Pizzo Pesciora 3120m - Pizzo Rotondo 3192m
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Zurzeit herrschen im Bedrettotal beste Schneeverhältnisse. Das lässt sich vom Alpennordhang nicht gerade behaupten... So wurde es höchste Zeit, diesen lange gehegten Tourentraum endlich in die Tat umzusetzen. Mit über 3000m sind die formschönen Pizzo Pesciora und Pizzo Rotondo eindrückliche Skigipfel auf der Südseite des Gothardmassivs. Die abschliessenden Fussaufstiege können je nach Verhältnissen anspruchsvoll werden. Auch wenn es selten gemacht wird, lassen sich die beiden Gipfel via Gerengletscher recht effizient kombinieren - hochalpines Ambiente inklusive. Stehvermögen und absolut sichere Bedingungen an allen Expositionen sind Voraussetzung für diese nicht alltägliche Tagestour im Dreiländereck Uri-Wallis-Tessin.
Punkt acht Uhr geht's los im verwaisten Ronco (1487m). Wäre die Route nicht angespurt gewesen, hätte ich den Ausgangspunkt nach All'Acqua verlegt. Die Unternehmung wäre sonst von Beginn weg zum Scheitern verurteilt gewesen. Das enge, ruppige Waldstück bis zur Alpe Pesciora ist zurzeit bestens eingeschneit und kann auch durchgehend abgefahren werden. Wer diesen Gipfel also schon lange im Visier hat: Jetzt ist der ideale Zeitpunkt! Schnee hin oder her, ein Krampf bleibt der Aufstieg trotzdem und ohne Harscheisen kaum zu schaffen. So sind bereits zünftig Kalorien verbrannt, als sich das Gelände öffnet und den Blick frei gibt aufs erste Gipfelziel. Hier erreicht mich auch die Sonne, während auf der Südseite vom Bedrettotal noch stundenlang die Kälte dominiert.
Auch ohne Spur wäre der Weiterweg gegeben. In den weiten Hängen sind sowieso viele Linien möglich. Und beim Kessel des Pesciora-"Gletschers" kann entweder direkt hochgestiegen oder links ausgeholt werden. Ich bzw. die Vorspurer haben letztere Variante gewählt. Mit den Skiern kann ich fast bis zum Passo Superiore di Pesciora (3048m) gelangen. Dort deponiere ich die Bretter und rüste mich für den Fussaufstieg. Bis zur kurzen Schlüsselstelle wenige Meter vor dem Gipfel geht das ganz angenehm, Pickel und Steigeisen sollten aber dabei sein. Der abschliessende Felsriegel präsentiert sich heute recht knifflig. So knifflig, dass ich für die kurze Kletterei gar die Handschuhe abziehen muss. Im Abstieg hingegen kann ich mich einfach ablassen und -klemmen. Auf dem Pizzo Pesciora (3120m) pausiere ich nicht, was dann beim Skidepot nachgeholt wird.
Vom Pass lässt sich der Gerengletscher über eine 45-50° steile, NW-exponierte Flanke erreichen. Im Aufstieg - in der Regel von der Rotondohütte kommend - wird sie zu Fuss absolviert. In der Abfahrt ist sie bei ausreichend Schnee (wie heute) durchaus fahrbar. Wahnsinn, vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mich bloss rutschend - wenn überhaupt - in solche Hänge gewagt. Unten läuft das Gelände sanft auf den Gletscher aus und ich lasse es einfach sausen. Auf 2740m hat das Vergnügen ein Ende und ich mach mich an die 180°-Umrundung vom Pizzo Rotondo. Das ist zunächst vor allem Traversierung ohne grossen Höhengewinn, bevor auf der Westseite wieder aufgestiegen werden muss. Natürlich liegt hier keine Spur mehr und Höhe, fehlende Akklimatisation, Pensum sowie rutschende Unterlage beginnen langsam ihren Tribut zu fordern. Wie weit man übrigens Richtung Passo di Rotondo ausholt, ist jedem selber überlassen.
Bereits recht blau gelange ich zum Skidepot in der Südflanke. Nun, ich hätte wohl den Führer studieren sollen, auf jeden Fall steige ich prompt ins falsche (linke) Couloir ein, um dort dem rechten Arm zu folgen. Dieser wird gegen oben immer enger und steiler, erlaubt aber tatsächlich einen - recht luftigen - Übergang ins richtige (rechte) Couloir. Quod erat demonstrandum... Hier geht's gnadenlos weiter mit der kräfteraubenden Spurarbeit. Eigentlich hatte ich bei Bedingungen wie heute fest mit anderen Tourengängern gerechnet, zumal im Val Bedretto für einen Wochentag viel Betrieb herrschte. Aber einer muss der erste sein. Das sausteile Schlussstück vom Sattel zum Pizzo Rotondo (3192m) verkommt richtiggehend zur Wühlerei, teils steckt mein ganzer Körper im Schnee. Bei so anspruchsvollen, hochalpinen Bedingungen ist das keine Tour für jedermann. Oben dann löst sich die Anspannung und macht Platz für die Glückshormone. Körperlich hingegen bin ich fix und fertig.
Ein paar Kalorien später geht's zurück Richtung Skidepot, dieses Mal alles durchs richtige Couloir. Ab Sattel geht's das im angetauten Trittschnee geradezu turbomässig und dauert bloss wenige Minuten. Bei Hartschnee im Frühling hingegen dürfte das Couloir schnell heikel werden. Hatte ich zuvor noch über die Spurarbeit geflucht, kann ich nun die Früchte ernten: komplett unverfahrene Hänge bis zur Capanna Piansecco CAS (1982m) - mehr Platz braucht kein Mensch. Die Unterlage präsentiert sich wider Erwarten als ganz angenehm zu fahren. Klar, so pulvrige Verhältnisse wie auf der Südseite des Bedrettotals findet man hier nicht mehr und umgewandelt ist der Schnee auch noch nicht. Auf die Fortsetzung nach All'Acqua (1614m) runter hätte ich mit meinen sauren Beinen dann gerne verzichtet. Denn das Chüebodenhorn wurde in den letzten Tagen offenbar rege begangen und der Ri dell'Acqua gleicht mittlerweile einem üblen Acker. Egal, zufrieden und stolz erreiche den Talboden und nach kurzer Stärkung im Gasthaus bringt mich der Bus zurück zum Auto in Ronco.
Zeiten (kum)
3:20 Pizzo Pesciora
6:00 Pizzo Rotondo
6:45 All'Acqua
Punkt acht Uhr geht's los im verwaisten Ronco (1487m). Wäre die Route nicht angespurt gewesen, hätte ich den Ausgangspunkt nach All'Acqua verlegt. Die Unternehmung wäre sonst von Beginn weg zum Scheitern verurteilt gewesen. Das enge, ruppige Waldstück bis zur Alpe Pesciora ist zurzeit bestens eingeschneit und kann auch durchgehend abgefahren werden. Wer diesen Gipfel also schon lange im Visier hat: Jetzt ist der ideale Zeitpunkt! Schnee hin oder her, ein Krampf bleibt der Aufstieg trotzdem und ohne Harscheisen kaum zu schaffen. So sind bereits zünftig Kalorien verbrannt, als sich das Gelände öffnet und den Blick frei gibt aufs erste Gipfelziel. Hier erreicht mich auch die Sonne, während auf der Südseite vom Bedrettotal noch stundenlang die Kälte dominiert.
Auch ohne Spur wäre der Weiterweg gegeben. In den weiten Hängen sind sowieso viele Linien möglich. Und beim Kessel des Pesciora-"Gletschers" kann entweder direkt hochgestiegen oder links ausgeholt werden. Ich bzw. die Vorspurer haben letztere Variante gewählt. Mit den Skiern kann ich fast bis zum Passo Superiore di Pesciora (3048m) gelangen. Dort deponiere ich die Bretter und rüste mich für den Fussaufstieg. Bis zur kurzen Schlüsselstelle wenige Meter vor dem Gipfel geht das ganz angenehm, Pickel und Steigeisen sollten aber dabei sein. Der abschliessende Felsriegel präsentiert sich heute recht knifflig. So knifflig, dass ich für die kurze Kletterei gar die Handschuhe abziehen muss. Im Abstieg hingegen kann ich mich einfach ablassen und -klemmen. Auf dem Pizzo Pesciora (3120m) pausiere ich nicht, was dann beim Skidepot nachgeholt wird.
Vom Pass lässt sich der Gerengletscher über eine 45-50° steile, NW-exponierte Flanke erreichen. Im Aufstieg - in der Regel von der Rotondohütte kommend - wird sie zu Fuss absolviert. In der Abfahrt ist sie bei ausreichend Schnee (wie heute) durchaus fahrbar. Wahnsinn, vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mich bloss rutschend - wenn überhaupt - in solche Hänge gewagt. Unten läuft das Gelände sanft auf den Gletscher aus und ich lasse es einfach sausen. Auf 2740m hat das Vergnügen ein Ende und ich mach mich an die 180°-Umrundung vom Pizzo Rotondo. Das ist zunächst vor allem Traversierung ohne grossen Höhengewinn, bevor auf der Westseite wieder aufgestiegen werden muss. Natürlich liegt hier keine Spur mehr und Höhe, fehlende Akklimatisation, Pensum sowie rutschende Unterlage beginnen langsam ihren Tribut zu fordern. Wie weit man übrigens Richtung Passo di Rotondo ausholt, ist jedem selber überlassen.
Bereits recht blau gelange ich zum Skidepot in der Südflanke. Nun, ich hätte wohl den Führer studieren sollen, auf jeden Fall steige ich prompt ins falsche (linke) Couloir ein, um dort dem rechten Arm zu folgen. Dieser wird gegen oben immer enger und steiler, erlaubt aber tatsächlich einen - recht luftigen - Übergang ins richtige (rechte) Couloir. Quod erat demonstrandum... Hier geht's gnadenlos weiter mit der kräfteraubenden Spurarbeit. Eigentlich hatte ich bei Bedingungen wie heute fest mit anderen Tourengängern gerechnet, zumal im Val Bedretto für einen Wochentag viel Betrieb herrschte. Aber einer muss der erste sein. Das sausteile Schlussstück vom Sattel zum Pizzo Rotondo (3192m) verkommt richtiggehend zur Wühlerei, teils steckt mein ganzer Körper im Schnee. Bei so anspruchsvollen, hochalpinen Bedingungen ist das keine Tour für jedermann. Oben dann löst sich die Anspannung und macht Platz für die Glückshormone. Körperlich hingegen bin ich fix und fertig.
Ein paar Kalorien später geht's zurück Richtung Skidepot, dieses Mal alles durchs richtige Couloir. Ab Sattel geht's das im angetauten Trittschnee geradezu turbomässig und dauert bloss wenige Minuten. Bei Hartschnee im Frühling hingegen dürfte das Couloir schnell heikel werden. Hatte ich zuvor noch über die Spurarbeit geflucht, kann ich nun die Früchte ernten: komplett unverfahrene Hänge bis zur Capanna Piansecco CAS (1982m) - mehr Platz braucht kein Mensch. Die Unterlage präsentiert sich wider Erwarten als ganz angenehm zu fahren. Klar, so pulvrige Verhältnisse wie auf der Südseite des Bedrettotals findet man hier nicht mehr und umgewandelt ist der Schnee auch noch nicht. Auf die Fortsetzung nach All'Acqua (1614m) runter hätte ich mit meinen sauren Beinen dann gerne verzichtet. Denn das Chüebodenhorn wurde in den letzten Tagen offenbar rege begangen und der Ri dell'Acqua gleicht mittlerweile einem üblen Acker. Egal, zufrieden und stolz erreiche den Talboden und nach kurzer Stärkung im Gasthaus bringt mich der Bus zurück zum Auto in Ronco.
Zeiten (kum)
3:20 Pizzo Pesciora
6:00 Pizzo Rotondo
6:45 All'Acqua
Tourengänger:
Bergamotte

Communities: Skitouren
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