Vihren, Kutelo und Koncheto - Die Tour im Pirin


Publiziert von pika8x14 , 21. Oktober 2016 um 02:48.

Region: Welt » Bulgaria
Tour Datum:13 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: BG   Pirin   Vihren 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Hütte Vihren / Хижа Вихрен (1.971 m) - Kabata / Кабата aka Vihrenski Preslap / Вихренски Преслап (ca. 2.620 m) - Vihren / Вихрен (2.914 m) - Premkata / Премката (2.670 m) - Kutelo 1 / Кутело 1 (2.908 m) - Kutelo 2 / Кутело 2 (2.907 m) - Grat Koncheto / Кончето - Schutzhütte Koncheto / Заслон Кончето (2.760 m) - Kamenitishki preval / Каменитишки превал (2.670 m) - Razlozhki Suhudol / Разложки суходол (2.570 m) - Suhodolski preval / Суходолски превал (2.550 m) - Suhodolsko ezero / Суходолско езеро (2.311 m) - Hütte Yavorov / Хижа Яворов (1.740 m)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Pkw von Bansko zur Hütte Vihren / Хижа Вихрен. Immer Sommer verkehren ggf. auch Kleinbusse vom Bahnhof Bansko zur Hütte.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Per Pkw zur Hütte Yavorov / Хижа Яворов, zuletzt auf einer unbefestugten Straße durch den Wald.
Unterkunftmöglichkeiten:Hütte Vihren / Хижа Вихрен oder Hütte Yavorov / Хижа Яворов bzw. zahlreiche verschiedene Unterkünfte in Bansko und Umgebung.
Kartennummer:Домино: Туристическа карта "ПИРИН" (Domino: tourist map "PIRIN"), 1 : 50.000

Zwei Tage nach unserer Tour auf den *Musala steht heute eine der sicherlich schönsten „Bergwanderungen“ in Bulgarien an:

Geplant ist eine Tour von der Hütte Vihren (bulgarisch: Хижа Вихрен) zur Hütte Yavorov (Хижа Яворов) mit der Besteigung der drei höchsten Erhebungen des Pirin-Gebirges (Пирин),

Vihren, aka Wichren (Вихрен, 2.914 m),
Kutelo 1 (Кутело 1, 2.908 m) und
Kutelo 2 (Кутело 2, 2.907 m).

Daneben möchten wir noch den Koncheto (aka Kontscheto / Кончето) überschreiten:

Der Grat erstreckt sich zwischen den Gipfeln Kutelo 2 und Banski Suhodol / Бански суходол (2.883m) im hochalpinen Gelände - beidseitig ziehen steile Flanken zu Tale, nordöstlich quasi senkrecht. Der Name „Кончето“ hat dabei wohl etwas mit „Pferd“ zu tun - tatsächlich muss es hier besonders in früheren Zeiten zahlreiche Bergsteiger gegeben haben, welche die Felsschneide „reitend“ überquert haben. Heutzutage ist der Grat zu großen Teilen mit Stahlseilen gesichert und dadurch deutlich entschärft.

Dennoch bleibt die Tour insgesamt eine ernsthafte Unternehmung, die sichere Bedingungen erfordert und definitiv nicht unterschätzt werden sollte. Neben Schwindelfreiheit, der vielgepriesenen Trittsicherheit, etwas Kondition und gutem Sonnenschutz schadet unseres Erachtens z. B. auch ein Klettersteigset nicht…


Unsere Tour

Montag, 12.09.2016: Bansko und weitere Erkundungen


Am Montag schauen wir uns eine Weile im Wintersportort Bansko (Банско) um. Saisonbedingt herrscht jetzt natürlich hier und da Tristesse. Dennoch gibt’s durchaus Interessantes zu sehen - wie beispielsweise die Rhodopenbahn, die auch in Bansko Station macht…

Außerdem erkunden wir schon einmal den Ausgangspunkt für die morgige Tour, die über ein asphaltiertes Sträßchen erreichbare Hütte Vihren. Und auch zum Endpunkt unserer geplanten Wanderung, der Hütte Yavorov, hoppeln wir über eine (zur Zeit) halbwegs gut befahrbare Wald-Piste.

Hier sprechen wir mit dem Hüttenwart: Dieser organisiert nach einigen Telefonaten ein „Taxi“, welches uns nach der morgigen Tour zurück zur Hütte Vihren bringen soll.


Dienstag, 13.09.2016: Hütte Vihren - Kabata - Vihren - Premkata - Kutelo 1 und 2 - Grat Koncheto - Schutzhütte Koncheto - Kamenitishki preval - Razlozhki Suhudol - Suhodolski preval - Suhodolsko ezero - Hütte Yavorov

Nachdem wir - noch im Dunkeln - über das schmale Sträßchen von Bansko aus die Hütte Vihren / Хижа Вихрен (1.951 m) erreicht haben, beginnen wir gegen 06.30 Uhr unsere Tour. Zügig steigen wir den markierten Weg - es ist der E4 - empor, bis uns auf knapp 2.100 m Höhe sehr „missverständlich“ angebrachte Farbzeichen in die Irre leiten:

Wir landen zu weit westlich, und nach etlichen steilen Passagen endet der von uns gewählte Pfad an einem Felsabbruch. Markierungen haben wir auch schon eine Weile nicht mehr gesehen, deshalb verzichten wir darauf, weitere Spuren durch das Fels-und-Latschen-Gewirr zu testen. Nach einer halben Stunde „Verhauer“ sind wir wieder zurück auf der eigentlichen Route.

Kurz darauf erreichen wir eine Wegverzweigung, an der sich die beiden möglichen Aufstiegsvarianten zum Vihren trennen: Rechts ginge es über Kazana (Wegweiser „Казана“) und weiter zum Sattel Premkata / Премката, wir halten uns aber links.

Auf ca. 2.400 m lassen wir die letzten Latschenkiefern hinter uns und sind von nun an in offenem Gelände unterwegs - bei herrlichem Sonnenschein. Zwischendurch treffen wir einige Gämsen, und auf ca. 2.620 m gelangen wir zum Sattel Kabata / Кабата (der auf HIKR offenbar als Vihrenski Preslap / Вихренски Преслап bezeichnet wird).

Nach längerer Pause schlängeln wir uns durch die schutt- und geröllbedeckte Südflanke auf den Vihren / Вихрен (2.914 m). Auch hier verbringen wir natürlich eine ganze Weile, schließlich bietet der höchste Berg des Pirin heute beste Aussichten.

Der Abstieg vom Gipfel erfolgt dann nordwärts und führt durch deutlich anspruchsvolleres Gelände als noch beim südseitigen Aufstieg kurz vorher: Etliche steile Passagen sind deshalb mit Ketten gesichert, wobei diese im brüchigen Fels offenbar nicht immer optimal angeordnet werden konnten. Zudem macht wiederum loses Gestein die Begehung nicht angenehmer…

Schließlich erreichen wir den Sattel Premkata / Премката (2.670 m). Mittlerweile ist es 11.00 Uhr, und als nächstes folgt nun der Abstecher auf den Kutelo mit dem zweit- und dritthöchsten Pirin-Gipfel (= „Nummer 3 und 4“ in Bulgarien).

Dazu verlassen wir jetzt den Wanderweg und steigen über unmarkierte - und durch Schutt teils nicht besonders deutliche - Pfade hoch zum Kutelo-Kamm. Dort halten wir uns rechts und stehen wenige Minuten später auf dem Südost-Gipfel, Kutelo 1 / Кутело 1 (2.908 m). Über den stellenweise etwas ausgesetzten Grat stapfen wir anschließend zum Nordwest-Gipfel, Kutelo 2 / Кутело 2 (2.907 m).

Hier legen wir nun Gurt und Klettersteigset an, denn gleich wird’s spannend: Es geht über den Koncheto / Кончето. Vom Kutelo 2 steigen wir also am Grat ab, dabei weichen wir teilweise etwas in die südliche/westliche Flanke aus (Spuren). Da (wie so oft an einem Grat ;-) das Gelände sehr abschüssig ist und zudem von allerlei Schutt und Brösel bedeckt wird, finden wir diesen Abschnitt durchaus heikel - zumal es anfangs noch keine Sicherung gibt.

Diese erreichen wir dann, als der Grat tatsächlich „messerscharf“ wird - was auch per Verkehrsschild angekündigt wird. Entlang des durch Schienenpfosten geführten Stahlseils turnen wir nun also über den luftigen Koncheto. Zwischendurch mündet dabei wieder der eigentliche Wanderweg (E4) ein - das erkennt man übrigens auch daran, dass plötzlich die Schienenstücke im modischen Rot-Weiß daherkommen und der Fels stellenweise „speckig“ ist…

Kurz vor Erreichen des Gipfels Banski Suhodol / Бански суходол endet die Sicherung und wir verlassen den Grat. Von nun an folgen wir wieder einem ausgeprägten, markierten Bergpfad, der sich nur an wenigen felsigen Stellen etwas verliert. In der Regel geht’s dabei durch die südliche/westliche Flanke, ein Stück unterhalb des Kamms:

So vermeiden wir die Gipfelbereiche von Banski Suhodol / Бански суходол und Bayuvi Dupki / Баюви дупки. Bei der Schutzhütte Koncheto / Заслон Кончето (2.760 m) sind wir zwischendurch aber nochmals kurz am Grat unterwegs.

Am „Pass“ Kamenitishki preval / Каменитишки превал (2.670 m) folgen wir der Wegweisung „х. Яворов“ und umgehen damit den Gipfel der Kamenititsa / Каменитица - wiederum durch die südliche/westliche Flanke.  

Schließlich erreichen wir die Kuppe Razlozhki Suhudol / Разложки суходол (2.570 m). Am nahegelegenen Übergang Suhodolski preval / Суходолски превал (2.550 m) verlassen wir den Kamm nun endgültig und steigen nordwärts ab: Durch Blockfelder und Latschenkiefern, vorbei am kleinen See Suhodolsko ezero / Суходолско езеро (2.311 m) und zum Schluss durch Wald geht’s hinunter zur Hütte Yavorov / Хижа Яворов (1.740 m). Hier endet unsere schöne Tour um 17.30 Uhr, das heißt nach ca. 11 Stunden - bei etlichen Pausen und dem anfänglichen „Verhauer“. Außer an den Hütten haben wir dabei lediglich zwei andere Wanderer getroffen.

Zusammenfassend bewerten wir die Schwierigkeiten heute wie folgt:

Hütte Vihren - Kabata - Vihren: T2 (Stellen T3)
Vihren - Premkata: T4, abschnittsweise Sicherung (Ketten)
Premkata - Kutelo - Koncheto: T4 - T5, abschnittsweise Sicherung (Stahlseil)
Ende Koncheto - Suhodolski preval - Hütte Yavorov: T2, stellenweise T3


PS 1: Die Zeitangaben auf den Fotos entsprechen MESZ, vor Ort ist es also tatsächlich bereits jeweils eine Stunde später (OESZ).

PS 2 (wie gehabt): Eine Sache für sich ist die Übertragung der kyrillischen Bezeichnungen in lateinische Buchstaben. Hierfür gibt es zwar Regeln, aber eben auch verschiedene. Wir verwenden entweder - falls vorhanden - die Bezeichnungen im deutschen Sprachgebrauch oder auf Karten bzw. die international gebräuchlichen Schreibweisen (ähnlich ISO 9) mit h-Diagraphen und „ya/yu“ statt mit diakritischen Zeichen und „ja/ju“.
Beispiel: Aus „Боровец“ würde „Borovets“ (wie auf den amtlichen Karten und Schildern vor Ort) und nicht (das „wissenschaftliche“, aber praktisch kaum verwendete) „Borovec“. Und „Яворов“ hieße „Yavorov“, nicht „Javorov“.


pika8x14 sind diesmal: A. + A. 

Tourengänger: pika8x14
Communities: Ultras


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Kommentare (4)


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Sputnik Pro hat gesagt: Gewaltstour!
Gesendet am 21. Oktober 2016 um 06:59
Hallo Zusammen,

Was für eine schöne Tour! Gratuliere euch zur wohl eindrücklichsten Überschreitung Bulgariens; die würde mir auch bestens gefallen!

Viele Grüsse,
Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:Gewaltstour!
Gesendet am 21. Oktober 2016 um 23:00
Hallo Andi,

die Überschreitung von Vihren und Koncheto ist sicherlich (einer) der Klassiker in den bulgarischen Bergen. Deshalb stand diese Tour schon seit langem auf unserer "Wunschliste" - und wir haben extra Bansko als Standort während unseres Urlaubs gewählt, um ganz nah dran am Pirin-Gebirge zu sein.

Der aussichtsreiche Abstecher auf die Kutelo’s bietet sich natürlich ebenfalls an, wenn man schon mal da ist. Und wer weniger Fotos als wir macht, schafft die abwechslungsreiche und zwischendurch auch mal ein bisschen spannende "Wanderung" sicherlich noch um einiges schneller ;-).

Aber wir hatten ja Zeit: Das Wetter war gut, wir waren praktisch allein unterwegs (Wochentag + Nebensaison) und die Landschaft ist sowieso genial...

Danke für Deinen Kommentar und viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 22. Oktober 2016 um 07:26
Hallo zusammen,

eine tolle Wanderung habt ihr da gemacht! Ihr habt mir ja bereits ausführlich mündlich berichtet; nun habe ich auch noch die Bilder dazu ;-).
Die Gegend würde mich definitiv auch reizen; wer weiss, vielleicht zieht es mich nochmals nach Bulgarien ...

Gruss aus Shanghai,
Richard

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Oktober 2016 um 23:21
Hallo Richard,

das Pirin-Gebirge ist (wie gesagt;-) definitiv eine Reise wert - demnächst gibt’s noch einige Bilder mehr…

Vielleicht verschlägt es ja auch uns irgendwann nochmal dorthin. Weitere lohnende Ziele (Gipfel, Seen, …) gäbe es auf jeden Fall.

Beste Grüße zurück, Andrea + André.


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