Unterwegs auf Habichtswald- und Urwaldsteig


Publiziert von Vandrer , 16. Februar 2012 um 11:11.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum: 2 April 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4 Tage
Strecke:110 km

Basisinformation

Weg: von Großenritte (bei Kassel) erst auf den Habichtswaldsteig und auf diesem dann über Ippinghausen (bei Naumburg) nach Waldeck. Von dort aus im Uhrzeigersinn einmal um den Edersee herum.
Basisgewicht (Rucksackgewicht minus Essen, Spiritus und Wasser): 6746 Gramm
Wetter: Nieselregen, eher kühl (tags: ca. 10 Grad, nachts: ca. 0-5 Grad) und überwiegend grauer Himmel; ein Sonnentag


Tag 1: Großenritte - Ippinghausen (25 km)

Zu Beginn noch in Begleitung meines Vaters ging es um 9 Uhr morgens in Großenritte bei Kassel los. Es war recht frisch und vor allem windig. Der entsprechend geschützte und auch erwärmende Aufstieg über die Langen Berge auf unserem Weg Richtung Elmshagen war daher nicht unwillkommen. Bei einer kurzen Trinkpause an einer Schutzhütte schwelgten wir in Kindheitserinnerungen und zogen dann weiter, um nach Elmshagen auf dem Habichtswaldsteig weiter unterwegs zu sein.
Auf der Burgruine Falkenstein legten wir eine weitere (Photo-)Pause ein. Von der Ruine selbst ist wenig erhalten geblieben, dafür lohnt die Aussicht und vor allem lädt die vorhandene Schutzhütte zu netten Abenden mit gutem Trank vor romantischer Kulisse ein. Eine ähnlich guter Rastplatz liegt später auf dem Steig zwischen Naumburg und Ippinghausen: eine Schutzhütte, ein Aussichtsturm und eine Schaukel bieten Spaß auch für "große Kinder". Hier ist jedoch auch mit der Jugend aus den umliegenden Dörfern zu rechnen, wie der Müll vermuten lässt.
In Ippinghausen kamen wir für Wanderverhältnisse recht dekadent im Hotel Pfeifferling unter, was ein Zugeständnis meinerseits an den Rücken meines Vaters war. In jedem Fall genossen wir dort deftige Hausmannskost und Wein beziehungsweise Bier und lauschten gespannt den Thekengesprächen der Stammkundschaft.


Tag 2: Ippinghausen - Bringhausen (36 km)

Nach einem üppigen, wenn auch qualitativ eher durchschnittlichen Frühstück ging es bei herrlichstem Wetter hoch zur über Ippinghausen thronenden Weidelsburg. Durch einen wunderbaren Buchenwald führte der Weg hinauf zu der noch erstaunlich gut erhalten Burg(ruine). Beim Abstieg entdeckten wir einen sehr schönen Grillplatz mit Schutzhütte vor entsprechend malerischer Kulisse. Ein echter Tip!
Wegen der Beinschmerzen meines Vaters kürzten wir den Weg etwas ab und ignorierten den Abstecher des Habichtswaldsteigs nach Naumburg. Stattdessen schlugen wir uns gefühlsmäßig Richtung Waldeck durch und kamen dort auch noch vor 15 Uhr an. Von da an zog ich alleine auf dem Urwaldsteig weiter.
Die Sonne und der Ehrgeiz packten mich, sodass ich etwas an Tempo zulegte. Auch aufgrund des relativ leichten Gepäcks und der leichten Schuhe (Joggingschuhe statt Wanderstiefel) kam ich gut voran und genoss eine überwiegend schöne Strecke bei bestem Wetter. Zwischenzeitlich wurde die "Urwaldstimmung" durch Straßenlärm (der Edersee gilt als Bikerparadies...) oder das plötzliche Auftauchen einer riesigen E.on-Anlage gestört, aber das hielt nicht lange vor. Abends verließ ich wieder den Nationalpark und schlug oberhalb von Bringhausen am "Fünf-Seen-Blick" mein Nachtlager auf. Nach einem Topf Reisnudeln schlüpfte ich unters Tarp und in den Schlafsack.


Tag 3: Bringhausen - Scheid (35 km)

Nach einer leicht regnerischen Nacht konnte ich immerhin in der Sonne frühstücken (Hirse mit Milchpulver und Bananenchips), bevor es allmählich zuzog. Da ich in Bringhausen, anscheinend einer Wochenend-Siedlung, kein Wasser bekam, lief ich mit leeren Flaschen los, was meinen Rucksack immerhin noch einmal erleichterte. Glücklicherweise fand ich unterwegs einige kleine Bäche, aus denen ich ein paar Schlucke trank. Dabei konnte ich auch eine Theorie des UL-Trekkings prüfen: Ich rutschte beim Trinken (natürlich gezielt) mit einem Fuß ins Wasser. Der Joggingschuh war sofort vollkommen durchnässt. Was nun jedoch mit Lederstiefeln recht nervig gewesen wäre, war hier kaum ein Problem: Beim weiteren Laufen wärmte der Wollsocken etwas, während durch den luftigen Stoff des Schuhes das Wasser größtenteils verdunsten konnte. Ich war zufrieden!
Am frühen Nachmittag kam ich beim Informations-Zentrum Kellerwald an, wo ich mir als einziger Kunde einen Kaffee gönnte. Danach überquerte ich den Edersee an seinem Westende bei Herzhausen und war fortan auf der Nordseite unterwegs. Diese gefiel mir noch besser als die Südseite. Die Pfade waren verschlungener und die Hänge steiler. Letzteres führte nun wiederum dazu, dass ich keinen ebenen Platz zum Schlafen finden konnte. Deshalb musste ich trotz schmerzender Knie noch bis Scheid marschieren, was gegen Ende nur noch bedingt Spaß machte. Die 36 Kilometer des Vortags waren wohl doch ein zu heftiger Einstieg in die Wandersaison gewesen. Seit nachmittags nieselte es auch nahezu durchgehend. Immerhin fand ich bei Scheid noch einen halbwegs passablen Platz zum Schlafen, musste in dieser Nacht jedoch nahezu meine komplette Kleidung anziehen, weil vom See her reichlich kühle Luft heranzog.


Tag 4: Scheid - Waldeck (14 km)

Trotz Kälte schlief ich einigermaßen gut, verzichtete jedoch auf ein ausgiebiges Frühstück. Stattdessen warf ich ein paar Nüsse, etwas Beef Jerkey und ein bisschen Trockenobst ein und dann ging's weiter. Leider machten sich die Knie bald wieder bemerkbar, sodass ich froh war, an diesem Tag nur noch 14 km vor mir zu haben. Bei Sonne und ein paar Grad mehr wäre der gesamte Urwaldsteig sicher auch noch einmal viel schöner oder besser: anders - so jedoch erinnerte er mich teils an skandinavische Fjordlandschaften, durch die ich wie ein miesmutiger norwegischer Fjelltroll stapfte und mein Knie beschimpfte... Auch wenn es anders klingt: Jeder Minute "draußen" war besser, als eine weitere am heimischen Schreibtisch! Diese Realität nahte jedoch mit großen Schritten: Gegen Mittag war ich wieder in Waldeck. Genehmigte mir einen Kaffee und saß bald auch schon im Bus zurück.

Fazit

Mein persönliches Ziel war es, neue Ausrüstung (z.B. den Rucksack) und neue Techniken (z.B. Joggingschuhe statt Wanderstiefel) auszuprobieren. Das Ergebnis hat mich überzeugt: Distanzen von 25-36 Kilometern wären mit der alten Ausstattung nur bedingt bis (un-)möglich gewesen. Einziger Wermutstropfen bleiben die Knie, die jedoch bereits vorher angeschlagen waren. Insofern bin ich vollauf zufrieden!
Allgemein ist der Urwaldsteig für ein Wochenende auch sehr zu empfehlen, wobei die Nordhälfte ein bisschen uriger als die Südhälfte ist. Der Habichtswaldsteig war unspektakulärer, ich habe jedoch auch seinen Anfang ausgelassen, der besonders um den Dörnberg sehr schön ist. In der Summe ließen sich beide Wege jedenfalls nett verbinden und wären durch mögliche Extratouren auch auf den Umfang einer einwöchigen Unternehmung ausdehnbar.

Tourengänger: Vandrer


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Kommentare (1)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 10. April 2012 um 09:38
schöner bericht. ist ja gar nicht so flach "da oben", wie ich mir das immer vorgestellt habe ... :-)


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