Punta Kennedy Ostgrat


Publiziert von Matthias Pilz , 8. September 2018 um 16:04.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:17 Juli 2018
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage

Die Punta Kennedy ist wahrlich kein Paradegipfel, vielmehr ist er (vor allem von umliegenden Gipfeln gesehen) eine kaum markante Gratschulter im Nordostgrat des Disgrazia. Dennoch erfreut sich der Ostgrat überraschend großer Beliebtheit, vor allem bei Insidern - denn der Grat gilt als eine der schönsten Routen in der Region. Und tatsächlich ist bereits der Zustieg zum Taveggia-Biwak eine lohnende eigenständige Tour über mitunter steile Gletscherhänge in landschaftlich einmaliger Umgebung. Die Übernachtung am ideal gelegenen Biwak ist im übrigen auch der langen Variante von der Porro-Hütte vorzuziehen, wenngleich lokale Bergführer diesen Anstieg bevorzugen und dann auch den "Umweg" über den Ventina-Gletscher über eine Insider-Abkürzung durch das Tal nördl. vom P. 2882m einsparen. Doch das Biwak ist nicht nur bereits früh morgens in der Sonne, es liegt auch hoch über den großen Gletscherbrüchen bestens windgeschützt in einer Felsnische und ist somit einen Besuch wert - es bietet jedoch nur 4 Personen Platz (Decken vorhanden, Schnee 5 Min. entfernt). 
Nach dem Sonnenaufgang kann man so gemütlich auf den Grat starten, er beginnt direkt beim Biwak. Während ganz zu Beginn noch kurz die Steigeisen gebraucht werden, so verschwinden diese dann bis zum Gipfel im Rucksack. Anfangs ist der Grat noch etwas brüchig, bald aber wird der Fels immer fester und die Kletterstellen schöner. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Länge der Tour, denn neben fünf schwierigen Seillängen sind auch viele leichte Zwischenpassagen zu meistern. 
Die beiden Schlüssellängen in steilem Serpentin sind hervorragend zu klettern, wegen dem etwas glatten Serpentin-Gestein ist die Verwendung von Kletterschuhen sinnvoll.
Spätestens am Gipfel sticht einem der von der Punta Kennedy weiterführende Grat zum Monte Disgrazia ("Hängendes Seil") ins Auge, dieser wäre nach einer Übernachtung am Oggioni-Biwak direkt unter der Punta Kennedy eine fantastische Option. Für uns geht es aber wieder zurück ins Tal, der wild zerrissene Gletscherabstieg ist oft schwieriger als der eigentliche Aufstieg. Bei Blankeis ist er eine höchst heikle Unternehmung, entsprechende Ausrüstung ist dann erforderlich (um beispielsweise Eissanduhren zu bohren).
Wenngleich die Tour auf keinen Paradegipfel führt, so bietet sie alles, was eine tolle Bergfahrt ausmacht: Einen spektakulären Zustieg, eine tolle Unterkunft, fantastische Kletterei und einen höchst kurzweiligen Abstieg!

ZUSTIEG: Von Chiareggio folgt man dem (bike-tauglichen) Fahrweg zur Porrohütte. Von hier geht es jetzt nun noch ein Stück entlang des Gletscherlehrpfades taleinwärts. Bald aber geht es weglos hinauf zum Ventina-Gletscher. Diesem folgt man nun aufwärts, passiert eine Felswand mit einem großen Wasserfall und betritt diesen Felsriegel je nach Schneelage mehr oder weniger hoch. Hier nun wenige Meter über Felsplatten einfach aufwärts zum oberen Gletscher. Von hier tut sich auch bereits der Blick auf das versteckte Biwak und den Ostgrat auf. Unter großen Seracs quert man nun nach rechts (kurz 40°) und steigt einige Meter auf eine Schulter ab. Hier beginnen nun Steinmänner, welche anfangs knapp rechts einer Felsrippe hinauf zum Biwak leiten (Stellen II). Hier ist besondere Vorsicht geboten: Die Steinmännchen sind zwar gut gesetzt, jedoch oft nicht gleich sichtbar - wer hier den Weg verliert, kommt rasch in heikles Gelände. 

ROUTE: Vom Biwak einige Meter hinauf auf den Grat, jenseits nun 20m hinab zum Gletscher und den ersten Gratteil rechts umgehen. Nach wenigen Metern am Getscher kann man durch eine Firnrinne den Grat im Bereich eines schwarzen Felsaufschwungs erreichen. Man folgt nun immer dem Grat, die ersten Längen im schwarzen Fels sind etwas brüchig. Bald erreicht man einen gezackten flachen Grat, dieser wird einfach rechts umgangen. Man erreicht bald eine Scharte unter einem wilden Gratturm. Hier nun einige Meter nach rechts absteigend queren, um einen Standplatz an einem großen Block zu erreichen. Von hier nun durch einen Kamin direkt darüber hinauf (IV-) zu Stand an Normalhaken mit Schlinge (von unten sichtbar). Weiter über leichte Felsen (NH) zu einer markanten steilen Verschneidung, hier nun am besten einige Meter links der Verschneidung über wilde Zacken 5m aufwärts (IV) in leichtes Gelände, weiter nach rechts queren (feine Risse) und nicht auf den höchsten Punkt des Zacken. Jenseits einige Meter abklettern (II+) in die breite Scharte vor der markanten Serpentinplatte (Stand an Blöcken). Über die Platte im linken der beiden Risse aufwärts, bis dieser wieder die Gratkante erreicht, an dieser aufwärts (mehrere NH) zu Stand am Ende der Platte (NH). Direkt über den senkrechten Aufschwung an fantastischen Griffen hinweg und oben über eine Kante zu Stand in leichtem Gelände (Blöcke). Nun folgt man dem breiten Grat stets aufwärts, bald versperrt eine überhängende Kante den Weiterweg. Hier führt ein komfortables Band nach links in die Wand, man folgt ihm bis zu seinem Ende. Hier über eine Verschneidung (III+) zurück auf den Grat und diesem exponiert folgen. Man erreicht den Sattel vor dem Gipfelaufschwung, diesen am Weg des geringsten Widerstandes erklettern (II-III). 

ABSTIEG: Vom Gipfel gibt es zwei Möglichkeiten: a) Vom Gipfel kurz nach Westen abklettern (schmale Kante, dann 5m-Verschneidung III) und entlang des steilen Gletscherbeckens über die Randkluft abklettern (je nach Verhältnissen 35-50°). b) Vom Gipfel kurz nach Norden hinab auf eine Firnschulter (von oben kaum sichtbar) und meist ohne Randkluft hinab auf den Glestcher. 
Dieser wird nun zunehmend steiler, man hält sich im Abstiegssinn immer rechts. Entlang eines Steilhangs (40°) abwärts, hier oft Blankeis und Abseilen oder Sichern erforderlich). Bald aber wird das Gelände wieder flacher und eine Querung ermöglicht das Erreichen der Felsschulter oberm Biwak (Aufstiegsspur). Weiter wie Aufstieg.

SCHWIERIGKEITEN: S-, Felskletterei in bestem Gestein bis IV+, viele Stelle IV. Firn oder Eis je nach Ausaperung bis 50°, längere Passagen 40°. 

ABSICHERUNG: ++/++++, An heiklen Stellen stecken einige NH, mit Friends kann die Absicherung leicht auf gut verbessert werden.
 
WETTER: Sonne, windstill.
 
MIT WAR: Tanja
 
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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