dann, viel Spass ... Wir kündigten dem Hüttenwart noch an, dass die Gruppe wohl etwas länger brauchen würde bis zu ihm. Und hoffen, dass alle heil angekommen sind.

G. und ich aber erlebten eine ausführliche und sehr genussvolle Tour bei trockenen Verhältnissen auf Mittelerde ;) ;) ;)

Details zur Route
  • Im SAC Tourenportal ist die Route mit "WS, I" angegeben. Für mich ist die Route ein klares "L": einfaches Gehgelände (Geröll, einfacher Blockgrat), einfache Firnhänge, kaum Spalten. Zitate aus der Berg- und Hochtourenskala des SAC
  • Digital Detox: Ab Ende Schiessplatz hat es auf der gesamten Tour keinen Handyempfang
  • Der Weg ab Hinterrhein zur Hütte dauert 3.5h. Auch im Abstieg. Uns schien es nicht, als könne man da ernsthaft etwas beschleunigen. Das muss man berücksichtigen, wenn man den letzten Bus ab Hinterrhein erwischen möchte.
  • Ab der Hütte bis P.2405 ist es mit Steintürmchen gut markiert. Auf dem Rückweg, bei ca. 2340m, am Übergang von der Ursprung-Ebene zurück in das Schlucht-ähnliche Gelände, führen die gut sichtbaren Steintürmchen zu hoch hinauf. Man sucht, aber findet irgendwann keine weitere Markierung. Und stellt fest, dass der Weg 20m tiefer entlang führt. Der Abstieg dorthin ist zwar unschwierig. Trotzdem kann man sich diesen Umweg sparen. Muss dazu aber gut aufpassen: Nach der Erkundung am Vortag kannten wir am Gipfeltag die Stelle zwar im Abstieg, mussten aber trotzdem suchen, bis wir den richtigen Weg fanden.
  • Zur Strecke ab P.2405 bis zum Einstieg auf den Grat, der von der Läntalücka hinüber führt zum Läntagletscher, gibt es einiges zu erwähnen. Ich mache dafür einen separaten Abschnitt.
  • Der Blockgrat ist superbreit. Manchmal tritt man auf Felsen, die luftig eingeklemmt liegen zwischen Kollegen. Gewackelt hat keiner
  • Ab Ende Fels/Anfang Gletscher bis zum Gipfel hat es wirklich die eine oder andere Spalte. Anseilen ist daher Pflicht.
  • Im Abstieg probierten wir, über die Ostflanke des Gletschers abzusteigen, um uns den Rückweg über den Blockgrat zu sparen und auch sonst abzukürzen. Der Schnee war so aufgeweicht, dass wir keinen Grip hatten mit den Steigeisen. Und abrutschen wollten wir auf 40 Grad steilem Gletscher dann doch nicht. Abstieg daher doch über den Grat.

Details für den Abschnitt ab P.2405 bis zum Einstieg auf den Grat

Aufstieg
  • Ab P.2405 steigt man nordwestwärts auf entlang eines Wasserlaufs. Es hat ausreichend Steintürmchen zur Orientierung. Ob die im Nebel alle zu sehen wären das bleibt unklar.
  • Bezogen auf die kleine Ebene rund um P.2712 steigt man so auf, dass man die Ebene an ihrem südwestlichen Rand berührt.
  • Von dort führt der Weg westwärts über eine Rippe hinauf bis ca. 2750m. Ab dort quert der Weg nordwärts regelmässig leicht ansteigend und mehrere Bachläufe querend, bis man ab gut 2800m in steileres, fels- und grasdurchsetztes Gelände kommt.
  • In dieser steileren Passage ist die Wegspur im Aufstieg immer gut zu erkennen. Selten braucht man die Hände für das Fortkommen
  • Auf ca. 2900m wird deutlich, dass man die Läntalücka während der gesamten Tour nicht berührt. Stattdessen führt der Weg so bald als möglich aus dem steileren Gelände heraus links auf die flacher ansteigende Flanke, welche sich südlich der Läntalücka ab dem Grat abwärts erstreckt.
Abstieg
  • Vom Gipfel kommend lieber bis am Schluss ganz oben auf dem Grat bleiben, statt zu früh in die verlockende linke Flanke abzusteigen und dort ostwärts zu queren. In der Flanke hat es mehrere lockere Geröllstellen und verstecktes Eis, auf welchem man ohne Steigeisen vortrefflich ins Rutschen kommt
  • Der Weg aus der Flanke oberhalb Läntalücka zurück in die steilen Passagen ist nicht leicht zu finden. Steintürmchen sind uns keine aufgefallen. Zu weit rechts kommt man in zu steiles Gelände, zu weit links steigt man zu tief ab. Erst nach mehreren Versuchen hatten wir wieder eine Wegspur gefunden
  • Auch den Übergang aus dem steilen Gelände in die hohe Querung 2800-2750m haben wir im Abstieg verpasst. Wir liessen uns von einer Geröllrine verleiten, stiegen zu früh ab, und landeten in gröberem Blockgelände. Klar kann man auch da absteigen. Bequemer wäre es aber schon auf den Wegsouren gewesen. Man muss aufpassen. Westlich von P.2712 sind wir dann wieder auf die eigentliche Route gekommen.

Tourengänger: ralfzurich


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