Corona-Expedition in die Heimat - an der Grenze der Erdzeitalter


Publiziert von ZvB , 24. Januar 2021 um 07:59.

Region: Welt » Deutschland » Alpenvorland
Tour Datum:23 Januar 2021
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 125 m
Abstieg: 125 m
Strecke:13,9 km
Kartennummer:UK50-40

Wer eine Wanderung entlang der Maisach von Bergkirchen nach Dachau unternimmt, der wird unwillkürlich zum Grenzgänger zwischen den Erdzeitaltern. Im Norden erhebt sich das Tertiärhügelland, das vor ca. 5 bis 2,5 Mio. Jahren entstanden ist. Im Süden erstreckt sich das platte Land, das von den Eiszeiten des Quatärs geformt wurde, zuletzt vor ca. 20.000 Jahren auf dem Höhepunkt der Würmeiszeit. Mir kommt’s vor, als war es erst gestern…


Endlich gibt es Schnee in den Bergen und ich könnte endlich einmal eine Schneeschuhtour auf Schneeschuhen absolvieren. Andererseits bin ich heute spät dran und ein Blick auf die üblichen Webcams am Alpenrand versetzt mich nicht gerade in Hochstimmung. Nach dem üblichen Besuch beim Wertstoffhof setzte ich also auf eine weitere Corona-Expedition in die Heimat. Das Münchenwanderbuch vom Burghardt liefert ja genug Ideen.

Am Ausgangspunkt nahe Bergkirchen findet der Schneeregen noch immer zielsicher seinen Weg zwischen Bekleidung und Haut. Wird wohl eine Schlechtwetterwanderung, könnte also schöne Fotomotive geben. Zunächst geht es zur Kirche auf dem Berg. Der Friedhof bietet einen der besten Ausblicke auf den Lebensraum München und an schönen Tagen bis zu den Alpen. Danach steigt man steil so unweigerlich wie Schalke 04 ab, in die Tiefebene des Quatärs und zur Maisach.

Vom Weg am kleinen Fluss entlang erwarte ich nicht viel und werde gerade wohl deshalb besonders belohnt und überrascht. Ausladende Bäume, seltene Wasservögel und pittoreske Brücken gestalten den schmalen Streifen zwischen Tertiär und Quatär. Beim ständigen Zücken der Kamera bemerke ich bereits, dass die Blitzschuhabdeckung heute etwas locker sitzt und ständig an ihren Platz geschoben werden muss.

Irgendwann erreicht man Günding und wendet sich von den letzten Maisachmetern ab. Man durchquert Wohngebiete, überschreitet eine größere Straße und steht ganz unverhofft vor einer riesigen Wasserfläche. Das ist bereits die Amper, die hier langsam und im Flachen vor sich hindümpelt. Die Nähe zur „Großstadt“ Dachau wird auch schnell klar. Mehr Menschen, weniger Grüßen und noch grimmigere Gesichter. Die Menschen hier sind eben ein besonderer Schlag…

Nachdem man nun die unspektakuläre Mündung der Maisach in die Amper hinter sich gelassen hat, steigt man auch schon wieder auf (es gibt Hoffnung für Schalke 04) ins Tertiärhügelland. Hart westlich von Dachau überschreitet man einen weiteren Geländehöhepunkt mit prächtiger Aussicht, dieses Mal ganz ohne Friedhof. Und wo es einmal bergauf geht, muss es auch unweigerlich bergab gehen. Die letzten „Meter“ führen durch den Breitengraben. Das Wetter ist mittlerweile zu schön zum Fotografieren und deshalb bin ich auch ganz froh, wieder an den Ausgangspunkt in Bergkirchen zurück zu gelangen.

Ja, auch ich habe Gefühle, über die ich sprechen kann: Ich habe Durst und zwar auf ganz viel Kaffee und Kuchen.
Und bei Kaffee und Kuchen war ich dann plötzlich traurig, weil die Blitzschuhabdeckung doch unbemerkt ihren Weg in die Freiheit gefunden hat. Ich hätte sie noch gut gebrauchen können...


Tourengänger: ZvB


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