Rustikal rund um die Schlichem-Klamm


Publiziert von Schubi , 19. August 2021 um 15:07. Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:15 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Aufstieg: 256 m
Abstieg: 256 m
Strecke:10,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW: Wanderparkplatz Butschhofweg/Ecke Steinet bei Epfendorf. Weitere Parkmöglichkeiten am nahen Fussballplatz. ÖPNV: der Bahnhof von Epfendorf liegt gut 1 km entfernt.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Der Nyns Markus und ich wollten schon längst mal ein Töurle gemeinsam machen, schliesslich mögen wir beide die nicht so bekannten Ecken und Tobel im Südwesten Deutschlands. Was lag also näher, als die ungefähre Mitte zwischen unser beider Wohnorte nach möglichen Exkursionen abzuklopfen: die Gegend rund um Rottweil und das Obere Neckartal. Der Neckar bekommt hier von einigen tief eingeschnittenen Wasserläufen Zufluss, so z. B. auch von der Schlichem: sie durchfräst östlich von Epfendorf in einer Klamm auf sehr beeindruckende Art das hier vorherrschende Gestein, den Oberen Muschelkalk der Schwäbischen Alb.

Und weil man dort so schön auf den flachen Fallstufen im Flußbett gehen kann, ist der Soundtrack zum Tourenbericht diesmal Wade In The Water von Marlena Shaw und Ramsey Lewis.

Im Wesentlichen folgen wir der ausgeschilderten Rundtour "Schlichemklamm", die wir aber mit kleinen und zwei längeren weglosen Abstechern ergänzen. Start/Ziel ist am hier verlinkten Wanderparkplatz am Butschhofweg. Über Wiesen und vorbei an alten Apfelbäumen geht es nun in den ersten, noch nicht ganz so wilden Teil der Schlucht. Hier verzeichnet die Karte aber einen von Norden dazukommenden (namenlosen) Tobel, und den schaun wir uns natürlich mal (weglos) an. Erstaunt sind wir, wie viel Schwemmholz und auch riesengroße Felstrümmer (weit neben dem eigentlichen Bachbett) herumliegen, die Hochwasser diesen Sommers haben hier offensichtlich stark gewütet. Wir überkraxeln so einige querliegende Bäume, viel Gestein, und bemerken, wie weich die links und rechts vom Wasserlauf angeschwemmte Melange aus Schlamm, Geröll und Lehm ist. Rustikal geht es so im und nebem dem Bachbett ca 300 m den Tobel hoch. Zurück gehen wir durch die Südflanke, denn darin macht uns eine Felswand aus dem hier typischen Kalkgestein neugierig. Aber zu steil und zu bröselig ist sie leider für spontane Kraxeleien ...

Wieder auf dem markierten, sehr schön geführten Pfad, darauf weiter nach Osten. Es geht über eine Wiese im hier noch breiten Tal, kurz entlang eines Sträßchens und an der Infotafel hoch zur Ruine Irslingen, die auf einem kleine Hügel am Gehöft Butschhof mitten im Tal steht. Auf der Topokarte sieht man, dass dieser Hügel in früheren Zeiten von der Schlichem umflossen wurde: "Die Schlichemklamm entstand im Bereich des heutigen Umlaufbergs beim Butschhof, der vormals als Talsporn an seiner schmal gewordenen Wurzel durch die Schlichem durchschnitten wurde. Einen Gefälleanstieg von 10 m bewirkte die Laufverkürzung an der Durchbruchstelle, wodurch sich die Erosionskräfte stark erhöhten. So konnte sich die Schlichem noch tiefer einkerben, schuf imposante Steilwände und einen strukturreichen Bachabschnitt mit Wasserstürzen und Gumpen." (Quelle)

Kurz vor der Ruine macht mich Markus auf eine kraxelbare kleine Felspartie aufmerksam, die natürlich freudigst durchstiegen wird. Es wird leider die einzige Fels-Kraxelei heute bleiben. Danach auf gleichem Pfad vom Ruinen-Hügel wieder herab und gleich links runterüber ein Brückle, nun wieder pfadig dem Lauf der Schlichem gefolgt. Nun folgt der spannendste Teil der Tour, die eigentliche Klamm: tief eingeschnitten zwischen Kalkfels-Wänden hat sich die Schlichem hier ihren Weg gesucht und dabei an mehreren Stellen breite, aber eher flache Fallstufen in ihr Kalkstein-Bett gezaubert. Diese Stufen stehen nicht komplett unter Wasser und laden so zum bequemen Drauf-Entlanglaufen und Erkunden ein. Der Pfad geht nun entlang mehrerer Windungen immer nah nördlich der Schlichem entlang, aber an einigen Stellen ist es einfach und lohnend, die paar Meter herab zum Wasser zu steigen, teils kann man unten ein Stück parallel gehen, je nach Wasserstand. Die Felswände wirken wie aus kleinen übereinandergestapelten Kalk-Bauklötzen zusammengesetzt, im Walddunkel schimmern sie hell. Teils werden sie am Fuß direkt von der Schlichem berührt und ausgeschliffen, auch einen recht frischen Felssturz sehen wir, vermutlich dem Starkregen im Juli geschuldet. Interessant, wie instabil Kalkgesteine tlw. sind und wie sie verwittern.

Bei der Ramsteiner Mühle dann links über die Brücke und auf einem Pfad oberhalb der Gebäude westlich in die Höhe. Auf der Hochfläche vergessen wir leider, einen Abzweig-Abstecher zu nehmen der uns zu einer Aussicht übers Tal gebracht hätte, wir gehen direkt um das Hofgut Ramstein nördlich herum und dann wieder westlich. Dort (Geißhalde) verlassen nochmals die markierte Route und stapfen weglos zur bewaldeten Kante herüber, wo die Hochfläche jäh ins Schlichem-Tal abfällt. Wir tun das in der Hoffnung, dort nochmals erkundbare Felspartien zu finden, Höhenlinien und Geländekante auf der Topo-Karte sind der Anlass. Aber das Terrain ist lediglich sehr steil und hat nix Felsiges. Vor lauter Enntäuschung vergessen wir sogar, die am Waldrand wachsende Truppe von vermutlichen Parasolpilzen mitzunehmen :-( Immerhin einen Vorteil hat der Abstecher: die schnell heranziehenden dunklen Wolken aus Westen bringen nämlich ein kleines Gewitter mit. Wie gut, dass wir Regen, Hagel und Sturm im Schutz des Waldes abwarten können, natürlich etwas entfernt von den höchsten Bäumen. Zentrum und Blitzschläge des Gewitters bleiben zum Glück auch in einiger Distanz.

Ein paar Tropfen haben wir zwar abbekommen, aber wir sind ja net aus Zucker. Weiter geht es, einmal um den oberen Einschnitt des zu Beginn begangenen namenlosen Tobels herum, und bald kommt sogar wieder die Sonne dazu. Der weglose Abstecher mündet wieder in die markierte Runde, es geht vorbei an einem schönen Aussichtspunkt mit Wegkreuz und Sitzbank (Kreuzhalde), der Weg senkt sich danach wieder ins Neckartal herab. Hier nochmals schöne steil-pfadige Partien mit tollen Blicken runter zum sonnenglitzernden Neckar. Ein kurzer zweiter Schauer erwischt uns, lustigerweise sind wir dabei umgeben von direktem Sonnenschein – so mag ich den August! Unten an einem Wohnplatz vorbei, nochmals die Schlichem überquert und bald stehen wir wieder an unseren Autos.

Fazit: erstmal Dankschön an Markus für dieTourenidee! Es hat sehr viel Spaß gemacht, mal gemeinsam loszuziehen und zu erkunden. Die gute Laune auf unserem Töurle konnte auch das Gewitter im letzten Drittel nicht trüben. Die Schlichen-Klamm ist ein sehenswerter Ort und für deutsche Mittelgebirgs-Dimensionen durchaus beeindruckend. Sie ist in der Region sicher nicht unbekannt, aber an diesem sonnigen Sonntag hatten wir beileibe nicht den Eindruck, dass sie überrannt wäre. Vielleicht liegt's daran, dass es keine Einkehrmöglichkeit gibt und der nächste Parkplatz etwas entfernt liegt. T3+/I nur für die Abstecher, sonst T2.

Tourengänger: Schubi, Nyn
Communities: Photographie


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2021 um 22:03
Danke für den tollen Bericht!

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. August 2021 um 07:12
Gerne doch!
Bis zum nächsten Mal …


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