Stephanstag und Gornergrat

Zermatt!

Kein Ort, der mich mehr spaltet, der mich mehr verreisst. Das ewige Zögern und Zaudern. Soll ich, oder soll ich nicht? Kein Ort, der mehr Gegensätze in mir aufwirft, als: Zermatt!

Gänsehaut – kalt und heiss.

Am Stephanstag auf den Gornergrat? Puh, eine gewagte Mission, für Jemanden, der von sich weiss, das einer seiner Defekte das Schlechtaushaltenkönnen von Menschenansammlungen ist.

Nun könnte man dem toleranten Zeitgenossen dies insofern schmackhaft machen, das es schliesslich auch ein Ort ist, in dem man Verschiedenartigkeit in unglaublicher Dichte auf engsten Raum erleben darf. Ja, nein, aber eben, also ähm, ich weiss nicht so recht...

Wenn die Augen des kleinen Jungen dann am Gornergrat mit Alpha Centauri um die Wette leuchten, die Verwirrung gegen Verzückung eingetauscht wird, dann wird auch klar, das sich die quälende Frage in regelmässigen zeitlichen Abständen immer wieder stellen wird (soll ich oder soll ich nicht...). Die zauberhaften Momente verblassen tragischerweisse, wenn ich am Ende einer Tour, es ist meistens 16:30 Uhr, die letzten Schritte durch das lange - und nun im Vergleich zum Morgen (after-Partyeffekt) äusserst lebhafte Dorf - zum Bahnhof mache.

Nun aber zur Geschichte: Lawinensituation (sehr) erheblich. Die Schwimmreifen, die sich im November und Dezember aufgrund Tourenmangel um die (genauer gesagt MEINE) Hüften geschlichen haben, nerven total. Ich getrau mich aber nicht ins Gelände.  Also Plan B, der für mich nicht so ungewohnt ist. Mit Schneeschuhen irgendwo rumturnen, wo es sichere Winterwanderwege hat und zuoberst dann halt am Rand der Skipisten zum gelobten Ziel hatschen. Ab wann ich auf die Skipiste muss, wusste ich nicht, der Start verlief jedoch vielversprechend. Von Winkelmatten ist der als Winterwanderweg ausgewiesene Pfad gut gespurt (Skispuren) und aufgrund des Temeraturrückgangs hartgefroren. So schlängelt man sich durch den Wald (Vorderi Wälder), ohne grossartig mit den Skipisten in Kontakt zu kommen.  An der Riffelalp (2200m) ist dann fertig mit Wald und ich wage mich in den freien Hang Bodmen, wo ich trotz Schneeschuhe ordentlich versaufe. Okay, etwas Fitnesstraining kann nicht schaden und ich würge mich hinauf bis 2400m, wo die Gornergratbahn durch eine Holzverbauung vor Lawinen geschützt ist. Spätestens hier muss ich auf die Skipiste. Ich bin nicht der Einzige, der am Rand der Piste für Gegenverkehr sorgt. Einige Skitürler hatten die gleiche Idee. Die Skipisten sind dort oben relativ flach und deshalb auch gut für lernende Anfänger. Für mich sehr angenehm zum Gehen. Mein Autopilot führt mich ohne nennenswerten Aufwand auf den Gornergrat. Der an diesen Tag leider meist bedeckte Himmel zauberte nun extra für mich etwas Sonne hervor.

Beim Rückweg gab es nichts Unerwartetes. Lediglich sorgten im oberen Teil (Skipiste) gelegentliche Parfümwolken (vermutlich am Gornergrat erworbene neue Errungenschaften) einiger schwungsicherer Damen beim Vorbeiflug für überraschende Nouancen.