Midžor / Midžur 2169m


Publiziert von Sputnik Pro , 7. Oktober 2010 um 22:33.

Region: Welt » Serbien
Tour Datum:30 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: BG   SRB 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Keine öffentliche Transportmöglichkeit. Ausgangspunkt ist Пирот (Pirot), von dort mit dem Taxi nach Топли До (Topli Do). Von Београд (Beograd) oder Ниш (Niš) fahren aber täglich viele Busse nach Pirot.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine, eventuell das Hotel Бабин зуб (Babin zub) im Westen der Berggruppe.
Kartennummer:Stara Planina 1:50000 - Planinarsko turistička karta

HÖCHSTER SERBE:  МИЏОР / МИДЖУР (MIDŽOR / MIDŽUR) 2169m

Der höchste Berg von Serbien ist der 2169m hohe Миџор (Midžor), er liegt direkt auf der Grenze zu Bulgarien wo er auf Bulgarisch Миджур (Midžur) genannt wird. Er liegt im Westen des Balkangebirges Стара Планина (Stara Planina) das grösstenteils in Bulgarien liegt, der Midžor ist davon der zwölfthöchste Gipfel. Der Charakter des Berges ist Wald bis hinauf auf etwa 1500m und ein sehr weitläufiges Gipfelplateau dessen West-, Süd- und Ostflanken nur wenig steil sind und meist aus alpiner Graslandschaft bestehen. Gegen Norden weist der Midžor aber eine steile, felsdurchsetzte Grasflanke auf. Das Klima am Gipfel ist ziemlich rau, so liegen etwa 120 Tagen im Jahr Schnee. Drei grössere Flüsse haben ihre Quelle beim Midžor In Serbien entspringt im Westen der Тимок (Timok) als Голема река (Golema reka) und im Süden die Темштица (Temštica), einem Zufluss der Нишава (Nišava) ihre Quelle. Auf der bulgarischen Seite entspringt nordseitig vom Midžor der Лом (Lom). Die nächstgelegenen Dörfer sind in Serbien auf der Südseite des Gipfels Топли До (Topli Do) und in Bulgarien Горни Лом (Gorni Lom) im Norden. Bis Anfang der 1990er Jahren war es Touristen verboten den Berg zu besteigen da er sich in Grenzgebiet befindet. Für den Aufstieg von Bulgarien ist aber immer noch eine Genehmigung der Grenzpolizei nötig die man in София (Sofija) bekommt; die Besteigung des Midžor aus Serbien ist dagegen frei. Von Serbien führen zwei einfache Routen zum Gipfel, die Einfachste (T2; 400Hm) ist ein markierten Wanderweg aus Westen vom Hotel Бабин зуб (Babin zub) , eine längere Route (T3; 1400Hm) und teilweise weglose Strecke beginnt in Topli Do im Süden und führt über den Rücken Дуго било (Dugo bilo) auf den Midžor. Der Aufstieg aus Bulgarien beginnt in Gorni Lom und ist sehr lange aber unschwierig (T3; 1700Hm).

Reisebericht Serbien:

TAG 1-5 (25.-29.9.): Bulgarien


Für den Reisebericht und die Besteigung des höchsten Berg Bulgariens siehe:  http://www.hikr.org/tour/post28725.html

TAG 5 (29.9.): Sofija - Pirot

Bei regnerischem Wetter passierte ich am Morgen die Grenze von Bulgarien her nach Serbien im Bus einer bulgarischen Busgesellschaft. Die Grenzformalitäten waren rasch erledigt und nach Пирот (Pirot) wars nicht mehr weit, der Bus machte nur noch in der kleinen Serbischen Grenzstadt Димитровград (Dimitrovgrad) einen Zwischenstopp. So lud der Fahrer mich bald im Zentrum der Industriestadt Pirot aus wo auch gleich das gleichnamige Hotel aus der Zeit Titos stand. Doch dieses war, obwohl in meinem Serbien buch noch beschrieben, nicht mehr in Betrieb. Wenige hundert Meter weiter gab es aber das Гали (Gali), das neuere Hotel ist ebenfalls sehr zentral gelegen und hat eine gemütliche Atmosphäre. Am Nachmittag wurde das Wetter nun etwas schöner und ich schaute mir die Stadt sowie die Burg Момчилов Град (Momčilov Grad) aus dem 14.Jahrhundert an; hinter der Burg hat es zudem einen Hügel den ich ein Stück hochkraxelte um von dort eine schöne Aussicht auf die Stadt mit ihrer Festungsanlage zu haben, der höchste Punkt von diesem Hügel war aber leider nicht zugänglich. Im Hotel organisierte ich abends noch den Transport ins Dorf Toplo Do, da in das abgelegene Kaff kein öffentliches Verkehrsmittel fährt. Ein Bekannter der Rezeptionsdame bot mir dann an für 40 Euro mich am frühen Morgen hinzufahren und am Nachmittag in Topli Do wieder abzuholen. Der Preis war für mich in Ordung da ein Weg etwa eine Stunde Fahrt war.

TAG 6 (30.9.): Pirot - Topli Do - Midžor - Topli Do - Pirot

Nachdem ich im Hotel gefrühstückt hatte, erwartete mich Бојан (Bojan) pünktlich um sieben Uhr im Hotel. Wir fuhren sogleich los, zuerst ging es über eine Landstrasse durch fruchtbares Kulturland ins Dorf Темска (Temska). Von dort begann die äusserst reizvolle Fahrt auf einer schmalen, holprigen Strasse durch die Schlucht der Temštica. Über zwanzig Kilometer windet sich das Strässchen dem Bach entlang nach Topli So, auf beiden Seiten ragen rote Sandsteinfelsen aus dem Herbstwald der die steilen Flanken des bedeckt. Der erste Eindruck von Topli Do war genau so wie ich darüber schon gelassen habe, es hat schon Ähnlichkeiten mit dem Dorf von Asterix und Obelix. Nahezu alle Häuser stehen schief und viele sind am verfallen da nur noch wenige alte Menschen dort leben. Die Einwohnerzahl ist zwischen 1961 bis 2002 von ursprünglich 976 auf 108 zurück gegangen. Immerhin scheint es dort aber noch mehr Schafe und Kühe als alte Leute zu geben, das ursprüngliche Bergdorf ist für sich alleine gesehen schon einen Urlaubsausflug wert! Bojan lud mich also in Topli Do ab und zwei ältere Dorfbewohner zeigten mir die Richtung zum Midžor. So lief ich durch den oberen Dorfteil, dahinter begann dann auch der steinige Pfad der kurz, aber steil auf eine schräge Ebene führte. Ich querte die Ebene mit den glatten Felsplatten hinauf und traf dort wieder auf einen Schäferweg dem ich durch dichten Wald folgte. Auf etwa 1000m endete der Waldgürtel und ich stand vor dem breiten Grasrücken auf dem ich nun 600 Höhenmeter weiter hinauf folgen musste. Zunächst war wieder kein Weg mehr sichtbar, doch sobald es zum P.1235m wieder steiler wurde war plötzlich wieder ein gutes Weglein da. Hinter der Kuppe P.1235m rastete ich das erste Mal. Danach wanderte ich den immer noch gut sichtbaren Wegspuren auf dem Grasrücken hinauf zum Gratbuckel Ћићаина чука (Ćićeina čuka; 1500m) bei der ich die Wolkenuntergrenze erreichte. Nun sollte es nochmals hundert Meter hinauf gehen bis ich nach der Karte auf einen waagrechten Grasvorsprung kommen würde. Die Spuren waren im nun hohen Gras aber immer noch zu erkennen und so erreichte im Nebel den waagrechten Absatz auf 1600m wo ich nochmals eine Trinkpause einlegte. Der Grasrücken endete hier und über eine steile Grasflanke galt es nun auf einen weiteren, plateauartigen und sehr breiten Grasrücken (Dugo bilo) zu gelangen. Die ersten 150 Höhenmeter konnte ich noch einer Pfadspur folgen, danach verlor sie sich aber zunehmend. Sobald ich den Rücken Dugo Bilo erreicht hatte drehte ich meine Laufrichtung 90° nach links und folgte dem Rücken im Nebel so dass es auf beiden Seiten von mir abwärts zu gehen schien. Kerzengerade folgte ich also weglos dem Rücken schwach ansteigen bis ein steiler Grashang vor mir im Nebel auftauchte. Nach der Karte müsste ich jetzt eine Höhe von 1900m haben. Hier ass ich meine Bananen und benutzte Schalenstücke als Markierungszeichen indem ich sie an verdorrten hohen Pflanzenstängel anbrachte um so im Abstieg wieder den Rücken Dugo bilo im dichten Nebel zu finden. Immer wieder Markierungszeichen anbringend stieg ich nun den Grashang hinauf und traf etwa 150m weiter oben plötzlich auf einen breiten Weg. Der Weg war auf der Karte eingezeichnet und ich müsste nun hundert Meter unterhalb Grenzstein 333 sein der auf dem Grat oben steht. Ich errichtete ein Steinmännchen am Wegesrand und stieg weiter weglos bergauf. Als ich den Grat erreicht blies mir ein kräftiger Wind um die Ohren und das Gras war mit windgeformten Schneeskulpturen überzogen. Nun war es nicht mehr weit zum Gipfel, ich folgte dem Grat nach Westen und war überrascht als für kurze Zeit der kräftige Wind die Wolken vom Grat blies und ich einen atemberaubenden Tiefblick nach Bulgarien hatte. Doch der Nebel war schnell wieder und so stand ich bald auf dem höchsten Punkt Serbiens ohne Aussicht. Immerhin war ich mir sicher Oben zu sein da ich den Gipfelstein von Fotos her schon kannte und dort sogar ein Gipfelbuch deponiert war! Wegen dem üblen Wind blieb ich nur kurz auf dem Gipfel und stieg die Grasflanke nach rechts Unten queren ab wo ich wieder auf den Weg traf. Diesem folgte ich bis zum gebauten Steinmann, ab hier wiesen die Bananenschalen den Weg hinunter zum Grasrücken Dugo bilo. Das Problem war nun aber vom weitläufigen Dugo bilo den Weg hinunter zum Ćićeina čuka (P.1500m) zu finden. Hier verpasste ich auch den richtigen Weg und stieg durch hohes Gras bergab. Inzwischen hat sich die Wolkenuntergrenze gehoben und so erkannte ich auf 1650m dass ich mich zu weit westwärts befinde. Ich querte als auf den Absatz auf 1600m und befand mich wieder auf der richtigen Route. Nun ging es flott bergab wo ich erst oberhalb von Topli Do nochmals eine Pause einlegte. Im Dorf gratulierten mir einige Bauern zum Gipfelerfolg und schon zwanzig Minuten später kam Bojan und wir fuhren zurück nach Pirot. Dort holte ich mir am Busbahnhof noch ein Ticket nach Sofija und lies den Tag gemütlich ausklingen.

TAG 7 (1.10.): Pirot - Sofija

Sehr früh musste ich heute aufstehen denn der Bus fuhr schon um sechs Uhr in der früh. Dennoch reichte die Zeit noch für einen starken Kaffee an der Busstation. Pünktlich fuhr der Bus ab und bald erreichte ich die Grenzstation hinter Dimitrovgrad während es inzwischen schon Tag wurde...

TAG 7 UND 8 (1./2.10): Bulgarien

Siehe Reisebericht Bulgarien.

Meine genaue Gipfelroute: Топли До - P.1235m - Ћићаина чука - Дуго било - P.1868m - Миџор / Миджур - Abstieg wie Aufstieg.

Links zum Midžor / Midžur:

Info Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Midschur
Wetterprognose Gipfel: http://www.mountain-forecast.com/peaks/Midzhur/forecasts/2169
Bergsteigerinfo summitpost: http://www.summitpost.org/mountain/rock/199677/mid-or.html

Tour im Alleingang.

Tourengänger: Sputnik


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Kommentare (5)


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Wolfgang Schaub hat gesagt: Midžur
Gesendet am 8. Oktober 2010 um 08:37
Hervorragend! Schön, dass Du nicht immer nur den einfachsten Weg nimmst, sondern Dich auch ab und zu durchs Gebüsch und über Geröll schlagen musst!

http://www.gipfel-und-grenzen.de/inhalt/serbien.php

Sputnik Pro hat gesagt: Midžor
Gesendet am 8. Oktober 2010 um 09:39
Hallo Wolfgang,

Natürlich habe ich auf Deine Seite schon reingeschaut, Du hattest ja eindeutig besseres Wetter am Midžor! Die Gegend hat mir gafallen, aber eigentlich war es ja in jedem Land auf der Balkanhalbinsel super in dem ich auf Reisen war.

Danke für den Kommentar und viele Grüsse aus der Schweiz!

Andrej

PP130609 hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2010 um 09:15
Ich bewundere deinen Mut sich alleine durchzuschlagen.

Toller Bericht!

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2010 um 09:40
Danke Lisa,

Viele Grüsse, möchte eigentlich schon wieder in Urlaub fahren :-)

Andi

Eisberg hat gesagt: ZUFAHRT NACH TOPLI DO ASPHALTIERT!
Gesendet am 3. Oktober 2017 um 09:57
ZUFAHRT NACH TOPLI DO ASPHALTIERT!

Anfang September war ich auf dem Midžor; komme im Moment leider nicht dazu, die Tourenberichte zu schreiben. Dank deinem Bericht bin ich die Tour ebenfalls ab Топли До (Topli Do) gelaufen - die richtige Entscheidung. Der 1. Teil der Tour ist wirklich sehr schön und abwechslungsreich und spannender, als die kurze Tour ab Babin Zub.

Inzwischen ist die Straße nach Топли До (Topli Do) fast durchgängig asphaltiert und in einem sehr guten Zustand. Recht am Anfang der Strecke sind etwa 100 m unasphaltiert, davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die Straße ist somit problemlos mit dem eigenen Pkw oder Mietwagen befahrbar.

Bojan arbeitet im Hotel Gali seit ein paar Jahren nicht mehr. ;-) Das Taxi hat mich 1.400 RSD (etwa 13,50 CHF) für die einfache Strecke gekostet (das Taxi Unternehmen wurde mir im Hotel Gali empfohlen).

"Weg" ab Топли До (Topli Do):
Es gibt keinen durchgängig markierten Weg, jedoch verschiedene, teilweise schwache, teilweise deutliche Pfadspuren, die sich gerade im Bereich der "kuriose Felsplatten" verlieren. Bei Nebel ist diese Tour durchaus heikel.

Dieses Bild von Sputnik ist besonders hilfreich:
http://www.hikr.org/gallery/photo380646.html?post_id=28726#1
Eine gute Orientierung; man muss irgendwie zuerst auf den linken Buckel. Ich lief zu weit östlich (rechts im Bild), weil ich der Meinung war doch einfach dem deutlich sichtbaren Pfad folgen zu können. Zum Dank durfte ich dann steil durch den Wald aufsteigen und mich am Ende des Waldes durch dichteres Gestrüpp kämpfen...
Auf diesem Bild sollte man noch ein Stück weiter westlich (nach links) gehen und dann über die "kuriosen Felsplatten".


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