Überschreitung Gjeravica (2.656 m) - Ziemlich weit oben im Kosovo ...


Publiziert von pika8x14 , 27. Juni 2014 um 01:21.

Region: Welt » Kosovo
Tour Datum: 7 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RKS   AL 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Gropa e Erenikut - Djeravica - Liqeni i Gjeravicës - Ćafa e Siljbices - Gropa e Erenikut
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Junik per Geländewagen nach Gropa e Erenikut. Stellenweise schlechter Pistenzustand, Allrad und hohe Bodenfreiheit erforderlich.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Z. B. Hotel "Oda e Junikut" in Junik.
Kartennummer:Topografska karte 1 : 50 000, Peć 3 (629-3), z. B. erhältlich bei: www.mapsofbalkan.com

Für zehn Tage begeben wir uns auf eine kleine Rundreise durch Mazedonien, den Kosovo und Albanien.

Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich einige Bergtouren - unter anderem soll es auf die jeweils drei höchsten Gipfel im Kosovo und in Mazedonien gehen.

Dieser „Plan“ hat nebenbei zwei Vorteile:

Zum einen besteigt man mit dem mazedonischen auch gleichzeitig den albanischen Landeshöhepunkt (Korab).

Zum anderen erübrigt sich so die Diskussion, welcher Berg denn nun tatsächlich der höchste im Kosovo ist - Gjeravica, Rudoka oder doch Bistra/Peskovi ?-).

Da außerdem der Südosten Europas definitiv unser „Lieblings-Wander-Gebiet“ ist, gibt es also genügend Gründe zur Vorfreude. Diese kommt - durch viel Arbeit direkt vor Reisebeginn - zwar etwas kurz. Ausgereicht hat die Zeit aber immerhin noch, um sich „ordentlich“ das Knie zu verletzen und „richtig“ zu erkälten …


Anreise, 05. Juni 2014

… quasi auf dem Zahnfleisch kriechen wir deshalb nach Skopje - ok, in Wahrheit fliegen wir am Abend dann doch von Leipzig über Wien dorthin.


Erste Erkundungen, 06. Juni 2014

Nach einer kurzen Nacht unweit der mazedonischen Hauptstadt fahren wir am Morgen in den benachbarten Kosovo. Einen ersten Zwischenstopp legen wir in Brezovica bei Štrpce ein. Hier erkunden wir für spätere Touren kurz die Schneesituation auf der Nordseite des Šar Planina. Über Prizren geht’s anschließend weiter nach Junik, wo wir für drei Nächte Station machen. Von  hier aus erblicken wir auch erstmals die Gjeravica.

Am Nachmittag besuchen wir dann das Kloster Visoki Dečani. Die noch immer von KFOR-Soldaten bewachte UNESCO-Welterbestätte gehört zweifelsfrei zu den größten Sehenswürdigkeiten der Region. Das serbisch-orthodoxe Kloster aus dem 14. Jahrhundert ist vor allem für seine zahlreichen mittelalterlichen Fresken berühmt. Wir werden eine ganze Weile - quasi „privat“, äußerst freundlich und kostenlos! - durch das Kloster geführt. Selbstverständlich freuen sich die Mönche auch hier über eine kleine Spende oder den Erwerb der vor Ort gefertigten Souvenirs.

Zurück in Junik bewältigen wir während des Abendessens noch einen wahren Fleisch-Berg, bevor es am nächsten Morgen endlich auf einen „richtigen“ geht …


Gjeravica, 07.06.2014

Die Gjeravica (auch Gjeravicë, Đeravica bzw. Ђеравица) ist mit offiziell 2.656 m der zweithöchste Berg des Prokletije-Gebirges und gilt gemäß zahlreicher Quellen als Landeshöhepunkt des de facto unabhängigen Kosovo  - bzw. von Serbien, wenn man den Kosovo als Teil Serbiens betrachtet.

Tatsächlich deuten aber Höhenangaben in alten wie neuen Karten an, dass es im Šar Planina durchaus noch etwas höher hinaus gehen könnte. Da die „verdächtigen“ Gipfel aber direkt auf der Grenze zu Mazedonien zu finden sind, ist die Gjeravica zumindest eines: der höchste Berg, der sich vollständig auf dem Territorium des Kosovo befindet.

Am frühen Morgen fahren wir dann erst einmal zum Ausgangspunkt unserer Tour. Mit einem Mitarbeiter unseres Hotels hoppeln wir über Waldwege hinauf in Richtung Gropa e Erenikut. Die Piste selbst ist insgesamt halbwegs passabel, einige Stellen sind jedoch ausgesprochen ausgefahren bzw. schlammig - Versuche mit Fahrzeugen ohne Allrad und großer Bodenfreiheit machen (derzeit) deshalb keinen Sinn.   

Um ca. 08.00 Uhr hat die Schaukelei dann erst einmal ein Ende - wir sind in Gropa e Erenikut südöstlich der Gjeravica angekommen. Durch den auf etwa 1.700 m gelegenen Talkessel rauscht der Fluss Erenik, zahlreiche Hütten und offenbar auch einige neuere „Wochenendhäuschen“ säumen das Ufer und die Hänge.

Der erste Teil unseres Aufstiegs zieht nun durch die Südost-Flanke der Gjeravica. Anfangs folgen wir noch kurz einer Piste bzw. erkennbaren Pfaden. Bald geht es aber quasi weglos über den steilen Grashang. Neben vereinzelten Bäumen sind wir dabei aktuell von zahlreichen Blumen umgeben. Auf etwa 2.200 m gelangen wir auf den Ostsüdost-Grat. Diesem folgen wir - nun ist es wieder weniger steil, und auch ein schmaler Pfad ist hin und wieder sichtbar.

Zum Schluss kraxeln wir noch durch einige Felsblöcke und erreichen - nach etwa 3 Stunden - den Gipfel der Gjeravica. Hier rasten wir und betrachten ausgiebig die Gebirgslandschaft am nahen Dreiländereck Albanien - Montenegro - Kosovo. Besonders schön ist auch der Blick hinunter zu den Gjeravica-Seen, unser nächstes Etappenziel.

Um dorthin zu gelangen, steigen wir erst einmal am Westnordwest-Grat ab und müssen dabei einige Schneefelder queren bzw. umgehen. Später schwenken wir immer mehr südwärts, steile Grashänge führen hinunter zu den Seen. Da durch viel Schnee kein Weg auszumachen ist, versuchen wir es zuerst in der Nähe des kleineren Sees, Liqeni i Vogël i Gjeravicës (2.360 m). Wir folgen dessen Ablauf - dieser stürzt aber bald über eine quasi senkrechte Abbruchkante.

Also queren wir ostwärts über einen felsigen Rücken in Richtung großer See, Liqeni (i Madh) i Gjeravicës (2.320 m). Hier entdecken wir nun endlich den markierten Wanderpfad. Dieser schlängelt sich auch bald die steile Geländeschwelle hinunter - im abschüssigen Gelände ist stellenweise Vorsicht geboten. Zur Zeit gibt es hier auch einen kleinen „Wasserfall“.

Nachdem die Steilstufe überwunden ist, geht’s nur noch allmählich bergab und später auch wieder leicht ansteigend zum Pass Ćafa e Siljbices (2.143 m) - direkt an der albanischen Grenze. Hier sammeln einige Frauen Schlüsselblumen - offenbar wird daraus unter anderem Salbe hergestellt?

Nach kurzem Plausch mit einem älteren Herrn, der mit einem Maultier extra zu uns geritten kommt, schlendern wir abschließend hinunter nach Gropa e Erenikut.

Hier warten wir eine ganze Weile und fahren dann wieder zurück nach Junik. Diesmal begleiten uns noch weitere einheimische „Passagiere“. Und das ist auch gut so, denn unterwegs liegt ein riesiger Stein auf der Piste.

Nach ewigen, vergeblichen Versuchen, den Brocken auf abenteuerlichste Weise mit Seilen und anderen Hilfsmitteln auf einen Anhänger zu zerren, haben wir zwischendurch schon Angst, unseren abendlichen Fleischberg im Hotel zu verpassen ;-).

Also hilft nur Plan B: Mit vereinter Kraft kugeln wir den Fels beiseite und kommen so irgendwann doch noch in Junik an - vor Küchenschluss.


Ansonsten, 08. + 09.06.2014

Nach unserem „Sonntags-Ausflug“ ins Šar Planina (Bericht folgt), schlendern wir am Montag noch durch Junik. Dabei schauen wir uns unter anderem die restaurierte Kulla Oda e Junikut an. Dann geht's im Auto weiter südwärts ...


Wichtig

Im Kosovo kann es nach wie vor gebietsweise zu Gefährdungen durch Landminen und Kampfmittel kommen. Auch in der Umgebung der Gjeravica sollen Landminen vorhanden gewesen sein - inwieweit bei eventuell durchgeführten Minenberäumungen tatsächlich alle möglichen Verdachtsstellen erfasst wurden, können wir nicht einschätzen. Grundsätzlich empfehlen wir, eigenverantwortlich Informationen zu diesem Thema einzuholen - dies gilt ausdrücklich auch für die von uns gewählte Route. Im Zweifel sollte man einen ortskundigen Guide hinzuziehen oder bei Unklarheit auf bestimmte Touren verzichten.


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Kommentare (8)


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Sputnik Pro hat gesagt: Gutes Essen, schöne Berge und nette Leute!
Gesendet am 27. Juni 2014 um 06:12
Hallo Zusammen,

Ja genau das ist Südosteuropa! Die Bilder sprechen für sich, besonders der Fleischberg ;-)

Eure Route, welche wohl auch den kürzeren Normalweg ist, scheint einiges bequemer zu sein als mein Aufstieg von Norden her. Dagegen ist die Anfahrt hinauf Gropa e Erenikut schwieriger mit einem normalen Auto zu machen.

Herzliche Gratulation zum Gipfel. Nun bin ich gespannt was euer GPS zum "Kosovoproblem" herausgefunden hat :-)

Viele Grüsse,

Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:Gutes Essen, schöne Berge und nette Leute!
Gesendet am 27. Juni 2014 um 23:30
Hallo Andi,

der Südosten ist - wie bereits im Bericht angedeutet - mit Abstand die europäische Region, in der wir am liebsten unterwegs sind. Genau wie Du sagst: Gutes Essen, schöne Berge und nette Leute. Außerdem wird man für die meisten Dinge bei weitem nicht so abgezockt, wie in anderen Gegenden. Und in der Regel hat man auch viel besseres Wetter (ok: außer, wenn Du mit Richard an der Dinara unterwegs bist ;-).

Deshalb waren wir in Vergangenheit schon in den meisten Ländern der Region unterwegs (mal mit, mal ohne Besuch der Landeshöhepunkte). Lediglich der Kosovo hat uns bisher gefehlt, aber der ist als „de facto-Staat“ ja auch noch ziemlich jung ;-).

Deine Route auf die Gjeravica ist vom Gelände her sicherlich vergleichbar mit den beiden von uns begangenen Wegen. Allerdings hält sich nördlich des Berges der Schnee im Frühjahr (logischerweise ;-) deutlich länger - und dann wird’s eben unbequemer. Genau darauf hatten wir - zumindest im Aufstieg - erst einmal keine Lust, deshalb sind wir bewusst über die eher südlichen Flanken/Grate gegangen.

Der Weg über die Seen (unser Abstieg) ist wohl am besten markiert und meist deutlich als Pfad zu erkennen - allerdings waren bei unserer Tour auch noch große Abschnitte unter Schnee versteckt.

Die Berichte zu den Touren im Šar Planina folgen in den nächsten Tagen …

Viele Grüße, Andrea + André.

dropsman hat gesagt:
Gesendet am 27. Juni 2014 um 06:13
Glückwunsch zu dieser schönen Bergtour und einem weiteren Höhepunkt. Die Region Albanien-Montenegro-Kosovo ist einfach toll. Da gibt es viele schöne Gipfel.

Gruß Thomas

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2014 um 23:32
… vielen Dank.

Die Region ist wirklich toll. Wir werden später auf jeden Fall nochmals dorthin reisen, denn besonders in Albanien und Montenegro haben wir noch einiges vor - auch abseits der Landeshöhepunkte.

Viele Grüße, Andrea + André.

TeamMoomin hat gesagt: Schöne
Gesendet am 27. Juni 2014 um 20:14
Bilder habt ihr uns mitgebracht von einem Gebiet das wirklich sehr lohnend zu schein seint, Merci!

Lg Oli und Moomin

pika8x14 hat gesagt: RE:Schöne
Gesendet am 28. Juni 2014 um 00:23
... besten Dank zurück.

Südosteuropa bietet wirklich unendlich viele Tourenmöglichkeiten (einige Berichte folgen in den nächsten Tagen).

Und auch ansonsten ist die Region immer wieder eine Reise wert - siehe auch weiter oben. Vor allem trifft man in der Regel wirklich ausgesprochen nette Einheimische.

Viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 28. Juni 2014 um 04:08
Hallo zusammen,

Gratulation zu einem weiteren europ. Höhepunkt!
Ob es tatsächlich der Höchste von Kosovo ist, scheint ja derzeit noch etwas umstritten zu sein ...

So oder so; mir gefallen Eure Fotos und ich hätte gleich Lust, dahin zu fahren ... Jedenfalls bin ich gespannt auf Eure nächsten Berichte!

Gruss, Richard

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juni 2014 um 13:31
Hallo Richard,

wir würden am liebsten auch gleich wieder dorthin zurückfahren ;-).

Wie bereits im Bericht angedeutet: Die Gjeravica ist sicherlich der höchste Berg, der sich vollständig auf dem Territorium des Kosovo befindet. Aber im Šar Planina an der Grenze zu Mazedonien geht’s - vorsichtig formuliert - zumindest "ähnlich" hoch hinaus (Tourenberichte mit ausführlichen, philosophischen Betrachtungen folgen ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.


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