Große Rudoka, 2658m - auf den "neuen" höchsten Berg des Kosovo (?)


Publiziert von DJPapa , 5. April 2014 um 18:11.

Region: Welt » Kosovo
Tour Datum: 5 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: MK   RKS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Siehe Beschreibung.
Unterkunftmöglichkeiten:im Tal (Tetovo, Gostivar, Mavrovo, theoretisch auch Skopje)

Der neue höchste Gipfel des Kosovo?

Bisher - auch auf dieser Website - wurde davon ausgegangen, dass Geravica, 2656m, der höchste Gipfel des Kosovo sei. Vor ca. 2 Jahren haben jedoch einige Bergsteiger aus dem Kosovo festgestellt, dass dies vermutlich nicht richtig ist, und der höchste Gipfel des Kosovo, die Große Rudoka, 2658m, ist.
Da ich die Gipfel nicht vermessen habe, kann ich nicht dies auch nicht 100% verfizieren, doch erscheint es mir plausibel. Google Maps zeigt für den Gipfel eine Höhe von über 2.640m (bei 20-Meter-Strichen) an. Nachdem sich auf dem Gipfel ein Grenzstein der Grenze Kosovo-Mazedonien befindet, kann man wohl auch davon ausgehen, dass der Gipfel (zur Hälfte) zum Kosovo gehört.
Vielleicht führt ja irgendjemand in den nächsten Jahren einmal genaue GPS-Messungen der Gipfel des Kosovo durch, dann könnte man definitiv sagen, welcher Gipfel nun der höchste ist.

Der Gipfel

Die Große Rudoka ist eine relativ unscheinbare, grasbewachsene Kuppe im Hauptkamm der Sar-Planina-Berge. Die Schartenhöhe beträgt rund 200 Höhenmeter (Bristavec, 2675m, ganz in Mazedonien).
Die Mazedonisch-Kosovarische Grenze läuft genau über den Gipfel.


Anfahrt

Wir haben den Berg während unserer Mazedonien-Rundreise bestiegen, daher kann ich mich nur über den Anstieg von Osten (Mazedonien) aus schreiben. Vom Kosovo aus ist die Besteigung aber natürlich ebenso möglich.
Die Hauptschwierigkeit des Berges liegt weniger in den technischen Schwierigkeiten, sondern mehr in dessen Abgeschiedenheit. Vom breiten Tal des Vardar (ca. 600 Meter hoch), durch das die Hauptstraße Skopje-Tetovo-Ohrid verläuft, führen nur schlechte, unbefestigte Straßen die Hänge der Sar Planina hinauf. Mit dem Mietwagen nicht ratsam (unbefestigte Straßen dürfen mit dem Mietwagen nicht befahren werden, kein Versicherungsschutz im Schadensfall).  D.h. vom Tal aus müsste man sich auf einen langen Marsch mit insgesamt über 2000 Höhenmetern einstellen.
Wir haben uns für die Alternative entschieden, eine Tour inkl. Jeep-Transfer bei einem lokalen Tour-Anbieter zu buchen.
Mit dem Jeep kann man dagegen die Hänge auf einer alten und wirklich sehr schlechten Militärstraße bis knapp 1.700 Meter hinauffahren.
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob derartige Touren noch "by fair means" sind, aber das darf jeder selbst entscheiden (3h die unteren Berghänge auf einer Forststraße hoch- und wieder hinunterlaufen muss man auch mögen...). 


Route

Von unserem hoch gelegenen Ausgangspunkt war die Tour kein großes Problem mehr. Zunächst querten wir die relativ steilen Grashänge hinauf zum sehr schön gelegenen Schwarzen See (Crno Ezero). Hier hatte man nicht nur einen wunderbaren Blick über das Vardar-Tal hinweg zu den Bergen in der Mitte Mazedoniens, sondern konnte auch unser Gipfelziel sehen. Durch ein Tälchen ging es unter den Hängen des Bristavec hinauf zum Grenzkamm, der an dieser Stelle mehr eine breite Hochebene darstellt. Über einfache Grashänge erreichten wir ohne größere Probleme den Gipfel.
Abgestiegen sind wir auf der selben Route, wobei wir noch einmal Bekanntschaft mit aggressiven Hirtenhunden machen mussten.

Aussicht

Bei klarem Wetter bietet sich vom Gipfel eine herrliche Aussicht: Im Norden der Sar-Planina-Kamm mit dem Titov vrv, 2748m  (höchster Gipfel der Sar Planina und zweithöchster Berg Mazedoniens), im Osten die Berge in der Mitte Mazedoniens bis zur griechischen Grenze, im Süden Albanien mit dem Golem Korab und im Westen die südlichen Kosovo-Berge und das Prokletje an der albanisch-montenegrinischen Grenze im Hintergrund.

Tourengänger: DJPapa


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Kommentare (10)


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bergstrolk hat gesagt: Ist Kosovo offroad wieder "clean"?
Gesendet am 5. April 2014 um 23:52
Kosovo wär ja ein echtes Outdoor-Paradies, da gibt's soviel wunderschöne Hügel und Ecken! Auch touristisch liesse sich durchaus noch was rausholen. Nicht nur Hiking, sondern auch Mountainbike- oder Paragliding-mässig. Als ich kurz nach dem Krieg da war, hiess es jedoch stets, jeder Schritt abseits befestigter Strasse sei den Einheimischen vorbehalten. Nur sie wüssten, wo die Minen liegen. Hat sich das mittlerweile geändert? Wie sind Deine Erfahrungen/Informationen dazu?

DJPapa hat gesagt: RE:Ist Kosovo offroad wieder "clean"?
Gesendet am 6. April 2014 um 09:18
Die Landschaft auf dem südlichen Balkan ist wirklich wunderbar und wie geschaffen für allerlei Outdoor-Aktivitäten. Das gilt für Mazedonien wie für den Kosovo. Mit Reiseveranstaltern kann man ja um die ganze Welt fahren, aber für Mazedonien habe ich keine einzige organisierte Wanderreise gesehen, obwohl sich das Land mit seinen unzähligen Bergen dafür hervorragend eignet. Auch Sicherheit ist nach meinen Eindrücken kein Problem mehr (vermutlich abgesehen vom Nord-Kosovo).
Zur Minen-Problematik: Da wir nur auf der kosovarischen Grenze, sonst aber in Mazedonien unterwegs waren, kann ich über die allgemeine Lage im Kosovo zu wenig sagen. Irgendwo habe ich gelesen, dass inzwischen der Kosovo weitgehend minenfrei ist. Vorsichtig wäre ich trotzdem. Ich denke, das Risiko ist inzwischen an den meisten Orten sehr gering, aber falls man natürlich wirklich das "Pech" hätte auf eine der letzten 50 Minen im Land zu treffen, wären die persönlichen Konsequenzen dramatisch. Ich denke, es gibt auf dem Balkan so viele tolle Gegenden (die sich auch ähneln), dass man wohl nicht unbedingt gerade durch die Gegenden laufen müsste, wo potentiell noch Minen liegen...
In Mazedonien gab es eine ähnliche Problematik (im Konflikt 2000/2001 wurden wohl auch etliche Gebiete an der albanischen Grenze vermint), nach allem was ich gehört habe, ist die Gegend wohl inzwischen minenfrei. Dort wo wir waren, laufen die Einheimischen jedenfalls wieder sorgenfrei über die Pfade. Ich würde (siehe oben) in den kritischen Gegenden trotzdem auf den Wegen bleiben...

stkatenoqu hat gesagt: Organisierte Wanderung in MK
Gesendet am 6. April 2014 um 09:50
Hallo DJPapa! Eine organisierte Bergfahrt in MK kann ich Dir empfehlen, da ich sie selbst im Jahre 2006 erfolgreich gemacht habe: die Besteigung des höchsten Berges von MK, Golem Korab, mit dem dortigen Bergsteigerverband. Unter www.korab.org.mk erhältst Du ganz ausführliche Informationen und Kontakttelefonnummern; zum Teil sprechen die sehr freundlichen Mitarbeiter dort auch ganz brauchbar englisch, die älteren natürlich auch russisch. Es war damals für mich eine wunderschöne viertägige Reise, wovon ich einen Tag in Skopje verbrachte. Circa 1'000 begeisterte Wanderer aus allen Teilen der Welt (buchstäblich!!!) strebten zum Gipfel, der auch direkt an der Grenze zu Albanien liegt. Alles hat bestens funktioniert, die Fahrt von Skopje zum Quartier am Bergfuss, die Wanderung selbst (damals mit Soldaten als Schutz), die Betreuung durch den Bergsteigerverein, die Rückfahrt nach Skopje. Und das alles ohne Veranstalterkosten! Absolut zu empfehlen!

Viele Grüsse

Gerhard

DJPapa hat gesagt: RE:Organisierte Wanderung in MK
Gesendet am 6. April 2014 um 10:12
Hi Gerhard,
danke für den Tip, aber nachdem wir ja letzten Herbst die (8-tägige) Mazedonien-Rundreise schon gemacht haben, habe ich (vorerst) keinen Bedarf mehr :)
Ich hatte halt im Vorfeld geschaut, was es gibt, letztlich haben wir dann aber eine individuelle Rundreise gemacht und nur für Golem Korab und Rudoka eine (Tages)Führung gebucht. In beiden Fällen weniger wegen der Schwierigkeit des Berges, sondern dem Problem, zum Bergfuss zu kommen.
Beides war eine gute Entscheidung, das Land ließ sich problemlos individuell bereisen, gerade weil die Leute sehr, sehr nett waren und auch meistens Englisch gesprochen haben (besser als z.B. in Spanien oder Frankreich!). Und die zwei Tagestouren haben wir auch nicht bereut, mit dem Mietwagen wären wir niemals zu den Ausgangspunkten gekommen.
Vielleicht poste ich hier noch Berichte von den übrigen 3 Touren.
Wie gesagt, nach unseren Erfahrungen kann ich Mazedonien nur wärmstens empfehlen :)

detlefpalm hat gesagt: RE:Organisierte Wanderung in MK
Gesendet am 6. April 2014 um 13:44
Oder komm doch nach Albanien - inzwischen 100 Touren auf hikr.

Viele Gruesse, Detlef

DJPapa hat gesagt: RE:Organisierte Wanderung in MK
Gesendet am 6. April 2014 um 20:19
Du warst aber fleissig :)
Albanien ist bestimmt auch sehr schön. Ich persönlich weiß aber noch nicht, wann und wo ich das nächste Mal hinfahre ;).

bergstrolk hat gesagt: RE:Ist Kosovo offroad wieder "clean"?
Gesendet am 8. April 2014 um 01:10
Danke - hört sich ja positiv an!
Berichte wie der Deinige werden auf längere Sicht dafür sorgen, dass man auch bei Nennung solcher Regionen eines Tages wieder vor allem an die dortige Kultur der Bevölkerung und die landschaftlichen Vorzüge denkt, und nicht mehr primär an die politischen Geschehnisse.
Mich persönlich hat er jedenfalls wieder ein Stückchen mehr motiviert, meine unbestimmte Absicht, diese interessanten Gebiete "irgendwann" als Urlauber kennenlernen zu wollen, auch tatsächlich konkret werden zu lassen.

DJPapa hat gesagt: RE:Ist Kosovo offroad wieder "clean"?
Gesendet am 8. April 2014 um 08:20
Ja, das war auch einer meiner Gedanken, warum ich den Bericht gepostet habe (z.B. über's Allgäu muss man nicht mehr viel sagen ;) ).
Den Leuten da unten würde ein wenig mehr Tourismus sicher gut tun. Im (mazedonischen) Tal ist die touristische Infrastruktur (Hotels, Straßen, Englischkenntnisse, internationale Beschilderung etc.) zumindest an den Hotspots durchaus vorhanden. Am Berg trifft man dagegen immer noch auf Wildnis. Es gibt vereinzelte Projekte, z.B. in Albanien oder am Pelister, dies zu ändern, aber funktionieren wird das nur, wenn die Wege dann auch unterhalten werden und nicht wieder verfallen.
Übrigens war auch (Ex-)Jugoslawien in der Hinsicht früher schon wesentlich weiter. Früher (schon in den 30er Jahren) gab es wohl 10 Hütten auf dem Sar-Planina-Kamm, heute nur noch eine einzige. Alle anderen sind im Laufe der Zeit verfallen oder abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.
Auf der anderen Seite macht gerade die Wildnis auch den Reiz der Landschaft aus, Hütten, Wege und Wanderermassen gibt es ja in den Alpen zur Genüge. Der Reiz der Sar Planina liegt weniger in den spektakulären Bergen, sondern mehr in der menschenleeren, naturbelassenen Landschaft.

Sputnik Pro hat gesagt: Äusserst Interessant !
Gesendet am 8. April 2014 um 21:29
Hallo DJ Papa,

Ob ich als Eurohöhepunktsammler nochmals in Kosovo reisen muss? Nach meiner Literaur- und Kartenrecherche fand ich bisher keine sinnvolle Höhenangaben zum Gipfel oder er war gar nicht auf meinen Karten eigezeichnet. Hast du von diesem Gebiet eine genaue 1:25000 Karte vom früheren Jugoslawien dessen Ausgaben sehr genau waren?

Auf jeden Fall würde es mich Reizen auch wegen der Landschaft, den netten Leuten und dem feinen Essen nochmals nach Mazedonien und in Kosovo zu reisen.

Gruss, Sputnik

DJPapa hat gesagt: RE:Äusserst Interessant !
Gesendet am 8. April 2014 um 21:54
Hi, ehrlich gesagt habe ich so tief nicht recherchiert. Ich bin auch nicht überzeugt, ob die damals die Berge wirklich auf den Meter genau vermessen haben. Dank GPS & Co. dürften die Messungen heute wesentlich exakter sein als vor 20 oder noch mehr Jahren.
Aber nichtsdestotrotz: die Angabe stammt von einer solchen Karte
http://www.makpetrol.com.mk/planinari/Maps/Sar-Planina-Sapka-Korab.gif

Wenn du in Google "Rudoka" eingibst, findest du überall die Höhe 2.658m, vermutlich stammt die auch aus der Karte. Die habe ich auch übernommen. Die Kosovaren haben sogar 2.670m gemessen.
In Google Maps ist die Höhe auch >2.640m, daher durchaus realistisch. Gib mal in Google "Maja njerit" ein, dann findest du entsprechende Artikel der kosovarischen Bergsteiger.
Kosovo/Mazedonien ist auf jeden Fall immer eine Reise wert, aber vielleicht wartest du noch, bis jemand die Berge genauer vermisst :)
Übrigens ist der Berg Bistra, der ebenfalls auf der Grenze liegt, offiziell 2.651m hoch. D.h. 7m niedriger als Rudoka und 5 niedriger als Gjeravica. Wenn man bedenkt, wie genau die Messungen damals waren, gibt es vielleicht noch ne Überraschung und ein ganz anderer Berg macht das Rennen...


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