Hikr.org 4.0: Speed-Berichte!


Publiziert von Vielhygler , 21. November 2022 um 14:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:17 Oktober 2018

In letzter Zeit werden bei Hikr.org immer öfter ultrakurze Online-Tagebucheinträge als Normalberichte publiziert. Nicht selten stammen sie von erst kürzlich hinzugekommenen Tourengängern: hier meldet sich also die Zukunft zu Wort.
Diese Speed-Berichte enthalten stets viele sorgfältig eingetragene "hier war ich auch noch"- Wegpunkte, aber sie bieten sonst oft nur ein, zwei Zeilen Text, deren Informationswert gleich Null ist. Sie enthalten kein einziges persönliches Wort, erzeugen keine Stimmung und auch die wenigen Bilder sind, wenn es überhaupt welche gibt, lediglich Beweis-Fotos.
Hmm...was ist von solchen Berichten zu halten, deren vollkommen gesichtslos bleibende, anonyme Autoren einfach irgendwann...irgendwo gewesen sind und genau diese Tatsache - bestimmt nicht nur, aber auch auf Hikr.org - mit der restlichen Welt teilen möchten?

Kann man solche Berichte als überflüssigen "Schaaß" abtun, den ein uraltes (und visonäres) Video lustig in Szene setzt? Das greift, denke ich, zu kurz - auf lange Frist jedenfalls.

Die ganze Kultur der Kommunikation verändert sich gerade in atemberaubender Geschwindigkeit:  Zeitgemäße Politiker oder Netzgrößen erklären gar nichts mehr, sie hauen 'nen knallharten Tweet raus und Schluß is! Was ist schließlich besser: ein langatmig vorgetragenes Argument oder ein satter Tritt gegen das Schienbein? Eben.

Ob es uns gefällt oder nicht: die Zukunft, auch bei Hikr.org wird wohl immer mehr dem Speed-Bericht gehören, während kompetent geschriebene und sorgfältig bebilderte Berichte wohl bald nur noch staubige Versatzstücke im Vergessens-Orkus einer wehmütig betrauerten Hik.org-Vergangenheit sein werden.

Schad drum, aber was kannst machen? Sink positiv, denk ich mir da: die Quantität der Berichte pro Berg steigt ja - es ist nur die Qualität der einzelnen Berichte, die sinkt. Betriebswirtschaftlich gesehen kommt das auf dasselbe heraus. Hundert Cent ergeben auch einen Euro und wer immer noch denkt, daß 1 informativer, gut bebilderter und launemachender Bericht wertvoller ist als 100 aussagearme Speed-Berichte auf denselben Berg, der hat die Zeichen unserer Zeit womöglich einfach nicht verstanden.

Wir haben jetzt die Wahl, entweder die Welle zu reiten oder von ihr verschlungen zu werden! Seien wir doch froh, daß wir genau jetzt, an vorderster Front, bei Hikr.org eine neue, innovative Speed-Kultur des Mitteilens, Beschreibens und Erzählens mitgestalten dürfen!

Ich habe meine endgültige Wahl noch nicht getroffen, aber einen ersten Versuch gestartet.  Hier geht' s zum ersten Vielhygler-Speed-Bericht auf eine Ammergauer Hirschbichl-Runde.

Ganz ehrlich, ich hatte zunächst schon Hemmungen, sowas armseliges zu posten, aber schon nach meinem ersten Versuch muß ich sagen: Speedberichten ist endgeil! Allein schon, wie schnell der Bericht fertig war, wenn man sich keine Mühe damit macht! Wahnsinn, ich werde süchtig!

Weitere Speed-Berichte werden folgen!

Tourengänger: Vielhygler



Kommentare (7)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 21. November 2022 um 15:54
Hi Andreas,
das denke ich mir soooo oft.
Wenn ich keine Zeit habe einen ordentlichen Bericht zu verfassen, dann lasse ich es halt einfach.
Oder veröffentliche ich ihn als Kurzbericht, so mache ich es mittlerweile sehr oft.
Klar, einen guten Bericht zu erstellen dauert bei mir in der Regel mind. 1 Stunde.
Fotos sortieren, verkleinern, dann diese im Bericht beschriften und markieren (nur hochladen ohne Text find ich doof), und dann einen Bericht schreiben. Das dauert halt seine Zeit, wenn man es richtig machen will.
Aber das sieht natürlich jeder anders.
VG Andy

©bergundradlpeter hat gesagt: in d'Ammergauer...
Gesendet am 21. November 2022 um 16:06
...war ich auch kurz /www.hikr.org/tour/post176297.html

Beste Grüße aus Herrsching
Peter

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 21. November 2022 um 16:07
Ein wie ich finde wichtiger Diskussionsanstoss.

In besonders ausgeprägten Fällen erlaube ich mir auch einen Hinweis auf die Kurzberichtsfunktion, von anderen Nutzern oder gar den Admins gibt es in der Regel aber wenig weitere Kommentare.

Vielleicht könnte eine Lösung so ausschauen, dass bei Berichten mit weniger als z.B. 3 Bildern oder weniger als 3 Sätzen entweder automatisch eine Einordnung als Kurzbericht erfolgt oder dem Ersteller ein "Warnhinweis" angezeigt wird, ob er denn wirklich einen normalen Bericht damit erstellen möchte oder ob nicht ein Kurzbericht ausreicht. Das muss dann z.B auch für die reine Verlinkung eines Youtube-Videos gelten. Wohlwollend möchte ich einmal unterstellen, dass diese Funktion vielen auch gar so nicht bekannt ist.

Auf der anderen Seite hat diese Seite ihre Stärke ja gerade im offenen Zugang, sodass auch keine unnötig hohen Hürden aufgebaut werden sollten. Beispielsweise vermitteln auch die kurzen, aber prägnanten Berichte eines a1 oder früher eines benes relevante Informationen zu oft interessanten Zielen, ebenso wie die zuweilen etwa salopp formulierten aber interessant bebilderten Berichte eines ADI. So etwas sollte natürlich nicht abgeschreckt werden.

WolfgangM hat gesagt:
Gesendet am 21. November 2022 um 16:22
Hallo Vielhygler,

über den Unsinn von inhaltsleeren Speed-Berichten sind wir uns - glaube ich - einig. Für wen schreibt man denn bei hikr.org? Entweder für andere Leser - die können mit Speed-Berichten nichts anfangen - oder für sich selbst als Touren-Erinnerung - dafür taugen Speed-Berichte auch nichts.

Glücklicherweise sind die meisten Berichte ja ausführlicher. Aber es gibt auch Grenzfälle, über die ich mich ärgere: Berichte mit nur zwei oder drei Fotos für eine Tagestour (die man damit nicht nachvollziehen kann), oder Fotos ohne jede Beschriftung.

Meine Meinung: Wer nichts Ordentliches für die Öffentlichkeit schreiben kann oder will, sollte seinen Bericht im privaten "Entwurfs"-Zustand belassen.


alpstein hat gesagt:
Gesendet am 21. November 2022 um 18:09
Eigentlich wurde ja schon früher fast alles gesagt. Sowohl zu den Bergzielen und Routen, die schon alle x-mal beschrieben und bebildert wurden, aber auch zum Thema Qualität/Quantität der Berichte. Das soll uns aber nicht davon abhalten, weiterhin fleissig Erlebnisberichte zu schreiben.

Zwei oder drei Sätze und 1 oder 2 Fotos sind auf jeden Fall zu wenig. Dann kann man es auch gleich bleiben lassen. Eine Zunahme der Speed-Berichte in einem anderen Tourenportal hat unter Usern auch schon zu lebhaften Diskussionen und Vedruss geführt.

Persönlich lese ich nicht alle Berichte. Ob bei mir ein Bericht Gefallen findet, hängt nicht unbedingt von der Länge seines Inhalts ab. Ellenlange Berichte von Allerweltzielen schrecken mich eher ab, wie mich auch Fotogalerien mit 50/60 Fotos und mehr nur selten animieren, alle Fotos durchzuklicken. Berichte, bei denen der Autor Informationen mit Witz und Humor rüberbringt und/oder schöne und informative Fotos dazu liefert, sprechen mich am meisten an.

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 22. November 2022 um 11:33
"Berichte" dieser Art finde ich tatsächlich auch eine problematische, enttäuschende Entwicklung. Was könnte das Motiv der Ersteller sein?
Es fällt auf, dass meistens ein Youtube-Video verlinkt ist. Je mehr Klicks ein Video dort bekommt, desto höher die Werbeeinahmen durch die teils eingeblendeten/vorgeschalteten Werbeclips. Weiß jemand, ob man als Uploader bei Youtube an den Erlösen dieser Werbe-Einblendungen beteiligt wird? Wenn das der Fall ist, nutzen solche User die Non-Profit-Plattform Hikr für die Erzielung von Erlösen auf der Profit-Plattform Youtube. Das hätte dann schon ein Gschmäckle ...

Mal ganz abgesehen von dem Ziel einiger Youtuber, Sponsoring von Firmen für Outdoor-Equipment zu bekommen, die wiederum auch erst ab ein bestimmten Zahl von Aufrufen des Videos überhaupt einen Sponsoring-Vertag in Erwägung ziehen.

Inwiefern verwackelte Helmkamera-Videos der Vermittlung einer Landschaft, einer Tour gerecht werden, sei dahingestellt. Befremdlich finde ich dem Zusammenhang auch Youtuber, die eine Videodrohne mit auf den Berg schleppen, nur um diese dann in bester Nabelschau-Manier wenige Meter vor sich herfliegen zu lassen.

Nyn hat gesagt: Speed vs eigenem Erleben - EINE SATIRE (?)
Gesendet am 23. November 2022 um 17:16
Ähnlich wie beim Drogenkonsum gibt es wohl den durch gegoprote oder gedrohnte Vids erzielten Trip, der mit überzeichneter Darstellung (extremer Weitwinkel) oder Motiv (70+% des Trägers) arbeitet - wobei es mMn leider oft mehr ein Egotrip des Uploaders ist....

...und den mühsam eigens !erstrittenen "Natural-High".

Der Konsum von Ersterem auf youtube dauert dann mal ca 5-10 Minuten, - dann hat man das gesehen...(wozu dann noch selber hin?)

Das Erleben aus eigener Kraft steht dem mit gehörig größerem Auwand entgegen an Zeit und Vorbereitung, an Mühen, an Muskelkater, jedoch mMn mit ebenso deutlich größerem Wert und Dauer an laaange Davon-Zehren-Können.

Ein Kurzbericht mag für einen highlightarmen, 100fach wiederholten Allerweltsberg oder das eigene Tourenbuch online genügen - wenn ich aber WIRKLICH was zu erzählen habe und es mir wichtig ist, dann widme ich der Berichterstattung angemessen viel Aufmerksamkeit und Zeit, wie ich es der Tour auch tat!

Ok, ich fotografiere sehr gern und sehr viel und so entstehen vielfältigste An- und Einsichten meines Erlebten, welches ich gerne weitergebe und in eine hoffentlich ebenso interessante Verpackung (Text/Einführung) zu bringen versuche. Das ist nicht jedem so gegegen -aber Sich-keinerlei -Mühe geben ist erkennbar!

Mein Fazit: Wer all diese wunderbaren Blumen, Pflanzen, Wettereindrücke, Natur + Begegnungen aller Art nicht SELBER und LIVE erlebt und würdigt, ist doch ein armer Tropf ....
....

Btw: Als professioneller youtuber bekommst du pro Klick/Follower unheimlich viel Knete einen gewissen Satz, allerdings a) erst ab soundsovielen Klicks/Followern überhaupt und B) sind es pro dann nur wenige Cents.
Tausende Die allerwenigsten (in D-Land geschätzt weniger als ein Dutzend) können davon allein leben!
Auf die von youtube für/in deine Berichte geschaltete Werbung hast du übrigens keinen Einfluss -das Geld bekommst du von youtube. Kannst dir so halbwegs ausrechen, wieviel Follower+Klicks du brauchst - und du musste es auch noch versteuern als selbständige Arbeit...

Nyn





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