Grenzwanderung Schweiz * Etappe 15 * Côtes du Doubs - Lac de Moron


Publiziert von laurentbor , 22. April 2016 um 13:21.

Region: Welt » Schweiz » Neuenburg
Tour Datum:20 April 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NE   F 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 717 m
Abstieg: 713 m
Strecke:15.8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Le Dazenet

Die erste Etappe entlang der Neuenburger Landesgrenze verläuft durch die wildromantische Doubs-Schlucht bis zum Stausee Moron. Da die Busverbindungen in diesem dünn besiedelten Teil des Juras nicht die besten sind, beschliesse ich die Wanderung als Rundtour vom Auto aus zu machen. Ich parke also oberhalb der Combe-de-Doubs bei Le Dezanet. Dieser schöne Gutshof liegt auf einer sonnigen Terasse etwa 300 Höhenmeter über dem Flusstal.

Typische Juralandschaft und viele Traktoren treffe ich an auf meinem Weg zum Einstieg in die Combe de la Sombaille. Hier stürzt sich ein Bächlein steil hinunter zum Doubs und hat wie an vielen Orten im Jura einen spektakulären Einschnitt in den Jurakalk hinterlassen. Der Weg windet sich steil über und unter Baumstämmen durch, an Felsbändern vorbei in die noch schattige Doubs-Schlucht.

Bei Les Graviers liegt eine kleine Wiese und ein schön hergerichteter Rastplatz. Sogar eine kleine Buvette gibt es, welche im Sommer wohl Getränke anbietet. Jetzt im Frühjahr ist jedoch noch alles ruhig, nur auf der gegenüberliegenden Seite des Doubs unterhalten sich zwei Angler über den besten Ort um Forellen zu fischen. Auf einer Infotafel lese ich ein wenig später, dass die einheimische Doubs-Forelle immer mehr von auswärtigen, ausgesetzten Forellen verdrängt wird. Auch Äschen und Hechte finden sich im Fluss, sowie der "Roi du Doubs" genannte Apron, ein vom Aussterben bedrohte Fischart der Barsch-Familie.

Letztes Mal bin ich bereits bei Bonaparte aus dem Doubstal aufgestiegen um nach La Chaux-de-Fonds zu gelangen. Daher fehlt mir der Abschnitt der Landesgrenze zwischen Graviers und Bonaparte. Ich gehe daher diesen Wegabschnitt doppelt - hin und zurück - und werde mit einer fantastischen Flusslandschaft belohnt. Hier im mittleren Teil der Doubs-Schlucht, die ofiziell von Les Brenets bis Goumois geht, fliest der Fluss schnell aber ohne grosse Stromschnellen durch eine tolle Waldlandschaft. Immer wieder erblickt man neue Winkel und die Vögel leisten einem mit Trillern und Pfeiffen Gesellschaft.

Nach der rund einstündigen Rundtour führt der Weg von Les Graviers wieder westwärts über ein kleines Fahrsträsschen zur Usine du Châtelot. 1953 wurde das Kraftwerk in Betrieb genommen und produziert heute ca. 100 Gigawatt pro Jahr, ist somit also das wichtigste Kraftwerk am Doubs. Der Strom wird nach Frankreich und in die Schweiz geleitet von den Strommasten die hier kreuz und quer am Hang stehen. Da die Zufahrt in das enge Tal fast unmöglich ist, wurde eine Standseilbahn installiert. Die mit stellenweise 100% Neigung eine der steilsten der ganzen Schweiz darstellt. Für Wanderer ist sie jedoch nicht zugänglich.

Nach dem Stauwerk, welches etwas erhöht umgangen werden muss, beginnt der interessanteste Teil der Wanderung durch die wilde obere Doubs-Schlucht. Der Weg geht hoch und runter über die zerklüftete Landschaft durch dunkle moosverhangene Wälder, riesigen Felstürmen und kleinen sonnigen Lichtungen vorbei. Immer hört man das Rauschen des nahen Wassers, dass sich hier mit vielen Stromschnellen als wilder Fluss zeigt. Auf dem Weg stehen überall verlassene Mühlen, die oftmals zur Unkenntlichkeit zerfallen sind. Ohne die Infotafeln und den gelegentlichen Mühlsteinen am Weg würde man davon nichts mitkriegen. Nur bei den Moulins Calame, einem besonders wilden Ort, stehen noch einige Mauerreste die vom Moos überwuchert wie eine Szenerie aus Herr der Ringe erscheint. Ein toller Ort.

Weiter führt der spektakuläre Pfad zu der Côte de la Forge, einem einige hundert Meter hohen Felsband über dem Dobs. Der Pfad schmiegt sich regelrecht an die Felsen und man wird immer wieder von herabstürzenden Wasserfällen geduscht. Denn es führt kein anderer Weg an diesen schmalen Stellen vorbei als unter dem Wasserfall hindurch. Nach dem Richtungswechsel nach Süden hört man plötzlich ein Grummeln und Zischen....

Der Weg weitet sich ein wenig und man stösst auf die einsame Herberge (mit Restaurationsbetrieb) Le Châtelot. Zwar wirken die Häuser etwas heruntergekommen, aber auf eine eigentümliche Art auch mysteriös und passend an diesen wilden Ort. Der Lärmpegel steigt nun immer mehr und es liegen Wassertropfen in der Luft. Plötzlich sieht man nichts mehr vor lauter Wasserdampf, den vor mir erhebt sich ein tossender Wasserfall der von der 74 Meter hohen Staumauer der Barrage du Châtelot herabstürzt. Die 1953 erbaute Bogenstaumauer sperrt das Doubtal und hat somit den dahinter liegenden Stausee Lac de Moron erschaffen. Jetzt im Frühling, nach ausgiebigen Regenfällen strömt richtig viel Wasser über die Staumauer hinab und verwandelt den Ort in ein Mini-Iguazu.

Nach dem tosenden Abschluss der Wanderung geniesse ich den stillen und sanften Aufstieg über eine Fahrstrasse bis zur Grande Beuge. Hier zieht sich ein natürliches Felsband schräg hinunter bis zum Stauwehr. Die Strasse muss dieses Hindernis durch zwei Steinnunnels passieren, und der Fussgänger kommt in den Genuss eines aussichtsreichen Felssporns mit Feuerstelle. Von hier aus sieht man fast den gesamten geschwungenen Lac de Moron mit der Staumauer direkt unter einem.

Die letzte Stunde zurück zum Auto geht dann noch über sanfte weite Wiesen und Bauernhöfe bei Les Plaines, mit einem Weitblick auf die französische Seite der Jurahochebene.

Hier geht es zur Etappe 16


Tourengänger: laurentbor


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Kommentare (2)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 22. April 2016 um 18:02
Sehr gelungener bildlicher Tourenbericht mit eindrücklichen Fotos!

laurentbor hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. April 2016 um 14:15
Vielen Dank!


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