Gefahren durch unterspülte Schneedecke im Feldberggebiet


Publiziert von alpstein, 1. Februar 2021 um 11:10. Diese Seite wurde 908 mal angezeigt.

Dieser Winter zeichnet sich im Schwarzwald bisher durch einen enormen Schneereichtum aus. Die letzten Tage kamen noch mal 150 l Niederschlag pro Quadratmeter hinzu, welcher aber auch als Regen gefallen ist. Dies führt dazu, dass die hohe Schneedecke an manchen Stellen durch Wasserläufe unterspült wird. Nicht überall ist dies so offensichtlich wie hier.

Die Schneedecke ist wegen der milden Temperaturen nicht gefroren, so dass man leicht in Hohlräume einbrechen kann, wie das tragische Unglück von gestern auch gezeigt hat. Das Verlassen von Routen sollte man derzeit vermeiden und bei der Durchquerung von Mulden besonders aufmerksam und vorsichtig sein.

Da die Temperaturen vorläufig anhaltend mild bleiben sollen, ist nicht mit einer raschen Besserung der Situation zu rechnen.




Kommentare (14)


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ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 1. Februar 2021 um 13:06
Konnte leider nicht rausfinden wo das Unglück genau passiert ist. Auf dem Winterwanderweg nördlich über dem Feldseekessel kann ich mir das kaum vorstellen, vor allem weil von Nachlawinen die Rede ist und dafür ist es nicht steil genug. In der BZ ist von extrem steilen Gelände die Rede. Sie werden ja wohl kaum den steilen Direktabstieg über den Südosthang zum hinteren Seeende gewählt haben, da hier auch überall ein strenges Betretungsverbot besteht, was auch nicht jeder ahnt.

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Februar 2021 um 15:20
Hätten sich die Schneeschuhgänger außerhalb vom üblichen Weg befunden, wäre es wohl in der Presseinfo zum Ausdruck gekommen. Aber vlt.erfahren wir auch noch Näheres.

Auf einem Bergwacht-Foto des Einsatzes sieht man felsiges Gelände mit fließendem Wasser oberhalb vom Schneeloch. Steil ist das Gelände z.B. hier, wo auch gestern eine tiefe Kerbe war und kurz davor gab es Felsen nah am der Route, wie hier die aber noch mit Schnee zugedeckt waren.

ma90in94 hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Februar 2021 um 16:45
Es gibt ein Video vom SWR, da sieht man eine Dronenaufnahme des steilen Waldstückes und ich glaube eher es ist abseits der Wege.
Das muss ganz unglücklich zugegangen sein und gibt mir schon zu denken.

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Februar 2021 um 17:11
Danke für den Hinweis. Dem Video von heute nach, dürfte sich die Stelle eher hinter dem See befinden, also abseits des Normalweges.

evil_horst hat gesagt:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 01:33
Was mir im Zusammenhang mit diesem tragischen Ereignis auffällt ist, das es gar keinen Lawinenlagebericht für den Schwarzwald gibt, obwohl es da ja auch in der Vergangenheit schon öfter zu Unglücken kam. Für z.B. das Riesengebirge in Tschechien/Polen gibt es z.B. einen, obwohl dies auch "nur" ein Mittelgebirge ist.

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 10:40
"Wintersportler wissen um die Gefahr der Lawinenausbrüche im Schwarzwald Bescheid" habe ich gerade beim Googeln gefunden, aber keine Hinweise auf aktuelle Informationen.

An anderer Stelle steht, dass bis zu 10 Lawinenabgänge pro Winter am Feldberg geschätzt werden.

Zu den potentiell gefährlichen Stellen gehören jeweils die Hänge unter den Wechten im Zastler Loch, Seebuck und Baldenweger Buck bzw. am Herzogenhorn.

Ein besonders eindrückliches Foto aus dem Zastler Loch sieht man in diesem Bericht

Die Gefahren lauern nicht nur nach Neuschneefällen, sondern auch bei hohen Temperaturen, die zum Wechtenabbruch führen können.

Das schwerste Lawinenunglück Deutschlands mit 17 Opfern ereignete sich übrigens 1844 im Mittleren Schwarzwald auf nicht einmal 1000 m Höhe.


derMainzer hat gesagt:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 11:50
Griaß eich,

für den Feldberg im Schwarzwald gibt es als Download (https://www.naz-feldberg.de/publikationen?inheritRedirect=true) eine Winterfaltblatt Karte in hoher Auflösung. In der Karte sind neben den offiziellen Winterrouten auch lawinengefährdete Zonen (rot) abgebildet. Im Outdooractive bzw. Alpenvereinaktiv können die Hanglagen der lawinengefährdeten Zonen und die aktuelle Lawinenlage in der Kartenansicht für die Ostalpen aktiviert werden. Allerdings ist diese Funktion nur für die Versionen pro und pro+ aktivierbar und somit kostenpflichtig. Für den Schwarzwald gibt es diese Darstellungen in den Karten nicht. Aus meiner Sicht sollten diese Funktionen für alle Nutzer kostenlos aktivierbar sein. Die zuständigen Landesämter könnten ja auf ihren Homepages entsprechendes Informations- und Kartenmaterial für den Winter kostenlos zur Verfügung stellen. Schön wäre das für den gesamten Alpenraum.

Pfiats eich
derMainzer

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 12:29
> Winterfaltblatt Karte in hoher Auflösung

Die "Karte" ist kompletter Murks, da die Signaturen für Sperr- und Lawinenzonen die Karteninformationen darunter komplett zukleistern.

Hat man sich erst mal in dieses Gebiet verirrt, ist der einzige Wert den dieser Wisch noch hat, damit ein Notfeuer zu entzünden.

Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 12:08
Wenn ich mir die Karte anschaue, dann fließen mindestens acht Bäche von der Seebuckseite hinunter in den Feldsee, zwei sogar garniert mit Wasserfällen. Selbst im Sommer gibt es keine direkten Abstiege durch dieses Gelände.

Bei einer meiner letzten Schneeschuhtouren habe ich diesen Abhang genmieden, weil weder markiert noch gespurt.

Vielleicht war es mal wieder fehlende Planung, die zu diesem Unglück geführt hat. Einfach traurig für ein so junges Leben.

Wie oft ich allerdings auf Menschen treffe, die ohne Ortskenntnisse und Karten unterwegs sind, mag ich gar nicht mehr beziffern. Dabei ist es mit den vielen Karten im Internet dorch relativ einfach sich einen Überblick zu verschaffen, bzw. einen Ausdruck mit zu nehmen.

Ein Handy ohne zusätzliche Powerbank und offline Karte ist keine Versicherung.

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 13:51
Die Topografische Karte des Landesvermessungsamtes ist wohl die einzige, die auch über die Topografie in dem Gebiet richtig Aufschluss geben würde. Was man sonst findet ist "Müll", wenn man sonst durch die Schweizer LK verwöhnt ist.

Auf dieser Karte lässt sich der Unglücksort zwischen Feldseewasserfall und Feldsee ungefähr eingrenzen. Wie die beiden dorthin gelangt sind, kann man nur spekulieren. Der Felsenweg, der bei P. 1318 traversiert ist m.W. im Winter gesperrt.

>Wie oft ich allerdings auf Menschen treffe, die ohne Ortskenntnisse und Karten unterwegs sind, mag ich gar nicht mehr beziffern.

Das ist wohl so. Letzte Woche trafen wir, fast im Zastler Tal unten, auf 3 "Stadtmenschen", sie in Stiefeletten, die auf den Feldberg wollten und uns nach dem Weg fragten.

derMainzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 14:10
Griaß di,

genauso ist es. Vor 14 Tagen war ich auf einer Schneeschuhtour in den Ammergauer Alpen.
Es waren vorwiegend jugendliche Wanderer, welche nur bedingt wintertauglich ausgerüstet unterwegs waren. Zwar trugen diese an ihren Trekking Bergschuhen Spikes, jedoch waren die gewählten Aufstiegs Winterrouten alles anderer als für Spikes geeignet. Auch ist es immer wieder fraglich, warum sich die Wanderer nicht vorher über die Witterungsverhältnisse und die entsprechenden Wegen erkundigen. Besonders tragisch finde ich es, wenn man wegen der Pandemie jemanden ausweichen will und sich auf einen schneeverwächteten Grat stellt. Vielleicht sind es ja so digitale Planungsinstrumente wie Komoot und Accounts auf Instagram, die solch einen Wahnsinn herausfordern.

Pfiat di,
derMainzer

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 14:19
Ich nehme an, dass die auf diesen Weg gekommen sind, der aber nicht hinunter zum Feldsee führt. Sicher sind da schon ein paar Einheimische durch und haben Spuren hinterlassen, aber für Ungeübte kann das nur lebensgefährlich sein.

Selbst der Weg zur Baldenweger Hütte war bei meiner Tour nicht machbar.

ma90in94 hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2021 um 14:20
Auf der Seite der Badischen Zeitung findet man einen Artikel und eine Karte mit dem Unglücksort. Der felsige Steilhang westlich über dem See ist das unwegsamste und steilste was der Hochschwarzwald zu bieten hat. Hierher kann man sich nur verlaufen in der Annahme, einen direkten Weg zum Feldsee zu versuchen.
Auf der Webcam vom Raimartihof ist das Gebiet gut erkennbar, wenn gute Sicht.


alpstein hat gesagt: Geoportal BW
Gesendet am 2. Februar 2021 um 16:20
Geoportal

Hier sieht man den Wasserfall und die Höhenlinien


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