Gross Leckihorn (3068m)


Publiziert von أجنبي , 29. Februar 2012 um 23:15.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:27 Februar 2012
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:90 und 972 nach SAC-Führer Skitouren Zentralschweizer Voralpen und Alpen: Realp – P. 1603 – P. 1744 – P. 1967 – Sunnsbiel – Witenwasserenstafel – Oberstafel – Witenwasserengletscher – Leckipass – Leckihorn, abgesehen von unserem Verhauer im Gipfelaufstieg auf gleicher Route retour.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Realp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Realp
Kartennummer:LK 1:50.000: 255 S Sustenpass, 265 S Nufenenpass / LK 1:25.000: 1231 Urseren, 1251 Val Bedretto

Mein erster Schneeschuh-3000er war der *Zwächten, mein erster Skitouren-3000er heisst Gross Leckihorn. Trotz Verhauer bzw. steilem Umweg beim Schlussaufstieg mein 2012-Highlight bislang, gekrönt mit Traumwetter, Traumaussicht und Traumpulver in der Abfahrt.

Ich schwöre schon lange auf Freitags- und Montagstouren. Dieses Wochenende zahlte sich das mal wieder aus. Nach dem Besuch des *Stotzigen Firsten am Freitag begab ich mich am Montag in aller Frühe erneut nach Realp, diesmal mit meinem üblichen Tourenpartner. Abends zuvor hatten wir uns erst für das Rau Stöckli entschlossen, aufgrund des besser als erwartet ausfallenden SLF-Bulletins dann aber quasi in Sekundenschnelle das Gross Leckihorn zum Ziel auserkoren.

Um 7 Uhr starteten wir beim Bahnhof Realp bei -10 Grad. Die Kälte stimmte uns zuversichtlich. Bei der Anfahrt bemerkten wir, dass seit Freitag an den Südhängen des Urserentals zahlreiche Gleitschneerutsche ins Tal gedonnert waren. Noch vor der Brücke bei P. 1603 querten wir denn auch einen Lawinenkegel, den's am Freitag noch nicht gegeben hatte. Gleich nach der Brücke spannten sich meine Nerven bereits ziemlich an, denn die ersten paar Meter auf der Bergstrasse waren noch schmaler, eisiger und abschüssiger als drei Tage zuvor.

Was danach folgte war ein ewig langer Kühlschrank namens Witenwasserental. In meinen Kleidern hatte ich zwar schön warm, doch der eisige Wind blies uns unablässig ins Gesicht. Es lag etwas Neuschnee und ein Solist spurte mit einer knappen halben Stunde den ab der Hinteren Schweig sehr gut mit Markierungsstangen gekennzeichneten Weg Richtung Rotondohütte. Beim Oberstafel blendete uns vom Pizzo Lucendro her dann endlich die Sonne, was wir sofort zur Znünipause nutzten.

Langsam aber sicher kamen nun die Gipfel um den Witenwasserengletscher zum Vorschein und somit natürlich auch das Gross Leckihorn. Zur Rotondohütte wollten wir nicht, also zogen wir entlang oder auf (keine Ahnung wo die genau waren) den beiden Seen südwestwärts. Zu Ende der Fläche folgte dann ein zunächst etwas steilerer Anstieg Richtung Leckipass, welchen wir nach 4h erreichten, die Skis deponierten und Steigeisen anzogen.

Ja... und dann kam unser deftiger Verhauer. Auf dem Leckipass blies uns der Wind kalt ins Gesicht, der Gipfel lag in Reichweite und die Aussicht darauf, in einer halben Stunde oben zu stehen motivierte gewaltig. Auf zum Gipfelsturm! Statt aber nochmals auf die Karte zu schauen und uns die Worte „vom Übergang Richtung Süden, östlich dem Buckel entlang in den Sattel und von da über die Nordwestflanke zum Gipfelkreuz“ aus dem SAC-Führer in Erinnerung zu rufen, stiegen wir vom Leckipass in westlicher Richtung ab und folgten den einzig sichtbaren Fussspuren – welche halt eben zum Muttenpass statt auf's Gross Leckihorn führten. Jaja... So'n klassischer, blöder, dilettantischer Anfängerfehler halt, wie er uns einfach nicht unterlaufen sollte... Der Trost: Man kann aus Fehlern lernen.

Wie auch immer... Nach wenigen Minuten unternahmen wir einen ersten Versuch, aus westlicher Richtung auf die Nordwestflanke zu gelangen. Unterhalb der Felsen kapitulierten wir im tiefen Schnee. Darauf zogen wir um die Felsnase herum und unternahmen einen zweiten Anlauf. Diesmal glückte es: durch harten Schnee pickelten wir uns in die Höhe und erreichten endlich Fels, in welchem wir dann in nordöstlicher Richtung auf die Nordwestflanke kraxelten. Kaum hatten wir diese erreicht, flachte die Sache etwas ab und das Gipfelkreuz erschien über uns. Der kurze Schlussaufstieg durch Trittschnee und Fels war dann eine einfache Angelegenheit und Punkt 12 Uhr, also genau 5h nach Abmarsch in Realp, standen wir auf dem Gross Leckihorn. Unser Abstecher kostete uns wohl zwischen 20 und 30 Minuten, Nachahmungen sind nicht zu empfehlen.

Das Panorama vom Gross Leckihorn war fantastisch. Auf dem Gipfelgrat, etwas hinter dem Gipfelkreuz setzten wir uns auf den kleinen, windgeschützten Felsbalkon mit direktem Blick auf den Pizzo Rotondo. Wunderbar... Ohne diesen Windschutz wären wir nicht lange auf dem Gipfel geblieben, doch so lag Gipfelkaffee, Sandwich, Fotosession und Gipfelbucheintrag durchaus drin.

Im Abstieg folgten wir dann der richtigen Route, nämlich zum im Führer erwähnten und von oben bestens erkennbaren Sattel. Von dort stapften wir, den Buckel östlich umgehend, zurück zum Leckipass. Skis ersetzten Steigeisen und Stöcke den Eispickel. Die erste Mulde unterhalb des Passes war ziemlich ernüchternd: Wenig Neuschnee auf hartem, mit Steinen durchsetztem Untergrund. Gar nicht lustig. Doch die Fluche erstickten noch im Hals, denn was nun folgte war Powder vom Feinsten. Die gesamte Abfahrt zu den beiden Seen unterhalb der Rotondohütte war ein einziger Genuss und sogar meine Wenigkeit fuhr in verhältnismässig eleganten Schwüngen zu Tal. Wir durften die ersten beiden Linien in den Schnee ziehen... und der Hüttenwart der Rotondo-Hütte hörte uns wohl jauchzen.

Im Witenwasserental war dann viel Stockeinsatz gefragt, da das Gelände relativ flach ist. Einmal mussten wir sogar die Skis buckeln, um einen kurzen Zwischenaufstieg zu meistern. Zudem wurde die Unterlage zunehmend hart und das Vergnügen hielt sich in Grenzen. Meine letzte Sorge betraf die harte, enge Passage unmittelbar bei der Brücke über die Furkareuss. Nicht gerade elegant, dafür sicher, bewältigte ich auch dieses Stück und belohnte mich bald darauf in Realp mit einem Bierchen.

SLF: mässig, Gefahr für Nassschneelawinen im Tagesverlauf auf erheblich steigend


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (1)


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MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 1. März 2012 um 08:16
Aber hallo, da hast Du ja wirklich einen Traumtag erwischt! Suuuper!

LG


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