Sturz-Angst


Published by LaGazelle, 8 July 2017, 01h43. This page has been displayed 3018 times.

Liebe Hikrs
 
Für mein Problem habe ich nirgends etwas gefunden, das mir weiterhelfen könnte. Aber vielleicht weiss jemand von Euch Rat?
 
Seit dieser Saison habe ich bei meinen Wanderungen auch in nur leicht ausgesetztem Gelände Angst abzustürzen. Es handelt sich meiner Meinung nach nicht um Höhenangst. Ich habe Fall-Angst oder Sturz-Angst. Auf einer hohen Brücke, auf einem Turm, Berg oder Grat zu stehen und hinunter zu schauen macht mir nichts aus. Ueber einen Grat zu gehen oder einen Steilhang zu traversieren versetzt mich jedoch in grosse Angst. Es reicht auch schon, "Grat" oder "Steilhang" zu lesen, um blockiert zu sein.
 
Vor ein paar Tagen stieg ich über die Fulegg aufs Faulhorn. Ich hatte ungeheure Angst angesichts der Steilheit der zu traversierenden Flanke, ich sah mich ausrutschen und zu Tode kommen. Indem ich nicht in den Abgrund blickte, sondern nur auf die 50 cm Weg vor meinen Füssen, konnte ich die Passage trotz allem gut bewältigen. Auf dem Faulhorn übernachtete ich und ging anderntags zur Schynigen Platte weiter. Und auch hier - auf diesem von hunderten von untrainierten Touristen aus aller Welt begangenen Weg - befiel mich streckenweise wieder diese Angst, ich könnte abstürzen. Dito auf dem Weiterweg nach Breitlauenen, wo es zwei, drei Mal Stellen gab, wo man bei einem Sturz einen Abgrund hinuntergefallen wäre. Das ist ein T2-Weg!
 
Beim ersten ausgesetzten Gipfel meiner Wandersaison 2017 - der Grande Jumelle Anfang Juni - hatte ich noch gedacht, meine Schwierigkeiten hätten damit zu tun, dass ich halt noch untrainiert sei und das Gefühl für den Berg und für meine Fähigkeiten noch nicht wieder erlangt hätte. Doch inzwischen habe ich mehrere Touren hinter mir, ich weiss nun um meine Trittsicherheit, meine gute Balance und schnelle Reaktion, meine Kraft und Ausdauer. Selbstvertrauen gibt mir das dennoch nicht, die Angst ist nicht verschwunden, im Gegenteil.
 
Ich plane eine Wanderung, bei der ich vom Rawilpass zur Iffigenalp absteigen muss. Nachdem ich kürzlich Fotos von dem teilweise beschädigten Wanderweg gesehen habe, versetzt mich die Vortstellung, dort durch zu müssen, in Angst und Schrecken. Dabei bin ich diesen Weg vor Jahren schon gegangen und das problemlos! Ich war auf dem Grand Muveran, auf dem Vanil Noir, stieg über die damals noch lange Leiter des Pas de Chèvre, ich ging über den Brienzergrat und war auf einem ZS-Viertausender. Ich fühlte mich der Situation immer gewachsen, ich war vorsichtig und hatte Respekt. Angst hatte ich jedoch nie gehabt. Und heute zittere ich beim Gang über einen T2-Weg!
 
Was ist los mit mir?
 
Wahrscheinlich hängt meine Angst damit zusammen, dass ich seit dem Herbst 2014 beim Wandern drei Mal grundlos gestolpert bin. Das erste Mal kippte ich ohne ersichtlichen Grund am Gemsmätteli beim Pilatus aus dem Wanderweg und rutschte ein paar Meter den Hang hinunter, bevor ich mich an Grasbüscheln festhalten konnte. Die anderen Male stolperte ich auf ebenem Weg, auf dem kein Hindernis lag, kein Loch war, kein Stein und keine Wurzel. Hat sich in meiner Psyche der Gedanke festgemacht, ich könnte auch einmal an einer steilen Stelle stolpern, abstürzen und tot sein? Und das blockiert mich nun? Aber ich habe doch seither manch anspruchsvolle Tour gemacht und habe diese gut bewältigt! Weshalb vermag das die Todesphantasien nicht zu löschen?
 
Ich bin untröstlich. Wenn ich diese Blockade nicht wegbringe, sind alle meine Wanderpläne obsolet.
 
Was kann ich gegen diese Angst tun?
 
Habt herzlichen Dank für Euren Rat.
 
Astrid 



Comments (32)


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Henrik says: Sorge!
Sent 8 July 2017, 13h09
Liebe Astrid

Es gebührt dir Hochachtung, dich hier zu outen. Ich habe keine Antwort parat – die Zusammenfassung am Schluss deiner Ausführungen veranlassen mich aber, dich zu bitten, unbedingt den Kreis nach aussen auszudehnen, also professionelle Hilfe auf-zusuchen! Sicher hat es auf dieser Plattform hikr.s, die punktuell etwas dazu beitra-gen könnten, allein deine Beschreibung – Zitat: „Weshalb vermag das die Todes-phantasien nicht zu löschen?“, erfüllt mich mit Sorge! Heb’s guet.

Herzlich


Henrik

Wanderer82 says: RE:Sorge!
Sent 8 July 2017, 14h35
Hoi Henrik

Guter Beitrag! Wegen den "Todesphantasien", ich glaube, damit meint sie eher, dass sie eben Angst vor einem tödlichen Absturz hat und sich dies vorstellt / ausmalt, nicht dass sie grundsätzlich über einen nahenden Tod phantasiert. Aber der Rat sich professionelle Hilfe zu holen ist sicherlich nicht verkehrt, vor allem wenn man durch eine solche Situation einen Leidensdruck hat, welcher Art auch immer.

Beste Grüsse
Thomas

Sputnik Pro says: Der Angst stellen
Sent 8 July 2017, 15h01
Wobei anzumerken ist dass etliche Medikamente zwar die Angst verschwinden lassen, dafür die Koordinationsfähigkeit schwächen können. Ich denke die beste Möglichkeit ist, sich der Angst stets zu stellen bis im Unterbewusstsein wieder ein Umdenken stattfindet. Jeden Abend einen steilen Hang vor der Haustür zu traversieren wäre meiner Meinung einen Versuch wert.

LaGazelle says: RE:Der Angst stellen
Sent 9 July 2017, 16h09
Sali Sputnik
In Allschwil einen steilen Hang vor der Haustüre zu finden, wäre etwas schwierig gewesen... Aber hier in Thun lässt sich das schon etwas einfacher bewerkstelligen: Jeden Tag auf die Simmenflue z.B.! Was aber, wenn ich beim dritten oder vierten oder... Mal abstürze...?
Dein Ansatz ist wohl richtig. Ich müsste nur einen Hang, einen Grat finden, der zwar ausgesetzt ist, ein Sturz aber nicht tödlich wäre.
Viele Grüsse von BE nach BL
Astrid

LaGazelle says: RE:Sorge!
Sent 9 July 2017, 15h59
Sali Henrik
Nein, nein, ich wünsche mir nicht zu sterben! Ganz im Gegenteil! Es ist so, wie Thomas schreibt.
Eine "professionelle Hilfe" würde mir wohl zu einer Verhaltenstherapie raten, d.h. zur Konfrontation mit dem Angstauslösenden. Aber das tue ich ja! Ich gehe in die Berge und ich stelle mich den Schwierigkeiten - ich bewältige sie auch gut, wie man am Beispiel Fulegg sieht. Dass diese Erfolge mein Selbstvertrauen dennoch nicht stärken verstehe ich nicht und das beelendet mich sehr.
lg Astrid

Sent 8 July 2017, 14h03
Hallo Astrid

Selber mag ich heikle Wege eigentlich. Früher war ich noch wesentlich unerschrockener. Es gibt immer mal wieder Situationen, in denen ich heute unsicher bin und "Angst" habe. Es ist oft von der Tagesform abhängig. Das kann man aber vielleicht nicht mit deiner Situation vergleichen. Ich kann nur sagen, dass ich schon gelesen habe, dass solche plötzlichen Probleme auch auf Grund von Stress oder sozusagen psychosomatisch auftauchen können. Auf jeden Fall wird es wohl nicht so einfach sein, dies einfach abzustellen oder Gründe zu finden, denn diese sind oft gar nicht so offensichtlich (gewesen). Hast du ev. eine Brille? Auch eine zunehmende Sehschwäche könnte vielleicht ein möglicher Grund sein. Gestolpert bin ich auch schon oft, zum Glück und "lustigerweise" auch eigentlich immer in einfacherem Gelände. Tatsächlich sind aber Unfälle durch Stolpern oder Rutschen sogar die Regel. Und zwar genau deswegen, weil man im weniger heiklen Gelände weniger konzentriert bewegt. So gesehen ist ein gewisser Respekt sicher auch hilfreich.

Ich hoffe, dass sich deine Situation wieder verbessert und du noch viele schöne Touren machen kannst.

Liebe Grüsse
Thomas

LaGazelle says: RE:
Sent 9 July 2017, 16h38
Sali Thomas

Danke für Deine Zeilen.

Ich mag die schwierigen Wege auch lieber als die Wanderautobahnen... Und vielleicht war ich wie Du früher unerschrockener. Wobei „früher“ keine zwei Jahre her ist...

Körperlich - Gehirn, Gleichgewicht, Sicht - ist alles in Ordnung, Stress habe ich auch keinen. Erschöpft war ich jeweils auch nicht, als ich bei den schwierigen Stellen durchzugehen hatte.

Stolpern ist einer der häufigsten Gründe für einen tödlichen Unfall beim Wandern, das ist richtig. Als ich da auf ebenem Weg stolperte - wahrscheinlich war ich tatsächlich nicht so konzentriert -, da war das nicht so schlimm, das hatte nur ein paar leichte Schürfungen zur Folge. Beim Gemsmätteli - auch eigentlich eine einfache Stelle - hätte es wohl unangenehmere Konsequenzen zur Folge gehabt, wenn ich mich nicht hätte halten können. Schwierige Stellen begehe ich sehr bewusst und konzentriert. Ich bewältige sie auch, wie jetzt gerade an der Fulegg gezeigt. Trotzdem höre ich in meinem Kopf eine Stimme, die sagt: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, d.h. dieses Mal ist mir die Traverse noch geglückt, beim nächsten Mal vielleicht stürze ich ab... Angst macht mir, dass dies eine self fulfilling prophecy sein könnte.

Liebe Grüsse
Astrid



Nic says:
Sent 9 July 2017, 11h02
Hallo Astrid,

ich hatte ähnliche Probleme. Nachdem ich zwei Abstürze miterlebt habe (einer davon tödlich), hatte ich lange Zeit Probleme mit anspruchsvollem Gelände und auch eine gewisse Angst abzustürzen. Mittlerweile hat sich das größtenteils wieder gelegt und ich mache auch wieder anspruchsvollere Touren. Bei mir hat es geholfen, sich der Ansgt zu stellen und sich nach und nach wieder ranzutasten. Irgendwann kam die Sicherheit dann zurück.

VG Nico

LaGazelle says: RE:
Sent 9 July 2017, 16h58
Hallo Nic

Sich der Angst stellen, das empfehlen auch die Psychologen. Das tue ich ja. Im Moment lasse ich zwar die Finger von Touren, die über ein T3 hinausgehen. Aber auch da kann es Stellen geben - nicht immer vorhersehbar -, die für meine Fähigkeiten momentan zu ausgesetzt sind.

Konfrontation: Ich habe die heiklen Stellen auch bei meinen kürzlichen Wanderungen gut bewältigt. Das Selbstvertrauen ist bisher nicht wieder da. Vielleicht bin ich zu ungeduldig und das braucht noch mehr Zeit.

Oder Distanz? Sollte ich eventuell eine Zeitlang nur noch auf einfachen Wegen gehen? In der Hoffnung, dass dadurch die Absturzphantasien in meinem Kopf keine Nahrung mehr bekommen und verstummen. Aber wenn mir schon gewisse Stellen auf einem T2-Weg Angst machen können, was bleibt dann noch?

Merssi villmoll für Deine Antwort und liebe Grüsse

Astrid

nprace says: Zwei Methoden
Sent 9 July 2017, 11h56
Hallo Astrid
Ich kann von meiner Erfahrung beim Biken deine Situation verstehen. Nach wiederholten Sturzten war mein Selbsvertrauen und Zuversicht wirklich plötzlich auf dem absoluten Tiefstand gegelegen und ich hatte weder Lust noch Freude an neue Wege.

Der Schlussel für mich lag in dem ich einen mir bekannten Weg gefahren bin welche immer für grosse Freude und Spass gesorgt hat und welche ich wusste nirgends wirklich schwierige Stellen hat. Am Anfang fühlte ich mich etwas Wackling aber progressiv konnte ich wieder, mit Pausen und Selbstmotivation, Freude und Spass am Biken finden und meine Blockade war gelöst.

Meine konkrette Empfehlung wäre eine milde aber schöne Wanderung zu machen welche du schon Mal gemacht hast; eine bei welcher du schon grosse Freude und Erfüllung gespürt hast. Die gute Gefühl werden so einfacher wieder kommen!
Zweitens, um den Kopf zu beschäftigen schlage ich vor eine Mediationsübung zu machen in dem du sehr intensiv und NUR alle Geräusche und Töne um dich herum wahrzunehmen probierst (Bächer, Vogel, Wind in den Bäumen usw..). Probier zu erhöhen wie der Ort tönt ohne dich dort. Somit wirdst du leicht abgelenkt vom Weg und plötzlich läuft es von selbst. Was auch funktionieren kann wäre Buchennüsse zu schälen.

Ich wünsche dir eine gute Lösung zu finden und hoffe von dir einen 'Erfolgsbericht' mal zu Lesen.
Viele Grüsse
Nic


LaGazelle says: RE:Zwei Methoden
Sent 9 July 2017, 17h16
Sali Nic

Als ich über die Fulegg ging kamen mir zwei Biker entgegen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig: Wie ist das möglich auf dem nur fussbreiten, abschüssigen Weglein! Sie fuhren natürlich nicht, sie trugen ihr Bike. Trotzdem schien mir das todesmutig, da durchzugehen, mit den Veloschuhen, auf den Weg und das Bike aufzupassen...

Ich müsste nachdenken, um einen Berg zu finden, auf dem ich schon war und der im richtigen Mass heikel ist, d.h. nicht zu anspruchsvoll (denn dann kommt ja wieder die Angst) und nicht zu einfach (dann ist es kein Training, das mich weiterbringt). Vielleicht das Morgenberghorn? Der Aufstieg verursacht mir keine Bange, der Abstieg über den Südgrat schon eher...

Danke für die Idee mit der Meditation.

lg Astrid



nprace says: RE:Zwei Methoden
Sent 10 July 2017, 09h42
Hallo Astrid
Ich bin mir nicht sicher ob Training das ist was dich weiter bringt. Viel mehr bin ich der Meinung die Gefühlt wie Freude, Zuversicht, Spass und andere positive Gedanken der Schlussel zur Überwindung von Blockaden sind.
Ich glaube, dass sobald du Freude, Spass und Erfüllung in den Bergen spürst wird der Rest daraus folgen!
In diesem Sinn.... viel Spass :-)
Liebe Grüsse
N

LaGazelle says: RE:Zwei Methoden
Sent 10 July 2017, 19h22
Sali Nic
Ich habe Dich schon verstanden. Vielleicht braucht es beides, d.h. auch eine sanfte Exposition (um nicht aus der Uebung zu kommen)?
Ich werde meine nächste Wanderung in Deinem Sinn planen. Ich freue mich schon jetzt auf diesen entspannten, freundvollen Tag.
Ganz herzlichen Dank für Deine Hilfe
Astrid

Schneemann says: my 5 cents
Sent 9 July 2017, 17h36
...das ist wahrscheinlich wenig hilfreich, aber ich finde nach einigen Stolperern den Gedanken, dass diese an den falschen Stellen tödlich wären durchaus rational. So ein Stolperer wäre tatsächlich tödlich im stark ausgesetzten Gelände. In meinen Augen sollte man diese Gedanken daher gar nicht verdrängen - denn die geben die Gefahren richtig wieder. Ich würde da auch gar nicht von einem "Erfolg" sprechen, wenn man sich da was anderes einredet oder die Gefahren schlicht missachtet. Alpinwandern in ausgesetztem Gelände ist eine Risikoabwägung - wieviel Todesrisiko nimmt man in Kauf für einen besonderes Bergerlebnis...

Mein Vorschlag zum Vorgehen wäre in dem Sinne auch die Rationalisierung. Überlege dir wie gross die Wahrscheinlichkeit solcherer Stolperer sind und wie du diese minimieren kannst (Ausdauertraining, Übung an schwierigen Stellen ohne Ausgesetztheit, etc.). Und überlege dir welche Risiken du bereit bist einzugehen. Und wenn dann rauskommt, dass du z.B. keine T6 Dinger machen willst - wie es bei mir z.B. der Fall ist - dann finde ich das vernünftig und nicht unbedingt ein Verlust.

LaGazelle says: RE:my 5 cents
Sent 9 July 2017, 20h52
Seit Oktober 2014 bin ich - bei insgesamt ca. 100 Wanderungen - 3 x auf ebenem, hindernisfreiem Weg gestolpert und gestürzt plus 1 x auf dem asphaltierten Parkdeck in Zinal, am Ende der Wanderung, 50 m vor der Postautohaltestelle, als ein Stein unter meinem Fuss ins Rollen geriet. Es kommt also nicht dauernd vor. Aber es reichte, um den Schluss zu ziehen - und diesen nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen-, dass sich so ein Stolperer auch in ausgesetztem Gelände ereignen könnte. So zu denken ist, wie Du sagst, nur rational.

Verdrängen ist nicht gut, zu grosse Angst haben ist es auch nicht. Denn Angst blockiert, macht steif, macht unsicher. Und wenn ich steif und starr bin, wenn die Souplesse und das Vertrauen in sich selbst fehlen, dann ist die Gefahr grösser, dass mir auch etwas passiert. Ich war mir meiner beschränkten Fähigkeiten immer bewusst (deshalb mache ich auch keine Touren über T4 und T5 praktisch nie und wenn nur mit einem erfahrenen Begleiter). Ich suche die Gefahr nicht und nehme objektiv gesehen auch kein Todesrisiko auf mich. Schon bei einem T2 kann es absturzgefährdete Stellen geben (laut SAC-Wanderskala). Ich gehe immer gut vorbereitet und mit dem nötigen Respekt und Vorsicht auf eine Bergwanderung, ich bin auch schon umgekehrt, weil es zu schwierig wurde für mich. Der Weg über die Fulegg ist weiss-rot markiert, also T3, und bietet keinerlei technische Schwierigkeiten.

Trotz der rationalen Gefahr eines Stolperers an gefährlicher Stelle ist, denke ich, das Problem bei mir vor allem im Kopf. Weshalb hat mich die Angst so überfallen und lässt mich nicht mehr los? Das hingegen ist jenseits der Rationalität.

Ich trainiere schon jetzt stets meine Trittfestigkeit, indem ich (ohne Stöcke und wo es ohne Absturzgefahr möglich ist) weglos absteige. Und ich werde mir einen Berg suchen, wo es mild ausgesetzte Wege hat, um dort zu üben.

Eine andere Lösung könnte sein, mal eine gewisse Zeit "bergabstinent" zu sein. Doch das fiele mir sehr schwer...

Herzlichen Dank, Schneemann.

Astrid


kopfsalat says:
Sent 9 July 2017, 19h15
Meiner Meinung - und leidigen Erfahrung* - nach, handelt es sich um eine Form von Höhenangst. Denn es gibt nicht DIE Höhenangst. Die Angst kann sich von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich manifestieren: Türme, Brücken, Leitern, Traversen, Sessellift, Seil-/Gondelbahnen etc.

Allen gemein ist die Angst vor dem Hinunterfallen (und dabei zu Tode zu kommen).

Viele hilfreiche Tipps findest Du in der hikr Community Vertigo und Bergtouren.

Das schlechtest ist, der Angst aus dem Wege zu gehen.

Mir am bisher meisten geholfen hat das Buch: Berggenuss statt Höhenangst.

Was auch hilft, ist ein Tourenpartner, der Dich in den - für Dich - kritischen Situationen z.B. sichern kann und Du somit die Ungefährlichkeit selber erfahren kannst.

Und last but not least. Berichte über deine Erfolge z.B. hier auf hikr. So können wir Mit-Leidensgenossen uns austauschen und gegenseitig anspornen und Mut machen, "schwierige" Situationen zu meistern.

Schluss und endlich: es funktioniert. Mein Paradebeispiel ist Felix welcher vor Jahren noch fast soviel Höhenangst hatte wie ich, heute aber wieder auf den schmalsten Graten rumturnt.

***

* Bis Mitte 30 hatte ich nicht die geringsten Anzeichen von Höhenschwindel oder -Angst. Im Gegenteil, wo raufzuklettern bereitete mir grosse Freude.

Auch war mir mein Höhenschwindel, respektive die daraus resultierende Angst lange gar nicht bewusst, sodass mir auch keine Ursache dafür in den Sinn kam.

Das erste Mal manifestierte sie sich, als ich mit Freunden im Schwimmbad von einem 5m Turm sprang. Danach war mir richtig Elend und ich musste mich hinlegen und erholen.

Das nächste Mal war eine Sesselbahnfahrt mit meiner Freundin. Beim Einsteigen dachte ich an nichts böses und freute mich auf die Fahrt. Erst als ich mitten in der Luft rumschwebte, begann der Puls zu rasen und ich kämpfte gegen eine aufkommende Panik. Oben angekommen, musste ich mich eine Stunde lang hinlegen und erholen.

Erst Jahre später, in der Retrospektive betrachtet, wurde mir klar, dass der Auslöser wohl eine Tragödie im engsten Freundeskreis war, die ich für mich eigentlich gut wegsteckte, die aber möglicherweise in meinem Unterbewussten ihre Spuren hinterlassen hat.

Heute praktiziere ich Selbst-Therapie und konfrontiere mich Stück für Stück mit Situationen, die ich eigentlich vermeiden möchte, sodass ich letzthin sogar wieder auf einer Sesselbahn gefahren bin (mit zeitweise tief über die Augen heruntergezogener Mütze ... :-)

Gruss
Dani

LaGazelle says: RE:
Sent 9 July 2017, 20h51
Sali Dani

Danke für Deine ausführliche Reaktion.

Das Buch habe ich schon bestellt.

Einen Tourenpartner habe ich leider nicht. Ich bin meist alleine unterwegs. Womöglich ist das ein Teil des Problems. Eine Ursula oder einen Urs gibt es in meinem Umfeld leider nicht...

Ich werde weiterhin meine Touren machen und dabei Ziele aussuchen, die mich nicht zum Zittern bringen. Gewisse Berge müssen halt jetzt auf meinen Besuch noch etwas warten.

Viele Grüsse in die alte Heimat
Astrid

P.S. Eigentlich würde ich ja schon Berichte veröffentlichen. Aber ich kriege das technisch nicht hin...



Felix says: RE:
Sent 9 July 2017, 21h16
gut geschrieben Dani!

das trifft zu!

lg Felix

Felix says:
Sent 9 July 2017, 21h15
liebe Astrid

ich werde dir später noch persönlich schreiben; doch vorerst muss - darf ;-) - ich mich den Ausführungen von Dani vollumfänglich anschliessen!

das will in erster Linie heissen: dank - und mit - Ursula zusammen, vermochte ich wohl dieselben Ängste wie du in einigem Ausmasse zu reduzieren; ganz weg sind sie nach wie vor nicht!

Sachte, in stetem "Training", vermochte sie mir stets etwas anspruchsvolleres Gelände - mit besagten Gefahren und Ängsten - näherzubringen.

Ich denke auch, dies ist der erfolgversprechendste Weg, damit umzugehen - versuchen wir es mal?!

glg Felix

akka says:
Sent 9 July 2017, 22h06
Hallo Astrid.
Ist mir bestens bekannt. Bei ist das so. Es ist wirklich Drehschwindel und die Knie werden butterweich, alles zittert. So einen ausgesetzten Weg zu laufen wird erst durch die Eigenhysterie gefährlich. Habe aber kein Pauschalrezept.
Höhenangst / Absturzangst hatte ich schon als kleines Kind. Mit den Eltern der Gang auf einen Kirchturm, die Fahrt mit einer Zahnradbahn auf einen Voralpenberg, selbst der Gang im Treppenhaus in den fünften Stock der Wohnung meiner Tante - die reinsten Horrorerlebnisse. Einige Jahrzehnte später ist es schon etwas besser. Aber manchmal wird die Passfahrt mit dem PW eine kleine Tragödie, weil ich mir in jeder Kurve vorstelle, was wenn jetzt die Bremsen versagen, oder ich im ungünstigsten Moment vom Pedal abrutsche. Kein Witz, ich lege mir vor  "vermeindlich exponierten" Autofahrten immer gute Turnschuhe an. Treppenhäuser hasse ich noch immer und ich laufe garantiert an der Wandseite und möglichst weit weg vom Geländer.  Dann guckt man was ich zwischen 2006 und 2012 in den Bergen so getrieben habe. Mir stehen rückblickend die Haare "zu Berge". Das war intensives Selbsttraining. Habe die Grenze immer ein wenig verschoben, ohne mir den Gipfel zum zwingenden Ziel zu setzen. Natürlich gab es zahllose unentspannte Momente. Manchmal bin ich auch wegen einiger heiklen Meter kilometerlange Umwege gelaufen. War nicht tragisch, weil ich damals topfit war. Die Fitness gab mir Sicherheit. Als sich diese in letzten Jahren zunehmend verabschiedete, kam mangelnde Koordination und Unsicherheit dazu. In den letzten Jahren legte ich zahlreiche spektakuläre grundlose Stürze im T1 und T2 hin. Zum Glück habe ich mich dabei nie schwer verletzt. Für mich ist klar, dass ich im ausgesetzten Gelände momentan nichts verloren habe. Sollte sich meine Lebenssituation mal wieder ändern und ich an Fitness arbeiten kann, werde ich wieder in die Berge gehen. Aber das wird wieder der gleiche Krampf. Weg wird die Absturzangst bei mir nie gehen. Es geht nur mit Überwindung und Meditation.
Man muss sich halt letztlich immer klar vor Augen halten, was ist es mir Wert, weiter zu gehen. Das vielleicht als "Formel".
Gruss Jörg

LaGazelle says: RE:
Sent 10 July 2017, 22h31
Guten Abend Jörg

Es ist schön, wieder einmal von Dir zu lesen. Deine Wanderungen und Deine Berichte darüber haben mich immer beeindruckt. Heute beeindruckst Du mich mit Deiner Offenheit.

Nie hätte ich gedacht - und ich kann es fast nicht glauben -, dass Du unter solch einer starken, umfassenden Höhenangst leidest! So wie Du davon schreibst, tönt das noch irgendwie witzig. Aber es muss schlimm sein, so zu leben. Und dann Deine Stürze! Ich stelle mir vor, dass Du dauernd Stress hast. Das tut mir sehr leid für Dich. Schiss beim Passfahren oder auf schmalen Bergstrassen kenne ich auch. Bei mir ist es die Angst, falsch zu steuern oder dass meine Hände am Steuerrad abschlipfen und ich über die Kurve hinaus fahre...

Ich bin letztes Jahr von der Region Basel an den Thunersee gezogen, auch weil ich den Bergen näher sein wollte. Da ist die Frustration natürlich noch grösser über die Einschränkungen, welche mir meine Sturz-Angst jetzt beschert. Ich hatte so viel vor.

Ich habe mir in den letzten Tagent viele Gedanken gemacht, habe auch gerne Anregungen aufgenommen, die hier geäussert wurden und glaube, eine Spur gefunden zu haben, woher die Höhenangst bei mir kommen könnte. Es ist eine „hoch psychologische“ Sache, eine Geschichte aus dem Unterbewusstsein. Ich kann mir Mühe geben, „praktisch“ etwas gegen die Angst zu tun, aber solange ich mein Unterbewusstsein nicht von den angstauslösenden Phantasien befreie, wird mich das nur oberflächlich beruhigen. Ich weiss noch nicht, wo ich da ansetzen kann.

In der nächsten Zeit werde ich nur Wanderungen machen, bei denen ich nicht über Grate, steile Flanken oder ausgesetzte Stellen gehen muss. Ich werde an Orte gehen, wo ich einfach nur Freude, Schönheit, Glück empfinde.

Sei herzlich gegrüsst

Astrid

Felix says: Nachtrag
Sent 10 July 2017, 09h46
liebe Astrid

du hast es evtl. bereits gesehen: die neuste Ausgabe von DIE ALPEN (SAC CH) behandelt exakt dieses Thema ...

hg Felix

LaGazelle says: RE:SAC-Heftli
Sent 10 July 2017, 19h17
Guten Abend Felix und danke für den Hinweis. Ich habe den Artikel auch gelesen. Er beinhaltet jedoch nichts Neues oder etwas, das mich weiter bringt.
lg Astrid

hikemania says:
Sent 11 July 2017, 09h26
Hallo Astrid,
meine Frau hatte früher gerade auf plattigen Felspassagen (sowohl beim Wandern als auch beim Klettern) tierische Sturzangst.

Seit gut einem Jahr versuchen wir uns immer wieder auf der Slackline (mehr schlecht als recht). Durch die Erfahrung auf einem labilen Stück "Seil" stehen zu können, hat meiner Frau jedenfalls sehr geholfen. Daneben hilft die Slackline, feine Ausgleichsbewegungen bewusst zu erlernen, sodass im besten Fall aus einem Stolperer kein Sturz mehr wird.

Alles Gute

Andi

LaGazelle says: RE:
Sent 12 July 2017, 08h59
Guten Morgen Andi

Danke für die Idee mit der Slackline. Ich trainiere meine Standfestigkeit und mein Gleichgewicht mit Gehen auf einem langen, 5 cm breiten Holzbalken, mit einem Balancekreisel und im Gelände, indem ich gerne auch weglos laufe, wo es die Situation erlaubt. Ich liebe Geröll, Blockgestein und Schrofen!

Würde ich mit einer Slackline üben, dann würde ich wohl nicht mehr wandern gehen können wegen all der Prellungen (und vielleicht Schlimmerem), die mir die sicher zahllosen Stürze bescheren würden... Ich werde aber vielleicht mal in einen Seilpark gehen, da bin ich gesichert und so bleiben die blauen Flecken aus...

Liebe Grüsse und viel Spass auf den Wanderwegen und im Fels für Dich und Deine Frau

Astrid


Deleted comment

rihu says: RE:
Sent 12 July 2017, 17h30
Entschuldigung, Dein Name ist natürlich Astrid ;-)

Guten Tag Astric

es ist mir auch schon passiert. Obwohl ich trittfest und absolut schwindelfrei bin, gab es da schon einige Stellen, wo ich mir überlegt habe, kommst du da überhaupt darüber. Meine Erfahrung ist, vielleicht hilft das auch anderen, verlege deinen Kopf in die Füsse oder die Schuhe. Schau auf den Boden und versuche möglichst auf der ganzen Sohle zu gehen. Hast du dann festen Halt, besteht immerhin mithilfe der Stöcke eine Dreipunktsicherheit. Genügt das nicht, sind eventuell Äste oder Baumwurzeln hilfreich, um sich festzuhalten, bis die Schuhe wieder einen festen Halt gefunden haben. Auf diese Weise ist es mir bisher immer wieder gelungen, kritische Stellen zu überwinden. Ich habe auch meiner Frau immer wieder sagen müssen, nicht spitzeln, sondern auf die ganze Sohle stehen.
Vielleicht tönt meine Vorgehensweise etwas doof, doch für mich war ich mindestens im Moment von der Gefahr eines Abrutschens weit entfernt, da ich mich auf meine Füsse und meine Sohlen konzentrieren musste.
Ich wünsche Dir weiterhin schöne Touren und hoffe gerne, dass Du diese Blockade überwinden kannst.

Gruss, Richard

LaGazelle says: RE:
Sent 13 July 2017, 11h44
Sali Richard

Herzlichen Dank für Deine Tipps.

Ja, ich mache das, was Du vorschlägst: Auf den Boden schauen und mit der ganzen Sohle auftreten. Nach dem ersten Anblick des Steilhangs (und Analyse der Situtation) schaue ich in der Folge nicht mehr an ihm hinunter. Ich gehe konzentriert, weder schnell noch langsam und schaue nur auf meine Füsse. Hie und da werfe ich einen sehr kurzen Blick auf den Steilhang, um zu sehen, ob es immer noch so steil ist (oder ich aufschnaufen kann...) und wie weit die Passage noch ist.

Es kommt auf das Gelände an, aber ich finde meist, dass mich Stöcke eher behindern. Dann muss ich zusätzlich zu meinen beiden Füssen noch achtgeben, wo ich den Stock hinsetze... Ich befürchte auch, dass ich über den Stock stolpern oder er mir sonst im Weg sein könnte. Ich habe zudem lieber die Hände frei.

Wenn der Steilhang unterhalb von mir bewachsen ist mit Büschen, Bäumen, Gras reicht auch schon, dann ist es weniger schlimm. Denn dann stelle ich mir vor, dass ich mich bei einem Abrutschen daran festhalten könnte. Am meisten Mühe macht mir felsiges-kleingerölliges-erdiges, fast senkrechtes Gelände, das einer Rutschbahn gleicht, in der es kein Halten gibt. Wobei ich in meiner Angst den Hang/Grat wahrscheinlich auch gefährlicher mache, als er tatsächlich ist...

Meine Angst entstand einerseits aus einer Phantasie, die ich aufgrund meines Stolperns entwickelt und - akka zitierend - in "Eigenhysterie" ausgeschmückt habe. Zum anderen habe ich das Vertrauen in meine Fähigkeiten zur Zeit nicht mehr, obwohl objektiv "technisch" alles bestens ist. Das fehlende Vertrauen nährt dann wieder die Phantasie... Es gilt also, das Selbstvertrauen zurückzuerlangen. Und wieder Freude am Wandern. Diese ist mir derzeit durch das Horrorszenario in meinem Unbewussten schon recht vergällt. Ich werde eine Zeitlang die "interessanten" Sachen - obwohl mir das schwer fällt... - mal weglassen und nur harmlose Wanderungen machen, bevor ich wieder beginne, mich den schwierigeren Wegen anzunähern.

Natürlich werde ich auch mit wiedergefundenem Selbstvertrauen kein ossi werden...

Auch Euch viel Gfreuts in den Bergen und einen schönen Sommer

Astrid

rihu says: RE:
Sent 15 July 2017, 08h36
Guten Morgen Astrid

mit Freude habe ich Deine Antwort zur Kenntnis genommen. Einiges ist mir aufgefallen und ich möchte noch einige Ergänzungen anbringen. Du sagst, dass Dir die Stöcke eher im Weg sind. Ich bin da anderer Ansicht. Wenn die Stöcke möglichst vom Körper weg (auch schräg) eingesetzt werden, so sind sie sicher kein Hindernis. Und sobald es steiler wird, mache ich die Stöcke am Arm mit der Schlaufe fest, so habe ich im Notfall immer noch die Hände frei. Was auch hilfreich ist, Felsplatten oder grosse Steine sind in trockenem Zustand in der Regel fest und bieten den Schuhen guten Halt. Ich kann nicht verstehen, dass es Leute gibt, welche nicht auf die Steine stehen wollen. Und wenn alles nichts hilft, dann muss man halt die Tour abbrechen. Lieber einen Berg 2 oder 3x angehen als einmal abstürzen.
Wie Du ja in meinem Kalender sehen kannst, hatte auch ich einen riesigen Knacks. Nach der Expedition zum Pik Lenin im Jahr 2007 ging in den folgenden 2 Jahren überhaupt nichts mehr. Dann habe ich mir wieder einen Ruck gegeben und habe von hohen Bergen auf Flusswanderungen umgestellt. Und siehe da, ab 2010 ging es wieder nicht bergaufwärts, sondern bergabwärts.

Liebe Grüsse, Richard

LaGazelle says: RE:
Sent 15 July 2017, 17h35
Sali Richard

Ich habe die Schlaufen meiner Stöcke abgeschnitten. In jungen Jahren bin ich beim Skifahren auf dem Vorab-Gletscher - damals gab es das Sommerskigebiet noch - blöd gestürzt. Sieben, acht Meter neben mir fuhr ein Pistenfahrzeug. Es ist mir schleierhaft, wie das geschehen konnte, doch ich geriet beim Stürzen mit einem Skistock unter die Raupe des Ratrac. Der Stock verhängte sich dort irgendwo - von den Handschuhen blockiert rutschte die Schlaufe nicht von der Hand ab - und zog mich, mein Kopf nur Zentimeter von der Raupe entfernt, eine Weile hinter sich her. Bis der Fahrer von den anderen Skifahrern darauf aufmerksam gemacht wurde und endlich anhielt. Ich hatte riesiges Glück.

Als ich im Oktober 2014 aus dem Wanderweg beim Gemsmätteli kippte hatte ich die Stöcke - ohne Schlaufen - in Gebrauch. Der eine Stock düste auf Nimmerwiedersehen den Hang hinunter, der andere blieb ganz oben liegen. Hätten meine Stöcke Schlaufen gehabt resp. hätten meine Hände in den Schlaufen gesteckt, so wäre mein Abrutschen durch die Stöcke - derer ich mich wegen der Schlaufen nicht hätte entledigen können, das passiert ja innerhalb von Sekunden - wohl schlimmer verlaufen. Denn dann wäre ich auch noch über die Stöcke gerollt, vielleicht hätte mein Rutscher dadurch Fahrt aufgenommen etc... So stelle ich es mir zumindest vor. Oder der Stock hätte irgendwo hängenbleiben und ich mir vielleicht den Arm auskugeln können...

Natürlich gibt es Situationen, wo der Gebrauch der Stöcke sinnvoll ist. Aber nie würde ich sie mir an den Arm hängen, wenn es steiler wird oder eine Kraxelstelle zu bewältigen ist. Da wären sie mir nur im Weg. Wenn die Stelle nur kurz ist nehme ich die Stöcke (ich habe meist nur einen dabei) in eine Hand. Denn so kann ich sie fallen lassen, sollte ich plötzlich abrutschen und meine Hände zur Stabilisation oder zum Halten brauchen müssen. Hängen jedoch die Stöcke mit der Schlaufe an meinem Arm behindern sie mich bei einem Abrutscher nur, geraten mir vielleicht zwischen die Beine, spicken gegen das Gesicht und machen alles noch schlimmer. Doch da hat wohl jeder seine eigene Philosophie und Praxis.

Flusswanderungen sind auch schön. Ich ging diesen Frühling der Aare entlang von Bern nach Thun. Das war abwechslungsreich und beglückend (abgesehen von den Abschnitten in der Nähe der Autobahn...). Aber ich habe schon noch Lust nach mehr Herausforderung... Ich denke, meine Sicherheit am Berg wird wieder zurückkommen. Bis dahin versuche ich mich in Zurückhaltung und schiebe meine grösseren Vorhaben halt etwas hinaus.

Ich wünsche Dir noch manch erfrischende Wanderung entlang unserer vielen Flüsse.

Astrid

georgb says: Stöcke
Sent 15 July 2017, 20h39
Hoi Astrid,
du hast vollkommen recht, die Schlaufen ums Handgelenk können tödlich sein. Wenn du damit z.B. in ein Schneebrett gerätst, bist du erledigt. Aber auch bei Stürzen im Felsgelände fehlen so die Hände zum Abstützen. Ist mir passiert, bei einem leichten Sturz konnte ich mein Gesicht nicht mit den Händen schützen, weil ich in den Schlaufen festhing, mit Glück ist mir der Schneidezahn erhalten geblieben!?
Ich benutze die Stöcke trotzdem so gut wie immer, beim Auf- und beim Abstieg. Mit der Übung funktionieren sie wie zwei weitere Beine ;-)
Im Ernst, wenn das Gelände steil wird, nehme ich die Hände aus den Schlaufen und halte die Stöcke nur mit den Händen!? Früher gingen die Bergsteiger mit dem langen Bergstock aus Holz und Metallspitze, sie haben gewußt, warum. Die heutigen Stöcke, sinnvoll eingesetzt, erfüllen den gleichen Zweck und sind meiner Meinung nach extrem sinnvoll.
Für dein eigentliches Problem helfen sie wohl nur bedingt, aber vielleicht geben sie dir eine zusätzliche Sicherheit!?
Liebe Grüße Georg

silberhorn says: Wanderstöcke
Sent 15 July 2017, 13h09
Sali Astrid

Stöcke können sehr hilfreich sein. Nach meiner Kenntnis werden sie vorwiegend im Abstieg benutz.

Benutzt man sie allgemein oft tangieren sie laut eines Einheimische auf Haldi ob Schattdorf das Gleichgeweicht. Ein anwesender älterer Älpler der sie lange Zeit am steilen Hang im Auf- und Abstieg zu seiner Alphütte gebrauchte bestätigte die Aussage. Als er auf das Gleichgewichtsproblem hingewiesen wurde und wieder freihändig auf seinen Wegen unterwegs war fühlte er sich eine gewisse Zeit unsicher.

Zu Hause suchte ich im Internet nach Bestätigung der Aussagen und wurde fündig.

Liebe Gruess

maria


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