Sommet des Diablerets 3210m - von wegen teuflisch!


Publiziert von Mueri , 8. Oktober 2015 um 12:48.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum:29 September 2015
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD   CH-VS 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:Bergstation Sex Rouge - P. 2893 - P. 2891 - Le Dôme - P. 2986 - Sommets des Diablerets
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW zur Talstation 'Col du Pillon' (Gratisparkplätze) und mit Seilbahnen hoch zur Bergstation 'Sex Rouge' (40 CHF retour mit Halbtax-Abo)
Unterkunftmöglichkeiten:Ich habe im Hotel 'Relais Alpin' in Les Mosses übernachtet und durfte in der Zwischensaison von einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis profitieren.

'Sommet des Diablerets', zu Deutsch 'Gipfel der Teufelshörner' - mag sein Name auch furchteinflössend klingen, die Hochtour vom 'Col du Pillon' aus spricht eine andere Sprache. Dank der Seilbahnen hoch zum Sex Rouge ist der erste Teil des Aufstiegs alles andere als teuflisch. Auch der weitere Verlauf hoch zum Sommet des Diablerets ist wenig diabolisch, sondern erfüllt m. E. vielmehr die Kriterien einer idealer Einsteiger-Hochtour: Die Tour ist kurz, technisch einfach ohne ausgesetzte Passagen und anspruchsvolle Schlüsselstellen, offensichtlich hinsichtlich des Wegverlaufs und führt über einen eher gutmütigen Gletscher. Der Teufel steckt bei dieser Hochtour auch nicht im Detail. Und glücklicherweise ist - anders als in gewissen Touristengebieten - im Bergmassiv von Les Diablerets nicht der Teufel los.

Den einschüchternden Namen hat der höchste Waadtländer schon vor langer Zeit erhalten. Gemäss Sage soll der Teufel die blühenden Weiden von Tsanfleuron in eine kalte Eiswüste verwandelt haben, nachdem ein hartherziger Hirte die Hilfe verweigerte. Diese Eiswüste wurde sodann Zufluchtsort für Teufel, Dämonen und böse Geister, die dort kegelten und dabei den 'Quille du Diable', den Teufelskegel, immer mal wieder verfehlten, so dass das Geröll über die steilen Südwände des Diablerets in die darunterliegenden Täler donnerte.

Tatsächlich haben im Tal von Derborence in den Jahren 1714 und 1749 zwei grosse Bergstürze stattgefunden. Dass diese des Teufels Werk sind, dürfte heute nicht mehr ganz so unumstritten sein wie damals, als sie sich ereigneten. Ganz so einfach gibt sich der Teufel, der grosse Meister der Tarnkünste, wohl eben nicht zu erkennen. Und gelegentlich läuft man ihm über den Weg, ohne auch nur den Schimmer einer Ahnung davon zu haben. Gut möglich, dass ich mich bei meiner Hochtour manchmal in falscher Sicherheit wiegte...



Nach einer angenehmen Nacht in 'Les Mosses' und Frühstück im Hotel (jaja, ich werde älter und verzichte gelegentlich gerne auf ein Biwak oder SAC-Hütten-Romantik) fahre ich zur Talstation 'Col du Pillon'. Punkt 9 Uhr führt die erste Seilbahn hoch zur 'Tête aux Chamois' und von dort weiter zum 'Sex Rouge'. Zu meinem grossen Erstaunen bin ich quasi alleine in der Bahn und dies, obwohl die erste Bahn zumindest für Alpinisten ziemlich spät hochführt. Naja, es soll mir recht sein, wenn die auf dem Titlis oder dem Jungfraujoch üblichen Touristenströme ausbleiben!

Oben angekommen, mache ich mich an einem windgeschützten Platz startbereit und erreiche, immer Steinmännchen und teils gar Wegweisern folgend, bald den 'Dôme'. Hier gilt es, zuerst einige Meter auf den Schneegrat abzusteigen und sodann auf den Diablerets-Gletscher. Dieser kurze Abstieg auf den Schneegrat, der als eigentliche Schlüsselstelle der Tour gilt, ist problemlos zu bewältigen und teilweise gar durch Fixseile entschärft. Das Gelände ist weder steil noch luftig und überdies gut gestuft, nur trittsicher sollte man sein.

Am westlichen Rand des Diablerets-Gletschers schreite ich auf bereits vorhandenen Spuren hoch zum 'Sommet des Diablerets' und entdecke dabei im unteren Teil des Gletschers immer wieder Fusstritte, die etwas tiefer gingen als gewünscht (zugeschneite kleine Gletscherspalten) und zur Achtsamkeit mahnen.

Nach einer Gipfelpause auf dem 'Sommet des Diablerets' steige ich bei bissigem Wind auf demselben Weg ab und erreiche kurz vor dem 'Dôme' eine Zweierseilschaft, die - wie sich später herausstellen sollte - den Gipfel des 'Sommet des Diablerets' bereits in Nebel eingehüllt geniessen musste.

Nach Erreichen der Bergstation gelange ich innert wenigen Minuten via Hängebrücke auf den 'Sex Rouge'. Der kalte Wind zeigt sich hartnäckig, und ein Blick rüber zum höchsten Waadtländer enthüllt, was zu befürchten war: er ist bereits verhüllt. Glücklich über den am Abend zuvor Entscheid, mit der Bahn hochzufahren und zuerst auf den 'Sommet des Diablerets' zu gehen, beschliesse ich aufgrund der Wetterentwicklung, des Windes und der Temperaturen, die Ausrüstung für den Klettersteig am 'Tête aux Chamois' im Rucksack zu lassen und gemütlich den Heimweg anzutreten.


Tour im Alleingang


Fazit: schöne, konditionell und technisch einfache Hochtour, die sich perfekt für Einsteiger eignet; und dies in einem Gebiet, das zumindest in der Zwischensaison nicht überlaufen ist. Wer konditionell und technisch unterfordert ist, findet genügend Möglichkeiten, seine Grenzen auszureizen; und wer bei der ganzen Unternehmung noch etwas Spass sucht, dürfte mit einem der Klettersteige der Umgebung oder dem 'Alpine Coaster' gut bedient sein.


Tourengänger: Mueri


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Kommentare (2)


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Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2015 um 17:15
Bravo, bald hast Du Deine Kantonshöhepunkte komplett. Vor zwei Wochen wurde der Gipfel übrigens bereits als Skitour gemacht:

http://gipfelbuch.ch/gipfelbuch/detail/id/75669/Skitour_Snowboardtour/Les_Diablerets

Beste Grüsse
Gabriel

Mueri hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Oktober 2015 um 23:26
Hoi Gabriel

Danke! Den Bericht mit der Skitour auf den Diablerets habe ich auch gesehen, und es hätte mich durchaus gereizt, endlich wieder einige Schwünge in die weisse Pracht zu zaubern. Auch wenn ich die Skier zu Hause gelassen habe, konnte ich schon etwas Winterfeeling erleben und die Vorfreude auf die bevorstehende Skitourensaison so richtig ankurbeln.

Gruess

Armando


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