Maienfelder Furgga (2436 m) - Von Arosa nach Davos-Frauenkirch


Publiziert von marmotta , 28. März 2010 um 19:01.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:27 März 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1040 m
Strecke:Arosa Bhf - Arosa Untersee - Stausee - Furggabödeli - Maienfelder Furgga - Chummerberg - Usserberg - Chummeralp - Mälcheren - Frauenkirch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arosa
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Frauenkirch
Kartennummer:LK 1196, 1197, 1217 / 248 S, 258 S

Im Nassschnee abgesoffen

Eigentlich hatte ich an diesem Wochenende ja die Alpinwandersaison eröffnen wollen, nachdem die steilen Südflanken bis am Freitag dank Föhn und anhaltend milden Temperaturen bis auf eine Höhe von 2000 m aper waren. Daraus wurde nichts, nachdem die Ambitionen des noch jungen Frühjahrs durch den neuerlichen Wintereinbruch mit viel Neuschnee bis auf 1000 m herab einen herben Rückschlag erlitten haben...Also doch noch mal mit den Schneeschuhen - das angekündigte Schönwetterfenster am Samstag, das im Bündnerland bis am Abend anhalten sollte, wollte ausgenutzt werden!

Wie jeder weiss, sollte man um diese Jahreszeit aufgrund der tageszeitlichen Erwärmung Touren früh beginnen und beenden. Aus logistischen Gründen war dies für mich leider nicht möglich, daher suchte ich mir eine Tour heraus, auf der keine allzu steilen Hänge travesiert werden müssen und bei der ich gleich noch einige seit längerem geplante Gipfelprojekte rekognostizieren konnte (für deren Realisierung es aber günstigere Verhältnisse braucht): Der Übergang vom Schanfigg ins Landwassertal über die Maienfelder Furgga - eine vor allem im Sommer sehr beliebte Wanderung, im Winter hingegen eher einsam...

Nach einer Ehrenrunde durch den mondänen Skisportort Arosa startete ich um 9.45 Uhr am Stausee (P. 1609) in der Plessurebene - reichlich spät für eine Frühjahrstour, ich befürchtete Schlimmstes in punkto Tragfähigkeit der Schneedecke. Weit und breit war keine Spur zu entdecken, der ich hätte folgen können. Also auf eigene Faust in Richtung Furggabödeli (1905 m) und weiter, mehr oder weniger dem Sommerweg folgend, über P. 2153 zur Maienfelder Furgga (2436 m).

Hinsichtlich meiner Befürchtungen wurde ich nicht "enttäuscht": Fast bei jedem Schritt brach ich im feuchten, schweren Schnee durch. Auf dem tief verschneiten Alpweg durch den Furggawald konnte ich noch etwas von einer alten Spur profitieren, von der zwar nichts mehr zu sehen war, die aber erspürt werden konnte! Im weitläufigen Gelände auf dem Furggabödeli verlor ich dann diese unsichtbare Hilfe und die Spurarbeit wurde zu einem richtigen Chrampf. Auf dieser Höhenlage hatte es überhaupt keine tragfähige Unterlage, so dass ich in dem durchfeuchteten Schnee oft bis zum Grund durchbrach. So macht das natürlich überhaupt keinen Spass und nachdem ich mich zum x-ten Male aus dem zementartigen Schnee wieder hochgehievt hatte, dachte ich ernsthaft daran, die Aktion abzubrechen und wieder nach Arosa abzusteigen. Doch wenn man(n) sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird es eben auch durchgezogen... ;-)

Oberhalb der legföhrenbestandenen Steilstufe nach dem Furggaboden ging es wieder etwas besser und ich erreichte ohne grössere Schwierigkeiten die Maienfelder Furgga mit der einfachen Unterstandshütte (es hat innen 4 Holzpritschen und ein Tisch, für ein Biwak ausreichend, allerdings ist die Hütte nach Osten offen, so dass Schnee hereinwehen kann). Das Wetter zeigte sich nun von seiner besten Seite, die Sonne brannte von einem fast wolkenlosen, blauen Himmel, so dass ich die Aussicht auf Furggahorn, Tijer Flue, Amselflue usw. in aller Ruhe geniessen konnte und mich -nach all den Aufstiegsmühen- zu einem kleinen Mittagsschläfchen auf die Holzbank vor der Hütte legte. 

Für den Abstieg wäre es bei den vorherrschenden Verhältnissen wohl am einfachsten gewesen, in meiner Aufstiegsspur nach Arosa zurückzugehen, zumal es mit der zunehmenden Erwärmung (es war bereits nach 12.00 Uhr) ja nicht besser wurde. Ich überlegte lange und entschloss mich dann doch für das Unbekannte, Neue - den Übergang nach Frauenkirch ins Landwassertal. Eine völlig unberührte, weite Landschaft lag vor mir! Noch nicht einmal eine Tierspur zierte das jungfräuliche Weiss, geschweige denn eine Ski- oder Schneeschuhspur.  Bereits im Aufstieg hatte ich keine Menschenseele getroffen und nirgens Spuren gesehen, nur unweit des Pistenrummels in Arosa und Davos herrscht hier um diese Jahreszeit absolute Einsamkeit.

Gingen die ersten Meter des Abstiegs noch hervorragend (oberhalb ca. 2300 m hat es eine durchgefrorene, tragfähige Unterlage), wurde die lange Traverse um den Chummerberg herum bis P. 2262 zu einer einzigen Katastrophe: Bei jedem Schritt brach ich in dem schweren Schnee ins Bodenlose durch, dieser Abschnitt kostete unglaublich viel Kraft und Zeit. Irgendwann fragte ich mich dann schon: "Was mache ich hier eigentlich?" Bei diesen Verhältnissen ist mit Schneeschuhen definitiv nichts mehr auszurichten und das Vorwärtskommen gleicht einem Überlebenskampf. Janu, zurück konnte und wollte ich aber auch nicht mehr, also kämpfte ich mich durch bis zur Chummeralp (1951 m), wo ich auch wieder auf die ersten (Ski-)Spuren traf. Die Spuren rührten von zwei Skitourengehern, die offenbar den kleinen Hügel (P.2402) vor dem Chummerenhüreli besucht hatten - ob die Abfahrt angesichts der tiefen Furchen und einigen Durchbrüchen, die sie hinterliessen, wirklich ein Genuss gewesen war, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls habe ich an diesem Tag -neben herrlichen Landschaftseindrücken- die Erkenntnis gewonnen, dass ich bei solchen Verhältnissen sicher nicht mehr mit Schneeschuhen unterwegs sein werde, und sei das Wetter noch so schön! Entweder ich warte, bis der Schnee geschmolzen ist oder sich in gescheiten Firn umgewandelt hat, oder ich nehme eben doch Skis mit...

Von der Chummeralp erreichte ich dann ohne grosse Mühe den Beginn der asphaltierten und geräumten Fahrstrasse bei Mälcheren auf ca. 1655 m. Zunächst auf dem Forstweg und dann in direkter Linie in zwar immer noch tiefem und sumpfigen Schnee, der das Vorwärtskommen deutlich erschwerte, mich aber nicht mehr komplett versinken liess.

Da der Billettautomat in Frauenkirch keine Scheine annahm, fuhr ich von dort, nicht wie geplant über Filisur-Tiefencastel nach Chur, sondern machte einen Abstecher nach Davos-Platz, wo ich die Wartezeit bis zum Anschluss nach Landquart in einer Aprés-Ski-Bar an der Talstation des Skigebiets "Jakobshorn" verbrachte. Ein stärkeres Kontrastprogramm zu der Einsamkeit an der Maienfelder Furgga kann man sich kaum vorstellen!   

    

Tourengänger: marmotta
Communities: ÖV Touren


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»