Dein Bericht und diese sensationelle Aufnahme erinnern mich an eine Diskussion vor Jahren, die ich sogar noch in den Tiefen des www aufstöbern konnte. Es ging um die Fragestellung, wo der nördlichste Punkt mit Alpensicht liegt. Damals (fast auf den Tag genau vor 17 Jahren!) habe ich folgendes geschrieben:

Zur Beantwortung dieser Frage kann ich die Freeware "Kashmir3D" empfehlen (http://www.kashmir3d.com/index-e.html), welche Sichtbarkeitsanalysen und Profile ermöglicht (und darüber hinaus auch realistische Panoramaansichten). So habe ich vor einigen Zeit ermittelt, wo der nördlichste Punkt ist, an dem die Jungfrau noch zu sehen ist, und bin auf einen Hügel in der Nähe von Kaltenbronn im Nordschwarzwald gekommen (48°42'13" / 8°24'16"/980 m). Das sind immerhin über 240 km Distanz.
[…]
Von besagter Erhebung bei Kaltenbronn (Hohloh) sind die Alpen nicht nur rechnerisch, sondern auch praktisch zu sehen: [URL leider nicht mehr gültig]

Ganzer Diskussionsthread: https://www.rundfunkforum.de/viewtopic.php?f=7&t=35537&start=30

Vielleicht wäre der Hohloh auch mal ein Wanderziel für dich?

Liebe Grüsse und schönen Sonntag
Adrian

Mal wieder Dankeschön für einen informativen Kommentar von Dir, Adrian.
Sehr spannende Frage, das mit dem nördlichsten Sichtpunkt. Hikr-Kollege und Pfalz-Kenner Nik meinte mal, dass sogar am südlichen Ende des Pfälzerwalds bei guten Bedingungen noch Schweizer Gipfel sichtbar wären. Es ging wohl auf dieser Tour um einen Berg mit dem schönen Namen Signal. Der ist aber deutlich niedriger als Hornisgrinde und Hohloh ...
Wieauchimmer: Den Kaltenbrunn-Bergstock mit dem Hohloh drin hab ich mir schon länger vorgenommen, Danke für deine Erinnerung. Jetzt muss ich nur noch einen der seltenen klaren Wintertage finden ;-)
Dir einen schönen Sonntagabend und beste Grüße
Frank

Hallo Frank

Danke für dein Feedback! Bezüglich des Pfälzer Waldes muss ich dich leider enttäuschen; es ist unmöglich, von dort aus die Alpen zu sehen. Das mag auf den ersten Blick überraschen, weil doch die Entfernung gar nicht so viel grösser ist, als vom Nordschwarzwald aus, lässt sich aber einfach begründen:

Zum einen ist da das Kriterium der Erdkrümmung. Deren Einfluss wird mit zunehmender Distanz immer grösser. Zur Veranschaulichung lässt sich folgende Formel verwenden, anhand derer berechnet werden kann, wie weit ein Objekt in einer gewissen Distanz gegenüber dem mathematischen Horizont abgesenkt wird: (E-R)[m] = 0.0682 × D[km]²

Nehmen wir als Test die Verbindung Hornisgrinde – Jungfrau, so wird die Jungfrau um gut 3600 m abgesenkt, erscheint also gleich hoch wie auf einer flachen Erde ein noch rund 500 m hoher Hügel. Nehmen wir nun die Verbindung von der Hohen Derst zur Jungfrau (den höchsten Punkt im südlichen Pfälzer Wald, den ich gefunden habe), so beträgt die Absenkung bereits über 5400 m, also deutlich mehr. Zum Verständis empfehle ich diesen Bericht meines ehemaligen «Lehrmeisters» in solchen Dingen, Herrn Dr. Martin Rickenbacher: http://www.martinrickenbacher.ch/publikationen/pdf/VPK-1999-08.pdf, insbesondere den Abschnitt ab S. 4 und die Anmerkung 9 auf S. 6.

Zum andern wirkt sich natürlich negativ aus, dass die Berge des Pfälzer Waldes deutlich niedriger sind, als jene des Schwarzwaldes, wie du ja selbst angemerkt hast.

Konkret habe ich das Ganze nun mit dem Programmsystem SCOP der TU Wien (konkret dem Modul SCOP.PRO) und einem passenden Höhenmodell durchgerechnet. Für Hornisgrinde – Jungfrau werden 230 km Distanz angegeben und die Sichtbarkeit bestätigt, für Hohe Derst – Jungfrau beträgt die Distanz 283 km, aber damit die Sichtbarkeit gegeben wäre, müsste die Hohe Derst 650 Meter höher liegen, also mehr als doppelt so hoch sein. Als zusätzlichen Fall habe ich den noch weiter nördlich gelegenen, aber höheren Kalmit berechnet und dort zeigt sich bei einer Distanz von 310 km, dass der Kalmit 1200 Meter höher sein müsste (fast dreimal so hoch!), damit es mit der Alpensicht (oder konkret der Jungfrau-Sicht) klappt. Hier zeigt sich nun sehr deutlich, wie sich der Einfluss der Erdkrümmung bei nur geringfügig grösseren Distanzen massiv verstärkt.

Hoffe, das war einigermassen verständlich.

Beste Grüsse
Adrian

Hallo Adrian.
Alter Schwede, ich merk schon, du bist offenbar vom Fach ... Ja, das war einwandfrei verständlich. Herzlichen Dank für Berechnung und Hintergrund-Infos, als auch für die informative Geschichte zu dem Schweizer "Alpen-Digirama". Bei diesem Projekt hat man ja weder Kosten noch Mühe gescheut ...
Also zusamenfassend und nochmal "von oben" (haha) betrachtet: schon toll, was seltene Wetterbedingungen und ein hoch gelegener Standpunkt an neuen Fernsichten und Einsichten (im Sinne von wissenschaftlicher Erkenntnis) so hervorbringen.
Grüße aus Schreibtisch-Höhe,
Frank