mit dem MTB um den Edersee


Publiziert von joe , 18. April 2014 um 18:13.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum: 7 April 2014
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m

Unsere Rundtour startet bei der Touristeninformation westlich ausserhalb von Affoldern. Uns wurde dort empfohlen die Umrundung im Uhrzeigersinn zu machen. Diese Empfehlung kann ich an die interessierten Leser weiter geben. In der Touristeninformation sind auch kostenlose Informationen zur Umrunden erhältlich.

Im Internet habe ich den folgenden Link benutzt: Ederseeradwege.

Der Rundweg ist sehr gut mit dem Zeichen "ER" gut beschildert. Er ist etwa 60 km lang. Kaum merkbar werden 600 Höhenmeter erreicht.



Von Affoldern kommend überqueren wir die Eder bei Hemfurth-Edersee. Jetzt müssen wir erst einmal die Höhe des gestauten Sees erreichen. Diese etwa 250 Höhenmeter sind leicht erklommen. Jetzt sehen wir uns die Sperrmauer an und lesen interessiert die Geschichte der Staumauer. Später erfahren wir, dass im 2. Weltkrieg eine sogenannte "Rotationsbombe" die Sperrmauer (teilweise) zerstörte. Die Flutwelle bewirkte eine Überflutung der weit entfernten Stadt Kassel.

Wikipedia schreibt dazu:

1943 kam es im Kampf gegen die deutsche Rüstungsindustrie zu mehreren Angriffen auf die Möhnetalsperre, die Sorpetalsperre und andere Stauseen im Ruhrgebiet. Der Angriff auf die Edertalsperre in Hessen war Teil und Nebeneffekt dieser Aktionen. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 wurde die Staumauer während der Operation Chastise unter dem Kommando von Oberstleutnant Guy Gibson um kurz vor 2 Uhr durch einen britischen Fliegerangriff der Royal Air Force stark beschädigt. Dabei wurde, um die Abwehranlagen an der Talsperre zu umgehen, eine speziell für diesen Zweck konstruierte Roll- oder Rotationsbombe eingesetzt, die von einer Avro Lancaster abgeworfen wurde. Durch Eigendrehung konnte sie auf dem Wasser über die Abwehrnetze in Richtung Staumauer springen. An der Mauer sank die Bombe planmäßig im Wasser herab und ihr Sprengsatz detonierte in vordefinierter Tiefe. Durch die Explosion entstand in der Mauer ein halbkreisartiges Loch von 70 m Breite und 22 m Tiefe. Aus diesem strömten schlagartig durchschnittlich 8000 m³ Wasser pro Sekunde aus – insgesamt rund 160 Millionen m³.

In der Folge ergoss sich eine 6 bis 8 m hohe Flutwelle durch das untere Edertal nach Fritzlar, Wabern und Felsberg und über das Fuldatal (Kassel) zum Weserstein (Hann. Münden) und schließlich ins Wesertal. Die Flutwelle, die von den Anwohnern als eine weiß schäumende und laut grollende Gischt beschrieben wurde, führte dazu, dass hunderte Häuser sowie Fabriken, Eisenbahnstrecken, Straßen, Brücken und Bäume stark beschädigt, zerstört oder weggespült wurden. Die Flut verwandelte nicht nur die teils weit ausgedehnten Täler um die Schwalm-Eder- und Eder-Fulda-Mündung in einen teils mehrere Kilometer breiten „See“, sondern überflutete auch die rund 35 km von der Staumauer entfernte Niederung der Fulda im Kasseler Becken, so dass dort zum Beispiel Bettenhausen, die Unterneustadt und die Karlsaue mit der Orangerie vom Wasser heimgesucht wurde.

Angaben über die Anzahl der Menschen, die in der Wasser-, Schlamm- und Schuttwelle unterhalb des Edersees ihr Leben verloren, sind widersprüchlich. Die Zahlen schwanken zwischen 47 oder 68 Todesopfern. Einige Beiträge jüngeren Datums, in denen der Tod von 749 ukrainischen kriegsgefangenen Zwangsarbeitern in einem Arbeitslager unterhalb der Edersee-Staumauer erwähnt wird, beruhen wahrscheinlich auf einer Verwechslung mit der Möhnetalsperre, die ebenfalls im Rahmen der Operation Chastise stark beschädigt wurde. Es gibt jedoch keine zuverlässige Quelle, aus der hervorgeht, dass sich am Edersee zum Zeitpunkt des Bombardements ein Zwangsarbeiterlager befunden haben soll. Ein solches Lager wurde dort erst nach dem Angriff zur Wiederherstellung der Staumauer eingerichtet.

Ein privat von einem Soldaten gedrehter Film zeigt unter anderem die stark beschädigte Staumauer wenige Stunden nach dem Angriff.




Nach diesem Ausflug in die Geschichte radeln wir weiter am Südufer des Edersees. Der Weg ist breit und sehr eben. Einfach eine erholsame Frühlingsausfahrt. In Herzhausen gibt es mehrere Möglichkeiten für eine Mittagspause in Restaurants unterschiedlicher Qualität. Gestärkt geht es weiter. Wir wissen, dass uns jetzt das schwierigste Teilstück bevorsteht: bei Asel steigt der Weg steil an. Vor Basdorf endet der Aufstieg. Es folgt eine erholsam und lange Abfahrt hinunter nach Nieder-Werbe. Ab hier folgt der Fahrradweg dem Verlauf der Hauptstrasse. Bei einem Denkmal legen wir eine weitere Pause ein. Dort lesen wir etwas über die versunkene Ortschaft Berich.


Wikipedia hilft uns auch hier weiter:

Etwa 900 Menschen im Bereich des Stausees mussten ihre Heimat aufgeben und sich an anderer Stelle niederlassen. Die Dörfer Asel, Berich und Bringhausen, die im Tal der Eder lagen, wurden – nachdem sie abgerissen oder abgetragen waren – an höher gelegenen Orten oberhalb des neu entstehenden Edersees recht aufwändig und liebevoll neu errichtet. Von den Dörfern Nieder-Werbe und Herzhausen wurden Teile überflutet und die Bewohner jeweils in der Nähe in neue Höfe und Häuser umgesiedelt. Der Überflutung fielen ferner zahlreiche Einzelgehöfte oder Anwesen zum Opfer, wie das aus zwei Gebäuden bestehende Gut Vornhagen, das im Tal unterhalb des Schlosses Waldeck stand, oder die Stollmühle, die sich an der breitesten Stelle des Stausees unweit der jetzigen Staumauer an der Hammerbergspitze befand. An dieser Stelle ist bei Niedrigwasser noch immer die Durchfahrt der Schleppbahn zu sehen, die dem Gütertransport beim Mauerbau diente. Ebenso wurden der Bericher Hammer, die Bericher Hütte, die Bericher Mühle und der Werber Hammer überspült.



Der Fahrradweg fällt nun gleichmässig ab, sodass wir mit wenigen Tritten wieder unseren Ausgangspunkt erreichen.






 



Tourengänger: joe


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Kommentare (2)


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ABoehlen hat gesagt: Spannende Geschichte!
Gesendet am 19. April 2014 um 20:40
Besten Dank für diesen Bericht zur Edertalsperre. Ein nicht unwesentliches Detail möchte ich noch nachtragen: Die Edertalsperre wurde vor nunmehr 100 Jahren erbaut. Mit einem grossen Fest wollte man "eines der mächtigsten und aufsehenerregendsten Bauwerke in Nordhessen" am 14. August 1914 einweihen. Leider kam es nicht mehr dazu, denn am 1. August brach der Weltkrieg aus. Die Einweihung fand dann aber doch noch statt, allerdings erst 75 Jahre später im August 1989! Nachzulesen inkl. einer detaillierten Abhandlung der Geschichte in "Mein Heimatland - Zeitschrift für Geschichte, Volks- und Heimatkunde", Nr. 20, August 1989

Zur verhängnisvollen Bombardierung gibt es übrigens ein sehr interessantes Buch mit zahlreichen Bildern: Roland Gööck; Als die Sperrmauer brach...; Wilhelm Bing Verlag, Korbach und Bad Wildungen; o.J.

Bezüglich der Todesopfer des 17. Mai 1943 nennen übrigens beide oben aufgeführen Publikationen übereinstimmend 47.

Liebe Grüsse
Adrian

joe hat gesagt: RE:Spannende Geschichte!
Gesendet am 22. April 2014 um 10:24
Danke für Deine Kommentare. Die Geschichte hinter der Edertalsperre ist sehr Interessant.

Auf Wikipedia ist ein Link zu einem Youtobe-Film eingefügt, der die Zerstörungen am Tag danach zeigt: www.youtube.com/watch?v=i0sRsXjgAyU. Auch sehr eindrücklich.

Gruss. Joachim


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