Frühlingstour aufs Gross Leckihorn (3068 m)


Publiziert von alpinos , 28. März 2010 um 18:38.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:27 März 2010
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Realp (1538 m) - Witenwasseren - Oberstafel (2221 m) - Rotondohütte (2570 m) - Leckipass (2892 m) - Gross Leckihorn (3068 m) - u.z.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Realp; Parkplatz bei der Dampfbahn (Parkautomat heute außer Betrieb; sonst 3 CHF für 18 h)

Ermüdende, aber überaus lohnende Tour im Witenwasserental
[Tour Robert mit Reto]

Endlich hatten Reto und ich einen Termin für gemeinse Skitour gefunden. Unser eigentlicher Plan war, Gemsfairenstock und Clariden von Ost nach West zu überschreiten. Allerdings war das Wetter nicht optimal und die Lawinenwarnstufe "erheblich" schloss die Tour für uns aus. Wie wir außerdem noch erfahren haben, hatte tagszuvor der Sturm die Seilbahn auf den Fisetenpass beschädigt und sie war außer Berieb. Wir entschieden uns daher, auf das Gross Leckihorn zu gehen - eine impossante Tour, die vorallem wegen der langen Gehzeit eine Herausforderung darstellt. Von Hangneigung und Exposition her erschien uns die Tour für die Lawinensituation machbar.

Am Freitag hatte es im Gebiet um den Furka je nach Lage zwischen 10 und 20 cm geschneit. Das Hospental war eine wunderbare Winterlandschaft, als wir um zwanzig nach sechs vom Parkplatz in Realp (1538 m) losmarschierten. Es war anfangs locker bewölkt und die aufgehende Sonne färbte die Wolkenfetzen um die schwarz im frischen Neuschnee aufragenden Gipfel rosa und orange-rot. Wir folgten der Straße ins Witenwasserental hinein. Bis zur Abzweigung auf den Sotzigen Firsten hatten vier Skitourengehen eine Spur gelegt; von hier ab waren wir aber alleine unterwegs und zogen unsere Spur durch den frischen Schnee. Die Wolkten wurden zahlreicher und im diffusen Licht war die Nahorientierung recht anstrengend. Aber dank der nummerierten Stangen ist der Weg zur Rotondohütte auch bei schlechter Sicht gut zu finden.

Bis zu einer Höhe von ca. 2000 m war der Aufbau der Schneedecke alles andere als optimal: die nicht mehr pulvrige Neuschneedecke lag auf einer festeren Zwischenschicht, unter der schon aufgeweichter Nassschnee lag. Stellenweise brach man fast einen halben Meter in diesen weichen Sulz ein, was die Spurarbeit noch etwas kräftezehrender gestaltete. Ab 2000 m Höhe war die Schneedecke deutlich fester. Im ganzen Witenwasserental konnten wir an den Hänge viele schon überschneite, aber auch einige frische Lawinen der vergangenen Nacht erkennen. Etwas unterhalb von Oberstaffel mahnte uns ein deutliches "Wumm" noch einmal zu erhöhter Wachsamkeit.

Bei Oberstaffel (2221 m) riss die Wolkendecke auf und die Sonne ließ die frisch verschneiten Hänge hell erstrahlen; es war ein großartiger Augenblick, die umliegenden Berge in ihrer Pracht zu sehen. Ein paar Minuten später zogen allerdings dicke Wolken vom Wallis herein und es begann zu leicht zu schneien. Zum Glück wurde die Sicht nicht beeinträchtigt und der Schneeschauer dauerte nicht lange; kurz vor der Rotondohütte zogen sich die Wolken zurück und der Himmel erstrahlte in tiefem Blau. Nach vier Stunden (inklusive Tee- und Fotopausen) erreichten wir schließlich die Rotondohütte (2570 m).

Die Bergwelt des hinteren Witenwasserentals ist wirklich einmalig; in weitem Halbrund überragen Stegenhorn und Pizzo Lucendro im Osten, Ronggergrat und Hüenerstock im Süden und Witenwasserenstock und die beiden Leckihörner im Westen den weiten Talkessel. Mit dem frischen Schnee und den weißen Wolken vor dem tiefblauen Himmel war es ein großartiger Anblick, den wir in vollen Zügen genossen.

Nach einem kurzen Schwatz mit dem Hüttenwart setzten wir unseren Weg fort. Eine Gruppe hatte am Morgen eine Spur hinauf zum Leckipass gelegt, was uns nach dem langen Anmarsch ganz willkommen war. Wir traversierten den Hänge südlich des Rottälligrates und stiegen durch eine breites, flache Mulde hinauf zum Leckipass (2892 m). Gleich am Fuße des ersten Aufschwungs deponierten wir die Ski und stiegen den recht steilen Grat hinauf. Nach wenigen Schritten legten wir Steigeisen an und der Pickel kam zum Einsatz. Nach einem weiteren kleinen Sattel, in dem wir unsere Rucksäcke zurückließen, stiegen wir teils auf dem Grat, teils etwas rechts davon in gutem, festen Schnee hinauf zum Gipfel des Gross Leckihorns (3068 m), den wir nach insgesamt 6 Stunden 20 Minuten erreichten.

Hatten wir im Sattel noch eine gute Sicht auf die impossanten Muttenhörner und das dahinterliegene Berner Oberland, so hüllten uns am Gipfel wieder ein paar Wolken ein. Nach kurzer Zeit stiegen wir wieder zum Skidepot ab und fuhren entlang der Aufstiegsspur hinab zur Hütte, in der wir uns mit Rivella und Gerstensuppe für die folgende Abfahrt nach Realp stärkten. Wegen der Lawinengefahr verzichteten wir auf mögliche Alternativabfahrten über das Muttental oder den Stelliboden. Der Schnee war im unteren Bereich noch einmal deutlich aufgeweicht; in Realp war der Neuschnee schon fast wieder ganz abgetaut und die Südhänge schon fast wieder frei von Schnee.

Die großartige Bergwelt des Witenwasserentals lohnt den langen Anmarsch auf jeden Fall. Wir wurden für die Aufstiegsmühen mit wunderbarem Wetter und tollen Blicken auf die frisch verschneiten Berge belohnt. Vielen Dank an Reto; es war eine super Tour und es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht!


Verhältnisse
  • Lawinenwarnstufe "erheblich"
  • ca. 10-20 cm Neuschneee; nicht mehr pulvrig, sondern schon feuchter und fester
  • darunter 50-80 cm "Faulschnee", in den man stellenweise tief einsinken kann
  • viele überschneite Lawinen im Witenwasserental; einige frische Lawinen
  • einige deutliche Wumm-Geräusche


Gehzeiten
Realp ab 6:20 Uhr
Rotondohütte 10:30 Uhr
Leckipass 11:40 Uhr
Gross Leckihorn 12:40 Uhr
Rotondohütte an 13:35 Uhr; ab 14:25
Realp an 15:20 Uhr


Tourengänger: Reto & Robert.

Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 2232.gpx Leckihorn

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