Wanderung an die Linachtalsperre


Publiziert von alpstein , 4. Juni 2020 um 09:54.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 3 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Aufstieg: 630 m
Abstieg: 630 m
Strecke:13,9 km
Kartennummer:WK Zweitälerland

Vor einigen Jahren habe ich den Schwarzwald als Wandergebiet quasi neu entdeckt. Gestern habe ich es endlich geschafft, in der alten Heimat mal vor der Haustüre des Elternhauses loszuwandern. Vöhrenbach liegt im mittleren Schwarzwald am Oberlauf der Breg unweit der Donauquelle. Seit dem Jahr 1244 ist der Ort mit Stadtrechten ausgestattet. Insgesamt drei Mal ist die Stadt abgebrannt, zuletzt im 30jährigen Krieg. In der Postkutschenzeit war die Stadt ein "Verkehrsknotenpunkt" zwischen den  Zähringerstädten Freiburg, Neustadt und Villingen. Im frühen 19. Jhdt. war der Orchestrionbau ein bedeutender Erwerbszweig, welcher der Stadt weltweite Bekanntheit gebracht hat. Der Umstand, nicht rechtzeitig fertig geworden zu sein, hat einem Orchestrion den Untergang mit der Titanic erspart. Das Exemplar steht heute in einem Museum in Bruchsal. Mittelständische Betriebe und das Handwerk sorgen heute für Arbeitsplätze. 77% der 70 km² großen Gemarkungsfläche sind von Wald bedeckt. Letzte Woche kam Vöhrenbach durch die zweite Wolfssichtung in die Schlagzeilen.

Die Linachtalsperre war das Ziel meiner Wanderung. Der eigentliche Ausgangspunkt liegt beim Busbahnhof (797 m). Auf dem Weg dorthin musste ich am Rand vom "Triebeck" feststellen, wie Jahrzehnte genutzte Pfade von der Natur verschlungen werden, wenn man sie nicht mehr begeht. Meine Ausübung eines alten Gewohnheitsrechts wurde aber von niemanden bemerkt/beanstandet. Auf dem Talboden angelangt, wanderte ich über die aufgelassene Bahnlinie, die zum Rad- und Wanderweg umgewidmet wurde, zum  Busbahnhof. Den markierten Serpentinenpfad verließ ich bald, um über den "Pavillon"  die Schneise am Kandelblick zu erreichen, wo ich im Winter wohl viele Monate meines Lebens beim Skifahren verbracht hatte. Der Aufstieg zur Kandelblickhütte sorgte dann auch für die richtige Betriebstemperatur. Schon von Beginn weg war es sehr schwül.

Hier oben ging es dann über Wald- und Forstwege weiter. Zwischendurch hatte ich Sicht bis zur Schwäbischen Alb. Bei guten Verhältnissen würde sie bis zum Hochvogel in den Allgäuer Alpen reichen. Mal über, mal unter der 1000 m - Marke führte mich die Wanderroute zur Kreuztanne (985 m), wo man sich zwischen zwei Wegen zur Linachtalsperre entscheiden muss. Hierher kam ich später auch wieder zurück. Über den Wegweiser Kesselberg (1035 m) stieg ich über die Steinhalde zur Linachtalsperre (850 m) ab. Dass der Stausee bis zum Rand gefüllt ist, hätte ich angesichts des trockenen Frühlings nicht erwartet. Seit die Staumauer grundlegend statisch instandgesetzt wurde, wird der See seit 2007 auch wieder für die Stromerzeugung genutzt und ist auch zu einem touristischen Anziehungspunkt geworden.

Den 1,1 km langen Stausee habe ich dann auf den Uferweg umrundet, der von einer erstaunlichen Blumenpracht gesäumt war. Blaue und gelbe Schwertlilien, Goldpippau, Lupinen, Margeriten, Taglichtnelken und noch mehr präsentierten sich in voller Pracht. Riesige Wolkentürme bauten sich mittlerweile auf und kündigten den vorhergesagten Wetterumschwung an. Bei einer Trink- und Snackpause ließ ich die Landschaft auf mich wirken. Lange ist es her, dass wir hier auch gebadet haben. Heute ist das Baden aus wasserrechtlichen Gründen verboten. Der Amtsschimmel wiehert also nicht nur wegen Corona. Erst zum Schluß kam ich an die imposante Staumauer, die 1925 errichtet worden ist. Nachdem ich die Informationstafeln gelesen und die Mauer von oben und der Talseite abgelichtet hatte, machte ich mich auf den Rückweg.

Ein paar hundert Meter muss man der wenig befahrenen Straße abwärts folgen, bis eine Zufahrt in den Schwanenbach abbiegt. Vier verstreut liegende Schwarzwaldhöfe  befinden sich hier, die zum Teil jahrhundertealt sind. Nach dem Aufstieg zur Schwanenbacher Höhe gönnte ich mir dort eine längere Vesperpause.Über den Schatten eines Baumes war ich dabei froh. Drei Wege standen für den Rückweg zur Verfügung. An der Kreuztanne entschied ich mich für die Mühlsberg-Route, die mich in das "Zigeunerländle", eigentlich heißt es Unteranger, zurückbrachte. Der wohlbekannte Schlußaufstieg, tausende Mal begangen, aus dem "Städtle" zum Elternhaus war der Schlußpunkt der ausgedehnten Runde. Dort hat die Mutter mit Essen und Trinken für das leibliche Wohl ihres Buben gesorgt.

Fazit: Auf der Wanderung wurden alte Erinnerungen wach. Die technischen Anforderungen an den Wanderer sind gering, dafür konnte die in einer Achterschleife durchgeführte Wanderung durch schöne Eindrücke der alten Heimat überzeugen. An den abgelegenen Höfen im Fuchsloch und Schwanenbach kam ich zuletzt im Jahr 1971 in der Nacht zum Karfreitag als "Rätschenbub" vorbei.

Route: Die Wanderrouten ab dem Busbahnhof sind bestens ausgeschildert. Folgt man der Beschilderung ist alles in T1. Die Wanderkarte vom ZweiTälerLand schließt Vöhrenbach gerade noch mit ein.

Energielehrpfad

Informationen zur Linachtalsperre

Tourengänger: alpstein
Communities: Water's songs


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»