mit dem Simi auf den Similaun, 3606m


Publiziert von lila , 9. April 2017 um 12:24.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 5 April 2017
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I   A-T 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1710 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:kostenloser Parkplatz in Vent zwischen Kapelle und Bach (P8)
Unterkunftmöglichkeiten:Similaunhütte, privat

Es gibt Touren, die hat man viele Jahre lang im Hinterkopf und nie ergibt sich eine Gelegenheit. Oder man muss warten, bis die Kinder groß genug sind, um mitzugehen. Normalerweise ist es Kindern bzw. Jugendlichen völlig egal, auf welchen Hügel sie von den Erziehungsverpflichteten gescheucht werden, Hauptsache, es sind Gleichaltrige dabei. Dann vergessen sie zumeist, mehr oder weniger deutlich kund zu tun, dass es ja eigentlich eine Zumutung ist, sich in WLAN-freier Frischluft bewegen zu müssen. Beim Similaun war das ein bisschen anders, unser Jüngster - genannt Simi - wollte da natürlich schon mal rauf, schließlich ist der spätestens durch Ötzi berühmt gewordene Berg ja quasi nach ihm benannt. Und technisch schwierig ist er nicht, der Similaun, nur ein ewiger Hatscher, wenn man von Vent kommt. Und er, Simi, ist vor ein paar Wochen 15 geworden, also schon fast erwachsen - oder doch zumindest größer als seine ältere Schwester :). Auf den Similaun klassisch zu Fuß gehen wäre eine Möglichkeit, ist aber eher uncool. Im Sommer könnte man mit dem Mountainbike zur Martin Busch Hütte fahren, wenn man denn genug Platz im Auto für mehrere Radl hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette, wie das bei der Jugend heißt. Also doch lieber mit Skiern. 

Dienstag, 4. April: 
Simi, sein nächstälterer Bruder und ich gehen es gemütlich an, wir übernachten nach der langen Anfahrt aus der Rhein-Main-Ebene erstmal in Längenfeld. Der Wetterbericht ist "medioker", aber wenn man gar nicht erst losgeht, kommt man nie irgendwo hin. Und wer behauptet eigentlich, die moderne Sicherheitsausrüstung würde fast nichts wiegen? Was ist eine faire Aufteilung selbiger - proportional zum Körpergewicht, zum Alter, zur Touren-erfahrung? Brüder können sich wunderbar streiten, am Ende ist aber doch alles eingepackt, inclusive Unmengen an Proviant, Hunger ist definitiv umgekehrt proportional zum Alter. 

Start in Vent bei -2° und Schneefall. Der mausknietiefe Neuschnee reicht gerade so, dass man anfellen kann. Immerhin, Ski tragen "bockt keinen". Meine Bedenken ob des ungewohnten Materials für die pistenskiverwöhnte Jugend zerstreuen sich schnell, bald muss ich zusehen, dass ich hinterher komme. Der Weg zur Martin Busch Hütte zieht sich, aber mit dem sich bessernden Wetter bessert sich auch die Similaune. Nur drei mal müssen wir abschnallen und kurz die Ski tragen - die apere Stelle kurz unterhalb der Hütte ist mit ihren sonnenwarmen Steinplatten ein idealer Brotzeitplatz mit Sitzheizung. 

Für die Strecke zwischen Martin Busch und Similaunhütte brauchen wir ewig, Simi ist höhen- und anstrengungsbedingt nicht ganz fit. Zudem setzt wieder leichter Schneefall ein und die Sicht reicht gerade noch von einem Markierungspfosten bis zum nächsten. Die Similaunhütte ist trotz des schlechten Wetters ziemlich voll, fünf geführte Gruppen aus unterschiedlichen Nationen gehen die Venter Runde und machen hier heute Station. 

Mittwoch, 5. April: 
Schneesturm. Die geführten Gruppen müssen ihr Programm abspulen und weiter zur Bella Vista, alle Führer sind sich aber einig, dass eine Besteigung der Fineilspitze bei diesen Wetterbedingungen nicht sinnvoll ist. Nach und nach kämpfen sich die Gruppen Richtung Hauslabjoch durch den Sturm. Wir sind die Einzigen, die zum Similaun wollen, kehren jedoch nach 10 Minuten wieder um, die Sicht ist gleich null und der Wind eiskalt. In der warmen Hütte warten wir, bis das Wetter sich etwas beruhigt hat. Die sehr freundliche Hüttenwirtin meint, heute abend sei die Hütte praktisch leer, die wöchentliche Welle an Gruppen durch und wir könnten gerne noch eine Nacht bleiben. Nach einigen Runden Skat starten wir gegen 11.00 Uhr ein zweites Mal. Der Schneesturm hat aufgehört und man sieht sogar ab und zu mehr als 100 Meter weit. Das Gelände von der Similaunhütte über den Gletscher zum Skidepot ist einfach, praktisch keine Spalten und von der Orientierung her auch bei Nebel machbar. Am Skidepot ziehen wir die Steigeisen an und stapfen damit problemlos die letzten 150 Höhen-meter den gutmütigen Grat hinauf bis zum Gipfelkreuz. Dort schaffen es ein paar einzelne Sonnenstrahlen, durch die dünne Wolkendecke bis zu uns durchzudringen. Statt Hunderte von Gipfeln ringsherum sehen wir zwar nur Millionen von Wolkentröpfchen, aber das macht nichts - wir haben es geschafft! 

Beim Abstieg treffen wir am Skidepot vier Schotten, ansonsten ist heute keiner unterwegs. Der Gletscher ist mit knapp 10 cm Pulver überzuckert, ideale Bedingungen bei der Abfahrt. 

Wir bleiben noch eine Nacht auf der angenehmen und sehr nett geführten Hütte, ganze 6 andere Bergsteiger sind am Abend mit im Gastraum, obwohl für morgen deutlich besseres Wetter vorhergesagt ist. 

Tourengänger: lila


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