Monte Rosa Ostwand


Publiziert von Dolmar , 3. April 2012 um 12:12.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:31 März 2012
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3160 m
Abstieg: 3160 m

Da hat mir doch ein Spezl mit der Monte Rosa Ostwand einen Floh ins Ohr gesetzt.
Und ich mir gesagt, das wird umgesetzt !
Beim zweiten Anlauf ist  mir dann die Durchsteigung und Skiabfahrt in der Monte Rosa Ostwand gelungen.
Der Wehrmutstropfen ist, die Dufourspitze habe ich leider nicht erreicht.

Beim ersten Versuch vor ca. 4 Wo. habe ich noch weniger Schnee in der Wand angetroffen, die Bedingungen waren in etwa änlich, eher schlechter. Grund zur Umkehr damals war, das beim Biwack Marinelli das Gas leer war. Und ich kein`s mit hatte. Ohne mir Schnee für Tee sowie für die Essenszubereitung schmelzen zu können, war gar nicht gut. Die Aussicht auf einen kompetten Nachmittag und der Folgetag für Auf- und Abstieg ohne Trinken mit fast nix im Magen haben die Vernunft siegen lassen und bin am selben Tag wieder abgefahren.
Der Berg rennt ja nicht weg, wo soll er auch hin, er hat ja kein Geld ! 

Genug der Vergangenheit.

Der Sessellift Betrieb Pecetto-Belvedere beginnt seit 31.03 erst um 9:00 Uhr
also, nix mit Abkürzung das ist zu spät.
Start: 7:00 Uhr am Parkplatz Pecetto
Dem Wanderweg folgend zum Schluß recht steil hinauf zur Bergstation Belvedere (1904 üNN),
Dem Wanderweg zum Rif. Zamboni folgend bis kurz vor die Hütte, hier die Moräne nach rechts abgestiegen auf den Gh. del Belvedere ca. 2050 üNN. Hier angefellt und über den Gletscher gequert. Dem Marinelli Rücken zuhaltend.
(Besser ist. den Weg  zum Rif. Zambioni nur kurz zu folgen, vor dem Anstieg auf den Moränenrücken
immer neben diesem, meißt auf Schnee weiter aufsteigen bis einem gut sichtbare Stangen den idealen Weg über den Gletscher weisen.)

Der Aufstieg zur Cap. Marinelli erfolgt auf dem Gh. del Nordend rechts vom Marinelli Rücken (orthografisch östlich).
Hier nun eher links haltend (ergibt sich aber wegen der Serac`s) immer steiler werdend aufwärts, bis
auf ca. 2800 üNN ein gut gangbarer breiter Firnrücken nach links auf den Marinelli Rücken zieht.
Vorsicht die erste scheinbar gute Möglichkeit ist ne Sackgasse.
Nach erreichen des Gratabsatzes ist die Cap. Marinelli zu sehen. Die Sonne hat hat ab hier tiefen
Pappschnee geschaffen, was die letzten 50 hM zur Cap. zur Qual machen.
Ankunft 12:00 Uhr, gleiches Spiel wie vor 4 Wo., erst mal 1/2 Std. lang mit Ski den Eingang freibuddeln.

Was einen ganzen Mittag lang tun ?
1. Ausrüstung checken
2. feststellen was vergessen wurde, (Stirnlampe, frische Socken, Handy(Wecker), Tempo falls man groß muss.
3. in der Sonne vor der Cap. verweilen, da drinnen die Temp. deutl. unter dem Gefrierpunkt liegt.
4. 2 Liter Tee kochen, Essen zubereiten (was bei mir leider nur eine 5min. Terrine und etwas Speck war)
5. viel zu viel Zigaretten geraucht.
6. Kerze gefunden.
um 16:00 Uhr verschwand die Sonne, was die Sache gleich schattiger machte sprich kühler.
Die Innenschuhe unter zwei Wolldecken gesteckt damit diese über nacht nicht zu Eisklumpen frieren.
Mit frierenden Zehen wegen der durchschwitzten Socken bereits um 17:30 Uhr unter 4 Wolldecken geschlüpft und eine gefühlte Ewigkeit gefrohren.
Skihose und Socken zum warmhalten mir unter die Decke genommen.
Die Innere Uhr hat mich dann pünktl. um 2.00 Uhr geweckt, vieleicht warn`s aber auch die Windböen.
Kaffee gekocht bei Kerzenlicht, Ach wie Romantisch !!.
So ein Biwack ist eher leidlich, zumindest wenn`s A. kalt ist.

Aufbruch um 3:00 Uhr bei Sternklarem Himmel. Die Nacht war hell genung was die fehlende Stirnlampe nicht vermissen ließ.
Gleich nach der Cap. gehts nun zwischen Felsen leicht links haltend auf dem Marilelli Rücken weiter aufwärts dem logischen einfachsten Weg folgend, bis auf das Canalone Marinelli getroffen wird.
In diesem nun aufwärts. Nach ca. 200 - 250 Hm, nach links auf den Imseng Rücken, hier weiter aufwärts bis an dessen Ende unter die Seraczone.
Ein herrlicher Anblick  gegen Süden ist "Mailand by night", der Horizont hinter dem Pizzo Bianco ist ein Lichtermeer.
Die Windböen lassen nicht nach, in regelmäßigem Abstand bläßt es mir Schneekristalle ins Gesicht, und über die Wand  rieselt mir der feine Schnee entgegen, dies sollte sich bis zum Silbersattel nicht ändern.
Der Beginn der Seraczone ist zugleich der Beginn der Blankeisfelder.
Ansich gerade aus weiter rechts der Serac`s  ein immer steiler werdendes Colouir auf Firn aufwärts.
Meiner einer wollte nun den besten/sichersten Übergang nach links durch die Seraczone finden, dabei immer gemeint, die nächste Möglichkeit ist die bessere bis nichts mehr ging. Das schmaler werdende Colouir (45°+) war nach rechts in Felsen gefaßt, und nach links nur noch Blankeis.
Der gemeinte Ausweg hieß bis nach oben weiter gehen und unter den Felsen auf Firn nach links
zum Ausstiegscolouir queren.
Nach 10 m queren unter den Felsen diese Idee schnell wieder verworfen.
Die Firnauflage auf dem Blankeis war zu gering. und nur auf den Frontzacken stehend ca. 250m queren
mit locker 200Hm Blankeisfeld unterm Arsch ist nicht meine Sache.
Also Flucht nach vorn. Über die Felsen gerade aus aufgestiegen.
Teilweise nur Fels, meißt aber kombiniertes Gelände, zwischendurch auch mal wieder ein 50m Firnfeld.
Ausstieg am Silbersattel so ziemlich genau in der Mitte von Dufourspitze und Nordend.
Zeitbedarf bis hier viel zu lange 10 Std. die Höhe hat meinen Aufstieg doch sehr verlangsamt. alle paar Meter musste ich pausieren. Die 100Hm auf die Dufourspitzte waren leider nicht mehr drin.
Die 1500 Hm von 3030 m- auf 4515 m üNN von heute, sowie die 1700Hm von gestern sind geschafft.

Abfahrt:

Das Colouir neben dem Gipfelaufbau der Dufourspitze ca. 100Hm abgefahren, dann Oh Schreck kommt eine Blankeispassage. Wenigstens nicht allzu groß ca. 20 m
Hier nun aus dem Firn mit dem Eispickel einen Standplatz  geschlagen um von den Ski wieder auf die Steigeisen wechseln zu können, Das Colouir hat hier ca. 45° Grad und erreicht über die Blankeisepassage knapp die 50° Grad Neigung. Nun denn es geht recht gut über die Passage hinweg, nicht jedoch ohne etwas kribbeln im Bauch.
Danach das selbige Spiel nochmal um wieder auf die Ski umsteigen zu können. Bald nach dem Colouir
geht es noch ca. 50 m auf dünner Firnauflage in gemütlicheres Gelände über oberhalb der Seraczone. Die Neigung ist hier nur noch 35 - 40° Grad.
Da ich hier nicht hochgestiegen bin, begann das Suchen des richtigen Abfahrtswegs durch die Serac`s
Durch beeindruckende Eisgebilde dann doch recht einfach mit nur einem kurzen Verhauer ca. 200 m oberhalb des Imseng Rückens wieder ins Aufsteigscolouir eingefahren, 
Gleich die erste Möglichkeit zur Einfahrt ins Marinelli Colouir genutzt zur weiteren Abfahrt in diesem.
Das Marinelli Colouir ist max. 35-40° Grad steil, hat aber eine gewisse Sogwirkung bis hinab zum Gletscherboden.
Weitere  Abfahrt zurück zur Cap. Marinelli.
1. war hier mein Depot, und 2. habe ich keine Ahnung wie das unten im Gletscherbruch weitergeht,
d.h. diese Entscheidung viel bereits am Vortag.
Von der Cap. dem Aufstiegsweg folgend hinab zum Gletscherboden.
Kurz  vor der Bergstation Belvedere die Ski wieder geschultert und nach Pecetto abgelaufen.
Ankunft 17:30 Uhr.   

Fazit:
Für den Aufstieg recht guten Trittschnee/Firn angetroffen (wo halt Schnee war)
Bei der Abfahrt so ziemlich alles an Schneearten angetroffen
Bruchharsch, hart gefrohrener Firn, Waschrumpel von Soft bis Groß, Pulver,  aufgefirnter Schnee, Pappschnee im unteren Bereich.
Die Bedingungen sind in dieser Wand wohl sehr schwankend. Je nach Schneelage ist mehr oder weniger Blankeis anzutreffen. Dementsp. auch die Schwierigkeiten. Lt. den Einheimischen aus Macugnaga war meine Begehung in diesem Winter die erste, sowohl rauf wie runter.

In der Nacht beim Aufsteig mehr Lawinenabgänge gehört als bei Tag.
Mann sollte recht zeitig dran sein, wegen der Sonneneinstrahlung (Steinschlag, Eisbruch sowohl beim Aufstieg zur Cap. als auch in der Hauptwand was mir leider nicht gelang. Bei mir war jedenfalls Ruhe am Berg. In den Flanken der Signalkuppe aber nicht.
Und den Übergang in die Seraczone beim Aufsteig nicht verpassen.

Die ersten 8 Bilder vom unteren Wandteil sind noch vom 1. Versuch Anfang März.



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Tourengänger: Dolmar


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Kommentare (2)


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Alpin_Rise hat gesagt: Mont Rose Ostwand
Gesendet am 8. Oktober 2012 um 16:34
Boah, was für ne Tour!

Respekt, dass du's bei den Verhältnissen gepackt hast. Aufstieg ist ja das eine, aber die Abfahrt... nix für mich!

G, Rise

Dolmar hat gesagt: RE:Mont Rose Ostwand
Gesendet am 23. Januar 2013 um 08:45
Hallo Alpin Rise,
an so eine Tour denkt man immer wieder zurück,
die Verhältnisse waren im nach hinein ganz praktisch. Ich hab ja viel zu lange für den Aufstieg gebraucht, da die Wand so Schneearm war hatte sich das Lawinenrisiko quasi minnimiert. Der frühe Begehungstermin Ende März war auch OK, da die Wand durch Sonnenbestrahlung nicht übermäßig erhitzt wird, was den Stein/Eisbruch ja auslöst.
Das ganze Unternehmen war für mich neben der Konditionsleistung eine große Willensanstrengung
immer weiter zu gehen trotz des Gefühl`s nicht mehr zu können. Jedenfalls hab ich in den zwei Tagen 5 Kilo an Gewicht verloren, oder anders gesagt es ging an die Reserven.
Die Abfahrt hättest du auch gepackt ! Da bin ich mir sicher, Bei der Wandhöhe ist es vorteilhaft von Abschnitt zu Abschnitt zu denken, das macht die Wand irgendwie kleiner.

Gruß Dolmar


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