Zwei "wilde" Tage am Uetliberg


Publiziert von 1Gehirner , 1. Januar 2016 um 17:08.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:29 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-ZH   Albiskette - Höhronen 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Strecke:5.6 km (Rundtour)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SZU zur Station Ringlikon
Zufahrt zum Ankunftspunkt:SZU zur Station Ringlikon
Kartennummer:map.wanderland.ch

Schon lange hatten mich die Trampelpfad-Berichte von uto869 interessiert, war ich doch vor einiger Zeit mal mehr ahnungs- als furchtlos auf dem Claridapfad zum Kulm hochgerutscht und hatte diesen in einem seiner Posts wiedererkannt. Nachdem der Schnee in höheren Lagen auf sich warten lässt und ich halbe Tage Ferien vom Dienst daheim bekam, bot sich der Uetliberg als nahes Ziel an.

Am ersten Tag ging ich von der SZU-Station Ringlikon los Richtung Mammutbaumallee und bog hier bei der zweiten Kreuzung nach rechts ab. Der Weg führt steil nach oben, kommt an einem kleinen Ruhebänkchen vorbei, überquert die Schienen und trifft auf die Strasse. Ich ging geradeaus weiter, aber dieser Weg ist nicht zu empfehlen – schnurgerade, langweilig und von Mountainbikespuren zerschlammt. Ich wäre besser den unteren Weg (bei der ersten Kreuzung rechts ab) gegangen – schöner, angenehmer zu gehen, keine verschwendeten Höhenmeter.

Am Ausguck „Jurablick“ (P. 750) angekommen genoss ich das gute Wetter und die Sonne. Dabei bemerkte ich rechts einen Trampelpfad an der Trichterkante entlang (sichtbar auf der neuen LK 1:25000) und folgte ihm ein Stück, heute sollte es mal nicht so strikt zugehen und ich wollte ein bisschen auf Entdeckertour gehen. Da ich aber eigentlich eher vorhatte, den Coiffeurweg auszuprobieren, drehte ich schnell wieder um. Mich würde es zwar sehr reizen, ein paar südwest-exponierte Wege in mein Repertoire aufzunehmen (der Sonne wegen), aber heute erstmal nicht.

Auf dem Coiffeurweg (alias „Panoramaweg West“), der von P. 750 am Café Jurablick vorbei immer auf etwa gleicher Höhe fast bis zur Fohlenweid führt und dabei nachmittags meist volle Sonne hat, ging ich bis zum südlichen Ende des „Diebis-Trichters“. Hier kommt von rechts (d.h. WSW) ein Pfad auf der Krete hoch, der sich links hoch in Richtung SZU-Station fortsetzt. Diesen Pfad wollte ich schon lange mal ausprobieren, ich kannte nur sein oberes Ende, also bog ich links ab.

Erstaunlich schnell, nach 5-10min im Bereich von T3-, stand ich dann schon oben beim neu gemachten Kinderspielplatz. Irgendwie hatte ich mir das schwieriger vorgestellt. Naja.

Weiter ging's zu den lustigen Beton-Giraffen(?) unterhalb des Hotels auf dem Kulm. Die Fahrstrasse war mir zu öde, also nahm ich den Gratweg im Osten, der bei den Lusthäuschen anfängt. Nach den ersten Treppen fiel mir ein Abzweiger links auf, den ich ausprobieren wollte. Ein kleiner Pfad führt hier auf gleichbleibender Höhe zunächst zu einer komplett schwarzen Clubhütte (Hütte zum Schwarzen Mann? Zur Schwarzen Wand? Zur Schattenseite?), alles sehr modrig und feucht hier; dann weiter zum Betonklotz mit Resten einer Stahlstütze, der das obere Ende des Rossweidli- und Claridapfades (siehe Bericht von uto869) ankündigt (T2). Hier folgte ich dem mir schon bekannten letzten Aufstieg in schmierigen Tritten mit Wurzelgriffen (T3) zum Swisscom-Tower. Der waagrechte Weg führt auch noch weiter, ich nehme an, über Denzlerweg zum Picknickplatz am Kulmpfad, aber das hebe ich mir für einen anderen Besuch auf.

Den Abstieg, natürlich erst nach einem Besuch auf dem Aussichtsturm (der jetzt kostenpflichtig ist, 2 CHF Eintritt), wollte ich auf dem Denzlerweg absolvieren, den ich auch noch nicht kannte. Sehr rutschig auf den Holzstufen und etwas mühsam erscheint er mir (T2), nicht so schlimm wie der Laternenweg, aber nah dran. In Zukunft werde ich lieber die wilderen Trampelpfade rechts und links davon nehmen. Im unteren Bereich suchte ich noch zwei Geocaches, entdeckte dabei meine Sympathie für den „Trampelpfad Ost“ (der immer mit „RMW“ markiert ist – weiss jemand, was das heisst?), so kaputt seine Brücken auch sein mögen, und den Kulmpfad (der im unteren Teil vom Denzlerweg abzweigt und über einen sanften Rücken weiter oben wieder auf ihn trifft). Kurz erkundete ich noch das untere Ende des Staffelpfads und einige Weglein auf der Sumpfwiese nebenan, die uto869 bisher unterlassen hat zu dokumentieren, und fuhr vom Zielweg aus wieder heim.

Einige Tage später wollte ich mein neu erworbenes Wissen ausprobieren und eine Uetliberg-Umrundung vornehmen, gekoppelt mit zwei oder drei Geocaches auf dem Weg. Von der SZU-Station Ringlikon ging es wieder durch die Mammutbaum-Allee, diesmal bis zum netten Abenteuerspielplatz am Hohenstein (P. 718), dann den breiten Zickzack-Weg hinunter zu P. 611 (nicht so schön, fast eine Fahrstrasse, aber mit vielen Einblicken in die Gesteinsstruktur des Uetlibergs). Bei P. 611 beginnt die Baustelle zur Erneuerung der Bachschwellen und der gesperrte Teil des Wegs an der Friesenburg vorbei, aber zwischen Weihnachten und Neujahr hat man ihn offenbar für den Fussverkehr geöffnet.

Nach einem kurzen Besuch auf der Friesenburg ging es den Friesenburgpfad Süd hinauf (mit kurzem Pickel und Chainsen Pro-Stacheln an den bebergschuhten Füssen; es geht auch ohne, aber ich fühlte mich so deutlich sicherer). Cache-bedingt „musste“ ich zuerst zur Clubhütte zur Gelben Wand aufsteigen, meinen Fehler erkennen (zu weit), den Abstieg auf dem alten Gelbe-Wand-Weg ab Clubhütte besichtigen und für zu steil befinden, den Friesenburgweg wieder bis zum Trampelpfad Ost zurückgehen, hinüberqueren zum alten Gelbe-Wand-Weg, den steilen und heiklen Abstieg zur Leiter durch die Gelbe Wand auf mich nehmen (die eingewachsenen Stahlseile dort sind nicht nur psychologische Sicherung), entscheiden, dass meine Nerven den Abstieg auf der Leiter heute nicht mitmachen, wieder zum Trampelpfad Ost hochsteigen, den Aufstieg zur Clubhütte für zu langweilig befinden, auf dem Trampelpfad Ost nach Norden bis zum neuen Gelbe-Wand-Weg queren (und dabei an einer Stelle mit dem Pickel einen Tritt hauen, weil mir die Rutschgefahr sonst zu gross gewesen wäre), dort zum Gratweg aufsteigen, den Cache an der Batterie 134 suchen, auf dem Friesenburgpfad wieder absteigen und auf den Trampelpfad Ost wechseln. „Auf und nieder, immer wieder“...

(Die intelligente, aber cache-freie Variante wäre natürlich gewesen, ab Hohenstein-Spielplatz dem Gratweg bis zum Beginn des Trampelpfad Ost zu folgen und ab hier darauf die Uetliberg-Ostflanke zu traversieren.)

Der Trampelpfad Ost alias „RMW“ ist ein wunderschöner, oft sehr schmaler Weg, selbst heim heutigen Sonnenwetter sehr einsam, nicht zwingend nur schattig und ohne nennenswerte Höhenunterschiede sehr angenehm zu begehen. Die Schuhstacheln waren hilfreich, oft ist der Weg leicht hangwärts geneigt und Ast- oder Wurzelgriffe sind nicht immer „zur Hand“. Ich als Flachlandkind bin aber kein Massstab, eine Mutter mit zwei kleinen Kindern erzählte mir, sie würde mit ihren Kindern oft den Kulmweg gehen... T3 ist sicher eine vernünftige Bewertung. Ich folgte dem „TrO“ bis zum Laternenweg, wo ich rechts hoch bis zum Dürlerstein ging und eine Pause in der Sonne einlegte.

Eigentlich war der nun folgende Teil auf dem Coiffeur-Weg als Belohnung für die feucht-schattige Ostseite gedacht gewesen. Tatsächlich stellte sich aber heraus, dass es dort gar nicht so feucht-schattig war, während der Coiffeur-Weg durch Waldarbeiten übel entstellt war. OK, sie waren am Einstieg beim Altuetliberg angekündigt, aber zwei Mountainbiker versicherten mir, es sei nur mit dem Bike etwas „unterhölzig“.

Wenig später kam ich an das erste Hindernis, eine unnötig schwere Klettereinheit (T4-) 5-6m hoch über einen Riegel aus gefällten Büschen und Bäumen, wo ich wirklich froh um den Pickel war. Es geht auch mit T3, wenn man den Kopf einschaltet. Bis zur Kreuzung bei P. 762 unterhalb vom Kulm gab es noch drei solche Stellen, alle nicht halb so heikel, aber eben „unterhölzig“.

Danach konnte ich den Weg endlich richtig geniessen, im letzten Sonnenschein mit goldenen Strahlen im immer noch herbstlichen Wald. Am Jurablick versuchte ich nochmals den Trampelpfad nach Diebis hinunter zu finden, konnte aber weder auf der SW-Rippe zu P. 622 einen Weg finden noch traute ich mich im Dämmer, dem Pfad nach Osten über die Brücke auf 710m weiter zu folgen. Ein andermal... für heute reichte mir die Rückkehr nach Ringlikon.

Angehängt ist nicht der GPS-Track mit meinen vielen sinnlosen Wiederholungen, Auf- und Abstiegen, sondern der cleane, „ideale“ Rundweg um den Uetliberg (handmade auf map.wanderland.ch).


Tourengänger: 1Gehirner


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Geodaten
 28535.gpx Uetliberg Rundtour

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Kommentare (3)


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Uto869 Pro hat gesagt:
Gesendet am 25. März 2016 um 15:44
Regenwetter heute und keine Lust auf Dreckpfade - Zeit also, endlich Deine drei Üetli-Berichte von Anfang Jahr zu studieren und in Gedanken nachzuvollziehen. In den komplizierten Landschaftsstrukturen der Ost- und der Westflanke ist es ja nicht immer ganz einfach zu wissen, wo man sich gerade befindet. Aber ich glaube, dass ich Dir gut folgen konnte. Und ich will Dir sagen, dass mich Deine Beschreibungen gefreut haben. Eine ähnliche Entdeckerlust führt mich auch nach Jahren immer wieder zu neuen Winkeln und Pfadspuren. Toll, dass das vor der Haustüre möglich ist! Zur von Dir erwähnten "Sumpfwiese" beim unteren Ende des Staffelpfades schreibe ich selbstverständlich bald einmal etwas - solche Hinweise auf Unbeschriebenes in meinem "ureigenen" Territorium sind mir fast schon Befehl ... Weiterhin viel Spass und sichere Gänge auf einsamen, verborgenen Pfaden! Uto869

1Gehirner hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. März 2016 um 19:32
Vielen Dank für deinen netten Kommentar! Und natürlich viel Spass beim Entdecken, wobei - "keine Lust auf Dreckpfade" ist ja keine Einstellung, die sich mit dem Uetliberg vereinbaren lässt ;)

Stijn hat gesagt: RMW
Gesendet am 10. September 2017 um 19:06
Die Markierungen "RMW" folgen dem Trampelpfad Ost nur kurz. "RMW" fängt an bei der ersten Rechtskurve vom Denzlerweg auf 605m, geht von dort in südwestlicher Richtung bis am Trampelpfad Ost, quert auf dem Trampelpfad Ost nur bis zur nächste Rippe, wo "RMW" über dem Cholbenhofpfad nach oben führt.

Die Bedeutung von RMW kenne ich auch nicht. Ich habe die Bedienung vom Gasthaus Staffel gefragt, aber sie wussten auch nichts über den Weg.


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