Tscheiner Spitze / Cima Sforcella 2810m


Publiziert von bergteufel , 3. Februar 2020 um 21:20.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 August 2019
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Paolinahütte - Vajolonpass - Tscheiner Spitze
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Straße zum Karerpaß via Karersee zum Paolinasessellift

Servus Bergsteiger- innen!

Das mächtige Dreigestirn des Rosengartens, welches den kurvenreichen Teil der Karerpaßstraße flankiert, strahlt eine Einzigartigkeit aus, die seinesgleichen sucht. Zur Rechten ist die Rotwand, mit Stahl der Allgemeinheit als Filetstückerl serviert. Zur Linken als Gruppennamensgeberin, die Rosengartenspitze, oft beschrieben, begangen und gut eingerichtet. Bleibt noch die Wildeste im Bunde dieser tollen Gipfel, die Tscheinerspitze, sie weilt nahezu unbekannt in der Mitte, ist ungezähmt und ihre Besteigung ist ein wahres Vergnügen in unausgeputztem, ernstem Gelände. Vielleicht sind dies die Prädikatsmerkmale, warum ihr Internetauftritt sehr bescheiden und zurückhaltend ausfällt. Genial. 

Wir steigen die Merzbacher/Bernard-Führe (Erstbesteigung 1882), sie gilt heute als Normalweg.

Mit dem Paolinasessellift fahren wir zur Paolinahütte. Von dort links, beschildert dem Wanderweg 552 westlich folgen. An der Schotterschulter (hierher auch von der Kölner Hütte), Weg 551 hoch zum Vajolonpaß 2560m gehen, 1,5 Std. (am Paß zieht rechts durch die Nordflanke der Normalweg zur Rotwand hoch).
Man folgt weiter 5 Minuten eben dem Pfad 551 (Richtung Rotwandhütte oder Vajoletthütte), bis sich der Einblick in den Vajolonkessel auftut und links eine Grasschulter nach oben, Richtung Tscheinerspitze, zieht. Hier geht`s hoch. Bald setzen Steinmännchen ein und es geht die schotterige Rampe hinauf, sie wird schmaler, bis sie sich zu einer kleinen Scharte (SG I-II) verengt. Man befindet sich an der Nordseite des Berges. Jetzt orientieren: Zur Rechten ein großer abstehender Felszahn. Links davon zieht ein Grat zur Tscheiner hoch, diesen gilt es zu erreichen. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wir steigen 5m von der Scharte ab, queren auf einem Band, bis eine schmale Rinne nach oben führt. Diese steigen wir hoch bis zum Grat (SG II, steinschlaggefährdet). Weiter direkt am Grat (SG III, Stellen III+), bis dieser sich zuspitzt. Hier findet sich eine eingerichtete Abseilstelle. Man seilt 10 Meter ab auf einen Klemmblock, der eine Scharte bildet (abenteuerlich, es bedarf einer Pendelbewegung). Nun ansteigend kurz rechts, in brüchigem Gelände, queren (SGIII). Dann die Rinne hoch zum Vorgipfel (SG I-II). Kurz absteigen, Spreizschritt und hinauf zum Hauptgipfel (SG I-II).

Gipfelkreuz nein, Gipfelbuch ja, aber durchnäßt, unbrauchbar. Egal. Besuchsquote sehr gering.
 
Da sitzt du dann auf einem Gardegipfel der Dolos und das Wetter präsentiert dir Nebel. Scheiße.

Abstieg: Fliegen. Spaß, aber durchaus ernst zu nehmen. 50m Seil genügt. Dem halbkreisförmigen Grat südwärts folgen bis zu einem Fels am Gratende, hinter dem sich der erste einzementierte Haken befindet. 20m abseilen. Und jetzt ganz wichtig: Zur Rechten findet sich eine enge Scharte, von der ein Sporn nach Westen strebt. Hier geht es nicht hinab, auch wenn sich ein Schlingenstand findet. Man steigt in Abseilrichtung (Gehgelände) weiter 10m ab, bis es steiler abbricht. Hier setzt ein schmales Band an. Diesem folgt man nach rechts ca. 20m bis zur Spornkante. Hier ist der zweite Abseilhaken. Entlang der Spornkante wird abgeseilt. (Anmerkung: Wir haben diesen Haken wirklich suchen müssen, geschuldet den schwachen Infos. Übrigens hängt in der Verhauerrinne weiter unten ein einfach eingefädeltes Seil. Ein schlimmes Zeichen von jemand, der wieder runter wollte). Jetzt 25m abseilen, ein paar Meter abklettern und wieder abseilen. Am Spornende weiter absteigen und dann rechts wieder 25m abseilen. Eine Rinne abklettern (SG I-II). Dann links zur fünften und letzten Abseilstelle (großer Steinmann) hinab zum Geröllgelände. Von dort rechtshaltend, absteigend auf Grasgelände hinab zum Vajolonpass.

Ein feines Dolomitenhügerle und eine sehr ernste Bergfahrt für Normalbergsteiger.

Noch ein Tipp für Wanderer: Vom Vajolonpaß läßt sich der Vajolonkopf einfach besteigen. Und zur Karerpassseite sieht der ja auch ganz stattlich aus.

Literatur: Klettern in den Dolomiten III/IV Grad, Mauro Bernardi, 2013, Verlagsanstalt Athesia AG Bozen, ISBN 978-88-8266-914-0, Tour 10.

Mit auf Tour die Annette.

Habe die Ehre, Berg Heil,
der Bergteufel

Tourengänger: bergteufel


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Kommentare (2)


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Werner_Ki hat gesagt:
Gesendet am 3. Februar 2020 um 22:40
Glückwunsch!
Endlich wieder ein anregender Dolomitenbericht von dir.
Sowas verbessert die Winterdepression enorm :)

bergteufel hat gesagt:
Gesendet am 5. Februar 2020 um 23:51
Servus Matthias,
Depression, welch schlimmes Wort. Du, als exzellenter Bergsteiger, nutze die Zeit und bereite Deine nächsten Ziele vor.
Wunderbar, daß ich Dir ein wenig Freude mit dem Bericht mache. Und du machst mir die Freude, daß Du es wertschätzt. Danke Dir.
Ich weiß, habe lange keinen Bericht mehr geschrieben. Bemühe mich.
Beste Grüße Rudi


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