Kolina a Císařský den v Kadani


Publiziert von lainari , 9. September 2019 um 20:43.

Region: Welt » Tschechien » Doupovské hory
Tour Datum:24 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 390 m
Abstieg: 390 m
Strecke:18,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD oder RCAS (April-Oktober, nur am Wochenende) bis Kadaň město oder Kadaň předměstí, Hinweis: Aufgrund des Bahnhofsumbaus in Kadaň dort derzeit kein Zugverkehr sondern NAD (Schienenersatzverkehr)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 7 Žatecko

Kolina Berg und Kaisertag in Kaaden
 
Aufbauend auf den Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wollte ich heute traditionell den Císařský den (Kaisertag) in Kadaň (Kaaden) besuchen und schnürte dazu ein Paket aus Wanderung und Festbesuch. Ich überquerte den Erzgebirgskamm und konnte einen kurzen Blick auf die Andeutung eines Sonnenaufganges werfen, bevor von Südwesten eine Wolkenfront aufzog. Nach zügiger, störungsfreier Fahrt kam ich in Kadaň an und parkte erneut hinter der Brücke über die Ohře (Eger). Diesmal lief ich geleitet von einer grünen Wanderwegmarkierung rechtsseitig flussabwärts. Ich unterquerte die große Eisenbahnbrücke der 1903 von den Kaadner Lokalbahnen eröffneten Strecke Kaaden-Brunnersdorf - Willomitz. Ich befand mich heute damit in der Nähe des gegenüberliegenden Endes der im vorigen Wanderbericht beschriebenen Bahnstrecke. Der Weg verließ das Flusstal der Eger und passierte die sehenswerte Kirche des Örtchens Želina (Seelau/Sehlau). Die kostel sv. Vavřince (Kirche des hl. Laurentius) wurde 1352 erstmals urkundlich erwähnt. Da die Apsis des Gebäudes unverkennbar romanischen Ursprungs ist, kann sie durchaus als älteren Datums angenommen werden. Als nächstes kam ich zum Bahnhof Želina (žst) des abseits in einer Einkerbung Richtung Eger gelegenen Ortes. Im Verlauf wurde der Wanderweg ein kurzes Stück entlang einer größeren Straße geführt, bevor er auf einem stillgelegten Straßenteil weiterging. In der Folge erreichte ich den Ort Hradec u Kadaně (Burgstadtl). Einen Besuch des namensgebenden slawischen Burgplatzes der 1367 erstmals urkundlich erwähnten Siedlung hatte ich aus Zeitgründen heute nicht in Betracht gezogen. Nach einem Schlenker durch die Ortslage überquerte ich ein letztes Mal die Bahnstrecke der Lokalbahn und wanderte durch Wiesenland leicht steigend bergan. Die Luft war feucht und bescherte trotz noch nicht allzu hoher Temperatur eine gewisse Schwüle. Die Szenerie war gekennzeichnet durch die vielen Hochspannungsleitungen (5 x 400 kV und 2 x 220 kV) und dem der Lastverteilung dienenden Umspannwerk Hradec. Die riesige Anlage dient auch als Knoten im europäischen Stromverbundnetz und rettet damit, zuletzt immer häufiger, die durch die planlose Energiewende bedrohte deutsche Netzstabilität.
 
Nach einer Straßenüberquerung lief ich auf einem Fluweg leicht steigend entlang der Waldkante. Nach einiger Zeit bog ich über einen schräg nach links führenden Weg stärker steigend bergwärts ab. Hier empfing mich eine sehenswerte Waldsteppe aus Obstbäumen, Gehölz- und Wieseninseln. Die Wiesenflächen waren vermutlich aus Naturschutzgründen teilweise gemäht. So kam ich schließlich zum Gipfel der Kolina (Kolina Berg). Der Berg, der den östlichen Ausläufern der Doupovské hory (Duppauer Gebirge) zugerechnet wird, hebt sich aus nördlicher Richtung gesehen nur unwesentlich aus dem umgebenden Gelände ab, weist nach Süden hin jedoch einen größeren Steilabfall auf, so dass er auch Gleitschirmfliegern als Startplatz dient. Der Berg liegt auf den Fluren der am südlichen Bergfuß liegenden Ortschaft Blov (Flahe/Flahae). Dort wurde einst zunächst untertägig, später im Tagebau Kohle gefördert. Wegen hohen Asche- und Schwefelanteilen der Kohle endet die Förderung in den 1930er-Jahren, die technischen Anlagen wurden in die Grube Hrabák südlich von Most umgesetzt. Ich blieb auf dem Kamm und verließ den Berg westwärts durch Wiesenland. Mit Erreichen einer Straße endete die grüne Wanderwegmarkierung und es begann eine blaue Wanderwegmarkierung. Dieser folgte ich entlang der Straße über einen Sattel. Nach einer Straßenkehre erreichte ich die Wüstung býv. obec Männelsdorf/Zvoníčkov. Die Ortschaft, gegründet im 13. Jh., wurde 1460 erstmals urkundlich erwähnt. Sie hatte einen Vorkriegsbestand von 17 Häusern/93 Einwohnern. Ursächlich für ihren Niedergang waren die Vertreibung der Sudetendeutschen und die Nähe zum Truppenübungsplatz Hradiště. Durch die leichte Erreichbarkeit über die Straße waren die vorhandenen Ruinen recht vermüllt. Zudem erschwerten verfilztes Grün, normaler Bewuchs (Brennnesseln etc.) und aggressive Insekten die Erkundung, so dass ich nach einiger Zeit etwas genervt den Weiterweg antrat. Entlang der Straße kam ich so nach Úhošťany (Atschau). Der Ort wurde unter dem Namen Ugoscas 1088 erstmals urkundlich erwähnt. Nördlich des Ortes wurde in einer Basaltsenke am Fuße des Úhošť (Burberg) das Mineral Seladonit (Grünerde) bergmännisch gewonnen. Verwendet wurde es als Farbpigment hauptsächlich für Fassadenanstriche (Böhmisch oder Kaadner Grün). Eine erstmalige urkundliche Erwähnung des Bergbaus stammt von 1563. Die Förderung endete 1955. Nähere Auskunft über die Lagerstätte gibt Heinrich Becker 1891 im Band XLI. des Jahrbuches der k.k. geologischen Reichsanstalt (171-178). Dort ist von einem Wasserlösestollen I und den Schächten II-XVII mit einer Teufe von ca. 40 m die Rede. Später wurde ein zweiter Wasserlösestollen aufgefahren und eine Teufe von etwa 70 m erreicht. Ich durchquerte das Bergbauareal in zunehmender Wärme auf dem blau markierten Wanderweg und bog auf einen als Apfelallee bezeichneten Weg ab. Ich sinnierte wie ich an eine Probe Seladonit gelangen könne. Die einstigen Bergbauanlagen waren allesamt unzugänglich und in den Haldenmassen fand sich vorwiegend Basalt, Kalkstein und minderwertiger gelbgrüner Tonstein. Aber kurz vor dem Erreichen des nächsten Ortes hatte ich das Glück auf meiner Seite und konnte auf dem jüngst maschinell geglätteten Flurweg zwei beim einstigen Transport verlorengegangene Stücke aus dem freigelegten Untergrund bergen. Über die Apfelallee kam ich nach Kadaňská Jeseň (Gösen), wo ich mich zweimal links hielt. In der Ortslage schwenke ich dann nach rechts auf den blau markierten Wanderweg ein. Nach kurzer Zeit erreichte ich auf leicht fallendem Weg meinen Ausgangspunkt an der Egerbrücke in Kadaň.
 
Nach einem Imbiss aus der Kühltasche begab ich mich in die Stadt. Dieses Mal wählte ich den Weg entlang der Stadtmauer und schlüpfte durch die schmale Katova ulička (Henkersgasse) Richtung Marktplatz. An der engsten Stelle maß der Durchgang nur rund 60 cm. Etwa 5 m bevor ich den Ausgang erreichte, drängte ein einzelner Herr in die Gegenrichtung obwohl keine Eile bestand und hinter mir alles frei war. Ich zeigte mich entsprechend maulig und unkooperativ. Mit meinem Rucksack machte ich mich breiter als es erforderlich war. Nachdem er sich an der Wand durchgewurschtelt hatte, sah sein T-Shirt dann eben nicht mehr ganz taufrisch aus. Ich drehte eine Runde durch das Zentrum und begab mich an das obere Ende der Smetanovy sady. Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete die Vorbereitungen des Festumzuges. Hier am Ende des Parks wurden die Pferde fertiggemacht. Eine junge Frau mit einem Dressurpferd umrundete zum Aufwärmen meinen Sitzplatz und gab mir dabei eine schöne Vorstellung der einzelnen Schrittarten. Das Duo harmonierte perfekt, wobei ich nicht erkennen konnte, wie das Pferd eigentlich „gelenkt“ wurde. Eine andere junge Frau hatte mit ihrem eher unruhigen Pferd erhebliche Probleme. Sie versuchte es mit einigen Unterwerfungsübungen, was nur kurzzeitig Abhilfe schaffte. Das Pferd kommunizierte mit einem weiter entfernt beim Kinderreiten eingesetzten Tier durch lautes Wiehern. Beim Versuch ein anderes Zaumzeug anzubringen, brach das Pferd aus und lief quer durch den Park davon. Die Besitzerin konnte es aber nach kurzer Zeit wieder einholen und unter Kontrolle bringen. Das Tier wurde dann zum Umzug offenbar nicht eingesetzt. Auf einer Parkbank hinter mir wurde schließlich noch ein Ritter in voller Blechausrüstung auf ein Pferd gehievt. Viele der Darsteller in ihren historischen Kostümen können gar nicht reiten und werden so auf fremde Pferde gesetzt, die im Umzug von ihren ReiterInnen/BesitzerInnen geführt werden. Der für den Festumzug von Privatleuten erbrachte Aufwand kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Rechtzeitig zum Einzug des Kaisers in die Stadt postierte ich mich dann an der Straße entlang des Parks an einer Einmündung, um einen günstigen Fotostandort zu haben. Dieses Mal hatte sich neben mir eine Frau eingefunden, die viele der Teilnehmer persönlich kannte, was mir das eine oder andere exklusive Winken bescherte. Die im Bericht eingestellte Bildauswahl beschränkt sich auf im Vergleich zu den Vorjahren neue oder geänderte Formationen. Nach Abschluss des Umzuges trat ich schließlich die Heimreise an.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit (nur Wanderung) betrug 5 h 15 min.
Die Strecke ist mit überwiegend mit T1 zu bewerten.
Die absolvierte Besichtigung von Männelsdorf ist als T2 einzuschätzen.

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 46011.kml Manuell gezeichnete Wegstrecke

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2
T2
26 Aug 17
Císařský neúspěch · lainari

Kommentar hinzufügen»