Birkenschartl 2540m - Ein hartes Stück Arbeit oder Unterwegs in den Tropen

Das Thermometer will heute nacht nicht unter 20 Grad fallen, Tropennächte im Pustertal, ein seltenes Ereignis. Da ich schon im Schlaf genug geschwitzt habe, starte ich sehr früh, um der brüllenden Affenhitze aus dem Weg zu gehen. Ich schleiche mich ins schattige Birkental und als die ersten Sonnenstrahlen auf meine Stirn fallen, will ich die Mütze überziehen. Mit gekonntem Griff ziehe ich sie aus der Rucksackseitentasche, aber kurz nach dem Parkplatz hatte ich sie mit weniger gekonntem Griff daneben gesteckt.
Und schon ist mein schlauer Tagesplan hinfällig, statt gemütlich in der Morgenfrische zum Birkenschartl, verliere ich über 200 Höhenmeter und eine Stunde Vormittag bei der Suche nach meiner verlorenen Kappe. Doch bei der Gelegenheit begegnen mir zwei sympathische Engländer und ich kann meine alten Englischkenntnisse auffrischen. Die Flachlandtiroler sind nebenbei sehr gut zu Fuß und gemeinsam erforschen wir die beste Variante durchs Birkental.
Von dem ursprünglichen Steig sind nur noch Abschnitte möglich, immer wieder ist er abgeschwemmt und wir bewegen uns meist direkt im Bachbett über Felsen. Die beiden Briten wollen schon aufgeben, doch ich rede ihnen in miserablem Englisch gut zu "Upstairs it will be better", zum Schämen ;-)
Wir gewinnen Höhe, die Mütze sitzt, aber die Hitze nimmt zu, die endlosen Kehren bis zum Schartl kosten mich viel Kraft, ein hartes Stück Arbeit. Oben erscheinen aus dem Nichts noch zwei Flachlandtiroler, diesmal aus Holland, wollen mich heute die Nachbarn aus der Ebene demütigen? ;-) Auch sie sind äußerst angenehme Gesprächspartner, sprechen Deutsch und durchqueren die Dolomiten mit vollem Marschgepäck, einschließlich Zelt!
Sie verabschieden sich ins Kohlalpltal und bald treffen meine beiden flotten englischen Kollegen ein. Wir bestaunen The Three Peaks of Lavaredo und bemerken, dass es eigentlich mindestens Five sind!? In jedem Fall very beautiful. Doch bevor uns die Sonne gänzlich aufweicht, ziehen wir uns wieder zurück in die Urwälder des Birkentals. Hurtig springen wir durch das Geröllsortiment und über die vielen Steine im ausgewaschenen Bachbett. Die Knie beginnen zu wackeln und jeder leichte Luftzug ist ein Hochgenuss. Endlich stehe ich am Auto, bedanke mich für das Pleasure und schalte die Klimaanlage auf Tropenmodus.