Milchegger 2647m - Hacke, Spitze, Eins, Zwei, Drei


Publiziert von georgb , 7. Mai 2018 um 10:16.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 6 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Pfunders-Plattnerhof
Kartennummer:tabacco Pfunderer Berge

Die von allen prognostizierte, lange Firnsaison fällt ins Wasser, besser, in nassen Schnee. Die extremen Temperaturen und die milden Nächte lassen keinen Skigenuss aufkommen. Das gibt mir Gelegenheit, meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Zu Fuß, nur mit Leichtgepäck und Apfel auf unbekannten Wegen und Gipfeln herumzuvagabundieren.
Ein Musterbeispiel dafür ist mein heutiger Gipfel. Selbst sein Name ist Legende, in der Karte steht er als Wechselkofl, von den Einheimischen wird er aber Milchegger genannt, vielleicht weil es sich einfach besser anhört!?
Das steile, enge Sträßchen zum Plattner lässt keinen Gegenverkehr zu und der folgende wilde Steig ist noch vom Winter und Waldbruch gezeichnet, willkommen in der herrlichen Pfunderer Bergwelt! Um diese Zeit bewegt sich kein Mensch in der Gegend, die Lawinen sind abgegangen und ab 2000m liegt fetter, fauler Schnee in den Mulden.
An der Astalm öffnet sich der Blick auf saftige Bergwiesen und das Dreigestirn des Milcheggers. Über steile Wiesen und Unterholz leitet mich die spärliche Markierung Richtung Gampishütte. Dort, wo der Pfunderer Höhenweg quert, betrete ich den ersten Schnee und er wird mich bis zum Gipfel? begleiten.
Ich teste die Unterlage, zu meiner Überraschung ist sie trittfest und ich komme recht gut voran, das Passenjoch wird als nächstes Etappenziel ausgegeben. Nebenan queren die Gämsen in den Steilhängen, das gibt mir Zuversicht und am Joch inspiziere ich den Aufstieg zum Wechselkofl, alias Milchegger.
Ein netter Kamm zieht empor, schneebedeckt, aber einladend schön und nicht zu steil. Immer auf der Grathöhe stapfe ich weiter, für einen Steilaufschwung braucht es kurz die Schuhspitzen, fühlt sich fast hochalpin an ;-) Es tauchen zwei Gipfel auf und ich beginne zu zweifeln, Milchegger, Wechselkofl, wo seid ihr? Im Zweifel halte ich zunächst links auf den laut Karte höheren Punkt zu, steige ihm über einen grasig-steinigen Hang entgegen und sichte dabei nebenan ein Kreuz und zwei weitere Gipfel!?
Ich bin gut in der Zeit, die Wolken sind noch friedlich und so quere ich hinüber zu den Nachbarn. Unschwierig, mit kurzen Tiefschneeeinbrüchen folge ich den angedeuteten Wegspuren über Schrofen zum Gipfelkreuz und gleich weiter zum wenige Meter höheren Westgipfel. Leicht ausgesetzt und mit kurzer Kraxeleinlage (I+) erreiche ich ein nettes Steinmännlein und 1,2,3 alle Milchegger und Wechselkofl sollten bestiegen sein!?
Was für ein herrliches Plätzchen Erde, die Zillertaler leuchten und um mich herum menschenleere, wilde Berge. Nur den wilden Wolken will ich nicht recht trauen und mein Aufenthalt bleibt kurz, bald steige ich zurück zum Kreuz und quere hinunter Richtung Passenjoch. Am Steilstück kommen wieder die Schuhspitzen zum Einsatz, vorsichtig steige ich ein paar Meter rückwärts ab, für den Rest genügen die Hacken.
Ich wate weiter in meiner alten Spur zurück zur Gampishütte, erst hier fühle ich mich vor eventuellen Gewittern sicher und lasse mich nieder. Doch meine Sorge ist unbegründet, das Wetter bleibt stabil, alle Zeit der Welt den herrlichen sommerlich warmen Tag zu genießen.
Ich krempl die Hosenbeine hoch und folge am Scheat einem in der Karte nicht eingezeichneten Forstweg zurück zum Weissteiner Ontra. Gemütlich schlender ich durch die verlassene Landschaft, es grünt und blüht, ein Paradies. Doch plötzlich schrecke ich auf, ein Mensch erscheint in der Ferne ;-) Nach kurzem Zögern gehe ich auf ihn zu, das Rätsel um den Milchegger, bzw. Wechselkofl lässt mir keine Ruhe, vielleicht weiß er mehr!? Es ist ein sympathischer Pfundrer, Hirt und Besitzer der Gampishütte, auf dem Weg zu einer Frühlingsinspektion.
Er füttert mich mit Informationen und wir verabreden uns auf ein Bier bei meinem nächsten Besuch auf der Gampishütte. Zufrieden hüpfe ich bergab, die ersten Enziane lassen dabei auch mein Herz hüpfen, Hacke, Spitze, Eins, Zwei, Drei stehe ich wieder am Auto und verabschiede mich vom Milchegger und dem zauberhaften Pfundrer Tal.

Tourengänger: georgb


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