Olymp (Mytikas, 2917 m) - höchster Gipfel Griechenlands


Publiziert von sqplayer , 15. September 2013 um 17:57.

Region: Welt » Griechenland
Tour Datum: 3 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:ca. 20 km?
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Litochoro (liegt an der Autobahn Thessaloniki - Athen) der Beschilderung zum "Mount Olympus" folgen, durch die Enipea-Schlucht zum Parkplatz "Prionia" auf 1100 m
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Litochoro (liegt an der Autobahn Thessaloniki - Athen) der Beschilderung zum "Mount Olympus" folgen, durch die Enipea-Schlucht zum Parkplatz "Prionia" auf 1100 m
Unterkunftmöglichkeiten:- Litochoro: Hotel Mirto (stilvoll aber preiswert) - Spilios Agipatos (Refuge A) auf 2100 m

Olymp (2917 m) - höchster Gipfel Griechenlands - nicht zu unterschätzen
 
Schon seit einigen Jahren hatte ich mir vorgenommen, den Olymp zu besteigen. Dieses Jahr wollte ich es nun endlich in die Tat umsetzen. So buchte ich schon im Frühjahr einen Flug von Hamburg nach Thessaloniki und zurück (350 €). Am 31.8. kam ich dann im kleinen Bergdorf Litochoro an, wo ich 8 Übernachtungen gebucht hatte. Litochoro liegt am Ausgang der Enipea-schlucht, und hoch über deren Ende sieht man vom Dorf aus schon die verschiedenen Olymp-Gipfel. Sogar von meinem Balkon aus (Hotel Mirto - sehr gut) konnte ich durch die Bäume den Berg der Götter sehen.
 
Problem war, mein Koffer kam mit dem Flug nicht mit. Am nächsten Tag sollte er nachgeliefert werden, aber es wurde der falsche Koffer gebracht. Super, da in dem Koffer meine gesamte Wanderausrüstung war. Am nächsten Tag sollte dann der richtige Koffer kommen. Kam aber nichts. Am Flughafen, mit dem ich im regen Telefonkontakt stand, wusste man nicht was los fahr. Endlich am dritten Tag kam der Koffer dann mittags!
 
Nun konnte es also losgehen! Routiniert packte ich meinen Rucksack zusammen. Für die zu erwartende kalte Nacht auf 2100 m Höhe nahm ich lange Unterwäsche mit. Im Ort war es nachts noch angenehm (18 Grad), aber auf 2100 m war es im September bereits empfindlich kalt.
 
Mit meinem kleinen Mietwagen fuhr ich in ca. 30 Minuten die Enipea-Schlucht entlang nach Prionia. Dies ist ein großer Parkplatz weit innerhalb der Schlucht. Hier ist ein Ausflugslokal und man kann entweder die Schlucht herunterlaufen (anderer Bericht von mir) oder zum Refuge A aufsteigen, was ich beabsichtigte.
 
Es war ziemlich heiß und so ging ich es langsam an. Der sehr gut angelegte Weg führt zunächst durch verwunschene Laubwälder und schlängelt sich die Hänge hoch. Im letzten Drtittel wird es dann felsiger und es steilt deutlich auf. Der Weg ist etwas beschwerlicher, aber immer noch gut zu gehen. Nach 2,5 Stunden erreichte ich nassgeschwitzt um ca. 16 Uhr die Hütte Spilios Agipatos (Refuge A). Es war bewölkt und bereits ziemlich kalt hier oben. Einige Franzosen, Deutsche und Osteuropäer befanden sich bereits hier.
 
Ich wurde sehr nett vom Hüttenwirt empfangen, der auch gut deutsch spricht. Man trägt sich in ein Buch ein, bezahlt (nur 10 € für AV-Mitglieder) und muss sich gleich die mitgebrachten Latschen anziehen innerhalb der Räumlichkeiten. Schnell wechselte ich meine nassgeschwitzten Sachen und zog mir einen warmen Fleece-Pullover über. Im Schlafquartier war es bereits jetzt saukalt. Für mich mit meiner Anfälligkeit für Erkältungen natürlich ungünstig - aber ich sollte gesund bleiben.
 
Den Abend über saßen die vermutlich 50 Gäste (Kapazität: 110) in den beiden Räumen mit Kamin. Selbst hier war es recht kühl, so dass viele sich dicht ans Feuer setzten. Ich saß mit Fleece-Pulli und Jacke dort. Zu essen bestellte ich aus der sehr umfangreichen Karte Spaghetti Bolognese - klar, die Energiespeicher sollten ja aufgeladen werden. Ich unterhielt mich noch nett mit einer Skat-Gruppe älterer Herren aus Hannover, die jedes Jahr einen Wanderurlaub zusammen machten.
 
Um kurz vor zehn wagte ich mich dann ins mittlerweile eiskalt Lager. Ich zog mir lange Unterwäsche und ein langärmeliges Hemd an und verkroch mich zitternd unter einer Schicht von drei Wolldecken. Die Nacht schlief ich zwar, aber sehr unruhig wegen der Kälte und vielleicht auch etwas wegen der Höhe.
 
Um sechs Uhr klingelte dann endlich das Handy. Normalerweise bin ich kein Frühaufsteher, aber ich wollte einfach nur der Kälte entkommen. Zitternd zog ich mich an und ging zum Frühstück. 4,50 € für drei Scheiben Brot...hätte etwas reichhaltiger sein können. Aber ich hatte ja noch etwas Brot dabei.
 
Um kurz nach sieben schulterte ich dann den Rucksack und ging langsam los. Die Sonne tauchte den bereits sichtbaren Gipfel in goldenes Licht, ein wunderschöner Anblick. Zunächst ging es durch immer lichter werdenden Kiefernwald schweißtreibend empor. Schon bald wurde es felsig und ich überwand die Baumgrenze. Auf einem Rücken ging es in Serpentinen weiter steil empor.
 
Schließlich gelangte ich zu einer überdachten Wegweisertafel. Hier gelangt man links entlang zum Weg Richtung Skala-Gipfel. Das ist der erste Gipfel, den man erreicht. Rechts herum geht es zum Plateau der Musen, wo weitere Gipfel (Stefani, Touba, Profitis Ilias) warten. Ich ging links herum.
 
Man umrundet in einem Rechtsbogen die Südflanke des Olymp und gelangt zu einem sehr weiten Schotterhang. Hier wehte ein starker Wind und die Höhe von mitterweile fast 2800 m machte sich auch bemerkbar. In den Schattenpartien war es ziemlich kalt und ich setzte die Mütze und zusätzlich die Kapuze auf. Schon bald war es aber überall sonnig.
 
Um ca. neun Uhr erreichte ich den Skala-Gipfel, welcher einfach nur eine Erhebung am Ende des Schotterhangs ist. Von der Höhe war mir etwas übel und das Herz ging recht schnell.
 
Aber der richtige Spaß sollte jetzt erst richtig losgehen. Vom Skala (2886 m) geht es in einer hübschen Kletterei nämlich hinüber zum Mytikas-Gipfel (2917 m). Als ich den Mytikas sah, dachte ich: Wie soll man da jemals hochkommen? Es sah verdammt steil aus und ich sah mehrere Bergsteiger, die wie kleine Ameisen in dem steilen Kessel langsam nach oben kletterten.
 
Zunächst steigt man vom Skala in einer Rinne herunter und gelangt zu der steilen Südflanke zwischen Skala und Mytikas. Hier klettert man teilweise glatten Fels, teilweise gestuften Fels bergab, bis man zu der nach Norden steil abbrechenden Kant der Flanke gelangt. An dieser entlang geht es hinüber zum Mytikas-Kessel. Die Flanke ist recht steil, aber gestuft. Ausrutschen ist hier sehr ungünstig, aber man würde nicht abstürzen, wohl aber erstmal ein paar Meter nach unten rutschen und sich Verletzungen zuziehen.
 
Im Kessel geht es dann gestuften, teilweise glatten Fels recht steil nach oben. Auch hier würde ein Ausrutschen ein unangenehmes Abrutschen bedeuten. Man gelangt schließlich zu einer natürlichen Felstreppe, die man emporsteigt. Das delikate an dieser ist, dass sich links von ihr ein gähnender Abgrund befindet und dass die Treppe durch herumliegende Steine und Felsbrocken eine große Ausrutschgefahr aufweist.
 
Nach der Treppe ist man nicht etwa am Gipfel, sondern es geht wieder hinunter in eine Scharte, die nach Norden hin in einen gähnenden Abgrund mündet. Zu der Scharte gelangt man über eine drahtseilgesicherte Stelle, die nach Süden hin ausgesetzt ist. Nach der Scharte, die man etwas unterhalb des Spalts umgeht, geht es wieder empor zu einem Felsturm, den man südlich umklettert. Dann klettert man wieder ausgesetzt herunter und landet im zweiten und letzten Kessel. Dieser führt dann ähnlch dem ersten Kessel steil aufwärts zum Mytikas.
 
Ich machte aufgrund der großen Anstrengung bei der Kletterei eine lange Pause auf dem Mytikas und genoss die sagenhafte Aussicht bis hin zum Mittelmeer und die umliegenden Berge. 
 
Zurück ging es den gleichen Weg. Wobei mir dieser jetzt angenehmer vorkam, da man von oben genau sehen kann, welche Mikro-Route man gehen muss. Ich schloss mich einem jungen deutschen Paar an, die die ganze Kletterei auch heikel fanden und so könnte man sich im Notfall helfen.
 
Als es die steile Treppe in den ersten Kessel wieder hinunterging, löste sich über mir ein fußballgroßer Felsbrocken, der schnell Fahrt aufnahm, an mir vorbeiflog, ein paarmal aufpralle und dann im Abgrund neben der Treppe vechwand. Ein paar Meter weiter und ich wäre dran gewesen! Streng genommen sollte man am olymp einen Helm tragen, da es in der Kletterpartie viel loses Gestein gibt.
 
Jedenfalls kam ich wohlbehalten aber voller Adrenalin wieder am Skala-Gipfel an. Meine Wanderstöck hatte ich wegen der Kletterpartie dort deponiert. Ich beschloss, noch bis zum ebenfalls an der Schotterflanke liegenden und einfach erreichbaren Skolio-Gipfel (2917 m) zu gehen, den ich 20 Minuten später erreichte.
 
Nach einer kleinen Pause machte ich mich an den Abstieg. Ich war doch recht ausgepumpt und brauchte dringend neues Wasser und etwas zu Essen. Nach ca. 1,5 Stunden erreichte ich wieder die Hütte A. Zusammen mit dem deutschen Pärchen aß ich zu mittag: griechischer Salat und zwei schön kühle Fantas. Es war sonnig und recht heiß, ein Kontrast zur eiskalten Nacht.
 
Zusammen stiegen wir dann in ca. 2 Stunden nach Prionia ab und ich nahm die beiden noch bis Litochoro mit dem Auto mit, weil sie per Bus, Bahn und Anhalter unterwegs waren. Auf meinem Balkon genoß ich dann mit Blick auf den Olymp ein schönes kaltes "Mythos"-Bier aus Griechenland, welches ich mir redlich verdient hatte.
 
FAZIT:
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Bis zum Skala-Gipfel ist der Olymp technisch vollkommen einfach, konditionell aber schon sehr schweißtreibend, da steil. Die Kletterpartie zum Mytikas ist I. und II. Grad, man muss öfter mal die Hände zur Hilfe nehmen. Unkritisch, wie es oft beschrieben wird, ist es aber nicht. Es sind mehrere ausgesetzte Stellen zu überwinden und die beiden Kessel und die Flanke sind sehr steil, so dass ständige Ausrutsch- und an den ausgesetzten Stellen auch Absturzgefahr besteht. Man sollte trittsicher, schwindelfrei und konditionell gut trainiert sein, da das letzte Stück doch schon sehr anstrengend ist wegen der Höhe und der Steilheit. Landschaftlich ist die Tour sehr reizvoll und vielfältig. Der Berg hat mit seinem kuriosen Gipfelaufbau und den verzauberten Laubwäldern im unteren Bereich tatsächlich eine gewisse mystische Aura!

Tourengänger: sqplayer


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