Great Glen Way - Affric Kintail Trail - Halbinsel Knoydart


Publiziert von Westfale , 3. April 2020 um 19:04.

Region: Welt » United Kindom » Schottland
Tour Datum:19 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 8 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Inverness per Zug von Edinburgh.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Glenfinnan. Rückfahrt über Glasgow nach Edinburgh.
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche Bothies. Bed and Breakfast in einigen Dörfchen auch zu machen, wenn man denn mag.
Kartennummer:OS Landranger 26,33,40

Ernsthaft? Noch immer kein Wegpunkt in Sourlies? Na dann muss wohl noch ein Bericht her..

Mehrere Bekannte hatten mir vom West Highland Way vorgeschwärmt. Nicht ohne Wirkung. Schnell war klar, dass ich da auch mal nach Schottland musste. Witzigerweise bestellte ich statt des Führers, "West Highland Way", den Führer "Western Highlands", was sich als großer Glücksfall entpuppte. So wurde ich unvermittelt mit der rauen Halbinsel Knoydart konfrontiert. Auch als Schottlands letzte Wildnis bekannt. Hier wollte die Armee in den 1980ern einen Bombenabwurfsplatz errichten. Vollkommen durchgeknallt... Gottseidank sind diese Pläne damals gescheitert.

Im oben genannten Führer werden mehrere einzelne Wege beschrieben, von denen ich drei zu einer Gesamtrunde kombiniert habe. Start in Inverness, dann Richtung Glen Affric, weiter durch das wilde Knoydart bis nach Glenfinnan. Start und Ziel sind per Eisenbahn zu erreichen.

Was in Schottland (ähnlich den USA) ein wenig nervig ist, ist dass jeder sein "private property" mit einem Drahtzaun abgesteckt hat. Es gibt zwar eine Scottish Rights of Way Association, aber anders als auf dem Kontinent kann man meist nicht so ohne weiteres querfeldein laufen, wenn man sich verhauen hat. Das trübt den Spaß mitunter leider ein wenig, die grandiose Landschaft lässt das aber schnell vergessen.

Los ging es in Edinburgh, von wo ich den Zug nach Inverness nahm. Im Zug dann schnell der erste Kontakt mit dem britischen Humor. Einer junge Dame, der ich die defekte Toilettentür nach mehreren Fehlversuchen ihrerseits von außen schloss meinte mit einem Augenzwinkern "you should come inside with me" ;-) Zur Sicherheit natürlich nur. Na das ging ja gut los.

Nach Ankunft in Inverness dann Anschluss zum Great Glen Way. Es war glaube ich Freitagnacht und schon ein bisschen seltsam mit der Trekking-Montur durch das Partyvolk zu laufen.
Weiter dann nach am legendären Loch Ness bis nach Drumnadrochit. Von hier leider ohne richtigen Wanderweg Querfeld ein bis nach Cannich, wo es Anschluss zum Glen Affric Trail gibt. Weiter zur abgelegensten Jugendherberge Europas, dann nach Morvich. Spätestens ab hier entfaltet sich die raue Schönheit Schottland wirklich vollends. Unterwegs schaue ich noch kurz der Neugier halber in die Camban Bothy. Eine gute Seele hat hier tatsächlich ein Sixpack Bier zurückgelassen. Englischer Sportsgeist in Reinkultur, Hut ab, sowas ganz altruistisch übers Herz zu bringen. Überhaupt ist es in den Bothys Kultur, anderen Vorräte etc. zurückzulassen, die man nicht unmittelbar braucht, weil sich z.B. das Ende der Tour naht.

In Shiel Bridge angekommen wird das Wetter ungemütlich. Beginnender Dauerregen auf dem Weiterweg nach Kinloch Hourn. Ab hier ist dann das wilde Knoydart erreicht. Es wird rau und es regent stark. Der Weg ist mehr oder weniger ein Bachlauf. Zudem gibt es noch einige tiefere Furten zu meistern. Ich bin froh, als ich an der Barrisdale Bothy ankomme. Zelten wäre heute alles andere als gemütlich. Hier treffe ich zwei nette Engländer, denen ich mein vermeintliches Leid klage und andeute, dass ein paar Stege unterwegs doch gar nicht schlecht gewesen wären. Ihr Kommentar: "if you want to stay dry, stay at home!"... Ja, stimmt eigentlich. Nochmal britischer Sportsgeist vom feinsten.

Nun kommt das absolute Highlight der Tour, der Weg zum Loch Nevis, Richtung Sourlies Bothy. Diese Hütte ist wirklich malerisch am Meer gelegen. Es ist hier Usus, sich Miesmuscheln zu sammeln und diese dann an Ort und Stelle zu verspeisen. Ein Glas Tomatensauce sollte man hierzu im Gepäck in petto haben.

Es folgt der Weg nach Glenfinnan, wo die Tour enden soll. Hier steht das aus den Harry Potter Filmen berühmte Viadukt. So kündigt sich dann die Zivilisation jäh durch den unvermittelten Kontakt mit asiatischen Hardcore-Touristen an, die hier alles mögliche fotographisch dokumentieren. Ein netter Kontrast. Genial ist im Anschluss auch die Zugfahrt nach Glasgow. Sicherlich ungelogen eine der landschaftlich spektakulärsten Strecken auf Weltniveau.
Zusammenfassend bin ich dankbar, durch das eingangs beschriebene Missgeschick auf diese nette Ecke gestoßen zu sein. Bestimmt noch ein Stück besser als der (überlaufene?) West High Land Way...

Tourengänger: Westfale


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»