Drei Matronen mit langer Leitung


Publiziert von detlefpalm , 24. September 2020 um 16:54.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Eifel
Tour Datum:22 September 2020
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 690 m
Abstieg: 690 m
Strecke:44 Kilometer

Mystik trifft Technik: Auf 94.5 Kilometern  liefert die Wasserleitung bestes Trinkwasser aus Arduenna Silva nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium, also aus der Eifel nach Köln. Bis zu einem Kubikmeter Wasser alle fünf Sekunden. Vor 2000 Jahren.
 
Die Leitung ist der größte antike Technikbau nördlich der Alpen; an ihr lassen sich sehr schön die Leistungen der römischen Vermesser und Ingenieure studieren. Der römische Stand der Technik auf dem Gebiet der Wasserversorgung wurde erst wieder im 19. Und 20. Jahrhundert erreicht.
 
Wir fahren mit dem Rad einige wichtige Stellen ab, auf einem Rundkurs von 44 Kilometern. Make no mistake – dies ist keine beschauliche Kaffeetour, auch wenn man genügend Zeit zum Innehalten einplanen sollte. Mit 690 Gesamt-Höhenmetern und einigen sehr satten Steilstücken sollte man schon ein MTB benutzen, vielleicht sogar ein e-MTB. Einschließlich der Zeit für Sehen und Lernen sollte man mindestens 5 Stunden einplanen, wenn nicht mehr.
 
Wir besuchen Überbleibsel der Röhre, Quellfassungen – auch Brunnenstuben genannt, und Aquädukte, die Täler oder andere Bäche kreuzten. Zwei Dinge finde ich besonders bemerkenswert:
 
Die Leitung hat ein Durchschnittsgefälle von 0.38%. Das sind etwas mehr als 3 Meter auf einen Kilometer – mehr Höhenunterschied pro Kilometer in der Eifel und weniger in der Rheinebene. Der Bau fand gleichzeitig an vielen Abschnitten statt, und höchste Präzision war gefordert, um nicht zu tief an der nächsten Anschlussstelle anzukommen. Zu diesem Zweck benutzen die Römer sogenannt Chorobates, Vorläufer von Wasserwagen, mit denen sie auf ein Promille genau das Gefälle über lange Distanzen hinweg anlegen konnten.
 
Auch benutzten die Römer damals neben den Steinen auch Opus caementitium – eine Art Stampfbeton. Opus caementitium hätte ohne weiteres den heutigen Normen für Beton entsprochen.
 
Die Mystic entfaltet sich dann mehr am Ende der Tour, in Form von kultischen Zentren und der Matronenverehrung. In dem Siedlungsgebiet der Ubier und Eburonen sind die Matronen drei auf einer Bank sitzende Frauen in langen Gewändern. Auf dem Schoß halten sie häufig Fruchtkörbe als Zeichen ihrer Schutz und Segen spendenden Wirkung. 
 
In Zingsheim, am Tempel Vor Hirschberg muss ich es dreimal gucken, bis ich aus fachchinesisch endlich fachinehische Matronen lese. 
 
So richtig betrachten kann man die Matronen am besten an der sogenannten Görresburg. Noch heute werden regelmäßig Blümchen, Nüsse, Pilze, Steinchen und andere Dinge abgelegt. 

Auch bauen wir einen Abstecher zur Kakushöhle - eine der größten offenen Höhlen der Eifel -  mit ein.

Tourengänger: detlefpalm
Communities: Kunst am Wegrand


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