Peternkante - nicht überall ist 5 drin wo 5 drauf steht

Nach wieder 'so einer Hüttennacht, die man sich lieber hätte sparen können' stehe ich gerne früh auf und treffe um diese Uhrzeit schon den Hüttenwirt auf der Terasse an. Seit dem Morgengrauen beobachtet er die beiden Kletterer, die die Nacht in der Nordwand des Dachls verbringen mussten. Erst langsam setzen sich diese wieder in Bewegung, sicher kein Spaß nach so einer Nacht.

Wir machen uns heute wieder Richtung Peternkarscharte auf und folgen dem Peternpfad bis zum Wasserloch. Dort verlässt man den Weg horizontal auf ein Band auf dem eine Tafel Bergführersteig den Weg weist. Angeblich wird dieser nicht mehr begangen. Dem Bergführersteig folgen wir auch nur 10m, um dann über ein ausgeprägtes Wiesenband zum Einstieg der Peternkante aufzusteigen der sich präzise an der Kante befindet.

Routenübersicht:
1. SL (4+): leicht rechts der Kante nach oben und unter markantem Felskopf nach links zum Stand queren.
2. SL (2 oder 5)): entweder direkt vom Stand nach rechts klettern (brüchig) oder links hinter dem markanten Kopf auf das Band klettern, welches nach rechts zum Einstieg in den langen Kamin führt
3. SL (5+): gerade hinauf durch den Kamin
4. SL (5): unter dem Überhang nach rechts an geschlagenen Haken zum nächsten Stand queren
5. SL (5): rechts des Risses über Platten bis in einfacheres Gelände und dieses nach links verlassen
6. SL (5-): vom Stand weg der Kante folgen, wobei die Orientierung hier schwierig ist und das Gelände sehr brüchig. Ein Stand ist vor einer durchgängig bewachsenen Latschenzone zu finden.
7. SL (2): direkt durch die Latschen (angeblich existiert eine Umgehung rechts) zum Stand unterhalb des großen Daches
8. SL (5): wohl die schönste Seillänge der ganzen Tour. Querung unterhalb des Dachs
9. SL (4+): Kurz nach rechts weiter queren und dann gerade nach oben zum Peternpfad aussteigen

Bereits in der ersten Seillänge wundere ich mich, wie schwer ein 4er sein kann. Auch die Felsqualität ist alles andere als überzeugend. So entscheide ich mich, die Schwierigkeiten in der zweiten Seillänge zu umgehen. Dann landen wir am Einstieg vom Riss, und der ist eindeutig schwieriger als 5+ (nach Rücksprache mit einer uns vorauskletternden Seilschaft). Wir müssen 2 Zwischenstände einbauen, einmal wegen Seilverwickler und einmal weil meine Nerven nicht mehr mitmachen. Eindeutig nicht mein Gelände hier und für mich wäre hier die Tour wohl zu Ende gewesen, wären die Kompetenzen in der Seilschaft nicht so schön aufgeteilt :). Ziemlich außer Puste und Nerven steige ich dann die Querung in der 4ten Seillänge vor und kann dann Gott sei Dank meine Nerven in der Platte der nächsten Seillänge wieder sammeln. So ein Schreck, dieser Kamin! Die nächsten beiden Seillängen sind dann weniger lohnend, aber dafür die vorletzte Seillänge. Der Quergang entschädigt zumindest teilweise für die Quälerei im unteren Bereich. Auch in der letzten Seillänge murkse ich nochmals ziemlich rum, aber dann ist es geschafft!!! Nervlich ziemlich erschöpft und mittlerweile auch von der Sonne durchgebraten brauchen wir mal eine Verschnaufpause am Peternpfad! Prompt läuft hier ein Urgestein vorbei und erklärt die Peternkante zur Plaisirroute ... ahja, so unterschiedlich sind Wahrnehmungen und Vorlieben ...

Retour geht es über den nun schon bekannten Peternpfad zur Haindlkarhütte und mit den ersten Regentropfen zum Parkplatz. Gut, dass heute keine Seilschaft im Dachl übernachten muss ... mit den nun folgenden Gewittern wäre das eine haarige Angelgenheit geworden.

Fazit: Tour mit wechselnder Felsqualität und nervlich und technisch sehr anspruchsvollen Stellen. Der Vorsteiger sollte sich in Kaminen sehr wohl fühlen.
Material: 50m Halbseile, 8 Express, sehr große Friends (sonst ist der Kamin nicht weiter absicherbar)