Altkirch - Bonfol: Vom Sundgau in den Jura


Publiziert von ABoehlen , 5. Oktober 2010 um 20:43.

Region: Welt » Frankreich » Alsace
Tour Datum:29 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU   F 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 200 m
Strecke:Altkirch - Illberg - Hirtzbach - Largitzen - Seppois-le-Haut - Pfetterhouse - Bonfol, 24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit der SNCF von Mulhouse oder Belfort nach Altkirch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:CJ nach cff logo Bonfol
Unterkunftmöglichkeiten:Hôtel du Grutli in Bonfol
Kartennummer:LK212 Boncourt / 1065 Bonfol

Nördlich der Grenzen des Kantons Jura liegt eine hierzulande wenig bekannte, waldreiche und recht dünn besiedelte Gegend: Der Sundgau. Quer durch dieses weitläufige Gebiet führt uns die Wanderung an diesem bedeckten Herbsttag.

Als Ausgangspunkt wählen wir die Kleinstadt Altkirch, welche am frühen Morgen dank idealer Verbindungen in 3 Stunden von Worb her zu erreichen ist. Anders als bei meiner ersten und bisher einzigen Tour in dieser Gegend am 14. April 2003 gehört die Strecke nach Altkirch aber nicht mehr zur Basler S-Bahn, weshalb die Weiterfahrt von Basel aus dem französischen Bahnhof erfolgen muss. Als Rollmaterial werden jedoch weiterhin die für das französische Netz umgerüsteten NPZ (RBDe 562) eingesetzt. Im Gegensatz zu so mancher Regionalstrecke in der Schweiz können diese auf der schnurgeraden Strecke durch die Rheinebene mal zeigen was in ihnen steckt und so rauschen wir in bemerkenswertem Tempo Richtung Mulhouse. Dort wartet bereits der Anschlusszug am Perron gegenüber. Ein seltsames Fahrzeug ist das; sieht ein bisschen aus wie eine Rakete auf Rädern. Der niederflurige Einstieg ist ja gut gemeint, aber bei den extra hohen Bahnsteigen hier muss man, um einzusteigen, einen beherzten Sprung nach unten vollbringen. Dabei achte man auf den bedenklich breiten Spalt zwischen Perron und Fahrzeug! "Mind the gap" würde es da bei so mancher U-Bahn wohl heissen; hier erfolgt allerdings keine derartige Warnung...

Die Rakete, umgangssprachlich als "Blauwal" bezeichnet (korrekt: Alstom ATER X73500)  wird von einem Dieselmotor betrieben, der sich bereits im Stillstand mit einen ziemlichen Krach bemerkbar macht. Worin der Sinn liegt, damit unter einer Fahrleitung zu fahren, bleibt das Geheimnis der SNCF. Die Beschleunigung ist allerdings nicht von schlechten Eltern und nach nicht mal 10 Minuten sind wir bereits in Altkirch!

Von dem für diesen Mittwoch versprochenen Sonnenschein ist hier leider nichts zu sehen; der Himmel präsentiert sich einheitlich grau. Dafür ist die Temperatur angenehm und wir geniessen das Schlendern durch die reizvollen Gässchen der Stadt. Bevor wir die Tour "richtig" starten, gibt's noch einen stärkenden Kaffee. In dem kleinen Lokal läuft Radio Dreyeckland mit aufgestellter Musik und mit der elsässisch sprechenden Bedienung können wir uns wunderbar in Berndeutsch unterhalten!

Von der Altstadt, die auf einem Hügel liegt, führt uns der Weg sachte ansteigend bis zum Illberg, eher wir ins Illtal absteigen, wo der Ort Hirtzbach liegt. Ein schönes Dorf mit stattlichen Fachwerkhäusern und vielen Gärten. Den Ansichtskarten, die wir in einem kleinen Laden erwerben, entnehmen wir, dass der Ort mit dem Label "Village fleuri" mit 4 Blumen ausgezeichnet wurde (höchstmögliche Auszeichnung). Auch einen Bahnhof entdecken wir, allerdings halten dort schon seit fast 60 Jahren keine Züge mehr und wo einst Schienen verliefen, befindet sich heute ein Radweg. Alte Karten zeigen die Strecke jedoch, welche zwischen Altkirch und Carspach von der Hauptlinie abbog und bis nach Vieux-Ferrette (früher Alt-Pfirt) führte. Von Waldighofen gab es zudem eine Querverbindung über Blotzheim bis nach St-Louis.

Südlich von Hitzbach tauchen wir in den Bois de Hirtzbach ein. Dieser ist Teil eines riesigen Waldgebietes, welches laut Karte von unzähligen Wegen durchzogen sein soll. Leider erwischen wir einen schlechten, denn mit jedem Schritt wird das Grünzeugs zahlreicher und bald kämpfen wir uns durch Brennnessel- und Brombeerdickichte und nur noch eine feine Spur zeigt an, wo's langgeht. Wir sind erleichtert, am Pt. 395 beim Gemeindeweiher wieder auf einen deutlicheren Weg zu stossen. Viel besser zu begehen ist dieser allerdings auch nicht. Aufgrund des vielen Regens der letzten Tage präsentiert er sich über weite Strecken als braune Brühe und es erweist sich als sinnvoller, parallel dazu durchs Geäst zu kraxeln.

Bald endet der grosse Wald jedoch, und im offenen Gelände oberhalb von Largitzen kommen wir wieder gut voran. Durch ein Gebiet mit zahlreichen Teichen erreichen wir im Ort Seppois-le-Haut (früher Obersept) das Largtal und über den Hummelsberg das Grenzdorf Pfetterhouse (früher Pfetterhausen). Auch hier erinnert ein Bahnhof an längst vergangenen Zeiten als noch Züge durch diesen Ort verkehrten (siehe Details und weiterführende Links hier).

Die Schienen sind weg, aber die Einschnitte und Aufschüttungen, die gebaut werden mussten, um im hügeligen Gelände ein gleichmässiges Gefälle zu erzielen, sind immer noch vorhanden und auf dem Weiterweg gut zu sehen. Bei der Kreuzung mit der Landstrasse D41 kraxeln wir aus dem Einschnitt zur Brücke hinauf, hinter der gleich die Landesgrenze verläuft.

Bis zu unserem Ziel ist es aber noch ein gutes Stück, welches ausschliesslich durch einen recht urtümlichen Wald verläuft. Diese Wildnis hat allerdings auch ihre Schattenseiten, denn das vor ca. 90 Jahren in die Schweiz eingeschleppte Drüsige Springkraut bedeckt hier schon bedenklich grosse Flächen, wo nun kaum noch was anderes gedeihen kann.

Nach rund sechseinhalb Stunden erreichen wir schliesslich den ruhigen und beschaulichen Ort Bonfol, wo endlich auch die Sonne ein wenig durch die Wolken drückt. Für die Rückfahrt nehmen wir im frisch revidierten NPZ-Prototypen Platz, den die CJ von den SBB erworben hat und seit diesem Jahr auf der Strecke Porrentruy-Bonfol einsetzen. Dieser Zug sieht nicht nur toll aus, sondern darf wohl auch als Zeichen gedeutet werden, dass diese Linie, trotz sehr geringer Frequenzen, auch in Zukunft betrieben werden wird.

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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