Gössnitzkopf (3096 m) über den Grat vom Gössnitzkopfbiwak


Publiziert von LeiOaEisn , 26. Juli 2021 um 16:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schober-Gruppe
Tour Datum:18 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die Gössnitzscharte ist zu Fuß aus dem Gössnitztal (Elberfelder Hütte) und aus dem Debanttal (Lienzer Hütte) erreichbar.
Unterkunftmöglichkeiten:Gössnitzkopfbiwak, Elberfelder Hütte, Lienzer Hütte
Kartennummer:AV 41 - Schobergruppe

Bei der Gössnitzscharte, dem Übergang zwischen Lienzer und Elberfelder Hütte, kommt man an einigen hohen Gipfeln vorbei, die alle nicht leicht zu besteigen sind. Am naheliegendsten ist noch der Gössnitzkopf, der nur knapp 400 m höher ist als die Scharte, und unterhalb dessen auch eine kleine Biwakhütte steht.

Wir waren zu zweit auf dem Weg von der Elberfelder zur Lienzer Hütte, was Teil unserer zwölftägigen Tour durch die Schobergruppe war. Das Wetter war zwar nicht wirklich gut, aber es waren keine Gewitter vorhergesagt und auf dem Weg bis zur Scharte hatte es nicht geregnet. Deshalb entschlossen wir uns, zum Biwak aufzusteigen und den Grat zum Gössnitzkopf (ich allein) zu probieren, was ich hier beschreibe.
Den Übergang über die Gössnitzscharte habe ich in einen eigenen Bericht ausgelagert; alle weiteren Berichte zur Mehrtagestour findet man hier: https://www.hikr.org/tour/post162494.html

Als ich beim Wirt der Elberfelder Hütte zum Weg auf den Gössnitzkopf nachgefragt hatte, hatte er mir von der Begehung der Rinnen zum Gipfel wegen des losen Gerölls abgeraten. Als Skitour bzw. bei guter Schneelage im Frühsommer zu Fuß sei der Gössnitzkopf aber deutlich einfacher. Der Grat sollte nicht so brüchig wie die Rinnen sein, aber dafür technisch über einen Zweier hinausgehen. Daher probierte ich den Grat vom Biwak aus.

Zügig geht es zum Biwak von der Scharte markiert und ausgeschildert (T3). Dann folgte ich einfach dem Grat. Auf der ersten Hälfte zum Gipfel geht das noch ganz gut, denn der Grat ist nicht besonders steil, und die Kletterstellen (bis II) sind schön fest und nicht sehr ausgesetzt.

Danach wird der Grat steiler und auch recht scharf. Ich kann mich nicht mehr an alle Details erinnern.
Jedenfalls war ein Aufschwung so schwierig, dass ich rechts in die Flanke auswich. Dort war es auch sehr ausgestzt mit steilen Felsplatten und nur kleinen Griffen und Tritten. Ich konnte kaum mehr vor noch zurück. Irgendwie schaffte ich es dann doch wieder auf den Grat hinauf (II, möglicherweise III).
Einen weiteren Aufschwung umging ich, indem ich links in eine steile, bröslige Schuttrinne hinüberkletterte und diese Rinne wieder bis zum Grat aufstieg (I - II). Ich weiß nicht, ob das die gleiche Rinne ist, die auch BigE17 in seinem Bericht erwähnt hat.
Weiter oben, kurz vor dem Gipfel, kam ich nämlich noch einmal an eine ähnliche Stelle, wo man eine ausgesetzte Gratpassage durch Abklettern in eine Rinne umgehen könnte. Dort bin ich aber auf dem Grat geblieben (II, aber sehr ausgesetzt). Ganz zum Schluss bin ich etwas nach rechts über einen Rinnenausläufer auf den Ostgrat und so zum Gipfel hinauf (I).
Insgesamt wäre es wohl deutlich einfacher gewesen, im Kar östlich des Südgrats möglichst weit aufzusteigen, wie von BigE17 oder Ötzi II beschrieben.

Auf dem Gipfel war es mittlerweile bewölkt und es fing leicht zu tröpfeln an. Daher machte ich mich schnell an den Abstieg. Da ich die ausgesetzten oder brösligen Passagen nicht zurückklettern, sondern schnell hinunterkommen wollte, ging ich in die Westflanke des Gössnitzkopfs. Diese ist nicht besonders steil, aber die Blöcke sind sehr lose; bei jedem Schritt muss man damit rechnen, dass etwas abrutscht. Kurze Kletterpassagen (I - II) waren auch dabei, aber die Hauptschwierigkeit waren definitiv die ganzen losen Blöcke. Wahrscheinlich ist die Variante von BigE über die Rinne weiter nördlich einfacher. Um nicht so lange im unangenehmen Geröll abzusteigen, querte ich in die rechte Seite des Kars, wo Schneefelder waren. Diese waren angenehmer zum Absteigen bzw. Abfahren. Wo es etwas flacher wurde, querte ich nach links Richtung Biwak, wo ich unterhalb eines Felskopfes noch zwei weitere Schneefelder abfahren konnte. Dort folgte ich erst dem Talboden, dann den grasbewachsenen Moränenrücken (oder Oser?) links des Talbodens. Mittlerweile regnete es stärker und ich war froh, nicht mehr klettern zu müssen. Ich erreichte den markierten Weg zur Lienzer Hütte auf etwa 2450 m. Auf diesem Weg traf ich dann auch meine Begleitung wieder und wir gingen zur Lienzer Hütte hinab.

Der Südgrat zum Gössnitzkopf ist also insgesamt schon möglich, aber eigentlich nur versierten Bergsteigern mit Kletterausrüstung zu empfehlen, denn dann kann man auf dem durchgehend festen Grat bleiben. Will man den zweiten Schwierigkeitsgrad nicht überschreiten, sind die Rinnen südöstlich des Gipfels oder die Rinne zum Nordgrat trotz losen Gesteins wohl einfacher.

Tourengänger: LeiOaEisn


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