Daumkofel 2259m - A steilo Zopfe


Publiziert von georgb , 11. Juni 2019 um 07:22.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pragser Tal-Altprags
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Der Daumkofel ist ein Phänomen. Bei der Fahrt ins Pragser Tal sticht er dem Besucher sofort ins Auge. Sein auffälliger, markanter Zapfen lockt jeden Bergfreund, könnte man meinen. Aber phänomenalerweise findet sich nicht der geringste Hinweis und Tourenbeschreibungen sucht man vergeblich. 
Bei Goedeke ist er immerhin erwähnt und die Erstbesteigung stammt aus dem Jahr 1891 von niemand Geringerem als von Viktor Edler von Glanvell. Die Normalroute soll über die Südostseite im 3. Schwierigkeitsgrat führen!?
Ich habe ein paar angedeutete Informationen aufgeschnappt und heute will ich endlich den phänomenalen Daumen erkunden. Eigentlich sind es ja mehrere Daumen und selbst ob der namensgebende Zapfen überhaupt der höchste Punkt ist, scheint fraglich.
Ich nähere mich von Norden, übersteige großzügig noch vorher den Aschtspitz und schleiche mich etwas skeptisch an den Daumkofel heran. Am Ende der Forststraße zieht eine einladende Geröllreiße aufwärts und ich steige ein. Eine Gamsspur gibt mir Orientierung, aber Markierungen suche ich vergeblich, keinerlei Steinmännlein deutet auf menschliche Anwesenheit hin. Trotzdem bin ich auf der richtigen Fährte, die Linie ist logisch und vorgegeben. Ich folge der schottrigen Rinne, greife hier und da nach dem Fels, quere Schneereste und stehe irgendwann vor den vielen Daumen. Nach einer abschüssigen Querung kommt der auffälligste Zapfen in Sicht und ich nähere mich respektvoll.
Vor dem eigentlichen Gipfel hat nebenan jemand ein Kreuzchen aufgestellt und ich lasse mich nieder. Noch bin ich sehr unschlüssig, die ursprünglich nur als Erkundungstour geplante Runde hat mich bis hierher gebracht, warum nicht noch genauer hinschaun!?
Also steige ich über einen Riss diagonal bis an die Südostwand. Noch fühle ich mich den Ansprüchen gewachsen und steige im 2er Gelände bis zu einem Absatz. Zunächst kletter ich wieder ab, ich will sicher sein, dass ich hier auch gut zurückkomme, ein Seil hatte ich für unnötig befunden. Beim zweiten Versuch steige ich noch ein Stück weiter an und sichte auf halber Strecke einen Bohrhaken. Bis dahin treibt mich mein Ehrgeiz, die Griffe werden spärlich und hier kratzt die Wand schon den 3. Grad. Ich bin bedient, ohne Seil will ich hier keine weiteren Experimente wagen, obwohl das Gelände bis zum höchsten Punkt machbar ausschaut.
So schleiche ich mich behutsam wieder hinab und verzichte auf Gipfelerfolg, denn meine Erkundungsfahrt ist noch nicht zu Ende, angeblich gibt es auch von Osten eine Auf- und Abstiegsvariante. Hier zieht ein Graben direkt hinunter zum Stollabach. Doch der Graben ist bei näherer Betrachtung kaum begehbar, immer wieder treffe ich auf haarsträubende Abbrüche und bin gezwungen in die Latschen auszuweichen. Hier habe ich Gelegenheit, mir die Beine zu zerkratzen, mein Uhrband abzureißen und eine Stockspitze zu verlieren. Fluchend erreiche ich irgendwann den Hochwald, mit zerschundenen Unterschenkeln und zwei unterschiedlich langen Stöcken, diese Variante scheidet aus!
So werfe ich mich und den Rest meiner Ausrüstung ins Auto mit einem letzten Blick auf den steilen Zapfen Daumkofel. Die letzten 20 Meter zum Gipfel habe ich mir aufgehoben für ein andersmal, ich kann es kaum erwarten ;-)

Tourengänger: georgb


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