Rudoka / Рудока (2.661 m) - Höchster Berg des Kosovo


Publiziert von pika8x14 , 18. Juli 2014 um 04:39.

Region: Welt » Kosovo
Tour Datum:12 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: MK   RKS 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:21,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:siehe Tourenbericht (bei Bedarf können Interessenten einen GPS-Track von uns anfordern)
Kartennummer:Topografska karte 1 : 50 000, Gostivar 2 (730-2), z. B. erhältlich bei: www.mapsofbalkan.com

Zweimal waren wir in den vergangenen Tagen schon „ziemlich weit oben im Kosovo“ …

Nach unseren Touren auf *Gjeravica und *Peskovi soll sie nun heute ein drittes und letztes Mal überschritten werden:

die „magische 2.650-Meter-Marke“, welche den entsprechenden Gipfeln eine gute Ausgangsposition in der Diskussion um den Landehöhepunkt des Kosovo verschafft ;-).

Es geht auf die Rudoka.


Rudoka, theoretisch …

Das kleine Bergmassiv befindet sich im Šar Planina an der Grenze zwischen Mazedonien und dem Kosovo. Die Gipfelkuppen sind nicht sonderlich markant und werden - im Vergleich zu anderen Bergen der Gegend - sicherlich eher selten bestiegen. Der höchste Punkt der Rudoka ist in alten wie neuen Karten mit 2.658 m eingetragen - in der aktuellen Online-Version sogar mit 2.661 m (Stand: 2015). Die 2.658 m gelten dort für den nordwestlichen Vorgipfel, der auf Grund seiner besseren Einsehbarkeit wohl bei früheren Vermessungen vorrangig genutzt wurde. All das bestätigen im Übrigen auch die Messungen mit unserem GPS (siehe auch Foto am Grenzstein mit einer Höhenangabe von 2.662 m).

Im Allgemeinen wird jedoch die Gjeravica im Prokletije trotz einer Höhe von nur 2.656 m als Nummer 1 im Kosovo gehandelt. Das liegt wohl vor allem daran, dass bis dato mögliche höhere Gipfel im Šar Planina häufig vermutlich schlichtweg übersehen werden.

Zwar ist die Beschaffung von topografischen Unterlagen mittlerweile einfacher als früher (Internet, …). Allerdings ist die Grenze in den meisten Karten nicht eingetragen, was eine genaue Zuordnung erschwert. Die nahen, höchsten Berge des Šar Planina (Titov Vrv, Bakardan, Mal Turčin, Bristavec/Borislavec) liegen tatsächlich auch alle vollständig in Mazedonien.

Aber eben nicht die Rudoka. Auf deren Hauptgipfel befindet sich, quasi zum Beweis ;-), auch ein Grenzstein. Und auch wenn dieser noch „relativ“ neu ist (2011 oder älter), erscheint es uns eher unwahrscheinlich, dass sich der Grenzverlauf ausgerechnet im Bereich der Rudoka erst in den letzten Jahren grundlegend verändert haben soll. Schließlich ist Mazedonien seit 1991 unabhängig und besitzt seither eine Staatsgrenze zu Serbien bzw. zum Kosovo.

Zusammengefasst:

Die Gjeravica ist mit 2.656 m sicherlich der höchste, vollständig im Kosovo gelegene Berg.

Der Grenzgipfel Rudoka ist allerdings der Landeshöhepunkt des Kosovo - mit 2.661 m.

Wer Zweifel an der Genauigkeit früherer Höhenmessungen hat - oder eben einfach nur gern in der Region wandert - besteigt am besten beide Gipfel (und den Peskovi gleich noch dazu ;-).


Rudoka, praktisch …

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, haben wir - vor allem im Interesse des allabendlichen Grilltellers ;-) - auf eine Gesamtüberschreitung des Šar Planina verzichtet. Stattdessen gibt es Tagestouren, und heute soll’s auf die Rudoka gehen. Um Altschneefelder so gut wie möglich zu vermeiden, möchten wir von Süden - also von der mazedonischen Seite - aufsteigen. Nach einer weiteren Nacht am Mavrovo-See fahren wir deshalb im Auto erst einmal nach Negotino (zwischen Gostivar und Tetovo). Von hier aus erkennen wir die Rudoka und den benachbarten Bristavec bereits - allerdings noch in weiter Ferne und etwa 2.000 m über uns.

Nördlich von Negotino biegen wir deshalb auf ein schmales Sträßchen ab, das hinauf ins Šar Planina führt. Bald sind wir nur noch auf einer Piste unterwegs. Nach einigen extrem schlechten Stellen erreichen wir auf ca. 1.300 m einen breiten Fahrweg, dem wir noch eine Weile etwa höhehaltend folgen.

Um trotz großer Bodenfreiheit nicht doch noch irgendwo im Schlamm oder einer tiefen Traktorfahrspur stecken zu bleiben, suchen wir langsam einen geeigneten „Parkplatz“. An einem Pistenabzweig, der grob westwärts in Richtung Bristavec führt, beginnt unsere Wanderung auf ca. 1.330 m.

Durch lichten Wald folgen wir der Piste - immer wieder nutzen wir dabei einige Pfade, um weite Serpentinen abzukürzen. Auf ca. 1.600 m liegt der Wald hinter uns und wir erreichen eine kleine Hirtensiedlung. Von nun an laufen wir über ausgedehnte Wiesen. DJPapa hat sich im Jeep letztes Jahr bis auf knapp 1.700 m fahren lassen, tatsächlich ginge es mit dem entsprechenden Gefährt sogar bis auf gut 2.050 m. Soweit folgen wir zumindest den gut sichtbaren Fahrspuren - zu Fuß.

Auf schmalem Pfad stapfen wir dann etwa höhehaltend durch die Bristavec-Südost- und Süd-Flanke. Bald biegen wir in den tiefen Talkessel zwischen Bristavec und Rudoka ein. Ein Stück oberhalb einer Hirtensiedlung erreichen wir den Talboden. Da uns die herbeigeeilten Herdenschutzhunde freundlicherweise doch nicht verspeisen, steigen wir weiter bergwärts und gelangen zum wunderschönen Crno Ezero (2.180 m).

Den „Schwarzen See“ umgehen wir nördlich. Nun finden wir ab und zu auch mal eine rot-weiße Markierung. In der Nähe  eines Baches geht’s weiter hinauf. Dabei schwenken wir immer mehr nach Süden und erreichen einen Schmelzwassersee, direkt unter der steilen Nord-Flanke der Rudoka.

Nun stapfen wir noch eine Weile über große Schneefelder. Dann folgt der Schlussaufstieg über den westlichen Hang. Mittlerweile sind wir tatsächlich auch ein kurzes Stück auf dem Staatsgebiet des Kosovo unterwegs. Nachdem die nordwestlich gelegene Nebenkuppe überschritten ist, stehen wir - etwa 5 Stunden nach Tourstart - auf dem Grenzgipfel Rudoka.

Während auf der mazedonischen Seite das Wetter perfekt scheint, türmen sich vom Kosovo her hohe Wolken. Trotz „Weltuntergangsstimmung“ rasten wir lange - schließlich ist kein Gewitter vorhergesagt !-). Tatsächlich löst sich die partielle Finsternis nach einer Stunde auch wieder halbwegs auf, und wir können auch den Abstieg bei gutem Wetter angehen.

Grundsätzlich folgen wir dem Hinweg. Lediglich im Gipfelbereich der Rudoka schwenken wir diesmal weiter südwestlich und weniger steil durch das Gelände. Und in der Süd-/Südostflanke des Bristavec queren wir „eine Etage tiefer“ durch den Hang.

An der Hirtensiedlung unweit des Crno Ezero treffen wir zwischendurch noch einen kleinen Jungen, der uns schon im Aufstieg aus der Ferne zugerufen hat. Von ihm kaufen wir noch „ein bisschen“ Käse. Tatsächlich bekommen wir ein riesiges Paket, und plötzlich ist der Rucksack viel schwerer als im Aufstieg …


Nach vielen Fotostopps und einigen längeren Pausen erreichen wir nach gut neun Stunden wieder unseren Ausgangspunkt auf 1.330 m, von dem aus wir wieder per Auto ins Tal hoppeln.

Hinter uns liegt eine abwechslungsreiche Tour auf den höchsten Berg des Kosovo. Mit einem schönen See, vielen Bergen, noch mehr Schafen. Und: Käse!!!


Rudoka, zum Namen …

In den wenigen Artikeln zur Rudoka sind hin und wieder Bezeichnungen wie „Velika Rudoka“ oder auch „Rudoka e Madhe“ zu lesen. Wir haben ähnliche Attribute allerdings auf keiner Karte gefunden, und eigentlich bedeutet das alles nur „Große Rudoka“.

Nicht ganz schlüssig ist uns außerdem, warum bei so viel Erfindergeist nicht noch „Golema Rudoka“ im Umlauf ist, schließlich liegt der Berg ja auch in Mazedonien, nah an der Golema Vraca und in Sichtweite des Golem Korab ;-).

Nebenbei ist dann noch vom „Maja e Njeri(u)t“ zu lesen - mal mit, mal ohne „u“.

MAJA E NJERIT ist übrigens auch am Gipfel angeschrieben - „zufälligerweise“ von HIKINGNJERI - eine ausführliche Fotoseite aus 2011 ist hier zu sehen …

Wir persönlich halten „Rudoka“ (kyrillisch: „Рудока“) für die beste Bezeichnung. Schließlich steht dieser Name in den Karten und ist offenbar in allen drei Haupt-Sprachen der Region - Albanisch, Serbisch und Mazedonisch - gebräuchlich.


pika8x14 sind heute: A. + A.

Tourengänger: pika8x14


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Kommentare (8)


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Sputnik Pro hat gesagt: Gratulation zum "neun" Kosovohöhepunkt
Gesendet am 18. Juli 2014 um 09:35
Hallo Zusammen,

Danke für die Vorlage! Da werde ich demnächst nun doch noch einmal nach Mazonien reisen. Ist es auch möglich den Gipfel vom Kosovo aus zu besteigen oder besteht Minengefahr?

Viele Grüsse,

Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:Gratulation zum "neuen" Kosovohöhepunkt
Gesendet am 20. Juli 2014 um 00:08
Hallo Andi,

eine Besteigung der Rudoka vom Kosovo aus ist möglich. Zur Minensituation haben wir keine konkreten Infos.

Aber am 09. + 10. August 2014 führt HIKINGNJERI beispielsweise ein Tour auf "Maja e Njerit" aka "Man’s Peak" ab Brod/Dragash durch, siehe z. B. hier oder da. Diese Links funktionieren sicherlich nur temporär, aber Du kannst ja mal ein bisschen direkt auf facebook rumstöbern (wir haben noch keins ;-).

Ansonsten denken wir eigentlich, dass man von der mazedonischen Seite mindestens genauso schnell an und auf den Berg gelangen kann: Flug z. B. mit Austrian Airlines über Wien nach Skopje, weiter über Tetovo nach Negotino (per Pkw, sicherlich auch per Bus), dann mit einem "angeheuerten" Geländewagen oder Traktor die Piste noch ein Stück hinauf oder eben etwa 2.000 Höhenmeter laufen, ggf. mit Biwak, z. B. am Crno Ezero - dann natürlich mit den Hirten sprechen - aus Anstand, wegen der Hunde u. s. w. ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.

DJPapa hat gesagt: Glückwunsch!
Gesendet am 19. Juli 2014 um 16:59
Grüß Euch,
auch von meiner Seite herzlichen Glückwunsch zum höchsten Gipfel des Kosovo - welcher auch immer das sein möge :)
Freut mich ja auch, dass ich mit meinem Rudoka-Post Anregungen für Nachfolger gegeben habe :) Wobei ich zugeben muss, dass mich umgekehrt Geravica, Bistra & Co. auch noch reizen würden. Nur zeitlich sind halt beim Papa momentan wenig bis gar keine Balkan-Wandertrips drin...
Ihr wart ganz offensichtlich etwas fleißiger wie wir. Wobei ich mit unserem gemieteten VW Polo nicht riskiert hätte, selbst bis 1300 Meter zu fahren. Mit dem Auto wäre wohl bei 1000 Metern Schluss gewesen. Wenn ihr schon 5h gebraucht habt, wären es bei uns dann wohl über 6h Aufstieg gewesen. Natürlich auch machbar, aber für Genussbergsteiger ;) musste das jetzt nicht unbedingt sein (noch dazu wo die Tage im Oktober in Mazedonien sehr früh enden...). Aber Mazedonien war eh so billig, dass die Kosten für die Privatfahrt auch nicht mehr groß ins Gewicht fielen...
Das mit dem unklaren Grenzverlauf halte ich übrigens durchaus für möglich - Rudoka liegt ja knapp jenseits des Hauptkammes. Also bei Annahme eines Grenzverlaufs auf den Hauptkamm könnte man schon davon ausgehen, dass die Rudoka ganz in Mazedonien liegt. Unser mazedonischer Führer hat wirklich bis 50 Meter unter dem Gipfel - also genau bis er den Grenzstein gesehen hat - steif und fest behauptet, der Gipfel läge ganz in Mazedonien...
Das mit dem Namen finde ich übrigens auch spannend. Bisher dachte ich, dass sich die kosovarische Gruppe nach dem Gipfel benannt hat. War das umgekehrt? Wir haben keinen Albaner getroffen, drum habe ich keine Ahnung, wie der Berg auf Albanisch heißt.
Apropos, ich habe auf Karten auch nur Rudoka gelesen. Allerdings gibt es im Grenzkamm Richtung Süden einen Nebengipfel (ca. 40 HM Schartenhöhe), der als kleine Rudoka bezeichnet wird. Zur Unterscheidung ist halt dann der inoffizielle Name des Hauptgipfels Große Rudoka...

pika8x14 hat gesagt: RE:Glückwunsch!
Gesendet am 21. Juli 2014 um 00:41
Hallo DJPapa,

besten Dank für Deine Glückwünsche.

Grundsätzlich hatten wir bereits vor einiger Zeit geplant, jeweils die drei höchsten Gipfel des Kosovo und von Mazedonien zu besteigen. Bei den Recherchen dazu sind so auch Peskovi/Bistra, Rudoka, Titov Vrv & Co. auf unsere Wunschliste gekommen.

Ursprünglich hatten wir tatsächlich über eine Gesamtüberschreitung des Šar Planina-Kamms nachgedacht bzw. über eine lange Tour Popova Šapka - Titov Vrv - Rudoka mit einem Abstieg über Lomnica nach Negotino. Durch Deinen Bericht haben wir nochmals gesehen, dass wir keinesfalls die Rudoka auslassen sollten - und dass man sich über die Piste noch näher an die Rudoka heranpirschen kann ;-).

Da wir aus verschiedenen Gründen dann einzelne Tagestouren unternommen haben, sind wir natürlich gern auf Deine Beschreibung zurückgekommen.

Zum Namen: Rudoka (bzw. Рудока) findet man ja nicht nur auf Karten, sondern auch in etlichen Internet-Beiträgen - teils mit den Zusätzen „… e madhe“ (albanisch) oder „Velika/Велика ...“ (serbisch) u. s. w.

„Maja e Njerit“ ist natürlich ebenfalls Albanisch. Wir dachten bisher sogar, dass die summitpost-Seite zu „Great Rudoka“ bzw. „Maja e Njeriut“ (mit „u“) von Dir ist - die Fotos sind ja identisch mit Deinem HIKR-Bericht. Aber Du hast ja „keine Ahnung, wie der Berg auf Albanisch heißt“ ;-).

HIKING NJERI organisiert demnächst übrigens wieder eine Wanderung zum „Man’s Peak“ - so die Übersetzung des Namens ...
(siehe auch Antwort an Sputnik).

Von HIKING NJERI gibt’s ja auch zu anderen Bergen im Kosovo noch unzählige gute Fotos, von SNOW NJERI auch zum Wintersport.

Nochmals - besten Dank für Deinen Kommentar und viele Grüße.

PS: Demnächst folgt noch ein Bericht zum Titov Vrv und seinen Nachbarn, da wirst Du auch einiges wiedererkennen ;-).

DJPapa hat gesagt: RE:Glückwunsch!
Gesendet am 21. Juli 2014 um 07:56
Grüße zurück,
ja, die summitpost-Seiten sind von mir, hab mir wenig Mühe gegeben, meinen Doppel-Post zu verbergen :)
Ursprünglich wollte ich nur einen Rudoka-Post bei summitpost abgeben, nachdem ich dort vor ein paar Jahren mal etwas geschrieben hatte und die Rudoka dort noch nicht vorhanden war. Aber dann bin ich auf eure Seite gestoßen und fand sie so toll, dass ich sie auch mit einem post unterstützen wollte. Nachdem ich aber kein entweder-oder machen wollte (es soll ja Leute geben, die entweder kein Deutsch oder kein Englisch können ;) ), habe ich den Summitpost-Eintrag auch gelassen. Aber auf Deutsch ist es schon einfacher zu schreiben, bzw. kann ich mich klarer ausdrücken, nachdem mein Englisch schon ziemlich eingerostet ist... Tja, und aufgrund der vielen Kommentare zu meinem Rudoka-Post habe ich dann einfach unsere anderen 3 Touren auch noch gepostet...

Mit "weiß Namen nicht" meinte ich, dass mir unbekannt war, dass es die Bezeichnung Rudoka auch im Albanischen gibt. Meinen Verdacht mit dem höchsten Kosovaren habe ich natürlich auch nicht selber erfunden, sondern von dem hikingnjeri übernommen. Von daher war das der einzige albanische Name, von dem ich gelesen habe...

Schöne Grüße und dann bin ich mal schon gespannt auf den Titov-Bericht :)

Wolfgang Schaub hat gesagt: Rudoka versus Djeravica
Gesendet am 1. September 2018 um 16:09
Hallo Andrea und Andre,

ich beneide Euch, gar nicht mal so sehr wegen der Rudoka, sondern weil Ihr den Richtigen bestiegen habt. Damals als ich auf dem Balkan "graste" (2007 und 2008), wusste man nur von der Djeravica als höchstem Jugoslawen bzw höchstem Kosovaren, bzw ich war nicht hartnäckig genug näher nachzuforschen. Damals suchte ich mir meinen Weg mit Hilfe alt-sowjetischer Militärkarten. Handy und Google und so modernes Zeug habe ich bis heute nicht.
Und jetzt nochmal hinfahren? Zu spät in diesem Leben!
Aber träumen tue ich schon öfter mal von der Bergwelt dort "unten". Mich würde es dorthin 1000 mal mehr ziehen als irgendwohin in den Alpen.

pika8x14 hat gesagt: RE:Rudoka versus Djeravica
Gesendet am 6. September 2018 um 09:19
Hallo Wolfgang,

zur Vorbereitung unserer Touren suchen wir uns immer möglichst viele Informationen zusammen. Bezüglich der Europäischen Höhepunkte sind wir dabei ja beispielsweise auch oft bei Deinen Berichten bzw. Deiner Homepage und Literatur gelandet ;-). Grundsätzlich ist die Recherche natürlich "heutzutage" - mit immer mehr Quellen im Internet - viel einfacher als "früher".

Im Vorfeld des Besuchs im Kosovo und in Mazedonien haben wir uns gefragt, ob denn nicht im Šar Planina ein Grenzgipfel die offizielle Höhe der Gjeravica (2.656 m) überbieten könnte. Schließlich ist der Titov vrv ja immerhin 2.748 m hoch und befindet sich nicht weit von der Grenze entfernt.

Also haben wir "rein vorsorglich" Peskovi/Bistra und Rudoka mit ins Tourenprogramm aufgenommen. Wie sich dann bald abzeichnete, war das nicht die dümmste Idee ;-).

Wenn wir uns richtig erinnern, ist übrigens in den alten Militärkarten sogar die Rudoka mit 2.658 m eingetragen - allerdings fehlt dort natürlich ein eingezeichneter Grenzverlauf.

Dennoch wird sicherlich erst eine neue amtliche Vermessung aller Gipfel im Kosovo Aufschluss geben, welcher Kandidat denn tatsächlich der höchste ist. Bei den bisher verwendeten - teils in "grauer Vorzeit" vermessenen - Höhen sollte man wohl etwas vorsichtig sein. Vielleicht gibt’s da zukünftig noch die eine oder andere Überraschung - die Höhen unterscheiden sich ja nur unwesentlich…

Übrigens geht’s uns genau wie Dir: Im Zweifelsfall zieht es uns auch eher in die "Bergwelt dort unten" als woandershin.

Viele Grüße, Andrea + André.

WSchaub hat gesagt: RE:Rudoka versus Djeravica
Gesendet am 16. September 2018 um 15:02
Vielen Dank für Eure Rückmeldung.

Was mich an Euch fasziniert, ist die Zeit, die Ihr Euch lassen könnt, um Eure Ziele zu erreichen, und damit verbunden die Schärfe, in der Ihr Eure Besteigungen beschreibt.Ihr solltet Eure Erlebnisse „aufbereiten“ und als Buch „verewigen“. Ganz einfach weil jedes elektronische Medium auf lange Sicht gesehen nur vergänglich ist; Papier, aufbewahrt in einer Nationalbibliothek, wird dagegen noch in 300 Jahren zugänglich sein. Und das habt Ihr verdient: Euch ein Denkmal zu setzen.

Nur als Gedanke.

Was mich umtrieb, damals als ich als 56jähriger anfing, mich um mein Hobby zu kümmern, war das Bewusstsein, dass ich vielleicht nur ein kurzes historisches Zeitfenster zur Verfügung haben würde, um alle Ziele einzusammeln, die ich mir gesetzt hatte. Der Eiserne Vorhang war gerade gefallen und Europa stand offen, bis hin zum Ural. Dazu die Regierung Jelzin, die es ermöglichte an Infos und Sowjet-Militärkarten heranzukommen – wer würde wissen, wie lange dies noch möglich sein würde! Dass es dieselben Karten im Internet gab und noch immer gibt, half mir nicht, denn ich reiste ohne jegliches elektronisches Medium, konnte also im Feld nur mit Papier arbeiten und wollte es auch gar nicht anders.

Außerdem stand mir – selbst auferlegt – nur mein Auto als Übernachtungsquartier zur Verfügung. Was dazu führte, dass das eigentliche Bergsteigen im Laufe der Aktion immer mehr in den Hintergrund trat und ersetzt wurde durch das Erleben der bunten Farbigkeit Europas, vor allem an dessen Rändern. Was außerdem dazu führte, dass es nicht nur bei den Höchsten aller europäischen Staaten blieb, sondern ausgeweitet werden musste auf sämtliche denkbare politisch „abgespaced“e Gebiete. Ich bin meinem Schicksal dankbar: Nicht nur hat es mich all das erleben lassen, was anderen verborgen bleibt, auch hat es mich mit Menschen und Situationen zusammengebracht, die mir vorher gänzlich undenkbar erschienen. Und dabei war ich allein. Ich habe unendlich Glück gehabt, und zwar im Sinne von "luck" als auch "happiness".

Ich hoffe, es geht Euch genauso und Ihr wisst zu schätzen, was Ihr erlebt.


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