Taihu / 太湖: Fahrradtour um den drittgrößten See Chinas und Besuch der Wasserstadt Nanxun


Publiziert von DonPico , 1. Oktober 2020 um 15:44.

Region: Welt » China
Tour Datum:26 September 2020
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Ligongdi - West - Xishan Zhangjiawan / 西山张家湾 - Xishan Mingyuewan / 西山明月湾 - Xishan Zhangjiawan / 西山张家湾 - Guangfuzhen / 光福镇 - Wuxi / 无锡 - Yixing / 宜兴 - Nanxun / 南浔 - Ligongdi - West
Kartennummer:keine Karte benutzt

Allgemeines:

Der Tai-See oder Taihu (太湖) liegt westlich von Suzhou und ist über 2200 Quadratkilometer groß. Im Schnitt ist der See nur 2 m tief. Er wird umschlossen von der Provinz Jiangsu (江苏) im Osten, Norden und Westen, sowie von Zhejiang (浙江) im Süden. Die mit Abstand größte Insel ist Xishan (西山). Bekannt ist der See für die Taihu-Steine, zerklüftete und oft zerlöcherte Kalksteine, die in China häufig in Parks und Gärten ausgestellt sind.  Auf den Inseln wird Obst angebaut, und im Herbst werden Chinesische Wollhandkrabben gefangen, die in China als Delikatesse gelten.
Gemeinsam mit zwei anderen deutschen Expats, Stephan und Bernd, plante ich die Umrundung des Sees für die Septembertage vor dem ersten Oktober, dem Chinesischen Nationalfeiertag.
Vor allem westlich und südwestlich des Taihu sind noch etliche sogenannte Wasserstädte erhalten. Diese Städtchen bieten häufig noch zusammenhängende Straßenzüge mit Bauten aus der Qing- oder Mingdynastie. Im Laufe der Jahre habe ich bereits viele dieser oft sehr reizenden Orte besucht. In Nanxun war ich bislang noch nicht, und so plante ich diese Wasserstadt als letzte Übernachtungsstation ein.
 
Anfahrt:

Wir sind direkt in Suzhou losgefahren.
 
Tourenbeschreibung:

1. Tag (26.09.2020): Suzhou – Xishan, 91 km
 
Wir trafen uns um neun Uhr morgens  am Xinghai Square im modernen Zentrum Suzhous. Ziel der ersten Etappe war Xishan, die größte Insel im Taihu. Xishan ist über eine lange Brücke mit dem Festland verbunden. Um zur Brücke zu gelangen, fuhren wir zunächst durch die Altstadt Suzhous, dann vorbei am West Garden und am Hanshan-Tempel. Wir querten den Kaiserkanal und fuhren dann auf die Hügelkette nördlich von Mudu zu, die man in der Mitte queren kann. Auf der anderen Seite wandten wir uns bald nach Süden und umfuhren den Qionglong-Berg ostseitig. Dann war der Taihu erreicht, und eine halbe Stunde später waren wir an der Brücke.
Die Brücke führt über zwei kleinere Inseln in südwestliche Richtung nach Xishan. Auf der Insel bogen wir nach rechts in die Uferstraße ein und gelangten so nach 20 weiteren Minuten an unser Hotel.
Nach einer Mittagspause und kurzer Rast im Hotel machten wir ohne Gepäck noch eine 30 km-Runde über die Insel. Wir führen am Westufer entlang bis Yalulicun, dort querten wir über einen kleinen Pass zum Südufer. Dann ging es weiter über die Ebene im Süden der Insel zum Dorf Mingyuewang. Dort gibt es einige historische Häuser aus dem 18. Jahrhundert zu besichtigen. Nach einem Abendessen in Shigongshan fuhren wir auf der Ostseite der Insel zurück zum Hotel.
 
2. Tag (27.09.2020): Xishan – Wuxi, 70 km
 
Am zweiten Tag fuhren wir zunächst auf der Brücke zurück zum Festland. Dann wandten wir uns nach Norden. Den von einem Tempel gekrönten Yuanshan umfuhren wir auf der Ostseite, und bei Shanhoucun stießen wir wieder zum See. Wir folgten der Uferstraße bis Xiwan und fuhren dann über einen Waldweg bis Guangfu. Dort schauten Stephan und ich uns die alte Pagode an. Angeblich stammt der heutige Bau aus der Tang-Zeit, und wäre demnach mindestens 1100 Jahre alt.
Nach einer kurzen Rast setzten wir den Weg über die S320 nach Norden fort und erreichten über einige Nebenstraßen bei Tongyucun wieder die Uferstraße. Dieser folgten wir nach Norden bis zur Mündung des Wangyu-Flusses, den wir etwas landeinwärts überquerten. Dann fuhren wir noch etwa 20 Kilometer durch Vororte von Wuxi, bis zu unserem Hotel im Binhu-Distrikt im Süden der Stadt. Nach einem kurzen und späten Mittagessen ruhten wir uns aus und fuhren dann zum Abendessen mit dem Taxi in die Innenstadt von Wuxi.
 
3. Tag (28.09.2020): Wuxi – Yixing, 71km
 
Am dritten Tag wandten wir uns zunächst nach Norden und fuhren dann an der Ostseite des Lihu-Lakes zum „Schildkrötenkopf“, einem bekannten Naherholungsgebiet in Wuxi. Wir passierten an dessen Nordwestseite einen Damm und fuhren dann am Südufer des Yugang-Distrikts entlang. Danach kamen wir auf die stark befahrene S320. Nach kurzer Zeit fanden wir einen Lehmpfad, der direkt am Ufer des Taihus entlang führte, so dass wir einige Kilometer nicht an der Straße entlang fahren mussten. Die Freude währte aber nur kurz, und bald mussten wir zurück auf die S320. Wir folgten dieser Straße – die um den gesamten See herumführt – bis in das Dorf Nanxiazhuang. Dort fuhren wir dann auf eine wenig befahrene Parallelstraße, der wir bis kurz vor Yixing folgten. Die letzten Kilometer bis Yixing legten wir dann auf der S342 zurück.
Das etwa 10 Kilometer landeinwärts gelegene Yixing ist zwar nicht klein, aber es bietet kaum Sehenswürdigkeiten. Wir aßen in einer Mall neben unserem Hotel zu Mittag. Stephan machte für den Abend eine weitere Mall mit einigen Bars ausfindig.
 
4. Tag (29.09.2020): Yixing – Nanxun, 101 km
 
An vierten Tag stand mit über 100km die längste Etappe auf dem Programm. Wir verließen Yixing in südlicher Richtung durch den Longbaishan Forest Park und fuhren dann über Dingshuizhen wieder zum See. Bis Jiapuzhen kreuzt die Uferstraße immer wieder die Autobahn G25, danach führt ein gut ausgebauter Fahrradweg bis Huzhou. Kurz vor Huzhou machten wir nach 55 gefahrenen Kilometern Mittagsrast. Nördlich von Huzhou besuchten wir kurz das ringförmige Sheraton-Hotel. Dann überquerten wir einen Kanal, der sehr stark von Lastkähnen frequentiert ist, fast der gesamte Schiffsverkehr auf dem Taihu scheint sich hier zu bündeln. Wir folgten der Ufertraße noch weitere 15 Kilometer und bogen dann nach Süden ab. Wir erreichten unser Tagesziel Nanxun kurz vor 16 Uhr. Unser Hotel lag in der historischen Altstadt in einem sehr schönen, alten Gebäudekomplex. Nach einer Dusche schauten wir uns den nördlichen Teil der Altstadt an. Nanxun ist wirklich ein schönes Städtchen und ich war sofort begeistert von den alten Gassen und insbesondere von den eleganten Brücken. Die Seide aus Nanxun gewann auf der ersten Weltausstellung 1851 in London goldene und silberne Preise, was die Stadt berühmt machte, die Produktion von Seide ankurbelte, und viele Bürger der Stadt reich machte. Aus der Folgezeit stammen viele europäisch anmutende Bauten.
Im Gegensatz zu anderen Wasserstädten wie ZhouzhuangWuzhen oder Tongli wirkt Nanxun natürlicher – die Stadt ist weniger vom Tourismus abhängig. Berühmt ist das Baijianlou – das Haus der 100 Zimmer – ein vierhundert Jahre alter Gebäudekomplex mit Wohngebäuden aus der späten Ming- und der Qing-Dynastie, der sich mehrere hundert Meter beidseitig des Baijianlou-Kanals entlang zieht.
 
5. Tag (30.09.2020): Nanxun – Suzhou, 76 km
 
Am letzten Tag stand ich um viertel vor sechs auf und machte mich um sechs zu einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt auf. Erst ging ich wie am Vortag in den nördlichen Teil, insbesondere noch einmal den Baijianlou-Kanal entlang. Dann ging ich noch kurz in den Südteil. Leider blieb keine Zeit mehr, einige der Bauten auch von Innen anzuschauen.
Um acht frühstückten wir zusammen und um kurz vor neun machten wir uns auf zur letzten Etappe. Zunächst fuhren wir entlang der G318 nach Nordosten, dann die X205 hinauf. Schließlich kamen wir auf der S320 hinein nach Wujiang. In Wujiang querten wir nach Osten und fuhren dann an Tongli vorbei auf der Wusongjiang-Avenue hinein nach Suzhou.
 
Fazit:

Trotzdem man wesentliche Abschnitte an stärker befahrenen Straßen entlang fahren muss, lohnt sich die Tour. Meine Highlights waren die Insel Xishan und die Altstadt von Nanxun. Außerdem fanden wir jeden Tag eine gute Location für ein entspanntes Feierabendbier.

Tourengänger: DonPico


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