Barmsteine und Hoher Götschen: Asiatische Impressionen


Publiziert von Schubi , 14. August 2019 um 18:28.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Salzkammergut-Berge
Tour Datum: 2 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Aufstieg: 625 m
Abstieg: 625 m
Strecke:8,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz in Mehlweg (D)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Bei unserem jährlichen Urlaub im Salzburger Land schaute ich heuer, dass ich für eine erhoffte Regenpause eine nicht zu weit von Salzburg enfernte Nachmittags-Tour zusammengebastelt bekam: die Halbtages-Runde führte uns von der kleinen Ansiedlung Mehlweg aus über die beiden Gipfel der Barmsteine, weiter nach Norden und oberhalb von Marktschellenberg wieder zurück. Wetter war wie erwähnt net so fesch, aber des gehd si aus.

Die beiden Barmsteine (851 und 841 m) sind zwei Felstürme, die prägnant und solitär am linken Salzach-Ufer stehen, direkt oberhalb des Städtchens Hallein. Sie sind als besonders wertvolle Geotope ausgewiesen. In der Geologie sind die Barmsteine als Namensgeber des so genannten Barmsteinkalks, eines als Turbidit interpretierten Teils der Oberalm-Formation des höheren Jura, bekannt. Bewachsen sind sie mit einer vielfältigen Flora, ins Auge stechen die zahlreichen Kiefern, die sich in die steilen Felswände oder auf den Grat klammern und in dieser Ausgesetztheit ihre knorrige Wuchsform noch deutlicher sichtbar machen.

Apropos ausgesetzt: Die Tour ist größtenteils T2, nur die Steige hoch auf die Barmsteine selbst sind T3+ oderso, und es braucht mehrfach Handeinsatz am Großen Barmstein. Man hat immer Tiefblicke, aber beide Steige sind nie extrem ausgesetzt, stellenweise sogar seilversichert. Man hat einen schönen Blick ins Tennengau.  Fels-Solitäre im Nebel, auf denen knorzige Kiefern wachsen: das waren so gesehen dann fast asiatische Impressionen.

Auch interessant: die bayrisch-österreichische Grenze läuft exakt längs-mittig über die beiden Solitäre und auch exakt auf dem Wegverlauf des Pfads weiter nach Norden zu den Hohen Götschen und der Köppelschneid: hier begleiten uns zahlreiche Grenzsteine, die offenbar noch aus königlich-bayrischen und kaiserlich-habsburgischen Zeiten stammen. Auf dem Kleinen Barmstein steht übrigens statt eines Gipfelkreuzes ein Maibaum, den die Bayern jedes Jahr aufs Neue über die österreichisch-gelegene Steilwand nach oben ziehen. Anschliessend gibt’s zur Belohnung Bier einer in Hallein ansässigen östereichischen Brauerei (die ihre Fässer konsequenterweise in natürlichen Höhlen des Barmsteins kühlt). So geht Völkerverständigung.


Als Soundtrack für die Anfahrt Rückfahrt, oder zum Betrachten der Bilder hier, empfehlen wir Attwengers grandioses Hintn Umi. (schliesslich sind wir auf die Barmsteine ja von hintn hoch)

Los geht es in Mehlweg (noch auf deutscher Seite), das nur aus ein paar Häusern besteht. Südlich am Waldrand entlang, der Beschilderung zum Kleinen Barmstein folgend. In einer Senke im Wald treffen wir auf einen Gedenkstein, dort befindet sich rechts auch der Abzweig des kleine Pfads, der uns abwechslungsreich und felsig, mal mit Trittstufen, teils seilversichert, hoch zum Gipfel des Kleinen Barmsteins führt. Dabei haben wir immer wieder spannende Blicke rüber zum Großen Barmstein und ins tief unten gelegene Salzachtal und Hallein. Am Tag unserer Wanderung gab es aber so einige tief hängende Wolken, und bei jeder Kehre des Steigs war der Blick ein anderer, je nachdem auch wie viel die schnell ziehenden Wolkenfetzen von der umliegenden Landschaft gerade freigegeben hatten. Oben am Gipfel (841 m) tarnt die Vegetation dieAusgesetztheit. Aber nachher vom Großen Barmstein aus sehen wir, wie schmal der Kleine Barmstein droben ist.

Nach einer kurzen Pause auf demselben Weg wieder runter, auf dem durch die Nässe leider recht rutschigen Kalkgestein müssen wir aufpassen. Im Sattel, etwas nach dem ersten Drittel des Abstiegs, kann man neugierdehalber mal rechts rüber zum Abgrund kraxeln und hat da einen tollen Blick auf die senkrecht abfallende Ostwand des Kleinen Barmsteins. Unten dann, am erwähnten Gedenkstein, rechts weiter durch den Wald, jetzt wieder in nördliche Richtung, und verlassen uns auf die auch hier gute Ausschilderung, diesmal zum Großen Barmstein. Es geht zunächst recht gemütlich über einen kleinen Bachlauf und schliesslich entlang der Rückseite des Großen Barmsteins steiler bergab über einen steinigen Pfad, der durch einen schönen Laubwald führt. Links und rechts schimmern die vom Regen nassen Felswände durch das Blätterdach.

Jetzt müssen wir ein aufpassen, dass wir den Einstieg zum Steig hoch auf den Großen Barmstein (851 m) rechts nicht übersehen. Es geht kurz drahtseilversichert entlang eines Felsbands hoch, das aber reichlich Tritte bietet. Schliesslich wendet sich der Steig nach rechts und geht wurzelig-felsig diretissima entlang des Nordgrats. Im Vergleich zum Kleine Barmstein ist der Pfad hier durchgehend ohne Trittstufen und nur im naturbelassenen Gelände, es ist etwas ausgesetzter, sowie abundzu Handeinsatz vonnöten. TolleTiefblicke runter zur Salzach. Am Gipfelkreuz tragen wir uns ordnungsgemäss ins Gipfelbuch ein aber verweilen nicht sehr lange, weil der Regen wieder einsetzt. Runter auch diesmal mit der gebotenen Vorsicht wegen der Nässe. Die Wahl zwischen rutschiger Wurzel oder rutschigem Kalkstein macht’s uns net einfach :-/

Unten im Wald angekommen wieder den Hinweg etwas zurück, bis wir uns in der Nähe einer Waldlichtung nach rechts wenden und durch eine weitere kurze Waldpassage wieder nach Mehlweg gelangen. Nun zum zweiten Teil der Wanderung: über den Hohen Götschen und die Köppelschneid zu einem Weiler namens Stadler und am etwas tiefer gelegenen westlichen Waldrand wieder zurück nach Mehlweg. Dies alles in gemütlicherem Terrain.

Die Wegführung des Pfads verläuft wie erwähnt nun durchgehend exakt auf der Landesgrenze Deutschland-Österreich und in weiten Teilen am Steilabbruch gen Salzachtal. Leider ist’s aber komplett verwaldet, nur ab und an hat man einen Tiefblick. Und so ist auch der Hohe Götschen (930 m) fast ohne Aussicht. Aber zwischen den Bäumen kann man nochmal zurück zu den Barmsteinen schauen und später, als sich die Wolkenfetzen verzogen hatten, auch mal runter ins Tal. Diese Passage geht ca. drei Kilometer durch eine lichten Buchenwald auf einem Wurzelpfad entlang der Köppelschneid, alle paar Meter treffen wir dabei auf alte Grenzsteine. Schliesslich senkt sich unser Pfad hinunter zum Waldrand und wir haben den nördlichen Wendepunkt unserer Rundwanderung erreicht. Dort treffen wir auf einen Fahrweg, auf dem wir in einer Kehre jetzt nach Süden zum Lehen Stadler laufen. Dabei hat man eine schönen Blick hinüber zu den steilen Felswänden des nahen Unterbergs. Ab den Hofgebäuden links auf dem „Köppelschneidweg“ durch den Wald ca. 600 m bis zum nächsten Weiler namens Ertlerlehen.

Dort dann wieder links zwischen den Gebäuden durch und nun auch wieder pfadig rüber zum Waldrand und an ihm entlang, im steten Wechsel von Licht und Schatten gemütlich gen Süden, bis wir erneut auf einen  Fahrweg treffen. Dem folgen wir erneut links und südlich ca. 500 m, bis in einer Rechtskurve nach links wieder ein Pfad abgeht (Wegweiser Richtung Mehlweg). Dieser trifft nach wenigen hundert Metern schliesslich auf die Strasse nach Mehlweg. Wir laufen sie links hoch und gelangen so wieder zum Start- und Zielpunkt unserer Rundwanderung.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: Schöne Nachmittagsrunde, die, obwohl gar nicht sooo hoch gelegen, viel Abwechslung hinsichtlich der Wegführung bietet und mit tollen Fern- und Tiefblicken aufwarten kann

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»