Zámecký vrch-Šenovský vrch-Břidličný vrch (Schlossberg-Steinschönauer Berg-Schieferberg)


Publiziert von lainari , 5. Oktober 2014 um 09:14.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum: 3 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Česká Kamenice
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 12 České a Saské Švýcarsko, teilweise ergänzend 1:33.000, SK Nr. 40 Naturpark Zittauer Gebirge

3 x Basalt, 1 x Phonolith bitte!
 
Meine heutige Unternehmung sollte räumlich und terminlich an meine Vorjahrestour anknüpfen, die ich zu ebendiesem Termin in derselben Region absolviert hatte. Auf meinem Weg an den Nordostrand des Böhmischen Mittelgebirges durchquerte ich das wie ausgestorben wirkende Hřensko. In einigen Stunden würde es hier freilich anders zugehen. Die erste Überraschung ereilte mich in Janov in Form einer gesperrten Ortsdurchfahrt. Ich machte kehrt und vergewisserte mich an der Zufahrt noch einmal, dass es keinen entsprechenden Hinweis gab. Auf einer Alternativstrecke fuhr ich durch den Nebelmorgen. Heute schien der Nebel etwas hartnäckiger zu sein. Schließlich erreichte ich meinen geplanten Ausgangspunkt am Bahnhof in Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz). Über dem Ort befand sich auch der derzeitige Rand der Nebelzone, die Sonne drücke schon ein paarmal durch. Ich lief wenige Meter an einer Hauptverkehrsstraße entlang und wurde dann von einer grünen Wanderwegmarkierung aus dem Ort geleitet. Über feuchte Wiesen stieg ich bergan und bog kurz hinter der Waldkante auf den Gipfelzugang ab. Dieser zog sich als schöner Pfad in einigen Kehren, weiter oben vorbei an einer Blockhalde, zum Gipfel des Basaltberges Zámecký vrch/Kamenický hrad (Schlossberg/Burg Kempnitz) hinauf. Die hiesige Burg wurde um 1441 von den Wartenbergern erbaut, ein Name der oft auch in negativem Zusammenhang auftaucht. So wurden hier ebenso die räuberischen Ausflüge der Besitzer 1444 mit einer Zerstörung der Burg durch den Oberlausitzer Sechsstädtebund bestraft. Irgendwann wiederaufgebaut, fand 1515 eine neue urkundliche Erwähnung statt. Dann ungenutzt, wurde sie Dreißigjährigen Krieg reaktiviert und dabei 1639 durch die Schweden zerstört. Die Reste wurden im Verlauf zur Gewinnung von Baumaterial teilweise abgetragen. So sind nunmehr nur die Ruine des Hauptgebäudes und ein kleiner Außenmauerrest erhalten. Ergänzt wird die Ruine mit einem hölzernen Aussichtsturm. Von diesem konnte ich heute auf das Nebelmeer herabblicken. Nach einem kleinen Frühschoppen stieg ich wieder zum Wanderweg ab. Der verlief zunächst am bewaldeten Berghang und dann über Wiesen und Weiden. Im wieder dichter werdenden Nebel war die Orientierung etwas eingeschränkt, da sich der Wegverlauf auf der Wiese kaum abzeichnete. Intuitiv richtig, erreichte ich die Waldkante, durchquerte ein Wäldchen und traf auf die Hauptverkehrsstraße. Nach einigen Metern bog ich in die Zufahrt nach Kamenický Šenov - nádraží (Steinschönau - Bahnhof) ein.
 
Steinschönau erhielt ausgehend von Böhmisch Kamnitz 1886 Bahnanschluss durch die Böhmische Nordbahn (BNB). Die Lokalbahn Böhmisch Leipa-Steinschönau stellte 1903 die topografisch anspruchsvolle Verbindung über die Passhöhe in den Bezirkshauptort her. Die Gesamtstrecke ging im Verlauf an die ČSD über. 1979 wurde der spärliche Reiseverkehr eingestellt sowie die Strecke von Kamenický Šenov bis Česká Lípa stillgelegt und abgebaut. Die Reststrecke zwischen Česká Kamenice und Kamenický Šenov wurde bis 1992 im Güterverkehr (hauptsächlich Glasindustrie) bedient. Heute gehört die 4,5 km lange Strecke der Firma KŽC doprava, die einen saisonalen Museumsbahnverkehr durchführt.
Über Nebenstraßen und Fußwege gelangte ich zum wesentlich höher liegenden Ortskern von Kamenický Šenov (Steinschönau). Hatte sich der Nebel unterwegs etwas aufgelockert lagen hier oben die Nebelwolken auf, mit einem kalten Wind wurde ständiger Nachschub aus dem Böhmischen Mittelgebirge geliefert. Wenig Sicht verübelte mir das nächste Ziel, den großartigen Panská skála (Herrenhausfelsen). Steinbrucharbeiten haben hier eine interessante Basaltformation freigelegt, die als Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurde. Nach einer kurzen Frühstücksrast lief ich in das Örtchen Prácheň (Parchen) und überquerte die Hauptstraße. Entlang einer Nebenstraße lief ich abwärts, bis ich links davon einen alten Sandsteinbruch entdeckte. Nach der Besichtigung lief ich wenige Meter zurück und bog nach rechts bergwärts ab. Dadurch kam ich zum einzelnstehenden Gebäude von Horní Prysk - bývala zastávka (Ober Preschkau - ehemaliger Haltepunkt). Zur Überwindung des großen Höhenunterschiedes musste die Bahntrasse das Tal von Steinschönau verlassen und wurde durch die komplette Umfahrung des Steinschönauer Berges künstlich verlängert. Dabei wurde mitten im Wald für den etwas entfernt gelegeneren Ort Ober Preschkau eine Haltestelle angelegt. Hinter dem erhaltenen Gebäude schwenkte ich auf einen Ringweg ein, der zunächst parallel zur Bahntrasse verlief. Später entfernte er sich etwas bergwärts. An einer links des Weges befindlichen Lichtung mit Laubbäumen bog ich auf einen verwachsenen Pfad ein und stieg aufwärts. Kurz darauf erreichte ich einen querenden, bergführenden Pfad. Dieser verlor sich später an einem Sattel zwischen dem Haupt- und Nebengipfel. Nach links war zwar ein neuer Pfad sichtbar, da er aber einen horizontalen Verlauf hatte, glaubte ich an einen weiteren Ringweg. Deshalb mühte ich mich über eine Blockhalde und eine Gratflanke zum Basaltgipfel des Šenovský vrch (Steinschönauer Berg) hinauf. Der bewaldete Berg bietet nur eine Mini-Aussicht nach Kamenický Šenov. Auf der etwas sanfter geformten Seite des Berges entdeckte ich einen Pfad, den ich zum Abstieg nutzte. Aufgrund meiner Geräuschkulisse in Laub und Geröll sah ich am Hang zwei größere Tiere nur noch davonhuschen. Um was es sich handelte, konnte ich nicht ausmachen. Zuvor hatte ich beim Aufstieg die Hinterlassenschaften von Gemsen auf der Blockhalde entdeckt. Der Pfad führte wieder zum beschriebenen Sattel, wo ich den bekannten Weg zum Abstieg nahm. Unten folgte ich dem Ringweg noch ein Stück und bog schräg nach rechts ein. Nach Überquerung der alten Bahntrasse erreichte ich eine Lichtung.
 
Die Lichtung lag relativ nahe an Kamenický Šenov, was nicht in meinem Sinne war. Die Sonne hatte inzwischen den Nebel vertrieben. Ein wackliges Bänklein bot sich hier als Rastplatz für meine Mittagspause an. Danach lief ich ein Stück parallel unterhalb der Bahntrasse wieder waldeinwärts, bis ich am gesuchten Kreuz/der Betsäule eintraf. Dort bog ich nach links und wanderte durch einen schönen Birken-Kiefern-Mischwald gefühlt immer geradeaus. Durch ein Wiesentälchen etwas nach rechts geschwenkt, kam ich in die Ortslage Dolní Prysk (Nieder Preschkau). An einer Straßenkreuzung bog ich nach links auf die Hauptstraße ein. Nach wenigen Metern folgte rechts der Abzweig eines lokalen Wanderweges. Vorbei an der mir schon bekannten Riedelova jeskyně (Riedels Sandhöhle) erreichte ich den Bergrücken. Oben hielt ich mich links und nahm den rechten der zwei verfügbaren Wege. Wenig später führte mich ein Abzweig nach links zum Fuß des letzten Bergzieles. Vor mir war ein ausgestreckter Kamm sichtbar. Im Bereich einer Einkerbung stieg ich bergwärts. Auf dem Kamm lag dann der Gipfel des Břidličný vrch (Schieferberg). Bei der Namenwahl hatte man wohl etwas danebengelegen, denn der Berg besteht aus Phonolith. Auf den Waldweg hinunter abgestiegen, folgte ich der bewaldeten Bergflanke. Ein Aussichtspunkt bot einen großartigen Blick auf das gegenüberliegende Massiv des Pustý zámek (Wüstes Schloss). Im Verlauf stieß dann von rechts ein rot markierter Wanderweg zum Waldweg, den meine Karten nicht kannten. Von einer Sandsteinwand hatte man einen Ausblick über die Anlagen der einstigen Papierfabrik von Horní Kamenice (Ober Kamnitz). Nach dem finalen Abstieg traf ich hinter der Bahnstrecke auf den Sandsteinfelsen Hrnčíř (Töpferstein). Der rot markierte Wanderweg verlief dann auf einer Anliegerstraße links des Baches. Unterwegs traf ich unvermittelt auf Bauarbeiten an der Bachmauer. Auch der Weg war dadurch selbst für Fußgänger unterbrochen. Bis zur letzten Brücke zurückzulaufen, hätte einen Umweg von anderthalb Kilometern bedeutet, worauf ich keine rechte Lust hatte. Ich schlüpfte bergwärts über die Bahnstrecke und schlug mich über Weiden und Wiesen zum bekannten, am Morgen benutzten Weg durch, auf dem ich schließlich zurück zum Bahnhof von Česká Kamenice kam. Auf der Rückfahrt wurde mittlerweile beidseitig auf die gesperrte Durchfahrt hingewiesen. In Hřensko war jetzt jeder freie Zentimeter mit parkenden Autos belegt, der Ort wurde durch Besuchermassen geflutet, gleiches galt für das benachbarte Schmilka. Ich hatte auf meiner heutigen Tour keine anderen Wanderer angetroffen, nur vereinzelte einheimische Pilzsucher.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h 30 min.
Die Strecke ist überwiegend mit T1 zu bewerten.
Der Zugang zum Zámecký vrch / Kamenický hrad ist markiert (T2).
Der Zugang zum Panská skála (Gipfel) ist unmarkiert und weglos (T2).
Der Aufstieg von Nordwesten auf den Šenovský vrch ist unmarkiert und teilweise weglos (T3), der Abstieg nach Nordosten ist unmarkiert (T2).
Der Zugang zum Břidličný vrch (Gipfel) ist unmarkiert und weglos (T3).
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und ist aufwändig mehrsprachig gestaltet.

Tourengänger: lainari


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