Hallo liebe Welt der (Schnell-)Wanderer,
vor ein paar Monaten hatte ich die Idee, 100 Gipfel in so wenigen Tagen wie möglich zu machen. Meine Frau gab mir auch 10 Tage frei, also warum nicht starten?
Natürlich brauchte ich erst genügend Vorplanung. Die bestand darin, dass ich auf alpenvereinaktiv.com zuerst einmal irgendwo zufällig startete und dann versuchte mit realistischen Höhenmetern und Kilometern pro Tag (grob 3000hm/30km) so viele Gipfel wie möglich einzusammeln.
Natürlich stellt sich dabei zuerst einmal die Frage:
Was ist ein Gipfel? Wieviel Prominenz braucht die Kuppe mindestens um ein Gipfel zu sein? Muss es einen Namen haben und in Karten verzeichnet sein?
Wenn man einige Grate entlangschreitet, findet man sicher einige Kuppen, die mehr als 25 Meter Prominenz aufweisen aber in keiner Karte oder Führer einen Namen tragen.
Also beschränkte ich mich zuerst einmal auf alles, was in den DAV-Karten offensichtlich eine Höhenangabe trägt und eine Kuppe (also keine Scharte) ist.
Dabei fiel meine Wahl des Starts ziemlich schnell auf den Allgäuer Ostkamm.
Und es wurde ziemlich schnell klar, dass das Projekt unmöglich umsetzbar ist, wenn man sich lediglich auf Gipfel mit bezeichneten Wegen beschränkt. Die Hälfte aller Gipfel würden ohne Schild mit nur schmalen Pfaden zu erreichen und einige davon T6 oder gar T6+ mit Kletterstellen bis zum III. Grad sein.
Die Beschränkung auf die Schwierigkeit empfand ich als ein gutes Verhältnis zu Gewicht der Ausrüstung und Anzahl der möglichen Gipfel.
Lediglich das Wetter war ein Punkt, der einem einen deutlichen Strich durch die Rechnung machen konnte.
Ich fand bald auch einen recht starken Mitstreiter, der zwar ziemlich jung war, aber bereits die Tal-Zugspitze-Jubigrat-Alpspitze-Tal an einem Tag in 14 Stunden gemacht hatte. Wir waren aber noch nie zuvor eine Tour zusammen gegangen.
Die Übernachtung sollte in den jeweiligen nähesten DAV-Hütten stattfinden.
Wir sammelten in den DAV-Sektionen viele Karten und machten uns gemeinsam an die Planung. Es war ziemlich schnell klar, dass selbst bei maximaler "Gipfel-Ausnutzung" nur etwa 11 mögliche Gipfel im Schnitt am Tag drin waren. Und dabei würden wir kaum die 3000hm pro Tag unterschreiten. Teilweise sogar 3700hm pro Tag.
In der Zeit von Anfang Juli bis Anfang August hatte man sich dieses Jahr ziemlich an das stabile und heiße Wetter gewöhnt. Wir wollten irgendwie nicht wahrhaben, dass sich das noch ändern wird. Geplant war der Start für den 15. August. Und da Felix einfach nicht mehr freie Zeit zusammen bekam, musste die Tour bereits am 22. August wieder enden. Es blieben uns also lediglich 8 ganze Tage.
Grob geplant hatten wir: Start in Sonthofen, über den Entschenkopf-Kamm ans Nebelhorn, dann übers Laufbacher Eck zum Prinz-Luitpold-Haus, dann zur Kemptner Hütte, weiter zur Rappenseehütte und ab ins Lechtal. Valluga, Parseierspitze und danach wieder runter.
Dann kam, drei Tage vor Tourenstart, der per Wetterbericht versicherte Wettereinbruch. Samstag/Sonntag starker Regen und teilweise Schneefallgrenze bis 2300/2400m runter.
Also warfen wir noch einmal alles um, versetzten den Tourstart auf Montag und starteten mit dem Ziel: 50 Gipfel in 5 Tagen.
Um das zu erreichen nahmen wir wirklich jeden "Popel"-Haufen mit und zählten selbst Steinbichel (923m) - eine Art Stein im Wald mit 10 Meter Prominenz als Gipfel.
Das Wetter war aber bis zum Freitag morgen so vernebelt, dass einige Gipfel rausfielen. Am Schneck-Hauptgipfel drehten wir wegen Nässe und Nebel um.
Es war ziemlich schnell klar, dass für die sichere Umsetzung des Projekts noch einige Sachen nicht ganz richtig geplant waren:
-Ich für meinen Teil brauche bei solch Touren eine warme Mahlzeit am Abend, auf den meisten Hütten gibt es nur bis 18:30/19:30 warmes Essen. Hier müsste man sich mit den Hüttenwirten irgendwie absprechen: Essen warm halten, oder eben erkaltetes Essen, oder: gut planen, essen und abends nochmal starten.
-Motivation. Man braucht etwas, um die nötige Motivation und Konzentration aufrecht zu erhalten. Hierfür denke ich, dass ein gutes Team und Menschen, die gut miteinander auskommen nicht ausreichen. Man braucht richtig Feuer und jeder muss für das Ziel kämpfen! Meine eigene Motivation war definitiv nicht ausreichend.
Wir kamen am vierten Abend auf der Rappensee-Hütte mit 37 Gipfeln im Gepäck und etwas zermürbt an. Den Wilder Kamm samt Höllhörner fielen komplett raus wegen Nässe und Nebel und auch Hochvogel und Fuchskarspitze mussten dem warmen Essen weichen.
Jetzt wende ich mich an die Hikr-Community und möchte wissen, ob es hier ein paar Leute gibt, die sich in der Umsetzung eines solchen Projekts sehen. Wer ist fit und motiviert genug, um das umzusetzen? Wer empfindet erst im T5/T6-Bereich am Berg wirkliche Freude und ist im Moment?
Ich möchte das Projekt nächstes Jahr im Sommer noch einmal angehen. Ich bin offen für alle Gebiete der Alpen, würde aber sagen, dass Hochtouren wegen Gepäckwahl aus der Reihe fallen und, da ich mich jetzt im Allgäuer Ostkamm recht gut auskenne, macht es Sinn, nochmal dort hin zu gehen. Eigentlich wollte ich die Tour zwar in für mich recht unbekannten Gebieten machen, das ist aber nicht so wichtig.
Wer sich also mit mir gern zusammensetzen würde, um das Projekt umzusetzen, darf sich gerne melden!
Grüße,
Marian
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