Alpstein: Frühlingstour auf die Marwees 1991 m
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Heute könnte es klappen. Und alles klappte! Der Föhn sorgte für schöne Photos und weichte den Schnee etwas auf, im Falle dass……aber schön der Reihe nach. Wasserauen liegt schon in der Sonne, der Nordhang zur Bogartenlücke noch im Schatten. Ich steige munter dem rot/weiss markierten Weg Richtung Süden, bekannt unter dem „oberen Weg“ zum Seealpsee durchs Hüttentobel. Bequem steige ich im Wald empor auf gut angelegten Kehren. Bald schon verlasse ich den Wald. Nach etwa hundert Metern erreiche ich die beschilderte Abzweigung, 1180m, nach Alp Mans und Bogartenlücke, Gartenalp. Während der Hauptweg mit wenig Steigung weiterführt, windet sich mein Weg in etlichen Kehren über Alpwiesen steil hinauf zum Wald und in diesem bis zur Gartenalp, 1433m.
Kuhglockengeläute erschallt. So richtig friedlich. Ich denke an einen Alpaufzug. Aber nirgens ist eine Kuh zu sehen. Das Geläute steigt immer in einem Abstand von 200 m vor mir. Im Wald sieht man keine Kühe, denke ich mir. Aber weit gefehlt: Der Alphirt bernischen Ursprungs von der Alp Mans, Schang, trägt an einem geschulterten Joch zwei Kuhtreicheln – eine links und eine rechts. Mit seinem gleichmässigen Schritt ertönen die Glocken als ob eine Herde Kühe aufsteigen würde. Auf dem Weg zur Bogartenlücke sehe ich ihn, den andern Weg zur Alp Mans aufsteigen. Immer noch mit regelmässigem Bim-Bam!
Im Talkessel gegen die Lücke liegt noch etwa einen Meter Schnee, der aber gut trägt. In selber gewähltem Zick-Zack-Kurs erreiche ich den Sattel. Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Zuerst denke ich an Blätter, welche im starken Wind herumwirbeln. Aber woher? Nein – kaum zu glauben! Es sind hunderte von mittelkleinen Schmetterlingen, welche sich im Wind hin- und herwiegeln lassen. Kein Einziger hat sich auf den Boden gesetzt. Offensichtlich eine Hochzeitsreise in hundertfacher Ausführung.
Nach der Bogartenlücke steige ich etwa 50 m ab und quere gegen das mit Schnee vollgepropfte, steile Couloir in Richtung Marwees Südflanke. Mithilfe des Eispickels und dank der etwas weich gewordenen Oberfläche ersteige ich diese etwa 45° steile Rinne und bin glücklich, dieselbe oben links verlassen zu können. Auf einem kleinen Sattel oberhalb der Dreifaltigkeit mache ich Halt. Ein wunderschöner Ausblick vom Sämtisersee bis zum Stiefel und Bollenwees lässt den Stress schnell vergessen.
Weiter entlang dem blau/weiss markierten Weg in einer heiklen Traverse nach rechts. Dann im Gegenuhrzeigersinn unterhalt dem Gipfelaufbau der Marwees in leichter Steigung hindurch und leichter Kraxelei auf den Grat. Grate haben den Vorteil, dass man sich nicht verirren kann. Entweder geht’s etwas links oder direkt auf diesem weiter bis zum Gipfelkreuz mit Gipfelbuch – immer mit faszinierendem Blick gegen den Querriegel Säntis – Altmann. Eine neue, massive Bank lädt zum Verweilen ein. Die Dohlen bieten Flugakrobatik im böenartigen Wind und erhalten ihre Belohnung.
Traumhaft ist der Weg entlang des Grates und auch nicht ungefährlich. Einige Passagen sind mit Geduld zu meistern (T3+). So erreiche ich in Begleitung wunderbarster Kulisse oben, links, rechts und unten – unter anderem mit Weitsicht über das gehügelte Appenzellerland zum Bodensee und Österreicher Alpen – die Schlusspassage. Der Weg geht über einfache Kalkhöcker nach links unten und umschifft so den heiklen Schlussgrat der Marwees (mit Felsenfenster), links herum.
Ich erreiche den Wideralpsattel. Fantastische Aussicht auf die Meglisalp. Dorthin muss ich. Aber zuvor gilt es, den ganzen schneebelegten Talkessel der Bötzelalp möglichst horizontal zu queren um bei Pt 1865 definitiv mit mehr als 300 Höhenmetern in die Tiefe zu stechen. Der Schnee ist hier für das kontrollierte Rutschen enorm angenehm.
Kleine Rast in der „Meglere“, wie wir sie liebevoll nennen. Toller, gemütlicher Wirt. Weiter auf rot/weiss markiertem Weg gegen den Seealpsee. Unangenehm ist schneebedingt der Abstieg durch den Chenner. Doch dank intelligent gespannter Seile geht’s recht gut. Nach einigen Kehren stehe ich am Seealpsee und schlage den Weg nach links ein, um im Uhrzeigersinn die Ehrenrunde zu drehen. Bei den beiden Gasthäusern vorbei, die steile Teerstrasse runter nach Wasserauen. Ein nettes Ehepaar aus Friedrichshafen begleitet mich mit angeregter und interessanter Diskussion und lässt die Knieschmerzen vergessen. Danke!
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