Furggahorn (2727 m): Eine Hikr-Erstbesteigung auf dem Weg vom Schanfigg ins Landwassertal


Publiziert von marmotta , 24. Februar 2013 um 19:05.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:23 Februar 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Arosa - Stausee - Furggaboden - P. 2153 - Furggahorn - Innerberg - Tiejer Fürggli - Stafler Berg - P. 1953 - Stafelalp - Frauenkirch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arosa
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Davos, Frauenkirch

Ein nicht gänzlich unbedeutender Gipfel hoch über Arosa und dem Plessurtal, inmitten eines Skitourenparadieses gelegen - und doch noch ohne Hikr-Bericht, sozusagen ein weisser Fleck auf der Hikr-Landkarte. Gibt´s doch nicht?! Gibt´s doch!! Dürfte das Furggahorn (2727 m) angesichts seiner steilen, grau-braunen Schuttflanke im Sommer nicht gerade Begeisterungsstürme auslösen, erfreut sich dieser Gipfel im Winter doch einer gewissen Beliebtheit, insbesondere wegen der Steilabfahrt durch die Nordwand, die bei ganz sicheren Verhältnissen für gute Skifahrer wesentlich reizvoller ist als die Südwestflanke, welche wohl selten gute Verhältnisse aufweisen dürfte. Umso erstaunlicher, dass bislang noch kein Hikr hier über eine Besteigung berichtet hat. Diese Lücke will ich nun schliessen.
 
Um zum Ausgangspunkt der (Winter-)Route via Furggaboden zu gelangen, muss man vom Aroser Bahnhof am Obersee (1734 m) zunächst rund 130 Hm absteigen. Man folgt durch den Ort am besten der Beschilderung "Isel" oder "Schlittelpiste", letztere führt in einem Bogen direkt zum nördlichen Ende des kleinen Stausees (1606 m). Man kann sich natürlich auch im  steilen Wald "durchschlagen"… :-)
 
An diesem für Ende Februar aussergewöhnlich kalten Tag (beim Start in Arosa hatte es - 15° C) bin ich froh um Bewegung, bald wird mir jedoch -auch infolge der Sonneneinstrahlung ab dem Furggaboden (1900 m), wo man den dichten Wald verlässt- so warm, dass ich die Jacke ausziehe und im Rucksack verstaue. Das sollte sich bald wieder ändern…
 
Bereits oberhalb des Furggatobels, wo man das wunderschöne Hochtal zwischen Amselflue und Furggahorn durchschreitet, bläst mir ein bissig kalter Nordostwind ins Gesicht - augenblicklich wird es so kalt, dass das Gesicht schmerzt. Mit Jacke und warmen Handschuhen ist es jedoch ingesamt erträglich und ich kann die schöne, winterliche Berglandschaft geniessen. Es ist eine gute, harte Spur vorhanden - jedoch ist, wie immer, wenn ich in diesem Gebiet unterwegs bin, weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Kurz vor der Maienfelder Furgga teilt sich die Spur, ich zweige nach links Richtung Furggahorn ab, wo nur noch wenige Stockeinstiche auszumachen sind. In weiten Kehren führt die Spur die steiler werdende Südflanke hinauf - für mich als Schneeschuhgänger ist sie wenig hilfreich, weshalb ich von nun an meine eigene, direktere Linie ziehe.
 
Links (Richtung NW) haltend, erreiche ich ohne Mühe die breite Südwestflanke des Furggahorns, die in zunehmender Steilheit (ca. 35-38 °) zum Gipfel leitet. "Dank" der Exposition und der Steilheit hat der Schnee hier bereits einen rechten Deckel und ist entsprechend schwer. Zudem sind die zahlreichen Felsen nicht besonders gut eingeschneit, weshalb ich für den Moment froh bin, mit den Schneeschuhen unterwegs zu sein und hier nicht mit den Skis abfahren zu müssen. Die Nordabfahrt wäre bei meinen "Skikünsten" sowieso indiskutabel…
 
Nach insgesamt 3 h (incl. Pausen) erreiche ich den Gipfelsteinmann auf dem schmalen, nach Norden stark überwächteten Gipfelgrat des Furggahorns. Hier empfängt mich abermals ein schneidend kalter Nordostwind (nachdem es während des Aufstiegs in der Flanke angenehm warm war), die Temperatur dürfte hier bei ca. - 20 ° C liegen. So suche ich auch nicht lange nach dem Gipfelbuch und mache nur einige Fotos, u.a. von den 3 Skifahrern, die sich gerade von einem Punkt des Gipfelgrats etwas weiter westlich die Nordwand hinunterstürzten. Da ich zu diesem Zweck den rechten Handschuh etwas länger als üblich ausgezogen habe, spüre ich plötzlich meine rechte Hand nicht mehr. Bei gefühlten - 25 °C kein Wunder, also schnell wieder in den mollig warmen "Expeditionshandschuh" hineingeschlüpft!
 
Die Aussicht ist prächtig, vor allem auf die Amselflue vis à vis und die unzähligen Gipfel im Süden und Südosten, allen voran der Piz Kesch und die beherrschenden Gipfel der Albulaalpen, Piz Ela und Tinzenhorn/Corn da Tinizong. Da das Furggahorn die Berggruppe nach Westen abschliesst, ist der Blick in diese Richtung unverstellt - und reicht zu den Gipfelgrössen Tödi, Ringelspitz, Calanda, Schesaplana usw.
 
Der Abstieg über die Aufstiegsflanke geht dann erstaunlich gut, der Schnee hält und ich kann eine ziemlich direkte Linie nach unten wählen. Nach wenigen Minuten erreiche ich bereits den weiten Kessel nördlich der Maienfelder Furgga. Mit möglichst wenig Höhenverlust quere ich auf ca. 2460 m die Flanke unter dem Furggahorn und steige dann durch die grosse Mulde des Innerbergs zum Tiejer Fürggli (2663 m) zwischen Tiejer Flue (2781 m) und Schwarzhorn (2759 m) auf. Eigentlich hatte ich ja noch die Tiejer Flue anhängen wollen, doch meine Kräfte sind ziemlich am Ende - nach einem grippalen Infekt anfangs Monat bin ich offenbar noch immer nicht richtig fit. So begnüge ich mich mit dem eindrücklichen Anblick der steilen, felsdurchsetzten Südostflanke der Tiejer Flue, in der keine einzige Spur zu sehen ist.
 
Für den Abstieg liebäugle ich kurz mit der Schanfigger Seite, doch dann erscheint mir die Davoser Seite angenehmer und kürzer und ich folge alten, überschneiten Skispuren durch die weiten, sanften Hänge des Stafler Bergs. Nun vermisste ich meine Skis schmerzlich! Während die Skifahrer hier genussvoll im noch immer herrlichen Pulverschnee die lang gezogenen Hänge bis zur kleinen Brücke bei P. 1953 hinuntergleiten können, stapfe ich mühsam hinab, versinke auf einem kurzen Abschnitt, in dem es offenbar Triebschnee hineingeblasen hatte, auch noch mehrmals im tiefen Schnee und benötige gegenüber einer Skiabfahrt ein Vielfaches an Zeit. Wenigstens waren die Schneeverhältnise auf einem Grossteil der Strecke auch für Schneeschuhe perfekt. Etwas müde erreiche ich die Stafelalp (1894 m), die jetzt -bei nur noch milchigem Sonnenschein mit diffusem Licht und bei frostigen Temperaturen- nicht zu einer gemütlichen Einkehr einlädt. Weiter geht´s zunächst auf dem Schlittelweg und ab P. 1754 mehr oder weniger direkt hinunter nach Davos-Frauenkirch (1505 m), wo ich die Wartezeit bis zur Abfahrt meines Zuges im Gasthof Landhaus überbrücke und dort mein doch etwas eingefrorenes Gesicht auftaue.

Tourengänger: marmotta
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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 25. Februar 2013 um 08:04
Bravo - schöne, tolle Schneeschuh-Tour!
lg, Felix

marmotta hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2013 um 18:55
Danke, Felix! Ich bin einfach sehr gern in diesem Gebiet, in dem man trotz der Nähe zu den Skigebieten von Arosa und Davos vom dortigen Rummel nichts mitbekommt.

G.
marmotta


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