Gössnitzkopf (3096m) und Südliche Talleitenspitze (3119m) - nicht zu unterschätzen


Publiziert von BigE17 , 2. Dezember 2019 um 22:31.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schober-Gruppe
Tour Datum:18 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz kurz in Richtung Debant, davor nach Nußdorf abzweigen und entlang der langen Straße ins Debanttal hinein, bis zum Parkplatz Seichenbrunn.
Unterkunftmöglichkeiten:Lienzer Hütte Elberfelder Hütte

Hallo Leser und Leserinnen.
Ich habe in den letzten Jahren einige relativ ausgefallene Touren unternommen. Da über diese sehr wenig bis gar keine Informationen im Internet vorhanden sind, habe ich mich dazu entschlossen, über diese Berichte zu veröffentlichen. Ich werde im Laufe der Zeit über ein Dutzend Berichte von Touren schreiben, die ich in den Jahren 2016, 2017 und 2018 unternommen hatte. Wegen der Aufzeichnungen auf OruxMaps kann ich die Touren noch relativ genau beschreiben. Leider haben meine Tourenpartner und ich nicht allzu viele Bilder, fast ausschließlich Gipfelfotos. Doch das sollte kein Problem sein.

Den Anfang machen der Gössnitzkopf und die Südliche Talleitenspitze in der Schobergruppe. Über beide Gipfel existieren nur wenige Quellen, einige von denen sind auch noch Winterbesteigungen. Beide Gipfel sind in der kalten Jahreszeit den risikofreudigen Bergsteigern vorbehalten. Die Beschreibungen für Sommertouren sind nicht ganz korrekt und einige leichtere alternative Anstiege auf den Gössnitzkopf werden nirgends erwähnt. Die Südliche Talleitenspitze ist hingegen wirklich nur durch Klettern erreichbar. Ich unternahm diese Tour zu zweit.

Die Wettervorhersage war an diesem Tag nicht allzu gut, deshalb war ein früher Start obligatorisch. Vom Parkplatz Seichenbrunn fuhren wir mit dem Mountainbike über den stellenweise doch etwas steileren Weg zur Lienzer Hütte. Von nun an folgten wir zu Fuß dem Steig, der über die Gössnitzscharte zur Elberfelder Hütte führt. Nach einem Steilhang gleich zu Beginn, wurde das Gelände schnell flacher und es ging in angenehmer Steigung empor, zwischendurch gab es auch immer wieder Flachstücke. Die geschliffenen Felsen wirkten irgendwie bizarr, die hohen Gipfel in der Umgebung (Glödis, Hochschober, Klammerköpfe,...) ragten weit gen Himmel.

Das Gelände war sehr angenehm zu gehen, vom Blockgelände, das typisch für die Schobergruppe ist, fehlte jede Spur. So erreichten wir schließlich das große Plateau der Gössnitzscharte, wo wir den Weg verließen. Vor uns lag ein großes Kar, umrahmt von 2 imposanten Graten, die beide zum Gössnitzkopf emporführen. Der Gipfel war aber noch nicht zu sehen. Am linken Grat kurz oberhalb der Scharte befindet sich das Gössnitz-Biwak, wir besuchten es jedoch nicht. Unser Ziel war es, den linken Grat - den Südgrat, an einer guten Stelle betreten zu können. Eine Flanke, die nicht allzu weit vom Gipfel entfernt auf den Grat führte, bot sich als sinnvollste Möglichkeit an. 

Als wir am Fuß der Flanke angekommen waren, steilte sich das Gelände ganz plötzlich sehr auf, es wurde äußerst brüchig. So kletterten wir unangenehm nach oben (I), bis wir schließlich den scharfen, steilen Grat erreichten. Dort war der Fels dann auf einmal wunderbar fest. In sehr ausgesetzter Kletterei ging es kurz am Grat entlang (II), doch schon bald war Schluss. Ein Ausweichen in die rechte Flanke war unmöglich, deshalb kletterten wir links ausgesetzt kurz ab (II). So erreichten wir eine steile Schuttrinne, über die wir uns hoch auf den obersten Teil des Grates wühlen konnten. Vor uns lagen noch zwei kurze steile Aufschwünge, die aber kein Problem mehr waren (I).

Auch wenn der eine oder andere Gipfel in Wolken gehüllt war, war die Fernsicht wirklich toll, leider versperrten teilweise die höheren Gipfel der Schobergruppe etwas die Sicht. Nach der Gipfelrast begannen wir mit dem Übergang zur Südlichen Talleitenspitze. Allzu einladend sah der aber nicht aus. Wir probierten es aber trotzdem. Der Abstieg zur Scharte zwischen den beiden Gipfeln war unschwierig. Hier erkannten wir, dass wir links durch eine südseitige Rinne ohne Kletterei absteigen könnten.

Doch nun begann der Spaß: Einige steilere Zacken stellten sich uns in den Weg. Wir blieben nur ganz kurz am Grat, dann wichen wir in die steile Nordflanke aus, wo wir dann auch eine Weile blieben. Es war relativ ausgesetzt und abschüssig, zwischendurch mussten wir auch ein wenig klettern, der Fels war nicht perfekt, aber auch nicht schlecht (I-II). Nach einer Weile in der Flanke erreichten wir vor dem letzten steilen Aufschwung wieder den Grat. In festem Fels überwanden wir den steilen Aufschwung überraschend einfach (II). Nun befanden wir uns beim Gipfelsteinmann, der ausgesetzte höchste Punkt war noch ein paar Meter weiter südlich, den wir natürlich auch noch erkletterten (II, Reitgrat).

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast stiegen wir über denselben Grat vorsichtig wieder hinunter in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Diese Strecke war länger als wir vermuteten. Nun begann der Abstieg durch die südseitige Rinne. Sie war sehr steil und die Steine waren gerade groß genug, sodass wir nicht abrutschen konnten. So hieß es, langsam und mühsam an Höhe zu verlieren. Nach 2 Kurven mündete die Rinne in ein riesiges Blockfeld - typisch für die Schobergruppe. Während des Aufstieges mussten wir keine 10 Schritte im Blockgelände gehen, doch jetzt ging es so richtig los und verfolgte uns hinunter bis auf unter 2500m...

Zuerst hieß es, den ersten steilen Hang abzusteigen, um flacheres Gelände zu erreichen. So verloren wir nur sehr langsam Höhe, das Gehen war äußerst mühsam. Nach einem Knick nach links wurde es wieder steiler, aber immer noch schrecklich zu gehen. Es folgte noch ein kurzes Flachstück und ein weiterer Hang. Dann ging es noch um die 100 Meter leicht absteigend dahin, bis wir endlich aus dem Blockgelände herauskamen. Dann war es auch nicht mehr weit bis zum Aufstiegsweg. Entlang von diesem gelangten wir wieder zurück zur Lienzer Hütte. Kurz bevor wir die Hütte erreichten, gerieten wir noch kurz in den Regen.

Nach einer Einkehr begann die Abfahrt mit dem Mountainbike. Während mein Tourenpartner nur bis zum Parkplatz abfuhr und mit dem Auto ins Tal fahren musste, nutzte ich die Gelegenheit, mit dem Rad bis ins Tal nach Hause zu fahren.

Erwähnenswertes:

1. Der Aufstieg von der Gössnitzscharte ist nicht - so wie leider oft behauptet wird - ein 1. Schwierigkeitsgrad. Wir stiegen bei der letzten sinnvollen Möglichkeit auf den Grat auf. Ein späterer Aufstieg wäre sehr heikel gewesen.

2. Der Aufstieg über die Gössnitzscharte ist trotzdem zu bevorzugen, weil dieser Weg sehr schön ist und nicht durchs übelste Blockgelände führt. Der einfachere Anstieg durch die Rinne extrem mühsam und nicht lohnend.

3. Der Übergang vom Gössnitzkopf ist der einfachste Weg, die Südliche Talleitenspitze zu besteigen. Anstiege von Westen sind um einiges schwerer (II, eine steile Rinne ist zu begehen), der Übergang zur Nördlichen Talleitenspitze auch schwierig (II-III).

4. Skitouren sind nur sehr erfahrenen Bergsteigern vorbehalten.

5. Weil die Tour nicht allzu lang ist, kann man sie auch unternehmen, wenn das Wetter am Nachmittag nicht besonders schön gemeldet ist.

6. Bei Neu- oder Altschnee wird diese Tour sehr schnell ungenießbar.

7. Für alle, die den Schwierigkeiten dieser Tour gewachsen sind, sind diese beiden Gipfel ein echter Geheimtipp. Besonders der Aufstieg von der Gössnitzscharte und der Gratübergang sind sehr schön.

Tourengänger: BigE17


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