Liebe Hikrs
Für mein Problem habe ich nirgends etwas gefunden, das mir weiterhelfen könnte. Aber vielleicht weiss jemand von Euch Rat?
Seit dieser Saison habe ich bei meinen Wanderungen auch in nur leicht ausgesetztem Gelände Angst abzustürzen. Es handelt sich meiner Meinung nach nicht um Höhenangst. Ich habe Fall-Angst oder Sturz-Angst. Auf einer hohen Brücke, auf einem Turm, Berg oder Grat zu stehen und hinunter zu schauen macht mir nichts aus. Ueber einen Grat zu gehen oder einen Steilhang zu traversieren versetzt mich jedoch in grosse Angst. Es reicht auch schon, "Grat" oder "Steilhang" zu lesen, um blockiert zu sein.
Vor ein paar Tagen stieg ich über die Fulegg aufs Faulhorn. Ich hatte ungeheure Angst angesichts der Steilheit der zu traversierenden Flanke, ich sah mich ausrutschen und zu Tode kommen. Indem ich nicht in den Abgrund blickte, sondern nur auf die 50 cm Weg vor meinen Füssen, konnte ich die Passage trotz allem gut bewältigen. Auf dem Faulhorn übernachtete ich und ging anderntags zur Schynigen Platte weiter. Und auch hier - auf diesem von hunderten von untrainierten Touristen aus aller Welt begangenen Weg - befiel mich streckenweise wieder diese Angst, ich könnte abstürzen. Dito auf dem Weiterweg nach Breitlauenen, wo es zwei, drei Mal Stellen gab, wo man bei einem Sturz einen Abgrund hinuntergefallen wäre. Das ist ein T2-Weg!
Beim ersten ausgesetzten Gipfel meiner Wandersaison 2017 - der Grande Jumelle Anfang Juni - hatte ich noch gedacht, meine Schwierigkeiten hätten damit zu tun, dass ich halt noch untrainiert sei und das Gefühl für den Berg und für meine Fähigkeiten noch nicht wieder erlangt hätte. Doch inzwischen habe ich mehrere Touren hinter mir, ich weiss nun um meine Trittsicherheit, meine gute Balance und schnelle Reaktion, meine Kraft und Ausdauer. Selbstvertrauen gibt mir das dennoch nicht, die Angst ist nicht verschwunden, im Gegenteil.
Ich plane eine Wanderung, bei der ich vom Rawilpass zur Iffigenalp absteigen muss. Nachdem ich kürzlich Fotos von dem teilweise beschädigten Wanderweg gesehen habe, versetzt mich die Vortstellung, dort durch zu müssen, in Angst und Schrecken. Dabei bin ich diesen Weg vor Jahren schon gegangen und das problemlos! Ich war auf dem Grand Muveran, auf dem Vanil Noir, stieg über die damals noch lange Leiter des Pas de Chèvre, ich ging über den Brienzergrat und war auf einem ZS-Viertausender. Ich fühlte mich der Situation immer gewachsen, ich war vorsichtig und hatte Respekt. Angst hatte ich jedoch nie gehabt. Und heute zittere ich beim Gang über einen T2-Weg!
Was ist los mit mir?
Wahrscheinlich hängt meine Angst damit zusammen, dass ich seit dem Herbst 2014 beim Wandern drei Mal grundlos gestolpert bin. Das erste Mal kippte ich ohne ersichtlichen Grund am Gemsmätteli beim Pilatus aus dem Wanderweg und rutschte ein paar Meter den Hang hinunter, bevor ich mich an Grasbüscheln festhalten konnte. Die anderen Male stolperte ich auf ebenem Weg, auf dem kein Hindernis lag, kein Loch war, kein Stein und keine Wurzel. Hat sich in meiner Psyche der Gedanke festgemacht, ich könnte auch einmal an einer steilen Stelle stolpern, abstürzen und tot sein? Und das blockiert mich nun? Aber ich habe doch seither manch anspruchsvolle Tour gemacht und habe diese gut bewältigt! Weshalb vermag das die Todesphantasien nicht zu löschen?
Ich bin untröstlich. Wenn ich diese Blockade nicht wegbringe, sind alle meine Wanderpläne obsolet.
Was kann ich gegen diese Angst tun?
Habt herzlichen Dank für Euren Rat.
Astrid
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